Verkorkstes Leben

Hallo ihr Lieben,
ich bin hier wohl einer der Älteren mit 45 bei dem ADS sehr spät diagnostiziert wurde. Momentan bin ich (mal wieder) mitten in einer existenziellen Lebenskrise.
Ich habe (wegen adhs/anderen psychischen Gründen) nicht studiert und stehe momentan vor dem Scherbenhaufen eines fragmentierten Lebenslaufs mit beruflicher Sackgasse im IT Bereich in der ich höchst unglücklich bin.

Aber ich sehe einfach keinen Ausweg. Ich habe mich bei der Agentur für Arbeit beraten lassen aber dort wird auch nur auf ein Studium hingewiesen…
Ein Studium welches ich schon x mal versucht habe aber bis zum Verzweifeln and Lernblockaden gescheitert ist.
Ich nehme zur Zeit medikinet. Das hilft mir währen der Wirkdauer nicht permanent über die Situation nachzudenken bzw mich durch strukturierte Tätigkeiten abzulenken (was gut ist) allerdings stürtze ich nach Ende der Wirkung dann umso stärker in dieses extrem Destruktive Dauerdenken.

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Warum versuchst du nicht einfach einen Wechsel zu Ritalin. Flutet langsamer an, läuft langsamer und sanfter aus und bei 2 Dosen ist eine Tagesabdeckung realistisch und bei mir seinerzeit geglückt

Einen Versuch ist es sicherlich wert. Einstellung dauert etwas damit du wahrscheinlich zufrieden bist bzw. die richtige Dosis gefunden hadt, aber das ist ja bei jedem Medikament so

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Hallo @ninolino, wie viel Geld musst Du denn verdienen? Eventuell kommen ganz andere Branchen in Frage, in denen nicht oder für Einsteiger nicht sofort ähnlich gut gezahlt wird wie in der IT. Ich bin aus IT - zuletzt Software Vertrieb für einen der Großen - über einige Schleifen selbstständiger Rechtlicher Betreuer geworden. Nicht unbedingt die erste Empfehlung für ADHSler… Aber halbtags betrieben komme ich finanziell zurecht und fühle mich wohl damit.

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Komorbide Depression?
Möglicherweise klassische Überlastungsdepression aufgrund von zu lange unbehandeltem ADHS…
Elvanse wirkt länger und auch antidepressiv. Vielleicht einen Wechsel erwägen…

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Hi @ninolino

Es gibt auch unabhängige Berater/Coaches, die ein Begabungs-/Interessenprofil erstellen und Dich individuell beraten, welche Tätigkeit zu Dir passen könnte. Kostet halt. Wäre aber vielleicht eine Chance, dass was anderes bei rauskommt als „Studieren sie halt…“

Du hast ja noch schlappe 20 Jahre Arbeitsleben vor Dir. Die in einem unbefriedigenden und unglücklich machendem Job zu verbringen ist eher keine schöne Aussicht. Es lohnt sich auf jeden Fall, was zu finden, was Dir besser liegt.

Hast Du das mal mit Deinem Arzt besprochen?
Über therapeutische Begleitung nachgedacht? Ich denke da auch an Depression, neben ADHS. Könnte sich lohnen, da mal genauer hinzuschauen.

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Vielen Dank für die vielen Wertvollen Hinweise.
Ich werde bei der nächsten Gelegenheit eine Änderung der Medikation ansprechen und auch nach einem Berater suchen un andere Perspektiven auszuarbeiten.

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Hallo @Dosierungshilfe . Ich muss nicht enorm verdienen. Es geht mir eher darum eine einigermaßen sinnbefüllte Tätigkeit zu haben. Zum Thema "Rechtlicher Betreuer " habe ich eine interessante Reportage gesehen. Was mich ein wenig abschreckt, ist die etwas schwammige Rechtslage und ich habe das Gefühl, dass da auch die einen oder anderen nicht so „reputable“ Persönlichkeiten mitmischen.
Aber vielleicht liege ich da total falsch. Das Konzept finde ich an sich super spannend und wenn es um andere geht kann ich auch wunderbar meine „Handicaps“ überwinden.

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@Schusselflummi Es gibt auch unabhängige Berater/Coaches, die ein Begabungs-/Interessenprofil erstellen und Dich individuell beraten, welche Tätigkeit zu Dir passen könnte. Kostet halt. Wäre aber vielleicht eine Chance, dass was anderes bei rauskommt als „Studieren sie halt…“

Du hast ja noch schlappe 20 Jahre Arbeitsleben vor Dir. Die in einem unbefriedigenden und unglücklich machendem Job zu verbringen ist eher keine schöne Aussicht. Es lohnt sich auf jeden Fall, was zu finden, was Dir besser liegt
→ Absolut: Das ist einer der Hauptgründe warum ich momentan so fertig bin.

Habe soeben um einen Termin bei einem Coach gebeten. Danke für den Anstoß

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Hallo @ninolino,

das Problem „IT und sinnsuche“ finde ich sehr nachvollziehbar, weil viele mir bekannte ITler (speziell Programmierumfeld) gern qualitativ hochwertiger arbeiten würden als was ihnen durch Druck und Rahmenbedingungen zugestanden wird. Da erscheint es mir sehr nachvollziehbar, wenn sich viele dabei schlecht fühlen. Wenn es dann heißt „Lasst die Unit Tests, Qualitätssicherung und Accessibility weg, die kommen vielleicht irgendwann später“, da würde ich durchdrehen. Hab mir das nicht ausgedacht, das höre ich wirklich so von Entwicklern.

Gerade bereite ich mich auf eine berufliche Neuausrichtung vor als eine Art Accessibility Consultant, die sich in die Entwicklungsprozesse einfügt und z.B. bei Code-Reviews mitmacht, aber auch andere Dienstleistungen. Der rechtliche Aspekt kommt bei dem Thema auch hinzu, aber mir wäre es lieber, wenn der in seiner Funktion als Schreckgespenst keine so große Rolle spielen müsste. Wäre so ein Bereich evtl. auch was für dich, wegen der Sinnhaftigkeit?

Studium musst du dafür nicht unbedingt haben, auch wenn ich sagen würde, dass es mir sehr hilft. Durchs Psychologiestudium kenne ich Themenbereiche wie Usability, UX und A11Y aus menschenzentrierter Sicht sehr gut, habe aber noch einen IT- und Programmierquereinstieg durchgezogen und schon sehr viel Programmiererfahrung. Beides zusammen wird jetzt fusioniert. Aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass Studium dafür zwingend nötig ist.

Sorry an die Anderen, falls ich mit dem Thema derzeit etwas zu häufig herumspamme. :see_no_evil_monkey:

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Woran scheitert es denn im Studium?

Hattest du Nachteilsausgleiche beantragt im Studium?

Du weißt, daß Nachteilsausgleiche im Zweifel auf dich zugeschnitten werden müssen, wenn du a) den Antrag auf den Nachteilsausgleich stellst b) du das mit Therapeut/Psychiater schriftlich so begründet bekommst, das jede Verwaltungskraft beim Lesen versteht, wo die Probleme liegen.

Psychiater hassen es, weil sie gerne Diagnosen oder Diagnoseschlüssel auflisten, doch Diagnosen sind nicht individuell und erklären auch nicht wo dein Bedarf des Ausgleiches liegt und in welcher Form/ mit welchem Hilfsmittel zu die gleiche Prüfungsleistung ablegen kannst.

Beispielsweise durch eine Schreibzeitverlängerung - ich schreibe alle Klausuren mit 100% mehr Schreibzeit => für 1 Stündige Klausuren habe ich 120 min, dazu hab ich einen separaten Raum wo ich mit max 3 Personen schreibe.

Du kannst, wenn du es begründest statt einer schriftlichen Leistung den Nachteilsausgleich auf eine Ablegung als mündliche Leistung beantragen, mit mehr Pause, in größerer Schrift und vieles mehr - es muß halt beantragt und durch Facharzt oder Therapeuten schriftlich begründet, erläutert und bestätigt werden.

Man kann das ganze auch in Teilzeit beantragen, so dass du nicht so viel in der Uni sitzt und ausbrennst.

Und wenn ich mich nicht ganz irre, wenn du arbeitslos und an psychischen Erkrankungen leidest müsste dir Jobcenter und/ oder Agentur für Arbeit sogar ein Coching finanzieren bei dem herausgearbeitet wird
a) was kann ich mit meiner Behinderung schaffen /wofür bi ich wirklich geschaffen
b) wie finde ich den neuen Bereich u. kann mich etablieren
c) wie kann ich in solche Bewerbungsgespräche gehen und es am besten vermitteln
d) wie trete ich am besten auf, wie kommuniziere ich das als am selbstverständlichsten (Sonderbedarfe)
e)Bewerbung und Lebenslauf am besten für meine Bedarfe und das was ich geleistet habe aufbereiten
f) kann ich ggf. mit meinen Bedarfen auch dual studieren gehen

Ich glaube solche Dinge könnten dich weiterbringen und ggf. mal prüfen mit einem Sozialverband sprechen und prüfen, ob dir eine Schwerbehinderung mit GdB zusteht und dir beim Beantragen helfen lassen. Da man eine Schwerbehinderung nicht angeben muß (dann auch kein Anspruch auf Sonderrechte) aber auch keine Nachteile. Erst ab Offenlegung gibt es ein Anrecht auf die Mehrbedarfe, was man aber hat, hat man und kann das ggf. ja später ausspielen und zum Vorteil nutzen

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Medikinet lässt wohl bei Wirkende sehr schnell nach und das fühlt sich unangenehm an. Ich kenne das von vielen Eltern, auch eine Freundin berichtet das so von ihrer Tochter. Die Kinder nehmen nochmal eine geringe (unretardierte) Dosis nach, bevor die Wirkung ganz weg ist. Ob das bei Erwachsenen auch geht, müsstest du deinen Arzt fragen.

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Vielen Dank, @Kathy , für deinen wertvollen Beitrag. Vieles von dem, was du empfiehlst, hätte mir sicher früher geholfen, wenn ich einen Ansprechpartner gehabt hätte. Damals habe ich aus Verzweiflung aufgegeben und davor nach außen hin bei studentischen Sozialdiensten den Anschein erweckt, stabiler zu sein, als ich es in der Realität war. Dadurch konnten die Leute nicht erkennen, wie stark ich eigentluch beeinträchtigt war/bin. Es geht auch um eine Angstthematik, nicht nur um ADS. Man muss auch das Alter mit einkalkulieren. Aber ich habe bereits einen Coach kontaktiert, um etwas Bewegung in die Sache zu bringen.

Einen GDB habe ich bereits (40%)

Nochmals vielen Dank.

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Ich glaube du unterschätzt ADHS/ Ads, denn wir funktionieren ganz gut, wenn wir müssen, teils kommen genug von uns persönlich bei Menschen und in einer anderen Umgebung, weil wir müssen, ganz gut zurecht - das hat dann aber oft nichts damit zu tun, wie wir alleine zuhause sind.

Da ich ähnliche Sachen kenne und auch immer dachte ich wirke stabiler als ich bin und das mit der Adhs Diagnose wirklich Revue passieren lasse, haben wir bei einer aktut ‚schlimmen‘ Adhs keine Chance, weil wir dann in diesen Mustern uns bewegen und gefangen sind, denn haben wir eine ‚gute‘ Phase mit Adhs, bin ich nie aufgefallen, deshalb auch erst mit 48 diagnostiziert.

Ich glaube das muß man erst mal so erkennen und auch verstehen - zudem ist sich jeder in der Welt der mächste möchte/ und fällt auf den Schein/den ersten Blick rein, weil es bequem ist, weil wir alle in Schubladen sortieren und weil wir ja auch selbst auf Muster ‚hereinfallen‘, so lange wir diese nicht wirklich aufgezeigt bzw. aktiv sehen wollen üben viel zu schnell übersehen.

Und ADHS im Erwachsenenalter ist noch nicht wirklich bekannt und verbreitet → Sinnbilder sind eher Terrorkids, mega Zappelphillippe und ähnliches - egal wer das abgleicht inkl. uns selbst sehen es nicht, nehmen es nicht wahr und merken nur einen Dissenz, das komischerweise vieles einfach nicht klappt/ nicht funktioniert und fast wie zumindest bei mir zwanghaftes Handeln, der innere Kampf mit sich selbst zu sein schien und weil es keine Erklärung gab so extrem verzweifeln ließ und ich mir immer sagte, bekomms doch endlich hin, warum stehst du dir selbst so im Weg, warum ruinierst du dir alles selbst…

Ich glaube das hier viele solche Punkte erreicht hatten, bevor die Diagnose kam.

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Moin, ich kann etwas nachempfinden wie es dir geht. Ich bin mit Ende 42 Diagnostiziert worden und jetzt Anfang 43.
Bin jetzt eine sehr unglückliche „Hausfrau“ die sich Klassicherweise um Ihr momentan stark eingeschränktes ADHS Kind kümmert. (seid 8 Jahren)
Ich will damit sagen ich versteh was du mit Scherbenhaufen meinst. Ich habe gerade zu Elvanse gewechselt und muss sagen die Wirkung ist bedeutend besser. Es lässt einen klarer nachdenken und bei mir ist der riesen Rebound weg den ich vorher bei allen Methyphenidat Produkten hatte. Natürlich ist damit nicht alles super, aber das die extremen Gefühle weg sind hilft alles differenzierter zu sehen. Ich drück dir ganz doll die Daumen.

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Hallo @TinkaLife, dein Beitrag hat mir sehr gefallen. Vielen lieben Dank.
Ich werde auf jeden Fall beim nächsten Termin einen Versuch starten Elvanse auszuprobieren.
Momentan habe ich Urlaub. Habe mir grade ein E-bike gegönnt und bin wirklich , völlig unerwartet, happy wie ein junger Haase rumzuradeln :grinning_face_with_smiling_eyes:

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Das Freut mich. Ja E-Bikes sind geil. Gaaanz viel Spas!

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Das erinnert mich etwas gerade undzwar der Punkt den ich für mich geklärt haben will ist die Gewissheit

Wann muss ich für mich die Gewissheit haben und zwar ich bin jetzt aus dem Elternhaus endlich ausgezogen und bin in einer Wohnung. Die Wohnung war irgendwo in einer Stadt ein paar Kilometer schon mit dem Auto aber ich bin hier ohne Job, Bekannte, Freunde und ich kann mich nicht anderen erklären. Z.b:

  • ich verreise in den Urlaub oder eben nicht.
  • Wen interessiert das?
  • Ich habe nichts spannendes zu erzählen was ich erlebe und wie ich etwas erlebe. Ich brauche mich nicht rechtfertigen.

Ich vegetiere oft hier in der Wohnung wie ein alter Rentner weil ich die Gewissheit nicht habe es anders zu tun. Würde ich mit meiner Meinung oder mit dem was ich gerade schreibe in sozialen Medien das kundtun so würden mich andere dafür, die mich kennen von früher verurteilen aber dadurch dass ich keine mehr von früher kenne ist das eingerostet.

Ich kann aber nicht frei sagen ob das richtig oder falsch ist. Es gibt aber Menschen die haben die Gewissheit und können es sich für sich selbst erklären, dass was sie tun, z.b. als Rentner vegetieren oder ein richtigen tollen Lifestyle haben und sie sind sich selbst sicher weil sie die Gewissheit haben ich aber nicht.

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