Verdacht auf ADHS

Hey,
ich heiße Nadine und werde im Dezember 17 Jahre alt. Ich habe den Verdacht, dass ich ADHS haben könnte und wollte eure Meinung dazu wissen.
Ich habe als kleines Kind nicht wirklich Auffälligkeiten gezeigt. Ich habe alles viel erkundet, bin gerne geklettert und habe oft das Risiko in meinen Handlungen nicht wirklich gesehen (ein Beispiel dafür ist, dass ich am zugefrorenen Pool gesprungen bin, um Eis für ein Iglo zu bekommen… ich habe das Eis bekommen bin aber gleich mit eingebrochen :woman_facepalming:t5: ). Im Unterricht war ich auch nicht auffällig und habe ganz gute Noten geschrieben.
Die ersten Konzentrationsschwierigkeiten hatte ich dann ab meinem fünfzehnten Lebensjahr. Meine Schulnoten wurden rapide schlechter und ich hatte Schwierigkeiten mit dem Lernen (habe viel länger für simple Aufgaben gebraucht) und habe bei Tests viele Schlampigkeitsfehler gemacht.
Zur Zeit habe ich die Noten halbwegs im Griff, weil ich meine eigenen Methoden entwickelt habe, um zu lernen. Ich liebe es zum Beispiel während dem Aufgaben machen Musik zu hören. Das hilft mir meinen Kopf auszuschalten, so dumm das jetzt auch klingen mag, aber es fällt mir leichter bei der Sache zu bleiben, wenn ich selbst geschaffene Ablenkung habe.
Ich bin mir unsicher, ob ich zu einen Psychologen gehen soll, weil die „Probleme“ erst im Jugendalter aufgetreten sind und nicht schon in der Kindheit. Außerdem könnte es auch einfach sein, dass ich faul, unproduktiv, unzuverlässig und dumm bin :sweat_smile:
Die Aktuellen Probleme sind:

  1. Das ich das Gefühl habe etwas machen zu müssen, obwohl ich komplett ausgelastet bin und eh keine Zeit mehr für irgendwas habe (die Hobbys, die ich regelmäßig mache und nicht nach einer Woche wieder Aufgegeben habe: professionellen Leistungssport, Geige, Bücher schreiben, skaten und Football spielen)
  2. Ordnung halten. Egal wie aufgeräumt mein Zimmer war, innerhalb eines Tages liegen die Sachen wieder irgendwo. Meine Eltern meinen ich soll doch bitte jeden Tag zehn Dinge wegräumen, aber bei mir gibt es nur zwei Möglichkeiten alles oder nichts und leider bleibt es meistens bei nichts. Ich finde meine Sachen in der Unordnung besser, weil ich sehe da sehe. Würde mein Geigenkoffer nicht in der Mitte meines Zimmers stehen würde ich vergessen zu spielen.
  3. Ich schaffe es einfach nicht meine Pflichten zu erledigen. Wenn meine Eltern mir sagen, ich soll etwas machen, dann Vergesse ich es in 90 % der Fälle wieder. Das hat dann zur folge, dass sie enttäuscht von mir sind und ich wenn sie mich darauf ansprechen meistens wütend werde.
  4. Ich habe ein Katastrophales Zeit Management. Egal wie groß eine Aufgabe ist, ich schiebe sie bis zur letzten Minute auf. Das hat zur folge, dass ich meistens erst um 23 Uhr mit meinen Hausaufgaben beginne und dann bis mindestens eins in der Nacht daran sitze. Außerdem komme ich immer und überall zu spät.

Danke, dass ihr euch all den Blödsinn den ich geschrieben habe gelesen habt.
Ich freue mich schon auf Eure antworten :slight_smile:

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Hallo @Nawu2006,
ganz herzlich willkommen. Du kannst unter Adxs.org einen Selbsttest machen. Der ist ziemlich gut, um aus der Vermutung etwas mehr Gewissheit zu machen. Deine Schilderungen klingen recht vertraut, Du könntest durchaus richtig liegen. Sollte der Test Deine Vermutung bestätigen, ist dann der nächste Schritt eine Diagnostik zu machen. Da Du noch minderjährig bist, brauchst Du dafür natürlich die Unterstützung Deiner Eltern. Hier im Forumfindest Du Rat und Tat auf Deinem Weg.

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Danke für deine Antwort. Das Ergebnis des Test Tests bestätigt meinen Verdacht (Hinweis auf 80,43 % der Symptome) Ich habe mit meinen Eltern geredet, nach ein wenig Überredungsarbeit und Sturköpfigkeit haben sie gesagt, dass ich eine Diagnostik machen darf :slight_smile:

Moin @Nawu2006

Ich empfehle dir, vorher genau aufzuschreiben was du für dich an deinem Verhalten und deinen Problemen mit ADHS in Verbindung bringst.

Diese Notizen nimmst du dann zur Diagnostik mit um deinen Verdacht zusätzlich zu untermauern.

Ich schlage dir vor das handschriftlich zu machen und immer, wenn dir was einfällt, das dazu zu schreiben.

Hilft ungemein.

Und sieh bitte zu dass du das nach und nach machst und dich nicht selbst dazu nötigst das alles auf einmal zu schreiben. Lass dir ruhig n paar Tage Zeit dabei.
Ich selbst habe das damals über 2 Wochen zusammengeschrieben.

Kamen n paar DinA4 Seiten zusammen :wink:

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Das habe ich für die zweite Diagnostik auch gemacht, das war ein krasses Chaos auf Papier. Ich habe dann doch noch alles halbwegs geordnet auf dem PC verfasst. Zum Glück, denn zum ersten Termin habe ich das falsche Notizbuch mitgenommen :sweat_smile: und konnte nur die Ausdrucke vom PC überreichen. Und dass ich das falsche Büchlein dabei gehabt habe wurde direkt als Unaufmerksamkeit erkannt und somit als ADHS-Hinweis. Geschämt habe ich mich dennoch dafür. Zudem hatte ich dreckige Schuhe. Ich bin Barfußschuhläuferin, die waren nass vom Morgentau. Auf Arbeit wird zur Zeit renoviert. Und welche Henne rennt mit nassen Schuhen durch den zusammengekehrten Bauschutt mit feuchten Schuhen? :see_no_evil::+1:

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Danke für den Tipp, werde ich machen :slight_smile:

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Hallo Nadine!
Erstmal herzlich willkommen im Forum. :slight_smile:
AD(H)S liegt ein Mangel eines bestimmten Botenstoffes zugrunde, der zwischen den einzelnen Gehirnzellen „vermittelt“. Jetzt werden während der Pubertät (in der du mit deinen 16 Jahren wohl gerade steckst) aber eh ganze Gehirnregionen quasi „resetet“ und neu verknüpft. Das ist auch wichtig, um den Abnabelungsprozess von den Eltern zu unterstützen und hat u. A. eine erhöhte Risikobereitschaft zur Folge (was z. B.
deine Eis-Geschichte erklären würde). Dazu das Gefühlschaos beim Erwachsen-werden und die körperliche Veränderung… Ein gewisses Durcheinander im Kopf ist also in deinem Alter völlig normal. :slight_smile:

Ohne also deinen Entwicklungsfortschritt zu kennen, ist eine Ferndiagnose schwer möglich, weil man nicht weiß, welche deiner Probleme nun pubertätsbedingt oder wirklich auf AD(H)S zurück zu führen sind.

Du solltest also deine Diagnose abwarten. Wenn du AD(H)S hast, bist du hier aber gut aufgehoben. Wir werden helfen, wo wir können.

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Na gut, aber das von dir eindrucksvoll beschriebene Risikoverhalten hattest du schon als Kind. Aber das Ordnung halten, das schnelle Aufbrausen, Vergessen und Aufschieben hattest du als Kind nicht? Oder du hattest es doch und nicht als störend empfunden?

Es ist häufig bei Mädchen und Frauen, dass sie, scheinbar, erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auffällig werden. Das liegt dann aber nicht daran, dass die ADHS erst dann plötzlich entsteht, sondern dass sie als Kind gute Bedingungen hatten.

Es ist auch interessant, dass bei Kindern ADHS eine Jungskrankheit zu sein scheint, es werden zu (mindestens) drei Vierteln Jungs behandelt, während das Geschlechterverhältnis im Erwachsenenalter nahezu ausgeglichen ist.

Martin Winkler hatte darüber mal einen Text geschrieben, den ich hier öfter schon mal verlinkt hatte:
adhsbeifrauen - drmartinwinkler (google.com)

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Übrigens, Psychiaterin* und nicht Psychologin. Der Unterschied ist, dass Psychiaterinnen Ärztinnen sind, und eine ADHS-Diagnose bekommst du von Ärztinnen. Und auch das nicht von allen, sondern denen die etwas von ADHS verstehen und die Diagnostik und Behandlung auch anbieten.

*männliche mit gemeint

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@Nawu2006
Als Kind war ich in sofern auffällig, dass ich gerne alleine gespielt habe und viel gerannt bin. Motorische Auffälligkeiten sind viele Stürze und ständiges Fallenlassen von zBsp Besteck gewesen. Ein ausgeprägtes Risikoverhalten hatte ich auch, zum Glück ist da nichts schief gegangen. Einen schweren Unfall hatte ich, weil ich auf der Treppe gerannt und gestürzt bin.

In der Schule war ich komplett unauffällig, hatte aber ein Dominanzproblem. Ich wollte gerne überall die Bestimmerin sein, eine gute Strategie, um die Umwelt an eigene Bedürfnisse anzupassen. Natürlich nur, wenn die anderen mitmachen. Liederlich war ich in extrem, geistig entwicklungsverzögert, habe in Phantasiewelten gelebt.

Ich habe emotional überfordert auf Veränderungen reagiert (Umzug, Schulbeginn). Erinnere Dich zurück, ob Du eventuell Phasen hattest, in denen Du keine Lust auf die Schule hattest, lieber krank warst, eventuell Bauchschmerzen simuliert hast oder versucht hast zu schwänzen. Ich habe mich einmal stundenlang in eine Ackerfurche gelegt, um dem Zahnarzttermin zu entgehen. Leider ohne Erfolg.

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Ich habe mich tatsächlich öfter vor der Schule gedrückt und mit heißem Wasser oder Reibungswärme den Fieberthermometer manipuliert. :sweat_smile:

Exakt, das habe ich auch gemacht :stuck_out_tongue_closed_eyes:

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Solchen Aufwand habe ich nicht betrieben, entweder ging ich von Anfang nicht, oder ich ging zwar zuerst hin, habe mich dann aber in der grossen Pause verkrümelt, wirklich interessiert hatte das damals eh niemand, meine Eltern waren ja geschieden, da war ich 11, und später, also so ab 14 bis 18, da hat es sowieso keine Sau mehr interessiert wie es mir wirklich ging, oder ob ich in die Schule ging, Hausaufgaben gemacht?, wurde ich nie gefragt, aber „gut“ für mich, war das eigentlich nicht.

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Meine Eltern sind/waren Ärzte. Meine Mutter war schwer krank, MS. Ich finde es bis heute unglaublich, dass ich dachte, sie so einfach überlisten zu können. Stellt Euch die Situation vor: ich sage im Bett liegend „Bauchweh, aua aua“. Meine Mutter legt ihre Hand auf auf meine (kühle) Stirn und sagt, wir messen Fieber :joy:

Kaum hat sie mein Zimmer verlassen und war nicht mehr zu hören, flitze ich ins Bad. Dazu muss man noch wissen, dass es eine ganze Weie dauerte, bis warmes Wasser kam. Ich stelle mir meine Mutter vor: Gleich rennt das Kind ins Bad, dann läuft ewig das Wasser, dann muss die perfekte Temperatur eingestellt werden, jetzt zurück ins Bett, ich geh mal hin, ahja 38°C :laughing:

@AbrissBirne Schwänzen hat folgendes Problem: du musst Dich draußen rumdrücken, bis es Zeit ist, heim zu gehen. Da ich vom Dorf komme, hätte ich mich nur in Büschen verstecken können. Zudem war ich immer hungrig. Mein Ziel war es: nicht in die Schule gehen, im Bett liegen und lesen, Omi/Mami kochen mir Tee+Wärmflasche und zum Mittagessen ist das Kind wieder gesund :wink:

Ich denke, meine Mutter war meine Verbündete. Vielleicht hätte sie genau das als Kind auch gebraucht und deshalb mir gegönnt. Meine häufigen Fehltage von 20 -30 pro Schuljahr hörten mit der Trennung meiner Eltern und dem Einzug der Stiefmutter abrupt auf.

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@Lupine auch so lernt man und sammelt Erfahrung :wink:

Finde dein Verhalten durchaus kreativ bzgl Fernbleiben vom Unterricht :smiley:

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Liebe @Lupine Deine Eltern waren Ärzte, Oh Manno, dass war sicher nicht so einfach, oder?, ich frage nur, weil man immer wieder hört, wie anstrengend es sein kann, wenn man Akademiker als Eltern hat, denen es dann zum Beispiel nicht in den Kram passt, wenn man sagt „ich will aber garnicht studieren, ich interessiere mich fürs Haareschneiden, Coiffeuse, dass wäre mein Traumberuf“, was wahrscheinlich „der“ Alptraum vieler Akademiker, Mediziner, ect. schlicht hin ist, besonders wenn es sich vielleicht sogar um Herren oder Frauen Doktoren oder Professoren* handelt, zumindest habe ich davon schon gehört, dass dann der Druck auf die Kinder, in eben diese grossen Fussstapfen der Eltern zu treten, sehr hoch sein muss, aber Ahnung davon, ob das stimmt, oder wie das ist, habe ich nicht.
Naja, verwöhnt vom Leben bin ich auch nicht, hatte Eltern die sich in Wahrheit einen Scheiss um ihre Kinder gekümmert haben, trotzdem habe ich ihnen heute vieles verziehen, okay nicht alles, denn manche Wunden heilen nie, aber dennoch trotzdem sogar erstaunlicherweise ziemlich viel.
Denn sie konnten sich vieles im Leben auch nicht "aussuchen ", dass waren sowieso noch viel andere Zeiten, aber egal, „einfach“ ist das Leben sowieso nicht, egal für wen, unter welchen Bedingungen.

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Das kann ich nur teilweise bejahen. Ich hatte ein sehr liebevolles Elternhaus, soweit das möglich war. Vor allem wurden viele schöne Impulse gesetzt, sie waren beide vielseitig interessiert und begabt. Meine Mutter war leider durch ihre Erkrankung sehr eingeschränkt und ich hatte sie nur etwa 12 Jahre an meiner Seite, danach war sie nicht mehr in der Lage für mich zu sorgen.
Mein Vater war der Intellektuelle, aber ich habe ihn sehr lieb. Natürlich hat er Ansprüche gehabt, die ich nicht erfüllen konnte. Aber das erleben viele Kinder. Und er seinerseits hat auch die Ansprüche seines Vaters nicht erfüllen können.
Wir Kinder mussten viel selber schaffen, hatten jede Menge Freiraum. Es gab kaum Regeln, es hätte ja auch keiner die Einhaltung beaufsichtigt

Was mir bei der Betrachtung meiner Eltern auffällt: sie hatten die gleichen Problematiken wie ich. Vor allem zum Vater ist die Ähnlichkeit frappierend. Depression, Dauererschöpfung, Rückzugstendenz, emotionale und soziale Überforderung, hoher Ehrgeiz auf Arbeit, völlige Überforderung im Alltäglichen, Unfähigkeit sich mit Uninteressantem abzugeben, Daueransprachen, extreme Kreativität uvm.
Bei meiner Mutter bin ich mir bezüglich ADxS auch relativ sicher.
Aber das nutzt nichts mehr darüber nachzudenken, denn meine Mutter ist schon sehr lange tot und mein Vater ein uralter Mann.

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Danke liebe @Lupine für Deine Offenheit, dass ist sehr interessant, ich selbst stamme aus einer Künstler Familie, beide Eltern sind studierte Musiker, sehr begabt von Kindsbein an, sehr talentiert, auf mehreren Instrumenten, und nicht nur auf Klassik fokussiert, dennoch immer relativ „abgehoben“, dass man sich selbst überhöht hatte, heisst: : Ich bin SOOO gut und talentiert, fast ein „Genie“, dass es mir zuwider ist, mein Talent für schnöde „kommerzielle“ Musik, die total „unter meiner Würde“ ist, einzusetzen, denn Musik, ist fast „übermenschlich“ , zumindest wenn man, aus IHRER Sicht, Musik „wirklich ERNST nimmt“.
Jedenfalls, falls es Dich interressiert, dann schreibe ich gerne später, oder Morgen, noch darüber, bis dahin wünsche ich Dir einen schönen Abend, guten Appetit, falls Du was isst, und ansonsten, Gute Nacht, und schlaf gut. :heart:
P.s. und meine Mutter zum Beispiel, war nach aussen hin, Tierschützerin, Friedensaktivisten, Weltretterin, halt so eine total Hippie begeisterte, wenn wir Kinder aber nicht „spurten“, dann „knallte es“, dann wurden wir „nervigen und dummen Kinder“ schon mal das Opfer, von sowohl körperlicher als auch psychischer Gewalt, ganz nach dem Vorbild, ich mache mir die Welt so wie sie mir gefällt, was solange funktionierte, solange sie meinen Vater, der ein paar Jahre jünger war als sie, manipulieren und benutzen konnte.
Und wir Kinder, waren nur Mittel zum Zweck, lästig, unerwünscht, ein Klotz am Bein, geliebt hat sie wahrscheinlich weder meinen Vater, noch uns, noch sich selber, naja zum Glück alles lange vorbei. :saluting_face:

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@Nawu2006
Und hiermit gehört dieser thread wieder dir. Nimm es uns nicht übel, dass wir so abgeschweift sind.
Wir haben um uns herum viel zu lange viel zu wenig Menschen wie Du und ich gehabt.
@AbrissBirne
Du hast ein großes Herz, und wir schreiben uns bestimmt bald wieder in einem anderen thread :wink::+1:
Gute Nacht! Pass gut auf Dich auf!

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Jedenfalls, so SEIN wie ich wirklich bin, dass durfte ich auch vor meinen wirklich hoch talentierten Musiker Eltern nicht.

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