Meine ADHS Diagnose wurde mir innerhalb einer Stunde mit drei Fragebögen beim normalen Psychiater gestellt. Ich habe daraufhin Ritalin und später Elvanse bekommen.
Mit den Medikamenten ging es mir erst vermeintlich besser, aber dann habe ich bemerkt, dass sie mich unheimlich hochputschen für 4-5 Stunden und ich danach in ein riesiges Loch falle und nichts mehr geht. Jetzt lasse ich es seit 2 Wochen komplett weg und es geht mir viel besser.
Außerdem: ich hatte noch nie Konzentrationsprobleme bis aufs letzte Jahr. Motivationsprobleme auch nicht.
Kurzum, ich vermute stark, die Diagnose stimmt nicht (vermutlich sind die akuten Symptome auf ein traumatisches Erlebnis zurückzuführen gewesen, danach hat mich allerdings nie irgendjemand gefragt und ich war sogar lange stationär letztes Jahr ).
Ich möchte also gern, dass sie nochmal überprüft wird und dann revidiert, so dass sie nicht mehr in meinen Krankenakten vorkommt. Der Psychiater hat mir auch eine BPS angehängt ohne Tests, davon habe ich nur in einem Arztbrief an meinen Hausarzt gelesen, mir gegenüber erwähnt hat noch nicht mal den Verdacht.
Habt ihr eine Idee, wie ich jetzt vorgehen kann? Der Psychiater, der „diagnostiziert“ hat, ist fest überzeugt von seiner Diagnose (Feststellung war ja NULL nach Richtlinien und extrem ungründlich).
Ich hab auch meine ausgefüllten Fragebögen mitgebracht und ein Gespräch geführt. Wenn die Auswertung eindeutig ist, dann ist die für den Arzt wohl eindeutig. Hast du die ganzen Fragen über die Kindheit ehrlich beantwortet?
Was stand denn über BPS im Brief? Vielleicht ein Verdacht, ob es BPS oder ADHS ist?
Und dieses Loch nach 4/5 h ist vermutlich der rebound, weil deine Medikamente nicht den ganzen Tag abdecken oder zu stark absinken.
Erst einmal bist du selber dafür zuständig dem Therapeuten über deine Diagnosen und Traumata zu berichten- denn er/sie wird dich niemals nötigen oder ausfragen über Themen bei denen du nicht freiwillig bereit bist zu sprechen. In den ersten Terminen (- und gerade wenn du ein Therapeut hast, der sich auf ADHS-Diagnostik spezialisiert hat) wird es sich hauptsächlich um deinen Alltag und deiner Kindheit (inkl. Diagnosebogen) drehen.
Wichtig sind ehrliche und selbstreflektierende Aussagen- auch spezielle Traumata aus der Kindheit, sowie die Beziehung zu Eltern und Freunden. Viele schauen sich auch die Zeugnisse an. Natürlich sollte ein guter Arzt/Therapeut auch Diagnosen und Behandlungen berücksichtigen, aber in der Regel bist du dafür verantwortlich das strikt zu kommunizieren.
Wenn du der Meinung bist, dass die Diagnose nicht stimmt - solltest du dir definitiv eine zweite Meinung einholen.
Traumata oder sehr einschneidende Erlebnisse können ADHS auslösen. Es ist erwiesen, dass bei Adhs Diagnosen Traumata auch viel häufiger auftreten.
Zur medikamentösen Behandlung gehört auch ein enger Austausch zwischen Therapeut und dir.
Das von dir beschriebene Problem, könnte tatsächlich auch für den Rebound sprechen, aber auch für ein falsches Medikament- hier könnte ein retardiertes Präparat helfen das sich auf zwei Einnahmen verteilt.
ABER es kann auch sein, dass du ADHS hast, und die medikamentöse Behandlung für dich nicht geeignet ist.
Am besten suchst du das erneute Gespräch und bei Bedarf eine zweite Meinung
Löschen lassen kann man eine Diagnose meines wissens nach nicht.
Wenn Du der Meinung bist, dass die Diagnose falsch ist, wäre eine Zweitmeinung hilfreich.
Auch eine BPS stellt man eigentlich auch nicht einfach mal so, da gibt es auch Diagnosestandards und Leitlinien.
Wenn Du noch in Behandlung bei dem betreffenden Arzt bist, würde ich ihn darauf ansprechen, wie die Diagnose denn zustande gekommen ist.
Oder ich würde mir meine Patientenakte anfordern und mal schauen, was da seitens des Arztes dokumentiert ist.
Traumata können sehr ähnliche Symptome wie ADHS haben, habe aber selbst die Erfahrung gemacht, dass Psychiater da meist nicht drauf eingehen, selbst wenn man davon berichtet.
Habe selbst eine ADHS Fehldiagnose, mittlerweile auch durch einen Gutachter bestätigt.
Bei mir war die Diagnostik ähnlich unqualifiziert, leider hat die Behandlung mit Stimulanzien negative Auswirkungen gehabt, die bis heute anhalten.
Man kann auch die Krankenkasse mit der Prüfung eines Behandlungsfehlers beauftragen, macht aber nur Sinn, wenn man dadurch einen " Schaden" erlitten hat.
Ich wurde nur nach Symptomen ab 12 gefragt. Und ich war ziemlich schüchtern und zurückhaltend, bis ich ca 15 war. Immer sehr gut in der Schule, mir ist alles zugeflogen, aber ich habe mir auch immer unheimlich Stress gemacht, wollte alles perfekt machen.
Sozial hatte ich es immer schwer, war irgendwie anders als andere, schon immer.
Das habe ich denen so erzählt
Habt ihr keine Beispiele besprochen und wie häufig etwas war?
Ich hatte ganz viele Fragen über das Grundschulalter im Fragebogen für Zuhause und das Grundschulzeugnis lesen sie auch (da sind nicht nur Noten, sondern die Beobachtungen der Lehrer).
Nein, eine Arzthelferin ist mit mir drei Fragebögen durchgegangen und einen musste ich selber ausfüllen. Alles in der Praxis, hat ca 15 Minuten gedauert. Der Arzt hatte dann so eine Schablone , die er an die Fragebögen angelegt hat und damit hat er dann die Diagnose gestellt.
Für BPS hat er keinen Fragebogen gemacht. Ich hatte zwei Termine bei ihm insgesamt, einen im April, danach stand Verdacht auf ADHS und Verdacht auf BPS. Dann Ende Oktober die „Diagnostik“ für ADHS und die Diagnose. Danach standen dann im Arztbrief an meinen Hausarzt zwei gesicherte Diagnosen: ADHS und BPS.
Danach war ich ca alle zwei Wochen bei dem Facharzt wegen der Medi Einstellung. 2 Minuten Gespräch+Neues Rezept. Nachdem ich vom Ritalin alle 4 Stunden 10mg genommen hatte, damit es mir reicht, war er sauer und hat es abgesetzt (3x täglich sei es off label und nicht erlaubt) und Elvanse angesetzt. Erst 20mg, dann 30mg, dann 40mg. Dann kam Bupropion wieder dazu, was mit Beginn Ritalin abgesetzt wurde (nahm ich seit dem Klinikaufenthalt im Frühjahr 24), weil ich wieder starke depressive Symptome hatte. Mit der Kombination ging es mir dann schlecht und ich habe in Absprache mit dem Hausarzt (bzw ich habe den einfach nur informiert darüber) das Elvanse komplett abgesetzt. Jetzt geht es mir wirklich besser als mit.
Naja, woher soll ich denn wissen, dass ich ein Trauma habe? Das sollte er doch über Fragebögen erfragen. Ich bin jetzt drauf gekommen, weil ich mit jemandem privat gesprochen habe, der mich drauf gebracht hat. Mir war das nicht klar vorher, wo eigentlich die Hauptursache für meinen Zusammenbruch liegt.
Psychiater sind doch Fachärzte, die sowas abklären müssen, bevor man mit BTM Medikamenten nach Hause geschickt wird.
Oh man. Sauer klingt von ihm sehr unprofessionell. 30 mg pro Tag ist doch ganz OK. Und mit einer Arzthelferin alle Fragen durchgehen, würde mir gar nicht gefallen. Dann sind es ja zwei neue Personen mit denen man über sich kommunizieren muss und ich werde vom Menschen stark abgelenkt, sodass ich danach denke, was hab ich bloß gesagt, das wollte ich nicht oder meinte es nicht so oder war nicht fertig mit denen oder erklären. Bin froh die Fragebögen Zuhause gemacht zu haben.
Ja, genau so war das auch. Ich war so saumäßig aufgeregt, ich weiß gar nicht mehr, was ich jeweils gesagt habe.
Ich dachte das wäre in der stationären Behandlung herausgekommen- zumindest hätte dort ja schon der Groschen fallen müssen.( bei den Ärzten)
Es ist zwar so, dass Traumata erst mit anderen Diagnosen aufploppen, aber war dir nie bewusst, dass ein Erlebnis dich seelisch belastet und geschadet hat? Sowas spricht tatsächlich auch für diverse Erkrankungen.
BPS sollte im best Fall stationär geklärt werden- da für ein wöchentliches Gespräch oft die wichtigsten Informationen (zB wann es zu hoch kommt, wann es zu Downs kommt, wie ausgeprägt ist es und vor allem in welche Richtung diese Form von Störung geht) fehlen.
So könnte zumindest auch deine Diagnose am besten überprüft werden. Stellt sich heraus, dass es etwas anderes ist, kann es so ganz sicher revidiert und geändert werden.
Warum die ADHS-Diagnose fragwürdig ist
- Schnelle und unzureichende Diagnosestellung
- Die Diagnose wurde innerhalb einer Stunde anhand von drei Fragebögen gestellt.
- Es fand keine ausführliche Differenzialdiagnostik statt.
- Eine mögliche traumatische Ursache für die Symptome wurde nie abgefragt, obwohl du letztes Jahr stationär behandelt wurdest.
- Ungewöhnliche Reaktion auf Stimulanzien
- Ritalin und Elvanse führten zunächst zu einer vermeintlichen Verbesserung, dann aber zu extremer Hochputschnung für 4-5 Stunden und anschließendem Absturz in ein tiefes Loch.
- Seit du die Medikamente abgesetzt hast, geht es dir besser, was gegen eine echte ADHS-Erkrankung spricht.
- Menschen mit ADHS erleben durch Stimulanzien meist eine stabilere Aufmerksamkeit und innere Ruhe– nicht extreme Hochs und Tiefs.
- Symptome erst seit letztem Jahr
- Vorher hattest du keine Konzentrations- oder Motivationsprobleme.
- ADHS ist eine Entwicklungsstörung, die seit der Kindheit bestehen muss.
- Deine Symptome begannen erst nach einem traumatischen Erlebnis – das deutet eher auf eine traumabedingte Reaktion als auf ADHS hin.
- Zusätzliche fragwürdige Diagnose (BPS)
- Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) wurde ohne Tests in deinen Akten vermerkt.
- Du hast davon nur durch einen Arztbrief erfahren – der Psychiater hat dich nie darauf angesprochen.
- Eine solche Diagnose sollte nur nach einer ausführlichen, standardisierten Diagnostik gestellt werden.
Nächste Schritte: Diagnose überprüfen & revidieren lassen
1. Zweitmeinung einholen
- Suche eine ADHS-Spezialambulanz, einen erfahrenen Facharzt für Psychiatrie oder einen Traumatherapeuten.
- Eine Uniklinik mit psychiatrischer Diagnostik ist oft objektiver als niedergelassene Psychiater.
- Ziel: Eine neutrale und gründliche Untersuchung, um ADHS und Trauma sauber voneinander abzugrenzen.
2. Krankenakte anfordern & Diagnose prüfen
- Du hast das Recht auf Akteneinsicht und kannst diese schriftlich anfordern.
- Falls die Diagnose fehlerhaft ist, kannst du eine Berichtigung oder Streichung beantragen.
- Falls dein behandelnder Arzt uneinsichtig ist, kann ein Gutachten durch einen anderen Facharzt helfen.
3. Dokumentation deiner Symptome & Veränderungen
- Führe eine eigene Aufzeichnung, um Unterschiede mit und ohne Medikamente festzuhalten.
- Notiere:
- Wann deine Symptome erstmals auftraten
- Ob es erkennbare Auslöser gab
- Wie sich dein Zustand ohne Medikamente verändert hat
4. Ggf. Beschwerde über den Psychiater einreichen
- Falls du dich falsch behandelt fühlst, kannst du dich bei der Ärztekammer oder Krankenkasse beschweren.
- Insbesondere die mangelhafte Diagnostik und die inoffizielle BPS-Diagnose wären Gründe dafür.
5. Therapieansatz überdenken
- Falls deine Symptome eher traumaassoziiert sind, könnte eine traumatherapeutische Behandlung (z. B. EMDR oder Verhaltenstherapie) hilfreich sein.
- Falls du keine aktuellen Beschwerden mehr hast, könnte es auch sinnvoll sein, die ganze Sache abzuschließen und dich nicht weiter mit einer falschen Diagnose zu belasten.
Fazit
Die Art der Diagnosestellung, deine ungewöhnliche Medikamentenreaktion und das plötzliche Auftreten der Symptome sprechen eher gegen ADHS und für eine traumabedingte Ursache. Eine gründliche Zweitmeinung ist jetzt der wichtigste Schritt. Falls sich die Fehldiagnose bestätigt, kannst du sie aus deiner Akte entfernen lassen.
Ich wollte hier mal ein Update da lassen:
Ich bin mittlerweile 6 Wochen in der Tagesklinik. ADHS wurde bestätigt und ich auf Concerta eingestellt. Außerdem habe ich noch die Autismus Diagnostik durchlaufen und tadaaa, ich bin AuDHSlerin. Das erklärt einfach alles für mich.
BPS wurde auch per Test ausgeschlossen.