Verzweifelt: Massives Aufschieben und nur unter Druck Nachts arbeiten können

Hallo,

seit meiner Grundschulzeit habe ich das Problem, Aufgaben massiv aufzuschieben und alles was Mühe erfordert strikt zu vermeiden. Es fühlt sich so an als hätte ich gar keinen Einfluss darauf, sondern eine Blockade setzt dann ein.

Als Schulkind habe ich bereits angefangen, Hausaufgaben wenn überhaupt ganz spät abends anzufangen. Später dann nachts. Für jede Prüfung habe ich erst in der Nacht davor gelernt und hatte trotzdem die ganze Zeit einen massiven Druck, sobald ich wusste, dass etwas ansteht.

In meinem Studium hat mich das massiv belastet. Jede Hausarbeit konnte ich immer erst in der Abgabewoche behoben und dann Nächte durchgemacht.

Selbst wenn die Deadline ganz nah ist, gelingt es mir nicht tagsüber mich dran zu setzten. Ich lenke mich dann mit allem unwichtigen ab (besonders Social Media!). Ich bin hypoaktiv und antriebslos und starre auch gerne mal mehrere Stunden durch die Gegend. Sobald es keinen anderen Ausweg mehr gibt, mobilisiere ich unter ganz viel Leidensdruck alle Kräfte und schaffe es irgendwie in wenigen Tagen die Arbeit zu machen, die andere im 8 Wochen erledigen.

Im Moment befinde ich mich in einem Abschlussprojekt, worauf meine Bachelorarbeit basiert. Die Hälfte meiner Zeit ist schon um, ich habe ein Thema eingereicht und obwohl das Projekt eigentlich eine kontinuierliche Arbeit erfordert, hänge ich immernoch daran, ein Ziel zu formulieren. Ständig hinterfrage ich mein Thema und sehe neue Aspekte. Eigentlich müsste ich schon viel weiter sein. Ich habe Angst, durchzufallen, weil ich nichts abliefern kann und immer wieder neue Fässer im Thema öffne. Mir erscheint das Projekt einfach als unüberwindbar riesig. Es ist mir noch nie gelungen, ein Projekt zu planen und mit Struktur auf das Ziel hinzuarbeiten.

Tagsüber mache ich nichts mehr für mich. Ich stresse mich nur noch, dass ich etwas tun muss und tue es dann nicht. Alle schönen Unternehmungen, z.B. Freunde treffen schränke ich komplett ein, weil ich das Gefühl habe ich verliere noch mehr Zeit. In der Realität prokrastiniere ich aber bis Abends und kann erst bei Dunkelheit mich dran setzten. Dann reicht die Aufmerksamkeit leider nur für 2 std. Dieses Verhalten belastet nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld.

Medikinet adult hat leider nicht gut funktioniert (2 Monate probiert), jetzt nehme ich Elvanse 30mg seit 2 Wochen. Die erste Woche war richtig super, ich habe so viel geschafft wie nie. Die zweite Woche war alles wie vorher, keine Wirkung mehr. Falls es wirkten sollte (was ich nicht mehr spüre) prokrastinkere ich weiter. Abends dann an den Schreibtisch aber nicht produktiv sein.
Gestern Nacht habe ich Medikinet unretardiert genommen. Erst hat es gut geklappt und ich hab zumindest 2 std gearbeitet . Dann habe ich aber nach 4 std nachgenommen (um 1) woraufhin ich die Nacht durchgemacht habe, aber nicht mit arbeiten, sondern prokrastinkeren.
Resultat: ich hab erst um 6 geschlafen, bin um 13 Uhr aufgewacht und heute natürlich wieder völlig antriebslos und mit Schuldgefühlen in den Tag gestartet. Das mache ich nicht noch mal.

Meine Erfahrung sagt mir, dass ich erst richtig produktiv bin, wenn die Zeit so knapp ist, dass es kein zurück mehr gibt. Das funktioniert bei dieser Art Projekt aber leider nicht, weil ich selber Daten erheben muss.

Meine Universität gibt leider per se keinen Nachteilsausgleich bei ADHS. Eine Zeitverlängerung ist also nicht möglich.

Schon Wochen vor Beginn des Projektes hat es mich massiv belastet und gestresst. Manchmal hatte ich auch schon den Gedanken, es einfach abzubrechen, weil es mich so kaputt macht. Dann denke ich aber wieder, dass ich ja im Verhältnis zur gesamten Studienzeit „ganz kurz vorm Ziel“ stehe. Ein Abbruch würde mich belasten und mein gesamtes Umfeld weiß, dass ich gerade meinen Abschluss mache. Ich möchte auch eigentlich nicht in meinem letzten Semster abbrechen.

Mittlerweile bin ich so frustriert darüber. Habt ihr dieses Problem auch und habt ihr eine Lösung dafür gefunden?

Ich bin über jeden Tipp und Austausch dankbar!

Liebe Grüße
Userin

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Hallo @Userin,

ich kann deine Beschreibung sehr gut nachvollziehen und kann mir gut vorstellen, wie es dir geht. Mir selbst ging es im Studium und in vielen weiteren Lebenssituationen ähnlich. Ich hab es dann durch Glück doch alles immer irgendwie hinbekommen, aber niemals so gut, wie ich es mir vorgestellt habe. Für den richtigen Erfolg im Leben reicht es dann leider aber auch nicht.

Auch wenn diese Situation nicht als Lebensphilosophie dienen kann, möchte ich dir ein paar positive Aspekte vor Augen zu führen.

Du hast beschrieben, dass du permanent das Thema durch deinen Kopf umher wirfst und immer neue Bereiche aufmachst. Was du da machst, ist ein sehr großer Teil der Umsetzung. Diese Denkarbeit findet bei anderen „normalen“ Menschen während der Arbeit am Schreibtisch statt. Vielleicht strukturierter und auf dem Papier, aber diese Menschen verbringen Unmengen Zeit damit anzufangen, zu verwerfen und neu anzufangen. An dem Punkt an dem du endlich in die Umsetzung gehst, steht in deinem Kopf wahrscheinlich schon der Großteil des Konstruktes und du brauchst es nur noch auf Papier zu bringen.

Ich habe für mich gelernt, dass meine Prokrastination ein Teil davon ist, wie ich solche großen Aufgaben löse. Aufgaben die wie ein unüberwindbarer Berg aussehen. Ich fange zwar mit der händischen Arbeit erst kurz vor Deadline an, habe aber einen Großteil der mentalen Arbeit schon geleistet. Der Berg ist also schon überschritten und ich muss nur noch den Abstieg meisterb.

Das ist natürlich schlecht, wenn man vorher eigentlich kontinuierlich arbeiten müsste, um Daten zu erheben. Ich bin aber der Überzeugung, dass es helfen kann, auch kreative Lösungen zu finden. Was ich in meinem Leben schon für kreative Lösungen gefunden habe, mit denen ich meine Prokrastination kompensiere, ist erstaunlich. Ich habe regelrecht ein Vertrauen in mich aufgebaut, dass ich Dinge schon irgendwie hinkriege. Was aber auch die Gefahr erhöht, dass ich alles schleifen lasse und irgendwann voll gegen die Wand fahre. Aber vielleicht ist es bei dir ähnlich und du kannst dies als eine Stärke erkennen. Vielleicht findest du ja doch den Kniff, mit dem du das jetzt alles noch hinbekommst.

Und als weiteren Punkt möchte ich noch folgendes nennen.

Du kannst sehr gut mit Druck umgehen, unter dem andere Menschen schon lange zusammenbrechen. Du brauchst diesen Druck sogar, um zu funktionieren. Das ist durchaus eine Stärke und kann im beruflichen Kontext auch genutzt werden, wenn du den richtigen Job wählst. Gleichzeitig sollte man natürlich immer auf seine mentale Gesundheit achten, die durch den permanenten Druck und das Gefühl zu versagen allgegenwärtig ist.

Deine Situation ist aktuell fern von optimal, aber es ist auch nicht das Ende der Welt, wenn es jetzt schief gegen sollte. Du kannst das Abschlussprojekt sicherlich nochmal wiederholen und am Ende interessiert es keinen Menschen, wie du zu deinem Abschluss gekommen bist. Nach deinem ersten Job interessiert es nichtmal mehr, DASS du einen Abschluss hast :wink:

Verlaufe dich nicht in einer Spirale der Katastrophisierung. Wenn es schief geht, wirst du deswegen nicht verhungern oder deine Familie wird dich nicht weniger lieben. Das Leben geht weiter und du nimmst Anlauf um beim zweiten Mal alles zu schaffen.

Ich hoffe ich konnte dir etwas den Druck von den Schultern nehmen.
Atme durch und glaub an dich. Ich tue es!

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Vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Du hast recht, wenn ich durchfalle, habe ich noch eine Chance. Einen anderen Abschluss habe ich bereits. Also tief kann ich zum Glück nicht fallen.

Mit dem Druck ist es leider eine krasse Ambivalenz. Ich brauche ihn um überhaupt etwas zu tun. Andererseits zerbreche ich schon gewissermaßen daran. Durch den Druck den ich mir mache, blockiere ich alle positiven Unternehmungen und sozialen Kontakte aus denen ich Kraft schöpfen könnte. Depressionen und Rückzug sind die Folge und die Folge der Depression ist eine noch stärkere Antriebsschwäche. Teufelskreis…
Auch das vermeiden von Gesprächen mit Freunden und Bekannten ist ein Thema. Ich könnte ja schließlich gefragt werden, wie das Studium läuft.

„Langsam“ fühle ich mich wie ein „Härtefall“. Bin auch in Therapie. Meine Erfahrung sagt mir aber „ich schaffe das“, denn bisher habe ich alles geschafft. Nur halt leider unter massivem Leidensdruck.
Zum Glück gibt es eine Zeit danach. Ich freue mich drauf! Trotzdem hat man ja auch nach einem Studium immer wieder Aufgaben zu erledigen, was eine nachhaltige Strategie nötig macht….

Liebe Grüße

Liebe Userin,

das kenne ich so gut, und zwar seit meiner Schulzeit. Ob 1979 das Lernen für die Lateinklausur oder 2022 die Abrechnung für meine Kunden (ich bin selbstständig), ich verdrömele die Zeit bis 2:00 nachts. Und es fühlt sich ganz ähnlich an wie damals. :adxs_redface:

Ich meine, ich habe mein großes Latinum irgendwie geschafft. Und mit meiner Selbstständigkeit ernähre ich seit Jahrzehnten meine Familie. Also nur bummeln mache ich offensichtlich nicht. Aber definitiv zu viel jedenfalls.

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Hello
Ja so geht es mir auch. Öfters musste ich in der schule auch krank machen undso oder nächte durchmachen weil ich es nicht hinbekommen habe.

Heute gehts mkr tatsächlich mit vielen aufgaben genauso. Vorallem wenn ich kein bock habe.
Tatsächlich studiere ich aber was das mich echt interessiert (nawi) was mich dann doch antreibt das zu machen.

Das heisst um ehrlich zu sein, wenn dich deine bachlor arbeit nicht interosuert wirds schwierig

Was mir immer hilft:

  1. 45 min richtig powern 15 min pause machen (meistens mach ich dann Freundschaftsbänder, spiele animal crossing oder giese blumen oder so)
    [Klingt als wäre ich mega das öko gürl lul]
    Achtung ! Timer stellen

  2. Richtig geil schnelle musik hören die dich wach ballert. Empfehle metal hitech oder hardcore haha

  3. Kein druck machen - einfach machen
    Einfach dumme sätze schreiben kreativ werden blah blah …kannst ja die dummen sätze später löschen
    Muss ja neg perfekt sein was du machst

Ansonsten kp…das sind tipps von jemanden der fpr seine bewerbung ganze wochen gebraucht hat haha
Also wie gesagt nur richtiges interesse kann einen antreiben …meine meinung …

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ACHSO
und was man glahbe lernen muss:
Verarsch dich nicht selber und arbeite nicht gegen dich
Ganz oft hab ich mir den ganzen tag zugebaut was ich wann wie schaffen will. …schaft man doch eh nicht. Warum sich selber anlügen und aus einem schlechten gewissen dann noch 30 min unkonzemetriert arbeiten wenn man sich gerade nicht danach fühlt?
Leibdr ehrlich sein und sich eingestehen sagen jo das war heute nicht mein tag aber egal, ich bin nicht dumm oder faul

Finde auch die tipps vom ersten kommi gut
Einfach mal in kopf immer wieder brainstorming machen das ding durchdenken und dann am letzten tag alles schreiben fände ich auch nicht schlecht

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Vielen Dank für eure Antworten. Es wäre so toll, wenn die Medikamente auch gegen das hartnäckige Prokrastinieren helfen wurden!

Ich möchte mit euch etwas teilen, was ich gerade entdeckt und ausprobiert habe. Es hat mir zumindest für heute unglaublich gut geholfen: Body Doubling.

Hab die Website „Focusmate“ gefunden. Dort formuliert man sich ein Ziel, das man in den nächsten Minuten erreichen will. Dann wird man per Zufall mit einer anderen Person per Videocall verbunden. Man erzählt sich ganz kurz, was man erledigen möchte (z.B. einen Lebenslauf schreiben, 5 Mails beantworten…) und dann arbeitet jeder für sich. Nach Ablauf der Zeit erzählt man sich kurz, was man geschafft hat. Es gibt ein paar Regeln, z.B., dass man das Smartphone während der Zeit weglegt, sich nicht mit anderen unterhält usw.

Erst habe ich es mir komisch vorgestellt mit einer fremden Person ein Meeting zu haben und zu arbeiten, aber es war total hilfreich und die Leute waren freundlich. Werde das auf jeden Fall morgen wieder tun. :slight_smile:

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Das klingt wahnsinnig anstrengend und ich kenne ähnliches Verhalten von mir beim Schreiben von Hausarbeiten, Vorbereiten von Prüfungen und dem Schreiben der Abschlussarbeit, die ich dann eigentlich auch eher hingerotzt habe, obwohl schriftliche Arbeiten eigentlich immer eine Stärke von mir waren und sind. Wenn ich erstmal angefangen hatte.

Gibt’s die Möglichkeit, mit jemandem zusammen zu schreiben? Oder in einem shared Office oder in der Bücherei zu arbeiten? Vielleicht könnte das dich ein bisschen pushen. Allerdings muss man da gut aufpassen, ich wollte mal mit einer Freundin zusammen arbeiten und die hat die ganze Zeit gesabbelt und meinen Hyperfokus gestört, zu laut getippt und noch dazu geschmatzt und gestöhnt, da war ich bedient.

Ich stimme zu, dass bei uns viel im Kopf passiert, während wir prokrastinieren und grübeln. Da muss man ja nur mal googeln, wie sich die Lernkurve bei ADHS von der von Neurotypischen unterscheidet.

Aber: eine Bachelorarbeit muss Korrektur gelesen werden, Zitate und Format und Literaturliste geprüft werden. Das klappt nicht, wenn man wirklich erst einen Tag vor Abgabe anfängt, zu schreiben.

Ich weiß jetzt nicht, wie umfangreich eine Bachelorarbeit ist. Wir hatten im Magisterstudium Hausarbeiten von 12-26 Seiten und die Magisterarbeit hatte 80-120 Seiten.

Ich nehme an, dass eine Bachelorarbeit vielleicht 50 Seiten haben sollte? Keine Ahnung.
Aber das schreibt man auch nicht an einem Tag.

Bei meiner Abschlussarbeit hatte ich auch wenig Lust und Zeit und habe dann wirklich klein klein gemacht: Gliederung erstellen. Sekundärliteratur organisieren, überfliegen, die Zitate abtippen, die ich nutzen will. Das Buch in die Literaturliste einfügen.

Hier ne Formulierung, da eine. Konklusion und Einleitung schreibt man sowieso zuletzt.
Für mich war es immer gut, die große Aufgabe zu zerlegen und erstmal irgendwas zu schreiben, mit dem man später weiterarbeiten kann oder auch nicht. So war aber wenigstens die Angst vor der leeren Seite und der gefühlt unmachbaren Riesenaufgabe schon mal weg.

Edit: Mein Post hing jetzt hier ne Stunde im Nirvana meiner Internetverbindung und jetzt sehe ich, dass du über „Focusmate“ schon eine tolle Option gefunden hast. Ich freu mich für dich!

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Danke für deine Tipps. :slight_smile:
Ja… mindestens 40 Seiten in 6 Wochen… :frowning: das Thema ist so mäßig bis uninteressant. Habe nämlich so lange die Themensuche rausgezögert, dass am Ende eine schnelle Entscheidung gefällt werden musste. Naja, das bade ich jetzt aus. Werde es durchziehen.

Krass, dass es so vielen von uns so geht…
Wenn man sich mit Kommilitonen oder Freunden unterhält, prokrastiniert jeder irgendwie. Wenn man das hört, ist man erleichtert, dass es irgendwo auch normal ist. Aber die anderen (=nicht ADHSler) packen es dann trotzdem irgendwie immer rechtzeitig loszulegen, kriegen die Kurve und niemand sitzt bis halb 5 morgens am Laptop für eine Hausarbeit…. Dieses Ausmaß ist einfach heftig und quälend. Wenn man davon erzählt, wird man unglaublich angeschaut…

Mir fällt es auch schon schwer, das meiner Therapeutin in der nächsten Stunde sagen zu müssen. In der letzen Sitzung wirkte das Medikament und ich war sehr euphorisch, dass sich so viel ändert und jetzt sitze ich plötzlich wieder tiefer in alten Mustern denn je

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Deine Therapeutin hört das ganz bestimmt nicht zum ersten oder letzten Male :wink:

Du wirst das durchziehen. Kleine Schritte.

40 Seiten in 6 Wochen sind total drin, wenn du erstmal reinkommst. Das wird bestimmt nicht unbedingt schön. Aber du kannst das und danach ist es vorbei. Ich würde noch empfehlen, dir die Zeit so schön wie möglich zu gestalten. Während ich für Prüfungen lerne, muss ich natürlich gut essen, aber kochen ist ein Aufwand? Dann geh ich eben einmal mehr essen oder bestell was. Ich benutze die schönen Stifte, ich mache mir gute Musik an, Fenster auf, gute Luft, Süßigkeiten, was dir halt hilft.

Meine Magisterarbeit habe ich geschrieben und dabei immer einen bestimmten 37 min Track gehört. Immer, wenn die Musik ausging, wusste ich, dass ich jetzt ordentlich dran geblieben bin und was trinken gehen kann ( Wen es interessiert: Villalobos Fizheuer Zieheuer. Ist eigentlich nicht unbedingt meine Musik, habe ich vorher und nachher nie wieder gehört, hat mir aber geholfen, immer schön weiter zu tippen und zu tippen.

Das mit dem Thema ist natürlich für die Motivation sehr blöde gelaufen, aber auch das wird vorbeigehen. Ich habe die Uni jetzt ein paar Jahre hinter mir und sämtliche Fortbildungen/Qualifizierungen mit deren Belegen waren jetzt nicht mein Hobby, aber es war einfacher, weil die Themen mich interessiert und begeistert haben und im besten Falle eine Alltagsrelevanz für meinen Beruf haben. Halt dir vielleicht vor Augen, dass diese Freiheiten in der Uni für Leute mit ADHS echt schwer zu bewerkstelligen sind. Mein Studium hat endlos gedauert, ich dachte x mal, dass ich abbrechen würde.

Im allerbesten Falle und das wünsche ich dir von Herzen, findest du einen Beruf, für den du genug brennst, dass er dich motiviert und interessiert (aber nicht so viel, dass er dich ausbrennt). Dann werden die Aufgaben auch leichter handlebar, einfach durch die intrinsische Motivation und dein Interesse.

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Genau dafür ist sie da und sie kennt so was sicher. Manche Themen kommen erst irgendwann hoch und gern auch in den letzten 5-10 Minuten der Therapie, ist alles natürlich und menschlich.

Es kann sich ja in einigen Bereichen viel ändern und in manchen steckt man fest und, so kacke das Timing ist, so gut ist es auch zugleich, dass du sie bald wieder siehst (wann eigentlich?) und mal alles auskotzen kannst.
Dafür ist sie da, dafür hat sie den Beruf gewählt. ^^

Hab mich wie du und viele der hier Kommentierenden auch seit Schulzeiten mit Prokrastinieren geplagt, alles bis auf den aaallerletzten Drücker. Kann eure ganzen Erfahrungen und Gefühle hier so was von unterschreiben. Es quält, lässt einen Sachen hinrotzen, manchmal reicht es knapp, manchmal muss man Sachen (Einreichungen, Prüfungen etc.) n paar mal wiederholen und manchmal kriegt man einfach das kotzen und ist doch gelähmt.
Zwischendurch kommt dann radikale Akzeptanz oder Stoizismus hinzu (und Musik, wie bei @Katz, ist nach wie vor mein bestes Tagestaktungstool), das ist fein, aber n bisschen Ärger bleibt meist. Ist halt auch n Motor und teils eh ok, da nicht vergleichbar mit dem selbstkasteienden Ärger der ganz schlimmen Zeiten. Du wirst das durchstehen.

Auch mein Studium zog sich nämlich eeewig (und nie ist der Impuls alles hinzuschmeissen so groß wie vor den großen Abgaben und Projekten), dank unentdecktem/unbehandeltem ADHS, Selbstzweifel, massivem Druck und all das brachte immer wieder Depressionen mit ins Boot, aber da bist du denk ich nen Ticken weiter: du hast die Diagnose, bist am Einfinden ins Medikament, hast das Forum und nun auch noch auf eigene Faust Focusmate gefunden.

Also ja, es ist zäh, aber es wird irgendwie werden.

Und ich denk, dass es helfen wird, wenn du das Thema mit der Therapeutin durchmachst. Lass bei ihr wirklich alles raus, musst nicht tapfer sein. Therapie geht am besten, wenn man richtig durch den Dreck robbt und jemanden an seiner Seite hat.

Halt uns gern aufm Laufenden.

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Hi @Userin,

ich empfehle hier mal eine APP, die @Nono schon an anderer Stelle empfohlen hat. Mir ist sie eine gute Hilfe.

Vielleicht gibt es ja auch eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe. Ich war letzte Woche zum ersten Mal in einer und dort gab es auch einige Student*innen mit ähnlichen Problemen und Methoden damit umzugehen. Mir hat es auch geholfen, mit Laptop und Büchern in ein Café zu gehen. Schon die Tatsache, dass dort noch jemand am Tisch saß und gearbeitet hat führte dazu, dass ich dort in ein paar Stunden so produktiv sein konnte, wie daheim in einer Woche. Es ist auch nicht so unüblich, dass ADHSler besonders nachts gut arbeiten können. Das hängt mit der verzögerten Bereitstellung von Melatonin zusammen.

Außerdem ist das Gehirn im halbwachen Zustand nicht so achterbahnmäßig unterwegs. Da ist es dann etwas leichter, den Fokus zu halten. Ist zumindest meine Erfahrung.
Schönen Gruß aus dem Nachtdienst.

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Dass die Wirkung der Erstdosis nach einer Woche kaum bis nicht mehr vorhanden ist, ist ein Zeichen dafür, dass du deine richtige Dosis noch nicht gefunden hast. Da solltest du bei deinem Doc mal ne Höherdosierung thematisieren, falls ihr das noch nicht besprochen habt. Es kann eine ganze Weile dauern, bis man richtig eindosiert ist und der Effekt der ersten Woche wird sich wahrscheinlich wieder einstellen. Hier im Forum gibt es viele Erfahrungsberichte und gute Tips zur Medikation.

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Hallo Userin!
Ich kenne das Problem auch, alles bis zur letzten Sekunde aufzuschieben. In erster Linie ging`s da allerdings um die Hausarbeit, die ich in den letzten 2-3 Stunden gemacht habe, bevor meine Frau z. B. von einer mehrtätigen Dienstreise zurück gekommen ist. (Da ich vorher die Tage alles hab stehen und liegen lassen, haben die natürlich fast nie ausgereicht).

Ich hab mich dann quasi selbst ausgetrickst und einfach den Tag ihrer Rückkehr in meinem Terminkalender um 1 Tag vorverlegt. Vielleicht kannst du auch die Abgabetermine künstlich nach vorn (1 Woche z. B.) verschieben? Du arbeitest dann zwar immer noch nachts, hast aber zumindest einen Puffer, wenn du es nicht schaffst.

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Hey @Userin das kenne ich ja so gut was Du da beschrieben hast, ich habe übrigens meine Theorie Prüfung fürs Auto unter solchen Bedingungen bestanden, habe erst in der letzten Nacht vor der Prüfung „gebüffelt“, habe höchstens noch zwei Stunden geschlafen bevor ich mit dem Zug zur Prüfung gefahren bin.
Und obwohl ich mich eigentlich immer schwer getan habe etwas „auswendig“ zu lernen ist mir das in dieser Nacht anscheinend gelungen, und zwar den gesamten Lernstoff von sämtlichen Frage Bögen auswendig zu lernen, habe die Theorie Prüfung nachher mit Null Fehlern bestanden.
Der Prüfer hatte mir nach der bestandenen Prüfung extra noch gratuliert und gesagt das dass nur sehr selten passieren würde das jemand die Prüfung mit Null Fehlern besteht.
Was mich natürlich sehr stolz gemacht hatte, dass war schon eine ziemlich starke Leistung von mir, unter Hochdruck gelernt und dann so herrausragend bestanden, da war ich echt stolz auf mich und unglaublich glücklich.
Jedenfalls war mir das aber erst beim zweiten mal gelungen, die erste Prüfung hatte ich versemmelt.
Und zwar hatte ich dort immer am Tag gelernt, hatte mir eine Woche vorher jeden Tag ein Lernpensum gesteckt, dass hatte aber nicht geklappt, denn dort bin ich dazumal mit vielen Fehlern durchgefallen.
Aber nach dem ich beim ersten mal durchgefallen war, wollte ich beim zweiten mal „unbedingt“ die Prüfung bestehen, war also hochmotiviert und habe mir dann den Lernstoff regelrecht „rein gehämmert“.
Naja da war ich aber auch noch jung, heute würde ich das wahrscheinlich nicht mehr so packen.
Was allerdings bis heute gleich geblieben ist, ist das ich immer erst gegen Nachmittag oder abends „in Fahrt“ komme um mich um Dinge zu kümmern, was natürlich blöd ist, da die meisten Leute normalerweise von morgens bis nachmittags arbeiten, ich aber erst nachmittags in die Gänge komme, dass war schon immer ein grosses Problem für mich, habe schon damals noch in Schulzeiten sehr unter dem frühen aufstehen gelitten und so ist es auch heute noch. :smiley_cat:

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Oh ja, da kann ich auch ein Lied von singen. Meine Theorieprüfung beim Führerschein habe ich auch mit 0 Fehlern bestanden. In das Buch habe ich kein einziges Mal geschaut, sondern 2 Tage vor der Prüfung eine App benutzt (habe echt eine Aversion dagegen, aus Büchern lernen).

In der Praxisprüfung bin ich aber beim ersten Versuch gnadenlos durchgefallen (obwohl ich ein gutes Gefühl hatte). Habe nämlich, unaufmerksam wie ich war, nicht bemerkt, dass es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn gab und bin 30kmh zu schnell gefahren. Und noch ein paar andere Dinge…. Nach unfassbar vielen teuren Fahrstunden hat es dann beim 2. mal geklappt. Glaube das hat mich über 3500€ gekostet. Hätte ich früher vom ADHS gewusst, hätte ich sicher eine Menge sparen können. :sweat_smile:

Mit dem „scheitern“ ist es allerdings bei mir immer so gewesen, dass ich überall sonst durchgekommen bin. Ich brauchte z.B. nie einen Zweitversuch in der Uni. Am Ende hat es immer geklappt und die Leistung meist gut, was mein Verhalten nicht gerade positiv beeinflusst hat.

Als Schülerin bin ich regelmäßig regelmäßig auf die Nase gefallen, weil ich absolut nicht in der Lage dazu war, Mathe zu lernen. So hab ich meistens 5en oder sogar 6en geschrieben. Da ich das mit anderen Fächern ausgleichen konnte und zum Glück nicht im Abi machen musste, hat es mein Vermeidungsverhalten leider auch nicht geändert.

Mit dem Tagesrhythmus ist es echt blöd. Schon als Kind fiel es mir sehr schwer, abends ins Bett und morgens aus dem Bett zu kommen. Ich war schon immer nahezu unweckbar morgens. Jahrelang hab ich bis 12/13/14 Uhr geschlafen wenn ich konnte, dafür abends erst richtig hochgefahren.
Eigentlich wäre das kein Problem, aber es ist ein riesiges Problem weil die Gesellschaft auf Frühaufsteher und Menschen mit einem „normalen“ Rhythmus ausgerichtet ist. Es ist schade, Freunde nicht zu treffen, weil man erst nachmittags/ abends anfangen kann, etwas zu erledigen.
Wenn ich arbeitsmäßig sehr früh raus muss, funktioniert es für den Arbeitstag. Danach verbringe ich den Rest des Tages aber schlafend.

Vielleicht ändert sich der Rhythmus ja, wenn man etwas älter wird…

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Liebe @Userin ich bin ja „älter“, und es hat sich nichts geändert. :wink::joy:
Jedenfalls ja, die überwiegend geltenden Arbeitszeiten wo morgens schon sehr früh beginnen waren für mich immer sehr anstrengend da ich mich so früh einfach noch nie gut konzentrieren konnte.

Deshalb habe ich mich zum Beispiel später in meinem Leben meistens nach Job’s umgesehen wo ich erst gegen Mittag bis abends arbeiten konnte.

Nur leider gab es diese Bedingungen nicht allzuoft, und da ich ohne abgeschlossene Berufsausbildung bin, hatte ich es mit Job’s sowieso immer schwer.

Obwohl ich eigentlich jemand bin wo gerne arbeitet, wenn ich mich wo wohl gefühlt hatte, oder gut ins Team gepasst hatte.

Für Leute wie mich war es damals schon nicht einfach, aber heute, und in meinem Alter, ist es für mich mittlerweile praktisch unmöglich geworden noch einen Job zu bekommen, obwohl ich von Herzen gerne arbeiten würde, mir das arbeiten sogar fehlt, aber eben, sinnlos weiter darüber nachzudenken.

Egal, jedenfalls die geborene „Frühaufsteherin“ war ich noch nie, und schon immer ein Morgenmuffel.

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Darf ich fragen, ob du Kinder hast? Ich habe schon öfter von Betroffenen gehört, die diesen Rhythmus so lange hatten, bis die Eltern geworden sind und es unabdingbar war, früh zu schlafen und früh aufzustehen. Somit hat sich der Rhythmus mehr Richtung „Normalität“ verschoben.
Wie ergeht es dir mit deinen Arbeitszeiten? Oder hast du einen Job, bei dem du nicht früh raus musst?
Ich bin im Schichtdienst und es fällt mir sehr schwer, keine regelmäßigen Zeiten zu haben.

Liebe Grüße :slight_smile:

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@Userin ja das stimmt, in meiner Zeit als Mutter konnte ich das alles, und sogar gut, aber seit die Kinder gross sind, gelingt mir das nicht mehr, bin ich wieder total aus dem Takt geraten.

Jedenfalls bin ich ein sehr wiedersprüchlicher Mensch, einerseits brauche ich eine gewisse Routine bei der mich niemand stören sollte da ich sonst schnell aus dem Konzept gerate, anderseits brauche ich einen gewissen Level an Stress, aber auch nicht zuviel, da sich der Stress dann schnell negativ anfühlt, schwer zu erklären, ausserdem muss ich „sehen“ können was ich geleistet habe, und dann für meine Leistungen gelobt werden, und dann geht es mir richtig gut, bin wohl der klassische „positiv Dopamin Junckie“ würde ich sagen, was man anhand meiner Beiträge hier im Forum wahrscheinlich auch gut herraus lesen kann.

Lob war schon immer SEHR WICHTIG für mich, durch positives Feedback war ich oft dazu fähig über mich selbst herraus zu wachsen, dahingehend bin und war ich wohl auch schon immer sehr „kindlich“ irgendwie, Lob und Anerkennung war mir immer sehr wichtig, wahrscheinlich deshalb weil ich das von meinen Eltern viel zu wenig bekam, naja wenn ich ehrlich bin eigentlich so gut wie garnicht bekam, da meine Eltern mich und meine Brüder vernachlässigt hatten, und ich und meine Brüder deshalb keine Struktur noch Halt hatten, mit fehlender Struktur im Leben habe ich bis heute zu kämpfen, da ich nie gelernt habe wie sowas „geht“.

P.s. stimmt zwar nicht ganz, in der Theorie und vom Verstand her „wüsste“ ich schon wie es geht, anderen kann ich komischerweise sogar gute Tipps geben oder sogar helfen, auch meinen Kindern konnte ich beibringen auf was es dabei ankommt, nur bei mir selbst, da klappt es irgendwie nicht.

Und übrigens: ich war schon immer mehr der „handwerkliche Typ“ weil es für mich sehr befriedigend ist wenn ich am Ende des Tages „sehen“ kann was ich geleistet habe, sei es der tolle Anblick von frisch gestrichen Wänden oder Möbeln, wenn mein Topfgarten blüht und gedeiht, wenn die neuen Vorhänge so aussehen wie ich es mir vorgestellt hatte, aber auch im sozialen Bereich, wenn ich andere glücklich machen konnte, dann geht es mir gut.

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Wir haben noch sechs ganze Tage für die Steuererklärung…

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