Ich hatte beim Behandlungsbeginn mit ATX massive Probleme (würde zwei Wochen „Urlaub“ oder Krankschreibung empfehlen). Bereits in der ersten Woche mit 18mg/Tag habe ich ein starkes unangenehmes Anfluten ab etwa einer halben Stunde verspürt (Druckgefühl im Stirnbereich, Benommenheit). Nach drei Tagen begannen leichte Bewußtseinsaussetzer - meine Gedanken sind ins Nichts abgedriftet und mein Autopilot hat dann ggf. dumme Sachen gemacht. Im Gegensatz zu dem gwohnten Fall, daß mein Bewußstsein von Gedanken „mitgerissen“ wird und mein Autopilot Mist baut, wo ich aber dann hinterher genau sagen konnte, woran ich gedacht habe, war da nichts. Bei 1x40mg/Tag wurde das dann viel schlimmer und ich habe abbrechen müssen.
Hatte hier dann gefragt und von @nono einige gute Hinweise bekommen, einiges steht auch bei adxs.org. Ich weiß nicht, ob ich Besonderheiten bei der CYP2D6-Verstoffwechselung aufweise und habe das aber auch nicht geprüft. Habe zum schlafen schon ein Jahr Quetiapin genommen, aber nur in sehr geringer Dosis von ca. 8mg (statt 25) 12h vorm Aufstehen, und das verzögert wohl die CYP2D6-Verstoffwechselung, allerdings 12h nach ATX, wo nur noch maximal 5mg drin sind, kann das nur einen geringen Einfluß gehabt haben.
Außerdem gibt es da auch noch Besonderheiten bei Autismus/Autistischen Zügen, was besonders interessant ist, da ich lange vor der ADHS-Diagnose bei mir etwas autistisches vermutet habe (ist vielleicht Asperger eine ASS mit ADHS?).
Jedenfalls habe ich dann die Kapseln „geteilt“ - steht drin, daß man nichts soll, hängt aber wohl nur mit der Augenreizung zusammen - in einer skalierten Spritze in Wasser gelöst (da ist laut Beipackzettel (ATX Heumann 40mg) SiO und Stärke drin, es löst sich also nicht alles, aber das ATX liegt als Hydrochlorid vor und das löst sich komplett - also nicht über die Trübung wundern) und dann mit zwei Mal 4mg pro Tag angefangen mit umgefüllter kleinerer Spritze (oral!!! etwas Getränk in den Mund nehmen, dann bleibt der bittere Geschmack nicht so lang). Ist wohl ein schwieriges Thema, aber der Psychiater hat die Dososaufteilung abgenickt. Dann die Dosis um etwa 1-2mg/Tag je Woche erhöht. Ab etwa 8mg Einzeldosis habe ich wieder sehr starkes Anfluten verspürt und auch eine längere Gewöhnungszeit hat das nicht verbessert. Ab 10-12mg war es dann so unangenehm, daß ich auf 4 Einzeldosen 4mg gegangen bin, diese dann relativ schnell erhöht und das ging bis 8mg gut, bis auf das erste Anfluten am Tag. War dann nach etwa eineinhalb Monaten bei 40mg mit 2x4mg + 4x8mg/Tag und erhöhe langsam weiter. Einen optimalen Zeitrhytmus suche ich noch und ich teste jetzt gerade, ob ich direkt vorm Schlafen eine doppelte Dosis nehmen kann und die Nebenwirkungen verschlafe, das würde den Spiegel über Nacht stabiler halten. 1/3 Tablette Quetiapin (wie vorher) kann ich abends wieder nehmen, ohne daß ich Probleme bekomme, da teste ich noch, ob ich ggf. auf 1/4 verringere.
Bei mir scheint es also nicht die Dosis an sich zu sein, sondern der Gradient, der die schweren unangenehmen Nebenwirkungen verursacht.
Wenn ich die Wirkung mit MPH vergleiche, würde ich das so beschreiben (MPH mußte ich wegen stark erhöhtem Blutdruck und wahrscheinlich ekligem Husten absetzen):
Wenn man die Symptome als Stausee sieht, und die Selbstkontrolle/Konzentrationsfähigkeit als Staudamm, dann verstärkt MPH den Damm, während ATX den Pegel im Stausee verringert.
Die Gedankenrallye (irgendwo habe ich Gedankenrodeo gelesen, paßt auch gut) hat bereits bei geringer Dosis praktisch sofort stark nachgelassen. Meine Impulsivität ist geringer geworden, ich wurde allgemein ruhiger. Subjektiv würde ich sagen, daß ich weniger verbissen wirke, da das aber vorallem die Arbeit betrifft und dort niemand etwas davon weiß, kann ich da jetzt nicht ohne weiteres mal nachfragen. Ich würde aber sagen, daß sich das auch positiv auf meine Stimmung auswirkt, weil ich mich nicht mehr so konzentrieren muß, mich zusammenzureißen. Das ständige Gefühl, etwas vergessen zu haben, was dann zu zwanghaftem Verhalten führte, läßt nun auch langsam nach - ich fange langsam an, mir wieder zu vertrauen. Es fällt mir nun wesentlich leichter, meine Gedanken zu ordnen. Ich habe zwar den Eindruck, daß ich etwas vergesslicher geworden bin, aber „mich auch schneller wiederfinde“. Eine Auswirkung auf den Antrieb habe ich bisher nicht feststellen können, weshalb ich die Dosis weiter langsam erhöhe, bis ich im Therapeutischen Bereich von 80mg bin (ca. 110kg).
Was die Halbwertzeit angeht, kann ich mir nicht vorstellen, daß das ATX direkt die Spiegelwirkung erzielt, da der ja jeden Tag fast auf 0 zurückgeht und damit der Steady-State eigentlich nicht erreicht werden kann. Aber das Abbauprodukt 4’-Hydroxyatomoxetin wirkt laut adxs.org genauso und da hab ich jetzt nichts zur Halbwertzeit gefunden. Anderseits wird die Plasmahalbwertzeit genannt und im Gewebe kann es sich dann vielleicht doch anreichern?
Im ATX-Artikel wird erwähnt, daß in Einzelfällen eine schneller Gewöhnung auftritt und da eine Einnahme in Abständen von 2 oder 3 Tagen in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt dikutiert. Aber wenn es um die Nebenwirkungen geht, dann ist eine Verteilung auf mehr kleinere Dosen sicherlich ein Versuch wert?
meine Nebenwirkungen bei kleinen Einzeldosen:
Druckgefühl im Stirnbereich bei erster Einnahme des Tages, läßt dann über den Tag nach
leichte Benommenheit, läßt über den Tag nach
ständige leichte Müdigkeit - Kaffee-Konsum jetzt bei ca. 5 Tassen pro Tag (vorher praktisch 0)
Erhöhung des Schlafbedarfs um etwa 1 bis 2 Stunden (von ca. 6,5-7h auf etwa 8-8,5)
Stärkerer Zug nach Zigaretten
Appetit (weil mit aufgeführt): keine Änderung, aber anscheinend Auswirkungen auf Stoffwechsel. Ohne Veränderung des Essverhaltens um etwa 3kg abgenommen. Seltener Heißhunger.
Das waren mal meine zwei Pfenge…