Vermeidungsverhalten

Hab da noch so ein Problem, bin eigentlich sehr kreativ, trau mich aber oft nichts anzufangen da ich ja weiss das ich später kein Durchhaltevermögen habe,und keine Lust habe das Chaos zu beseitigen. Aber so ist das doch auch kein Zustand.Gibt es da irgendwelche Strategien zu ?

… kenne ich allzu gut. Fange garnicht erst an, weil ich weiß,ich höre bald wieder auf. Zum Beispiel mit Sprachkursen.
Ziehe nur berufliche Weiterbildungen durch.
Keine Ahnung, vielleicht wenn man in einer Gruppe ist und wo mitgezogen wird, ist es einfacher?

Hallo @Betreuerin
Herzlich Willkommen :winken
Etwas anfangen und nicht durchziehen können, wem sagst Du das.
Dieses Problem habe ich seit jeher, ausser wenn ich von etwas total begeistert bin, mit jeder Faser meines Körpers von etwas „abgefressen“ bin, dann habe ich sogar Lust darauf das „angefangene“ zu beenden.
Andernfalls, bei Desinteresse kommt natürlich schnell das Gefühl von Langeweile und angeödet sein auf, und dann … , Naja das kennst Du ja wahrscheinlich.
Aber diese Thematik hat eigentlich nichts mit Vermeidungsangst sondern mit „Null Bock“, „kackt mich an“ zu tun. :lol:
Oder eben mit dem berühmten Aufmerksamkeitsdefizit. :wink:
Etwas zu „vermeiden“ aus Angst, das wäre wie bei mir Streit aus dem Weg zu gehen, aus Angst davor das ich „ausrasten“ könnte und das ganze ein böses Ende nimmt.
Oder das meiden von Rauchern oder Partys an denen geraucht wird, um nicht „schwach“ zu werden, um seinem Suchtverhalten keineChance zu geben.

Sorry sollte „angefressen“ heissen. :slight_smile:

Ich denke auch, dass der Begriff differenziert zu nutzen ist. Das ist vielleicht schon ein Teil der Strategie.

„Vermeidungsverhalten“ ist ja ein Symptom-Puzzle-Teil bei der Diagnose von Trauma und Belastungsstörung. Alles (Orte, Situationen usw.), das an das Trauma erinnert, wird vermieden, Gedanken, Bilder, Erinnerungen als Trauma-Auslöser unterdrückt.

Sachte in die Richtung finde ich den Begriff vielleicht schon sinnvoll, wenn jemand keine Bewerbungen mehr schreibt, weil die letzte berufliche Erfahrung so furchtbar war. Oder wer soziale Kontakte meidet wg. schlechter Erfahrungen in dem Bereich. Da ist ein Schlüssel m.E. schon, Vermeidungsverhalten als solches zu erkennen, den Link herzustellen und den „Sinn“ zu verstehen.

Aber geht es tatsächlich in die Richtung oder ist es nicht sogar ein gesunder Lerneffekt, sich selbst ein paar Riegel vorzuschieben in Situationen, in denen man gerade die dreistöckige Torte ohne Backmischung machen will, während der Backzeit mal eben schnell das Bild fertig malen, eine Gitarrenstunde online nehmen und warum eigentlich nicht auch noch Klavier… Da könnte man doch mal auf EBay nach einem gebrauchten Keyboard googeln. Und ja, eigentlich auch noch was mit Pflanzen.

Eine Mit-Ursache von solchen „Kreativitätsschüben“ ist - so glaube ich inzwischen - auch Zeitblindheit.

Wer nicht zeitblind ist, kann vielleicht intuitiv überschlagen, was die einzelnen Ideen so an Umsetzungsaufwand mit sich bringen. Und nimmt dann deshalb Abstand. Wer nicht zeitblind ist, wundert sich vielleicht über die neurotypischen Spaßbremsen im Umfeld und muss es auf die harte Tour lernen. Kuchen angebrannt, umgekippte Mehltüte und Eierschalen in der halben Küche, Bild verhunzt und immer noch kein Klavier und die arme Begonie auch eingegangen. Ist es da vielleicht eher ein - ggf. sogar medikamentengestützter - Lerneffekt, nicht mehr allen Ideen des ADxS-Monkey-Minds nachzugehen, sofern man selbst die Sauerei beseitigen muss?

Und umgekehrt auch: Wenn ich weiß, dass ich meine eigene Stopptaste nicht kenne und mich bei einem Hyperfokus vielleicht erst 5 Wochen später aus dem neuen Hobby rausziehe, weil zwar ganz YouTube zu Häkelmuster leergeguckt, aber der Müll so lange nicht runtergebracht wurde… Der tut sich eigentlich auch was Gutes, nicht ohne Nachdenken was Neues anzufangen.

Als Strategie mache ich inzwischen Anleihen bei den Empfehlungen zu Impulskäufen: mal anprobieren (mit ressourcenbegrenzter „Schnupperlösung“, erstmal geliehener „Ausrüstung“ o.ä.), dann erstmal weghängen, gucken, ob es zum Rest der Garderobe/des Lebens passt und sich kombinieren lässt, usw.

Und wer sehr klein, fast langweilig klein, (wieder) anfängt und vielleicht erstmal den kostenfreien 1 h-Kurs abschließt, statt den teuren 10-Wochen-Kurs nach 6 Wochen doch wieder abzubrechen, der hat vielleicht wieder Erfolgserlebnisse mit sich, die Lust auf mehr machen und den Vertrauensbruch mit sich selbst nach und nach heilen?

Ich habe auch da viel von Heart und Brain gelernt: https://thecuriousbrain.com/?p=134731 und <LINK_TEXT text=„https://twitter.com/theawkwardyeti/stat … 05/photo/1“>https://twitter.com/theawkwardyeti/status/897144605015240705/photo/1</LINK_TEXT>

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Ich kenne das auch sehr gut. Ich fange vieles garnicht erst an, weil ich weiß, dass ich es nicht durchhalte oder mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin.

Leider vergleiche ich mich auch sehr oft. Damals als Kind noch nicht, da habe ich viel gebastelt, gezeichnet, geschrieben usw. Seit es aber das Internet gibt, weiß ich immer, dass ich mit ein paar Klicks im Internet genau das finde, was ich vor hatte, zu zeichnen/schreiben/basteln, nur dass es jemand 100 mal besser gemacht hat.
Und das demotiviert mich dann so extrem, dass ich garnicht mehr anfange. Wieso auch, es gibt millionen leute die es schon besser gemacht haben, und tausende die es sehr sehr sehr viel besser machen.

Ich habe viele Ideen für Geschichten, die ich gerne schreiben würde. Und jedesmal wenn ich mal danach schaue, gibt es das schon als Buch, Film, Serie oder Computerspiel. Und schon ist die Lust wieder weg :wink:

Das war noch toll, bevor es internet gab. Aber selbst wenn ich irgend eine Idee habe, die es noch nicht gibt, dann weiß ich, dass ich es nicht durchziehe, die motivation verliere oder etwas anderes wichtig wird.

Und ja, tatsächlich fange ich sehr vieles nur aus diesem Grund garnicht erst an.

Wer kennt das nicht :wink:
Dann versuche doch mal das „besser“ relativ zu sehen und mache es eben einfach anders. So dass es einen eigenen Stil bekommt. Eigener Stil ist besser als die tollste Technik, was kreative Arbeiten angeht.

Kauf dir ne nette Kamera :wink:
Da gibts kein Chaos…
Und du hast mit der Zeit ein neues Hobby.