Verstärkung der Eigenheiten

Hallo zusammen,

gerade stecke ich in der Diagnostik-Phase für das ADHS. Laut der Psychiaterin ist es bei mir nach dem ersten Teil der Testung ziemlich eindeutig. Da bei mir auch noch andere Dinge zusammen kommen wie beispielsweise eine Angststörung, hat sie mir ein angstlösendes Medikament und eins zum Schlafen (bei Bedarf) verschrieben. Das schreibe ich euch nur, weil ich nicht sicher bin, worin sich das folgende begründet.
Immer schon war ich bei normalen Dingen überfordert und überreizt ( Beispiele unten). In den letzten Jahren und vor allem den letzten Monaten spitzt sich das zu. Asymmetrie, Geräusche, Gerüche, Lichtimpulse, Menschen, Nähe… Alles ist zu viel für mich. Wenn mein Partner ausparkt und das Auto piept, muss ich mir die Ohren zuhalten, weil das Geräusch für körperliches Unwohlsein sorgt. Geht eine stark parfümierte Person an mir vorbei, bekomme ich Migräne und mir wird übel. Meine Unterhemden trage ich bis heute auf links, weil ich weder die Naht noch das Schild, selbst wenn rausgeschnitten, ertragen kann. Könnte noch ewig weitermachen.

Geht es euch auch so? Wie kommt ihr damit zurecht? Fühle mich momentan wie ein Kind mitten in der Trotzphase, weil von jetzt auf gleich alles kippen kann. Und wenn ich es zu unterdrücken versuche, wird es nur schlimmer.

Hab da im Forum nichts gefunden, was da zu 100% passt, aber es ist ja auch jeder Jeck anders.

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Hallo :waving_hand:t2:
Das mit dem überreizt sein kenne ich. Ich habe es nicht so stark wie du, aber manchmal kann ich es kaum ertragen, wenn man Mann mich berührt oder Gespräche um mich herum sind. Wenn dann noch irgendwo Musik spielt, will ich mir nur noch Ohropax reinstopfen. Wir wohnen an einer Kreuzung und bei gutem Wetter brettern Motorräder vorbei. Das überspannt meine Nerven oft.
Konntest du beobachten, unter welchen Faktoren es schlimmer ist und ob auch etwas Linderung verschafft? Als Erzieherin und Mutter habe ich das oft nach einem langen Tag in der Kita, wenn mein Kind dann endlich im Bett ist. Da war die Geräuschkulisse den Tag über einfach zu viel.
Hast du das deiner Ärztin auch so geschildert? Die Wahrnehmung ist beim ADHS ja manchmal etwas verschoben oder verstärkt. Ich habe einen Freund, der wegen seiner ADHS fast alles in derselben Lautstärke hört und nicht filtern kann. Könnte eine gewisse Form von Autismus vielleicht bei dir möglich sein? Manchmal hat man da ja Probleme mit der haptischen und taktilen Wahrnehmung. Da es aber ein Spektrum ist, ist das bei jedem anders und muss auch gar nicht sein.
Solltest du das nicht schon längst getan haben, würde ich das bei deiner behandelnden Ärztin ansprechen, denn es liest sich, als würde dir viel Lebensqualität dadurch verloren gehen.
Alles Gute dir!

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Danke für deine Antwort! :green_heart:

Es ist recht wahrscheinlich, dass ich irgendwo im AS bin. Den Test hier habe ich gemacht, laut diesem liegt die Wahrscheinlichkeit bei mir bei etwa 70 %.

Besonders oft tritt das auf, wenn ich nicht gerade krank geschrieben bin oder Urlaub habe, die Arbeit ist einer meiner größten Stressfaktoren. Und auch der Straßenlärm sorgt dafür, dass ich nicht zur Ruhe komme. Zwar wohne ich in einer Kleinstadt, aber ich komme aus einem winzigen Kaff, wo es einfach ruhig ist.

Ohropax oder sonstige Geräuschunterdrückung helfen leider nur manchmal. Erstens, weil „gemachte“ Ruhe für mich was anderes ist als tatsächliche Ruhe. Zweitens, wenn eh schon eine Überreizung besteht oder ich Migräne habe, kann ich den Druck im Ohr, den Ohropax verursachen nicht ertragen.

Leider ist meine Ärztin keine Autismus-Expertin und bietet diese Diagnose nicht an, ich bin wegen der ADHS Diagnostik trotzdem hin, weil ich sonst nirgends einen Termin bekommen konnte.

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Juhu!

Da ich ja dein Tagebuch kenne (und vllt deshalb jetzt voreingenommen, bin da grad verunsichert) und damit auch den Druck unter dem du stehst denke ich mal, dass es immer schlimmer wird, weil es immer länger andauernder Druck ist.

Du versuchst viel zu ändern und es ändert sich nichts bzw. wenig (immerhin hast du die Diagnostik geschafft! :partying_face:). Ich denke das zehrt dich aus. Grad deine Jobsituation macht dir ja den meisten Stress, daher fühlst du Reize weniger intensiv, wenn du frei hast, weil weniger Grundstress.

(Schade, dass @tamaracha grad non-available ist [Handwerker in der Bude], mich würde ihre Meinung interessieren, sie hat ja auch viel mitgelesen bei dir, aber vllt kann @Silberlocke ja noch Senf dazu geben, die ebenfalls bestens informiert ist. :wink:)

Versuch mal noise-cancelling Kopfhörer, das ist vllt angenehmer. Mein Chef hat auch die Kombi ADHS/ASS und läuft im Grunde dauerhaft mit den Dingern rum :sweat_smile:

Ich hatte übrigens gerade gestern einen richtig heftigen Tag, was Reizüberflutung anging. Ich habe die 3 km bis zur Bank in der Innenstadt nicht geschafft, bin nach nicht ganz einem km umgedreht, weil völlig panisch. Alles war zu hell, zu laut, zu alles :exploding_head:. Habe es dann später noch mal versucht, Equipment: Sonnenbrille + in ear Kopfhörer über die Klassik-Radio lief, damit ging es dann… :smiling_face_with_sunglasses:

Heute habe ich das Parfum der einen Patientin noch drei oder vier Patienten später gerochen, trotz geöffneter Fenster…

Haare unter dem Shirt oder Pulli :scream: :scream: :scream:

Ja :anguished_face:

Was übrigens evtl auch noch eine Rolle spielt, ist dass deine Wahrnehmung verstärkter ist, weil du sensibilsiert für deine Symptomatik bist. Ich habe bei mir selbst bemerkt, dass ich viele Sachen jetzt wo ich mehr weiß auch mehr wahrnehme. Könnte das sein?

Liebe Grüße :cherry_blossom:

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:adxs_wink:
Schon mal alles, was @Petrolblau sagt…

…und nun stell dir vor, du entscheidest dich später für Medis und dein Blick auf die Dinge verändert sich nochmals…
:adxs_knuddel:
Deine Situation ist zZ ja wirklich nicht unbedingt Deiner Gesundheit zuträglich, dazu das Wissen, hier aus dem Rund…

Ich bin inzwischen überzeugt, daß verändert die eigene Wahrnehmung bereits um einiges…

Das Wissen, daß da was ist,
die Bestätigung, daß da was anders ist,
das Bemerken, daß da tatsächlich die Uhren in einem anderen Takt ticken…

Es ist schwierig
:adxs_tuete:
annehmen, beobachten, viele innerliche Kämpfe, Tränen…

Genau, lieber annehmen, kommt sonst ja sowieso wieder, nur dann mit Wucht…

Klingt & schreibt sich so einfach, aber ist wirklich die allergrößte Herausforderung, alles andere wäre gelogen.

Ich bin sehr gespannt, was @tamaracha, nach ihrem Job als Baustellenaufsicht, aus professioneller Sicht uns dazu erzählen kann.

Das ist zusätzlich ein ganz spannender Gedanke, schau da auch mal hin liebe @Evimon, ich merke inzwischen definitiv, daß meine Antennen noch sensibler geworden sind und sich weitere Türen einen Spalt weit geöffnet haben…

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Hallo, auch dir ein Dankeschön für deinen Beitrag! :green_heart:
Ich hab geräuschunterdrückende Kopfhörer. Die habe ich zuhause auch fast permanent an. Wenn ich aber schon überreizt bin oder gar Migräne habe, kann ich das am Kopf einfach nicht ertragen, dann ist sogar der kaum vorhandene Druck der Kopfhörer zu viel. Aber sonst sind die super!

Gerade ist auf der Arbeit kein Vorankommen möglich, weil ich auf Infos warte. Das heißt, ich kann nur rumsitzen. Das stresst mich zusätzlich. Häkeln so wie gestern geht fast nie, denn das darf niemand mitbekommen. Außenwirkung und so.

Es kann gut sein, dass ich durch das intensive Auseinandersetzen mit der Thematik, mehr bemerke, was so alles los ist und wie ich bzw. mein Körper reagieren. Hab eben immer noch im Ohr, was ich mein ganzes Leben lang zu hören bekommen hab. Dass ich speziell bin und/oder exzentrisch. Das fängt bei der Überreizung an und geht weiter mit dem Sachen lustig finden, die keiner sonst lustig findet. Z.B. Nummernschilder. Daher weiß ich nicht, woran genau es liegt und wie ich meinen größten Stressauslöser (Arbeit) ausgleichen soll, da bin ich auch nicht weiter. :see_no_evil_monkey:

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Auch dir, liebe @Silberlocke danke für deinen Beitrag! Dass Autismus bei mir sehr wahrscheinlich ist, vermute ich schon länger. Nur eben da an Diagnostik zu kommen ist derzeit quasi unmöglich. Aber erstmal geht’s ja mit der zum ADHS weiter.

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich freue mich, wenn ich Medikamente fürs ADHS bekomme. Medikinet hat mir ja schon mal geholfen, konnte es aber ja leider nicht weiternehmen.

Dank des Medikaments das ich gerade nehme, habe ich zwar keine Panikattacke mehr gehabt, fühle mich aber permanent kurz davor. Oder davor, auszurasten oder loszuheulen. :see_no_evil_monkey:

Nachdem ich die Nebenwirkungen und die emotionale Achterbahnfahrt zwei einhalb Wochen ausgehalten habe, habe ich beschlossen, heute nochmal zu Arzt zu gehen. Das hat für Unverständnis bei meinem Partner gesorgt, weil es mir ja besser geht, er versteht nicht, dass das nur eine Maske ist.

Das sorgt dann wiederum dafür, dass meine Ticks noch mehr zunehmen, weil mich das zusätzlich stresst. :see_no_evil_monkey:

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Oh und zu deiner Reizüberflutung: du Arme! Fühl dich gedrückt! Oder auch das lange in der Luft hängende Parfüm… :see_no_evil_monkey: Respekt, dass du deinen Gang dann doch noch geschafft hast! :sign_of_the_horns:t2:

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Hello again zusammen!

Och menno, das klingt wirklich anstrengend. Reizüberflutung kenne ich definitiv, und auch den Wunsch, alles kurz und klein zu schlagen.

Dass man sensibler für Reize wird, kommt in Belastungssituationen sehr häufig vor. Die NT-Varianten heißen dann halt Burnout oder Anpassungsstörung, hatte ich ja schon mal anderswo geschrieben. Eine gewisse Menge an Belastung lässt sich verstoffwechseln, von da an läuft die Badewanne über und jeder zusätzliche Tropfen ist ein Nadelstich zu viel. Das ist auch, was manche heute mit Mikroaggression meinen. Hier bitte das Parfum durch die Frage nach der Herkunft austauschen. Schon ADHS geht oft mit einer erhöhten Sensitivität einher. Introversion und Hochsensibilität sind im Grunde die populären Lite-Varianten ohne den pathologischen Makel.

Und ich kann’s nur wieder sagen: In deiner Situation muss man nicht unbedingt neurodivergent sein, um den völligen Rappel zu kriegen. ND zu sein macht es natürlich noch schwieriger. Die Wahrnehmungsbesonderheiten bei ASS sollten aber auch weiterbestehen, wenn die Belastung reduziert wird. Damit ist gemeint, dass man Gerüche oder haptische Eindrücke oder Schmerz entweder viel intensiver oder schwächer wahrnimmt als der Durchschnitt. So weit ich weiß, ist das dann wirklich eine andere Qualität und Intensität, weniger ein „Ich fixiere darauf, weil mich alles stresst.“ Also ich bin da relativ vorsichtig mit ND-Diagnoseeinschätzungen, weil man die Abgrenzung zu stressinduzierten Symptomen schaffen muss. Und jeder Mensch neigt zum Confirmation bias: In eine gefundene schublade wird alles Passende hineingesteckt. :wink: Bei manchen Symptomen gibt es auch Überschneidung mit z.B. Borderline. Schon dauerhafter Distress, dieses in der Schwebe hängen usw. verändert den Hormonstatus (Cortisol), und das hat psychische Auswirkungen, weil du quasi ständig im Bereitschaftsmodus bist (Kampf/Flucht/Erstarrung).

Die letzte Woche habe ich auch wieder gemerkt, wie das ganze Durcheinander bei uns mich dünnhäutiger macht. Jedes Gehirn kann pro Tag nur eine bestimmte Menge Information aufnehmen und darauf reagieren, dann ist Schluss. Mein Freund ist gerade in den letzten Klimmzügen seines Umzugs zu mir, und gleichzeitig auf der Suche nach einem Nachfolger für sein Auto. Die ganze zeit erzählt der mir von Autofarben, Anhängerkupplungen, Preisgestaltung, zwielichtigen Autohändlern, suggestiv beschriebenen Zusatzfeatures, Umzugslogistik, erst autokauf oder erst umziehen, in allen Details und Einzelheiten. Er meint es nicht böse, aber ich denke schon seit Tagen, ich explodiere gleich! Mein Zuhör- und Reagierkontingent ist fast leer, halt einfach die Klappe! Das war jetzt nur mein verbalisiertes Innenleben, ich habe es natürlich diplomatischer formuliert. Gott sei Dank hat er endlich jetzt einen guten Deal gefunden und erfolgreich abgeschlossen, so ist dieses leidige Thema erst mal vom Tisch. Die verdammten Handwerker haben jetzt hoffentlich auch die lautesten Teile ihrer Arbeit hier am Haus geschafft. Manno, jetzt fängts hier zu regnen an und trommelt herum. :scream:

Dein Partner sollte wissen, dass man sich noch längst nicht von so etwas wie einem Burnout oder Belastungsdepression erholt hat, nur weil die Symptome etwas besser wurden und man sich gerade zusammenreißen kann. Und nein, die Zustände bei dir auf der Arbeit sind nicht „normal“, geschweigedenn gesund.

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Hallo Liebe @Evimon , auch ich möchte mich hier bei Dir sehr gerne noch zu Wort melden bevor ich danach schlafen gehe.

Jedenfalls habe ich vollstes Verständnis für Dich und Deine Hypersensibilität, warum?, weil ich das selbst sehr gut kenne und deshalb genau weiss wie anstrengend so eine Sensibilität im täglichen Leben ist.

Ich selbst habe schon in meiner frühen Kindheit, heisst bis zu dem Alter wo ich mich an gewisse Dinge selbst zurück erinnern kann, was bei mir persönlich zum Beispiel bereits frühe Erinnerungen an meine Kindergartenzeiten in mir wach ruft, mich schon sehr früh als „Aussenseiterin“, oder jedenfalls „anders als die meisten“ erlebt.

Weiterhin kann ich mich sehr gut daran erinnern, wie ich als Kind auch von der Grundschule bis zu meinem Schulabschluss nach 9 Schuljahren, wirklich sehr unter meiner „angeblichen Überempfindlichkeit“ sehr gelitten habe, weil sich andere immer gerne über meine"Überempfindlichkeit" lustig gemacht haben.

Eine ältere Dame, heisst die Mutter eines meiner damaligen Freunde, heisst mit dem ich mal kurzzeitig liiert war, nannte mich z.B. damals „Fräulein Zart“, und dort war ich immerhin schon im Alter zwischen 20 und 30, heisst wenn man Hypersensibel „von klein auf ist, dann bleibt man das eigentlich auch für den Rest seines Lebens“.

Jedenfalls, ich verstehe Deine Gedanken und Gefühle darüber wie es ist wenn man selbst ein sehr sensibler Mensch ist, und sich sehr oft aufgrund seiner starken Sensibilität nicht gut unter anderen, die nicht so sind, im Leben zurecht finden muss. :heart: :people_hugging:

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P.s. @Evimon
Ob sich eine Hypersensibilität im Laufe des Lebens „verstärkt“, glaube ich persönlich, jedenfalls in meinem persönlichen und eigenen Fall durchaus.

Denn die Anforderungen und die damit verbundenen Reize im Alltag werden ja nicht weniger je älter man wird, sondern im GEGENTEIL, je mehr man in seinem Leben „auf dem Buckel hat“, heisst je länger und je mehr man in seinem Leben über Jahre, oder Jahrzehnte, starkem Stress in seinem Leben ausgesetzt ist, und diese „Stress Zustände“ einen als Hypersensible Person eh schneller stressen, als eine Person wo vielleicht irgendwie Mental „Stressressistenter“ ist als man selbst.

Desto mehr wird sich diese Hypersensibilität bei einem selbst immer mehr verstärken, vor allem auch unter anderem deswegen, weil „niemand von Grund auf Verständnis für Hypersensible Menschen zeigt“, sondern man dann von den anderen „als schwach“ oder als „Loser“ bezeichnet wird, was natürlich nicht dazu beiträgt das dass das eigene Selbstvertrauen stärkt, sondern im GEGENTEIL, sogar schwächt.

Und nicht desto trotz, habe ich selbst z.B. gelernt, mich selbst viel mehr durch mein Leben „durchbeissen zu müssen“, als jeder von diesen Menschen die von sich selbst total überzeugt gewesen sind.

Und deshalb bin ich überzeugt, müssten wir alle heutzutage in einer Welt wie in der fiktiven Fernseher Serie „The Walking Dead“ um das reine Überleben kämpfen, dann hätte ich keine Mühe damit, weil ich weiss wie es ist wenn man lernen muss sich vor dem Rest der Welt selbst zu behaupten.

Und das ist es worum es im Leben immer geht, zu lernen sich selbst zu behaupten, und dann das man den ganzen Scheiss irgendwie überlebt.

Jedenfalls bin ich persönlich deshalb der Meinung, dass solche Menschen die sich gerne selbst für starke Menschen halten, uns Hypersensible Menschen meistens total unterschätzen.

Nicht nur weil wir Hypersensible Menschen oft auch intelligenter als andere sind, sondern auch deshalb weil wir durchaus über Stärken verfügen, und das nicht nur Intellektuell, oder wenn es darauf ankommt eben auch Mental, oder „im Ernstfall“ körperlich Kräfte freisetzen können, sagen wir wenn es z.B. um das eigene Leben, oder das Leben eines geliebten Menschen von uns geht, wo anscheinend schon so manche Leute „zum Staunen gebracht hatte“, wie z.B. vielleicht die Kraft einer Mutter, wenn es darum ging ihr Kind vor dem sicheren Tod zu retten, und diese dann ein Auto hoch gehoben hatte, um ihr Kind um jeden Preis in Sicherheit zu bringen.

Jedenfalls sind wir Hypersensible Menschen nicht defakto „schwache Menschen“ oder so ein Blödsinn, sondern im GEGENTEIL, wir können sogar sehr stark sein wenn es nötig ist. :flexed_biceps: :heart:

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Oh, das klingt aber stressig bei dir! :see_no_evil_monkey: drücke dir ganz fest die Daumen, dass das alles schnell über die Bühne geht.

Es gibt Sachen, die definitiv durch den Stress schlimmer geworden sind, aber die vieles war auch vorher schon da, wie das mit den Schildchen In Klamotten.

Mit der Jobsituation komme ich irgendwie nicht weiter, aber da hatte ich mir auch noch bis zu endgültigen Diagnose und Medikation Zeit gegeben, um nicht später zu bereuen, was auch immer ich entschieden habe. Trotzdem denke ich da viel drüber nach. Ihr alle und dieses Forum generell tut mir da wirklich gut! Bin gerade wieder krank geschrieben, weils nicht mehr ging und mein Freund meinte, ich solle das lassen und lieber den geplanten Urlaub machen. Das wollte ich aber nicht, weil es mir wirklich nicht gut geht. :see_no_evil_monkey:

Bin gespannt, wie er reagiert, wenn ich das verlängere.

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Huhu, auch dir vielen Dank für deine Gedanken. Ich denke auch, dass Hypersensibilität eine verkannte Superkraft sein kann. Kann, weil man eben damit umgehen können muss. Es ist so verflucht schwer, bei dieser Gradwanderung nicht daneben zu treten. Zeigt der Ablauf bei meinem Partner und mir derzeit wieder sehr gut: ich gebe alles, um mich zusammenzureißen, nicht dauernd auszutricksen, zu heulen oder zu erstarren, weil ich ihn nicht belasten möchte und er versteht nicht, wo es herkommt, wenn ich denn dann sage, ich kann nicht mehr. Als ich meinte, ich werde gerade wahnsinnig, weil ich tausend Außenreize habe, aber keine Arbeit, meinte er nur, es sei doch schön, nichts zu tun zu haben. 8,25 Stunden am Tag rumsitzen und nur ans Telefon gehen. Meist für Leute, die wen anders sprechen wollen oder mir meinen Job erklären wollen. Dazu die unbequemen Klamotten, das Ticken der Heizung, das Sirren des Stroms, das Flirren des Computers. Dazu die Geräusche und Geräusche von draußen und meiner Kollegen. Ahhh ich schweife ab, entschuldige.

Es wird gerade einfach immer mehr, weil von außen immer mehr kommt. Und wenn mehr Druck von außen kommt, mach ich mir selbst mehr Druck. Und dann gehe ich noch mehr auf dem Zahnfleisch. Gewissermaßen ein Trufelskreis.

Mich hat in meiner Ausbildung ein Kollege „Pflänzchen“ getauft, weil bei mir ja immer irgendwas sei. Als Kind war ich das Regenmädchen (wegen des Gesichts, das ich mache, wenn ich nicht lächle). Und sonst eben einfach die Zimperliese.

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Feine Nuancen wahrnehmen zu können ist schon was tolles.

Die Psychologin in mir krümmt sich gerade vor Pein zusammen. Deinem Gehirn wird Vigilanz abverlangt, gepaart mit Langeweile. Das ist die schlimmste Kombination überhaupt. So baut man Arbeitsplätze des Grauens. Du musst aufmerksam bleiben (vigilant), darfst aber gleichzeitig nichts sinnvolles tun. Das entspricht der Idee, eine Maschine die meiste Arbeit tun zu lassen und den Mensch nur danebenzustellen, damit der aufpasst, falls die Maschine eine Fehlfunktion hat oder einen Fehler macht. Deswegen bin ich übrigens auch skeptisch gegenüber manchen Fahrassistenzsystemen, die genau auf diesen mentalen Zustand hinauslaufen. Du bist eigentlich fast untätig, musst aber aufpassen.

Wenn du sowieso schon neurologisch bedingt reizoffen und sensibel bist (Unterwäsche-Schildchen), ist das eine richtig brisante Kombination. Wenn du auf so einen Reiz hin auch losjagen dürftest, wäre es vielleicht wieder ADHS-kompatibel. Aber das darfst du nicht. Ehrlich, ich kann vieles bei dir gut nachfühlen und will dir einfach nur sagen: Das ist nicht dein Fehler oder gar deine Schuld.

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Danke! Einfach Danke, dass du das verstehst! Könnte grade echt heulen deswegen. Muss hier mehr Zeit verbringen, denn je mehr Zeit ich in der Außenwelt verbringe, desto mehr zweifele ich an mir selbst. :see_no_evil_monkey:

Wünschte, es gäbe eine machbare Lösung.

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Eine Lösung würde ich dir auch so sehr wünschen.

Auf Reize im Reizchaos reagieren zu müssen ist einfach nur tödlich, die Leute haben einen Riesen-Urknall. Bei dir ist es wohl überdurchschnittlich ausgeprägt, aber vom Prinzip her doch sehr schlüssig. Also lass dich nicht von denen verunsichern. Ich persönlich kann solches Gewusel genau dann gut als Stimming einsetzen, wenn ich nicht darauf reagieren muss. Dann hilft es sogar beim Konzentrieren, weil es einzelne Reize zudeckt. Sobald ich aber darauf achten und reagieren muss, wird es die Hölle.

Wie gesagt, das ist sogar etabliertes Fachwissen aus der Arbeitspsychologie, Empathie-Superkraft wäre dafür nicht mal notwendig.

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Es gibt von Loop calmer…die sind super angenehm die zum Schlafen sind super weich.

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Heute an der Uniklinik haben wir so etwas wie einen Leidensgenossen von dir getroffen, auch wenn es bei ihm wahrscheinlich nur vorübergehend sein wird. Wir sind mit dem Bus gekommen, aber es gibt für Autos je eine Schranke für Ein- und Ausfahrt.
Der Automat zum Lösen eines Parkscheins für die Einfahrt war gerade kaputt. Statt die Schranke bis zur Reparatur einfach offen zu lassen, blieb sie zu, und irgendein Pförtnermensch musste dort Wache sitzen und allen klingelnden um Einlass Ersuchenden erklären: „Die Anlage ist kaputt.“ Er musste aufpassen, aber durfte niemanden durchlassen. Die Ausfahrtschranke war übrigens offen, gleich neben der geschlossenen Einfahrtschranke. Das nenne ich mal deutsche Willkommenskultur. :speak_no_evil_monkey:

Im Bus hat jemand etwas ausgepackt, das wie Katzenfutter gerochen hat. :nauseated_face: Im Wartebereich der Klinik lief ein laut vor sich hinlaberndes Radio oder Fernseher, das musste ich mit Musik über Kopfhörer übertönen. :adxs_blah: Ist aber ein großer Vorteil, wenn man nicht genau aufpassen muss und sich somit wegbeamen darf. Also war alles noch eher harmlos im Vergleich zu deiner Situation.

Apotheken sind akustisch gesehen der totale Reinfall. Alles ist so komisch beengt, dass ich die parallel geführten Verkaufsgespräche kaum auseinanderhalten kann und oft nicht weiß, ob ich gerade angesprochen wurde oder nicht. Zumal die Gespräche ja immer fast den gleichen Inhalt haben. :confused: Und dann noch dieser komische Mix aus Gerüchen …

Aus dem Thema Reizbelästigung ließe sich vermutlich ein Dauerbrenner machen. :rofl:

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Ja, das wäre tatsächlich ein eigenes Thema. :sweat_smile:

Die von dir beschriebene Situation sorgt bei mir schon für Gänsehaut. Wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich eine saftige Panikattacke gehabt! :see_no_evil_monkey:

Danke für den Tipp! :green_heart:

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