ich bin 32(w) und ganz frisch diagnostiziert.
Meine Psychiaterin hat mir Medikinet verschrieben und das nehme ich seit zwei Tagen. Bis auf starke Müdigkeit und teilweise das Gefühl verballert zu sein (mehr als sonst xD), merke ich eigentlich nur, dass ich nicht mehr so hibbelig bin und die Gedanken nicht ganz so durcheinander sind.
Die Frage, die sich mir allerdings stellt ist, ob ich das wirklich will. Die ADHS ist schon so lange ein Teil von mir und bringt mir nicht NUR schlechtes. Mich würde also interessieren was sich mit der Einnahme alles ändert. Tut sich da was an der Persönlichkeit? Wie sieht es mit Empfindungen aus? (Ich bin z.B. sehr aufbrausend, weil meine Wut mich einfach überrollt, was echt nervig ist… aber auf der anderen Seite kann ich mich so sehr über Kleinigkeiten freuen und ich will diese Freude nicht verlieren.)
Was passiert beim Absetzen? ist dann wieder alles beim Alten?
Gibt es vielleicht eine Alternative? Medikamentation bei Bedarf z.B.? In Prüfungsphasen oder an anspruchsvollen Arbeitstagen oder einfach nur an Tagen, an denen die Symptome besonders anstrengend sind z.B.
Hallöchen roggi
Ich bin auch frisch diagnostiziert, (w 26) und nehme seit wenigen Monaten nun Medikinet und bin immernoch am rausfinden, was für mich die richtige Dosis ist (aktuell 40mg morgens und 20mg nach 6h).
Ich kann deine Bedenken sehr gut nachvollziehen. Die erste probedosis von 10mg war wie eine Offenbarung. Der Gedankenschleier hatte sich endlich mal gelüftet aber ich merkte nach den 6h dann einen harten rebound effekt. Alles prasselte wieder so heftig auf mich ein. Das war sehr unangenehm, hat sich aber nach ein paar Einnahmen erledigt und nun hab ich keine negative rebound erfahrung mehr. Dass du Angst hast dich zu sehr zu verändern, fühle ich sehr. Ich empfinde auch alles sehr stark und bei Freude ist das einfach so unglaublich schön. Ich hab mich in den ersten Wochen emotional tot gefühlt, weil es einfach ein so starker Kontrast zu früher war.
Mittlerweile habe ich allerdings gelernt, mir meine gesteigerte Freude beizubehalten, denn das möchte ich Ich MÖCHTE mich stark freuen über die schönen Dinge des Lebens. Gerade als ehemalige Depressions-Patientin weiß ich das nochmal mehr zu schätzen. Das Gute ist aber, dass mich meine Trauer oder Wut nicht mehr so vereinnahmt. Ich verliere mich nicht in ihnen. Während ich vor einigen Wochen noch dachte, dass ich nichts mehr empfinde, sehe ich es mittlerweile so, dass ich einfach ein gesundes und vor allem für mich viel angenehmeres emotionales Erlebnis habe. Ich verstehe soooo gut, dass das beängstigend ist, aber lass dich mal paar Wochen oder Monate auf diese Umstellung ein und erlaube dir auch, dich zu verändern. Veränderung ist was schönes und Gutes!
Ich würde sagen, meine Persönlichkeit hat sich nicht verändert. Das kann das Medikinet auch gar nicht. Es hilft lediglich dabei, alles da oben zu sortieren
Medikinet ist zusätzlich dazu auch sehr flexibel. Mein Arzt sagte ich kann das auch problemlos mal nicht nehmen wenn ich z.B. am Wochenende kein Bedürfnis danach habe. In der Woche stehe ich z.B. um 6 auf und nehme dann die erste dosis kurz vor 7 und brauche nach 6h die nächste. Am Wochenenede schlafe ich allerdings gerne mal bis 11 und nehme die erste dosis gegen 12. Da lasse ich eine zweite Dosis weg. Jeder Mensch muss da einfach rumprobieren und da die Erfahrung sammeln um das alles für sich einzuschätzen, da jede ADHS anders ist. Ich lasse es nach Belieben weg und das geht problemlos
Abschließend kann ich nur sagen, dass sich bei mir durch die Einnahme alles verbessert hat. Probier viel rum! Mein Arzt sagte MIR, da kann nichts schief gehen. Man kann auch problemlos mal „überdosieren“ um halt zu merken, okay das ist jetzt zu viel Medikinet für mich. Das würde ich eher am Wochenende empfehlen. bei meiner ersten 40mg Dosis war die Reaktion auch stärker und beim zweiten Versuch war es aber dann genau das richtige habe ich gemerkt. So wie die allererste 10mg Dosis wie oben beschrieben (Zuerst starker Kontrast und dann gemerkt „hm das reicht nicht“)
Ich hoffe ich konnte dir weiter helfen <3
Liebe Grüße
Julez
Ich nehme Medikinet seit ein paar Wochen und meine Diagnose ist auch noch nicht allzu lange her.
Ich nehme 2 x 10 mg.
Mittlerweile bin ich mir nicht sicher ob das vielleicht zu wenig ist bzw ob das überhaupt das richtige ist für mich.
Anfangs wars gut und ich konnte mich besser konzentrieren und fokussieren.
Gleichzeitig hatte ich aber 2 Ereignisse die mich ziemlich runtergezogen haben psychisch meine ich.
Seitdem geht es mir mit dem Medikinet leider nicht mehr so gut. Ich habe das Gefühl dass es meine schlechte Stimmung verstärkt.
Ich bin nicht sicher ob die Dosierung zu niedrig war und merke halt auch eine Art Rebound Effekt.
Zu mir (m30+): ADHS-Diagnose im Herbst 2022. Direkt begonnen mit Medikinet adult. Dann zu Elvanse gewechselt und gelegentlich Ritalin adult zur Abwechslung vom Elvanse. Ich habe knapp 1/4 von meinem Ursprungsgewicht abgenommen und lebe gesünder, mache Sport. Bekomme meinen Haushalt besser erledigt. Fahre sicherer Auto. Depressionen und Ängste haben sich gemildert, weil ich besser filtern kann. 2023 war ein schlimmes Jahr mit unschönen Ereignissen in meinem Umfeld. Die Medikation hat mich auch überm Wasser gehalten und vor Überforderung geschützt, weil ich achtsamer mit meinen Bedürfnissen umgehe und diese auch erkenne.
Das legt sich mit der Zeit. Vor allem nimmst du es erst seit 2 Tagen. Alles braucht seine Zeit. Auch die Eingewöhnung, daher Geduld und keine Schlussfolgerungen nach so kurzer Zeit!
Für mich war Diagnose und Medikation ein Life changer. Das kann jeder individuell anders sehen. Aber meine Persönlichkeit hat sich nicht geändert, ich blicke mehr durch und der Nebel ist weg. Ich habe auch mehr Klarheit und Überblick über meine Gefühle und Gedanken. Steigere mich daher weniger in etwas rein.
Es passiert nichts. Außer dass die ADHS-Symptomatik einem stärker auffällt als zuvor. Sie ist es objektiv aber nicht.
Ist natürlich eine Möglichkeit. Habe ich mir anfangs auch gedacht. Nach dem ich die positive Effekte erkannt habe und das Leben mehr genießen kann, ist das für mich keine Option.
Du bist am Anfang einer Reise. Bleibe bei dem Medikinet Adult und beobachte dich bei der Eindosierung. Es kann mit Dosiserhöhungen besser werden. Die Nebenwirkungen klingen ab. Die Eindosierung dauert paar Wochen. Vielleicht ist Medikinet adult aber auch nichts für dich und ein anderes Präparat ist besser. Ich fand den Essenszwang und die damit verbundene Planung in Kombi mit der kurzen Wirkdauer unpraktisch und wechselte. Meine aktuelle Medikation entwickelte sich stufenweise nach einem Jahr zu dem hier:
Meine 24/7 Medikation: Elvanse wegen langer Wirkzeit
An kurzen Tagen: Ritalin adult
Bedarfsweise: unretardiertes Methylphenidat (MPH)
Bedarfsweise bedeutet: Elvanse und Ritalin adult wirken bei mir erst nach 1,5 h. An stressigen Tagen bricht dann morgens das Chaos aus. Das unret. MPH hilft da. Ich nehme es auch abends wenn die Wirkung der anderen Sachen nachlässt und ich noch etwas mehr als 30 Minuten nachts Autofahren muss oder auf eine Veranstaltung gehe.
das hat mir in der Tat sehr sehr weitergeholfen. Vielen Dank fürs Teilen deiner Erfahrungen. Gibt mir aufjedenfall den Antrieb es weiterhin zu versuchen und hat mir auch ein wenig die Angst genommen. Ich hab auch heute das Gefühl, dass die Müdigkeit minimal besser ist. Hab heute aber auch wesentlich mehr gegessen xD Ich muss da wohl, wie du schon sagst etwas rumprobieren und Erfahrungen sammeln.
Ich hab halt auch echt respekt davor die Dosis selbst zu erhöhen (soll die erste Woche 10mg nehmen, die zweite 20mg und die dritte dann auf 30mg hoch gehen)… jetzt hab ich aber das Problem, dass ich nächste Woche eine Klausur schreibe (natürlich noch nichts dafür getan hab) und mich mit der Müdigkeit weder konzentrieren, geschweige denn lernen kann… hab mir dafür extra Urlaub genommen und jetzt klappt nichts xD
Meinst du, jetzt nochmal 10mg zu nehmen ist sinnvoll? oder soll ich bei den 10 bleiben und hoffen, dass es sich morgen bessert? oder die eingewöhnung vielleicht nochmal starten, wenn ich nicht funktionieren muss =D
Wow… das klingt sehr Vielversprechend =D
Dann hoffe ich einfach mal, dass ich so gute Erfahrungen machen darf, wie du.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und auch auf die Aussicht, dass es vielleicht auch noch andere Wege gibt =D.
Ich werde jetzt mal schauen, wie sich diese Woche noch gestaltet… Einen Post drüber hab ich das Problem mit meiner Prüfung geschildert, vielleicht hast du dazu auch eine Meinung/Antwort? (P.S ich muss das System hier noch checken… ich weiß noch nicht, wie ich hier die Antworten „aufbrösel“) XD
32 und keine Ahnung mehr von Technik XD
Ich habe ADHS nicht nur an stressigen Arbeitstagen oder speziellen Situationen wie Prüfungen, sondern immer. Das Leben ist nicht voraussehbar. Stressige Situationen kündigen sich eher weniger an.
So zur Erklärung die Spoon Theory:
Ich habe für jeden Tag eine begrenzte Zahl an Löffeln, welche täglich nicht einmal identisch ist. Ein Löffel entspricht einer Energieeinheit. Ich verbrauche die Löffel schneller als eine handelsübliche Person ohne ADHS. Damit gerate ich schnell ins Energieminus. Schlafe ich schlecht oder ernähre ich mich nicht gut, habe ich noch weniger Löffel am Tag. Mit Medikation verbrauche ich die Löffel nicht so schnell und ich habe mehr Reserven übrig.
Das heißt am Ende nicht, dass mit Medikation alles ein Selbstläufer wird. Ich muss trotzdem alles selbst ansteuern und koordinieren. Selbstkontrolle. Mit Medikation ist das einfacher. Sozusagen Stützräder beim Fahrradfahren.
Schlecht sehen tu ich auch jeden Tag und sollte meine Brille tragen. Tue ich das nicht, übersehe ich etwas, kann mich schlechter konzentrieren und bekomme am Ende sogar noch Kopfschmerzen.
Hi, ich hatte es fast genauso. Ich dachte dann auch ob ich diesen Zustand wohl langfristig so haben möchte. Bin dann eigentlich durch Zufall wegen der zwingenden Nahrungsaufnahme von Medikenet Adult zu Ritalin Adult gewechselt.
Das Ritalin ist viel sanfter und angenehmer.
Die Wirkung deutlich besser. Fast ohne Reboundeffekt.
Versuche es doch einfach mal bei deiner Ärztin anzusprechen mit dem Ritalin.
Ich bin mit dem Wechsel sehr gut zufrieden und merke deutliche Unterschiede zum Medikenet.
Was bei dem einen funktioniert, muss bei dem anderen nicht so funktionieren. Ich empfinde solch eine direkte, vereinfachte (zwar gut gemeinte) Empfehlung als suboptimal. @roggi hat nicht einmal eine Woche hinter sich und steht in der Anfangsphase.
Wenn die Nahrungsaufnahme und Timing nicht so gut planbar ist, ist Medikinet adult prinzipiell nicht empfehlenswert. Gilt auch für Leute die nicht frühstücken. Davon habe ich bei Roggi aber nichts gelesen.
Wegen Nebenwirkungen am 2. Tag der Einnahme zu wechseln ist nicht empfehlenswert.
Hi roggi
das freut mich sooo zu hören! Voll gerne <3
Also ich wüsste nicht warum du nicht jetzt schon erhöhen kannst. Mein Arzt ist da sehr verantwortungsbewusst und meinte, man kann da im prinzip nicht viel falsch machen. Ich habe einen Tag 10mg genommen und dann meinte mein Arzt nach meinen erzählungen „Probieren Sie einfach rum!“ Ich hatte da auch Respekt vor aber so lange du nicht irgendeine besondere vorsichtsmaßnahme einhalten musst wegen deiner Gesundheit, ist das denk ich unbedenklich. Ich bin mittlerweile wie gesagt ja bei 40 - 20 - 0. Man muss sich da einfach einpendeln und testen.
Mit dem Essen musst du aufpassen. Ich bin da anfangs in die appetitlosigkeit abgerutscht aber durch die einnahme fällt es mir jetzt leichter ans essen zu denken. Da hatte ich vor medikinet probleme mit der essensplanung.
Versuch sonst morgen mal 10 - 10 - 0 und nach paar tagen wenn es sich einpendelt und du das gefühl hast dass du mehr brauchst, nimm 20 - 10 - 0. Hab anfangs echt gezweifelt und dann aber einfach auf mein gefühl gehört, weil jede ADHS ist halt anders und niemand außer mir kann das beurteilen. Und jetzt ist mein Gehirn einfach ein strukturiertes Nüsschen… als wäre es Magie
Mir persönlich hat es nicht geschadet während Funktions-Zeiten die Eingewöhnung zu machen. Im grunde ist das genau richtig, weil das ja die momente sind, in denen man dann merkt ob es grad klappt oder nicht.
doch, bei mir wirkt das Medikament sehr positiv auf die Impulsivität. Ich ärgere mich nicht mehr so schnell und bin nicht mehr so unausgeglichen.
Ohne dass die Freude weggegangen wäre. Das wäre eigentlich auch nicht zu erwarten, ich kann mich genau so freuen wie immer.
Aber das gibt es, dass Menschen zwar ruhiger und konzentrierter werden mit Methylphenidat, aber auch ernster und ängstlicher. Dann muss man entweder an der Dosierung etwas ändern oder den Wirkstoff wechseln, d. h. Attentin oder Elvanse nehmen.