Unterstützung bei Medikamenten auswahl

Hallo zusammen,

ich benötige eure Hilfe bei der Auswahl einer neuen Medikation. Leider hat meine behandelnde Psychiaterin wenig Ahnung von ADHS, ist aber meinen Medikationswünschen in der Vergangenheit immer gefolgt.

Aufgrund eines Kindheitstraumas habe ich bis heute Probleme Gefühle nach außen zu lassen, daher wäre ein Medikament gut, was die Reizbarkeit senkt, da sich sonst die Anspannung erhöht, da ich diese nicht nach außen zeige, sondern ich diese nach innen richte/reguliere/unterdrücke.

Insbesondere bei Stress neige ich zu Blackouts. Das kommt auch gerne mal in der Therapie vor, dass mir dann zu schwierigen, belastenden, emotionalen Fragen keine Antwort kommt, da ich sehr gestresst bin.

Dazu habe ich ein Problem mit der Emotionswahrnehmung, es war zuletzt eine deutliche Erleichterung für mich, als ich das Escitalopram abgesetzt haben, da ich dadurch wieder einen etwas besseren Zugang dazu erhalten habe und ich nicht nur eine Anspannung gefühlt haben, die mal mehr und mal weniger war.

Versucht habe ich schon:
Bupropion: kurzzeitig Verbesserung bei der Konzentration. Sehr schlechter und nicht erholsamer Schlaf, nach einiger zeit sehr gereizt und unter hoher Anspannung und starke Kiefergelenksschmerzen
Elvanse: ähnliche Symptomatik wie bei Bupropion
Medikinet/Ritalin Adult: Führten zu starken essen anfällen, nach dem die Wirkung aussetzte
Ritalin unretardiert: bissher beste Wirkung, aber für mich wenig alltagstauglich, da ich nicht die passenden Zeiträume zur einnahme finden konnte bzw. diese immer verpasse

Aufgrund der sowieso schlechten Emotionswahrnehmung, wäre es gut, wenn das Medikament diese nicht dämpfen würde, es mir aber zeitgleich helfen würde meine Emotionen zuzulassen bzw rauszulassen um die Anspannung zu regulieren.

Zeitgleich habe ich auch leichten Bluthochdruck und Einschlafschwierigkeiten.

Da kam mir nun die Frage ob ich mal Atomoxetin, Guanfacin oder Clonidin versuchen sollte.

Könnt ihr mir hier vllt. Tipps geben? Ich habe mir schon vieles dazu auf adxs durchgelesen, aber entscheiden konnte ich mich noch nicht.

Was ich so raus lese, so sollte Guanfacin besser als Atomoxetin wirken. Guanfacin hat aber keine Zulassung für Erwachsene. Könnte mir dann Clonidin als Blutdrucksenker verschreiben lassen. Wobei bei Clonidin/Guanfacin wohl die Nebenwirkungen höher sind als bei Atomoxetin.

Grüße

Yansen

Wenn du grundlegend Methylphenidat verträgst wäre eine Möglichkeit das du versucht da dass passende zu finden . Es gibt ja noch mehr wie Ritalin und Medikinet Adult.

Die Essensanfälle könnest du ggf vielleicht damit abpuffern , wenn du zum Ende noch unretardiertes Ritalin nimmst.

Wenn du grundlegend mit unret. Ritalin bisher am besten klarkamst , dann eine klares Schema mit klaren Zeitintervallen testen z.B. alles 2 ½ h.
Die unretardierte Medikation hat den Vorteile wenn es bei Therapiestress zu einer Kontrawirkung kommt, dass du es besser anpassen kannst.

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Tipps kann ich nicht geben, aber über Erfahrungen berichten.

Mein Sohn (10) bekommt Atomoxetin und Guanfacin.
Ich fand Guanfacin einfacher einzudosieren, als Atomoxetin. Ich kann nicht sagen, dass Guanfacin besser ist. Sie wirken komplett unterschiedlich.

Guanfacin soll bei Kindern besser wirken als bei erwachsenen.

Okay, ich glaube ich würde dann wohl mal Atomoxetin probieren.

Das ist ja das, ich schaffe die zeitliche regelmäßige Einnahme nicht. Da ist ein Medikament was ich einmal am Tag morgens oder mittags einnehmen kann besser.

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Habe mit 40mg Atomoxetin gestartet und vor ca einer Woche auf 50mg erhöht. Bis jetzt merke ich eine leichte Veränderung, es fällt mir etwas einfacher an dingen dran zu bleiben.

Kann sich jemensch erklären, warum ich unter Bupropion und Elvanse diese starken Kiefergelenkschmerzen habe und mit Atomoxetin nicht?

Weil Amphetamine den Muskeltonus erhöhen. Die Grundspannung ist erhöht und man neigt dazu, unbewusst mit dem Kiefer zu mahlen. Das geht natürlich aufs Gelenk, weil das nicht frei beweglich wie bei lockeren Muskeln ist und in Bewegung ist. Ist wie das übertriebene Zusammenbeißen bei Stress (Amphetamine führen ja auch zur Ausschüttung von Stresshormonen, nicht nur Noradrenalin und Dopamin). Das deutet aber eher auf eine Überdosierung hin. Die Gereiztheit und hohe Anspannung hab ich manchmal auch, wenn ich Tage habe wo ich merke heute hätte weniger Elvanse gereicht oder wenn die Wirkung nachlässt. Aber das kann man schlecht einschätzen morgens.

Bei illegalen Konsumenten oder Extasy (auch ein Amphetamin) die bewusst überdosieren für den Rausch sieht man das häufig, die kauen dann meist Kaugummi. Eine Möglichkeit wäre eine Knirscherschiene für nachts beim Zahnarzt anfertigen zu lassen, das bezahlt die Krankenkasse (zumindest das Standardschutzmodell, es gibt noch hochwertigere Varianten, die sind aber eher bei wirklich starken Knirschern angebracht, das würde dein Zahnarzt aber sehen) um da die Muskeln zu entspannen, das hat meine Beschwerden tagsüber behoben, da wars aber stressbedingt, eine niedrigere Dosis von Elvanse zu testen oder bei Atomoxetin zu bleiben.

Schau einfach wie Atomoxetin im Vergleich zu Elvanse bei dir anschlägt, wenn Elvanse deutlich besser wirkt würde ich es mal mit der Schiene probieren und die Dosis (vermutlich hast du das aber beim eindosieren gemacht) nur langsam steigern und schauen ab wann die Probleme auftreten.

Ich habe nun Atomomoxetin ausprobiert. Bin mit 40mg gestartet und dann ca alle 2 Wochen um 10mg erhöht. Bei 80mg bin ich dann aufgrund von Nebenwirkungen (vorwiegend Sehstörung und etwas benebelt sein) wieder auf 40mg zurück. Spannenderweise wirkt seitdem ich Atomomoxetin nehme Koffein haltige Getränke ganz anders, also vllt mal normal :smiley: Bin dann mehr konzentriert und aufmerksamer bei der Sache.

Ein Problem ist nur, das ich Probleme mit zu hohem Blutdruck habe. Nehme daher auch einen Blutdrucksenker 5mg Amlodipin, (habe die Einnahme ca 1 Woche vor Atomoxetin begonnen) hat aber überhaupt keinen Effekt. Kann natürlich sein, dass das Atomoxetin die Wirkung wieder aufhebt.

Bin nun aber um überlegen, da meine Hausärztin auf einen anderen Blutdrucksenker umsteigen möchte, ob ich fragen soll ob sie mit Guanfacin verschreiben kann. Haltet ihr das für sinnvoll? Wisst ihr wie das mit der Off-Label Verordnung läuft?

Es gab schon mal ein Thema dazu. Ich weiß nicht mehr, wie es ausgegangen ist. Gib mal in die Suchfunktion ein.

Leider möchte mir weder die Hausärztin (Internistin) noch die Psychiaterin Guanfacin verschreiben, da keine Zulassung :frowning: Habe mich jetzt mal etwas nach Clonidin informiert, das könnte ich mir wohl aufgrund des Bluthochdrucks verschreiben lassen. Da habe ich aber gelesen, dass wenn es zur ADHS Behandlung eingesetzt wird, eine retardierte Variante eingesetzt wird. Diese gibt es hier aber nicht :confused: Hat da jemensch erfahrung mit?

Bin jetzt sehr unsicher wie ich weiter machen soll. Die 40mg Atomoxetin sind von den Nebenwirkungen tolerabel, aber helfen mir jetzt auch nicht wirklich im Alltag. Meine Hausärztin hat nun Candesartan als Blutdrucksenker vorgeschlagen. Ist das sinnvoll? Wäre das eventuell ein Versuch in verbindung mit AMP oder MPH möglich? Ich hatte durch AMP eine starke innere Anspannung/Agressivität vllt war diese ja durch die Blutdruck ausgelöst?

Ich habe leider keine Ahnung davon. Ergänze deinen Titel um ein paar Begriffe, vielleicht sieht es dann jemand und kann was dazu sagen.

@Yansen Im Forum kannst du bereits einiges über Clonidin finden: Suchergebnisse für „clonidin“ - ADHS-Forum von ADxS.org

Guanfacin ist wie du bereits erfahren hast nicht zugelassen und könnte maximal nur auf Privatrezept „off Label“ als Selbstzahler verordnet werden. Guanfacin ist jedoch nicht ganz billig und du benötigst eben einen Arzt der das mitmacht.

Zu Clonidin kann ich dir empfehlen, englischsprachig zu suchen, z. B. auf reddit oder x, da findet man sehr viel dazu (clonidine).

Ah ja und falls englisch okay ist kann ich dir auch dieses video empfehlen (bzw. allgemein den Kanal von Dr. Rege): https://youtu.be/IwRJugnSHSc?si=B2_dVwg1oxQ6ae4l

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Danke das Video ist echt super und ich denke Clonidin könnt bei mir eine echte Option sein.

Bin mir nur mit einem noch unsicher, wie das mit der Dosierung ist. Hier ist ja nur Clonidin mit direkter Wirkstofffreisetzung erhältlich, in den USA gibt es auch eine retardierte Version, wie wird das dann richtig eingestellt? Muss das dann mehrmals am Tag genommen werden?

Ich kann dir auch nur das wiedergeben, was ich dazu gelesen habe, ich hab es noch nicht selbst probiert. Wenn das Clonidin hauptsächlich gegen diesen „Hyperarousal“ eingesetzt wird, scheint es sinnvoll zu sein, nicht die „retardierte“ Form zu nehmen und es in sehr geringen Dosen mehrmals täglich zu nehmen (also z. B. 0,05 mg oder noch weniger morgens, mittags und abends). Ggf. abends nochmal eine etwas höhere Dosis, falls unerholsamer Schlaf ein Thema ist. Aber man muss es halt wirklich ganz langsam eindosieren, weil es gerade zu Beginn sehr müde machen kann. Und auch wieder ganz langsam ausschleichen, falls man es wieder absetzen will. Und den Blutdruck engmaschig kontrollieren.