Verständnisfrage zur Halbwertzeit von Atomoxetin und zur Einnahme

Hallo,

ich habe gelesen, dass je nachdem wie die eigene Stoffwechselaktivität so drauf ist, Atomoxetin eine Halbwertzeit von 5 bis 21 Stunden hat, wie passt das zum Thema Spiegelmedikament, welches erst längerfristig eingenommen werden muss, um eine Wirkung zu erzielen?

Meine eigentliche Frage ist aber, ob durch eine Einnahme alle zwei Tage eine Dosisreduzierung möglich ist. Hat sowas schon mal jemand gehört?

LG

Zum ausschleichen? Oder worum geht es konkret?

Normalerweise nimmt man es täglich und wenn man schnell verstoffwechselt die Hälfte morgens und abends.

Ich möchte nicht ausschleichen. Wie und wann ich was verstoffwechsle weiß ich leider nicht.

Frage: 40 mg alle 2 Tage entspricht ca. 20 mg ? Eigentlich will ich auf 10mg runter. Ich teile momentan 40 mg trocken in 20 mg. Das geht noch ganz gut, aber eine Kapsel zu vierteln bekomm ich nicht hin. Bei anderen Tabletten die ich nehme geht die Einnahme alle 2 Tage nämlich. Ich möchte gucken, ob sich Nebenwirkungen verbessern und der Schlaf trotzdem gut bleibt. Das ist bisher nämlich die beste Wirkung die ATX erzielt. Warum der Aufwand? Der Termin beim Arzt ist noch so lange hin und dann kann ich die Kapseln trotzdem nutzen und dann nach weniger fragen.

Und wie kann es sein, dass sich erst ein Spiegel aufbauen muss, wenn das Medikament eigentlich eh schon nach spätestens 21 Stunden raus ist. So ganz hab ich diesen Sachverhalt noch nicht verstanden. Ich hab zum Beispiel keine Auslasssymptome, wenn ich mal drei Tage nichts nehme. Nur der Schlaf ist dann wieder wie vorher und nicht mehr so tief.

Interessiert mich auch. Nehme aktuell nämlich auch Strattera

Unser Kinderpsychiater hat gesagt, dass der Stoffwechsel sich komplett umstellt. Wie das genau funktioniert, weiß ich nicht. Wenn er sich erstmal nach 8 Wochen regelmäßiger Einnahme umgestellt hat, dann fallen wahrscheinlich 3 Tage nicht Einnahme nicht ins Gewicht. :woman_shrugging:t3:

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Ich Versuchs mal:

Steady-State:

Auch wenn die Menge des Medikaments zwischen den Einnahmen sinkt (wegen dieser Halbwertszeit), wird sie durch die nächste Dosis wieder aufgefüllt. Wenn du das Medikament ein paar Tage lang nimmst, pendelt sich das Ganze ein und du erreichst einen sogenannten “Steady-State”. Das bedeutet, du verlierst täglich genauso viel von dem Medikament, wie du mit der neuen Dosis wieder aufnimmst.

Therapeutischer Effekt:

Nur weil das Medikament aus deinem Blut verschwindet, heißt das nicht, dass es nicht mehr wirkt. Viele Medikamente wirken noch weiter, auch wenn sie nicht mehr direkt in deinem Blut messbar sind. Das liegt daran, dass sie auf zellulärer Ebene arbeiten und da längerfristige Veränderungen bewirken können.

Keine Auslasssymptome:

Dass du keine Symptome hast, wenn du das Medikament mal nicht nimmst, ist eigentlich ein gutes Zeichen. Es heißt nicht unbedingt, dass das Medikament komplett weg ist, sondern nur, dass dein Körper keine Zicken macht, wenn’s mal fehlt und es dann auch funktionieren kann, wenn du es nur alle zwei Tage nimmst.

Kann aber eben auch zu einer unregelmäßigen Wirkung führen, deshalb ist’s nicht unbedingt ideal.

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Aber ein Spiegelmedikament unregelmäßig zu nehmen macht keinen Sinn. Jeden zweiten Tag wäre ja immerhin noch eine Regelmäsigkeit.

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Danke für deine Erklärung. Das gibt mir nochmal einen Impuls dafür, ob meine Idee überhaupt Sinn ergibt.

Ich nehme jetzt seit 6 Tagen 20mg alle 2 Tage. Ich bin gespannt wie es sich auswirkt. Negativ ist nicht viel spürbar, aber mein Probblem mit Harnverzögerung hat sich verbessert, müde bin ich tagsüber auch nicht mehr und der Appetit hat sich verbessert.

Mal gucken was der Arzt dazu sagen wird.

Wie kommst du mit deiner Dosierung zurecht?

@ichbinsnur_dasalien Bin jetzt am Ende von Woche 2. Tag 1 - 7 10mg, Tag 8 - 14 18mg und ab morgen dann 25mg für die nächsten 7 Tage. Heute hat es sich komisch angefühlt, vermutlich weil ich gestern früh die Einnahme vergessen hatte und es erst nach der Arbeit um 16:30 nachholen konnte… Deswegen heute versucht daran anzupassen und um ~ 12:00 eingenommen. Hat sich heute irgendwie zu viel angefühlt. Gucken wie es mit 25mg wird.

An sich merke ich noch nicht viel. Bin etwas ruhiger, Konzentration hat sich spürbar verbessert und ich grüble vom Gefühl weniger bzw. habe weniger Gedankenkreise. Nebenwirkungen keine außer dass sich meine Stimme manchmal etwas unsicherer anhört…
Erhoffe mir noch sehr, dass sich die sozialen Ängste auch verbessern. Dann wäre ich absolut zufrieden.

Habe gelesen, dass man so ab Woche 4 - 8 so richtig die Wirkung spürt.

Wie läufts bei dir so?

Ich hatte beim Behandlungsbeginn mit ATX massive Probleme (würde zwei Wochen „Urlaub“ oder Krankschreibung empfehlen). Bereits in der ersten Woche mit 18mg/Tag habe ich ein starkes unangenehmes Anfluten ab etwa einer halben Stunde verspürt (Druckgefühl im Stirnbereich, Benommenheit). Nach drei Tagen begannen leichte Bewußtseinsaussetzer - meine Gedanken sind ins Nichts abgedriftet und mein Autopilot hat dann ggf. dumme Sachen gemacht. Im Gegensatz zu dem gwohnten Fall, daß mein Bewußstsein von Gedanken „mitgerissen“ wird und mein Autopilot Mist baut, wo ich aber dann hinterher genau sagen konnte, woran ich gedacht habe, war da nichts. Bei 1x40mg/Tag wurde das dann viel schlimmer und ich habe abbrechen müssen.
Hatte hier dann gefragt und von @nono einige gute Hinweise bekommen, einiges steht auch bei adxs.org. Ich weiß nicht, ob ich Besonderheiten bei der CYP2D6-Verstoffwechselung aufweise und habe das aber auch nicht geprüft. Habe zum schlafen schon ein Jahr Quetiapin genommen, aber nur in sehr geringer Dosis von ca. 8mg (statt 25) 12h vorm Aufstehen, und das verzögert wohl die CYP2D6-Verstoffwechselung, allerdings 12h nach ATX, wo nur noch maximal 5mg drin sind, kann das nur einen geringen Einfluß gehabt haben.
Außerdem gibt es da auch noch Besonderheiten bei Autismus/Autistischen Zügen, was besonders interessant ist, da ich lange vor der ADHS-Diagnose bei mir etwas autistisches vermutet habe (ist vielleicht Asperger eine ASS mit ADHS?).
Jedenfalls habe ich dann die Kapseln „geteilt“ - steht drin, daß man nichts soll, hängt aber wohl nur mit der Augenreizung zusammen - in einer skalierten Spritze in Wasser gelöst (da ist laut Beipackzettel (ATX Heumann 40mg) SiO und Stärke drin, es löst sich also nicht alles, aber das ATX liegt als Hydrochlorid vor und das löst sich komplett - also nicht über die Trübung wundern) und dann mit zwei Mal 4mg pro Tag angefangen mit umgefüllter kleinerer Spritze (oral!!! etwas Getränk in den Mund nehmen, dann bleibt der bittere Geschmack nicht so lang). Ist wohl ein schwieriges Thema, aber der Psychiater hat die Dososaufteilung abgenickt. Dann die Dosis um etwa 1-2mg/Tag je Woche erhöht. Ab etwa 8mg Einzeldosis habe ich wieder sehr starkes Anfluten verspürt und auch eine längere Gewöhnungszeit hat das nicht verbessert. Ab 10-12mg war es dann so unangenehm, daß ich auf 4 Einzeldosen 4mg gegangen bin, diese dann relativ schnell erhöht und das ging bis 8mg gut, bis auf das erste Anfluten am Tag. War dann nach etwa eineinhalb Monaten bei 40mg mit 2x4mg + 4x8mg/Tag und erhöhe langsam weiter. Einen optimalen Zeitrhytmus suche ich noch und ich teste jetzt gerade, ob ich direkt vorm Schlafen eine doppelte Dosis nehmen kann und die Nebenwirkungen verschlafe, das würde den Spiegel über Nacht stabiler halten. 1/3 Tablette Quetiapin (wie vorher) kann ich abends wieder nehmen, ohne daß ich Probleme bekomme, da teste ich noch, ob ich ggf. auf 1/4 verringere.

Bei mir scheint es also nicht die Dosis an sich zu sein, sondern der Gradient, der die schweren unangenehmen Nebenwirkungen verursacht.

Wenn ich die Wirkung mit MPH vergleiche, würde ich das so beschreiben (MPH mußte ich wegen stark erhöhtem Blutdruck und wahrscheinlich ekligem Husten absetzen):
Wenn man die Symptome als Stausee sieht, und die Selbstkontrolle/Konzentrationsfähigkeit als Staudamm, dann verstärkt MPH den Damm, während ATX den Pegel im Stausee verringert.
Die Gedankenrallye (irgendwo habe ich Gedankenrodeo gelesen, paßt auch gut) hat bereits bei geringer Dosis praktisch sofort stark nachgelassen. Meine Impulsivität ist geringer geworden, ich wurde allgemein ruhiger. Subjektiv würde ich sagen, daß ich weniger verbissen wirke, da das aber vorallem die Arbeit betrifft und dort niemand etwas davon weiß, kann ich da jetzt nicht ohne weiteres mal nachfragen. Ich würde aber sagen, daß sich das auch positiv auf meine Stimmung auswirkt, weil ich mich nicht mehr so konzentrieren muß, mich zusammenzureißen. Das ständige Gefühl, etwas vergessen zu haben, was dann zu zwanghaftem Verhalten führte, läßt nun auch langsam nach - ich fange langsam an, mir wieder zu vertrauen. Es fällt mir nun wesentlich leichter, meine Gedanken zu ordnen. Ich habe zwar den Eindruck, daß ich etwas vergesslicher geworden bin, aber „mich auch schneller wiederfinde“. Eine Auswirkung auf den Antrieb habe ich bisher nicht feststellen können, weshalb ich die Dosis weiter langsam erhöhe, bis ich im Therapeutischen Bereich von 80mg bin (ca. 110kg).

Was die Halbwertzeit angeht, kann ich mir nicht vorstellen, daß das ATX direkt die Spiegelwirkung erzielt, da der ja jeden Tag fast auf 0 zurückgeht und damit der Steady-State eigentlich nicht erreicht werden kann. Aber das Abbauprodukt 4’-Hydroxyatomoxetin wirkt laut adxs.org genauso und da hab ich jetzt nichts zur Halbwertzeit gefunden. Anderseits wird die Plasmahalbwertzeit genannt und im Gewebe kann es sich dann vielleicht doch anreichern?

Im ATX-Artikel wird erwähnt, daß in Einzelfällen eine schneller Gewöhnung auftritt und da eine Einnahme in Abständen von 2 oder 3 Tagen in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt dikutiert. Aber wenn es um die Nebenwirkungen geht, dann ist eine Verteilung auf mehr kleinere Dosen sicherlich ein Versuch wert?

meine Nebenwirkungen bei kleinen Einzeldosen:
Druckgefühl im Stirnbereich bei erster Einnahme des Tages, läßt dann über den Tag nach
leichte Benommenheit, läßt über den Tag nach
ständige leichte Müdigkeit - Kaffee-Konsum jetzt bei ca. 5 Tassen pro Tag (vorher praktisch 0)
Erhöhung des Schlafbedarfs um etwa 1 bis 2 Stunden (von ca. 6,5-7h auf etwa 8-8,5)
Stärkerer Zug nach Zigaretten
Appetit (weil mit aufgeführt): keine Änderung, aber anscheinend Auswirkungen auf Stoffwechsel. Ohne Veränderung des Essverhaltens um etwa 3kg abgenommen. Seltener Heißhunger.

Das waren mal meine zwei Pfenge…

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Danke dass Du das so detailliert und anschaulich beschreibst.

@UlBre für Deine Sammlung vielleicht interessant?

Das müssten wir noch mal irgendwie so unterbringen, dass es mehr Leser finden.,