Verzweifelt - Medikamente helfen Kind nicht

Liebe Community,

mir geht es wegen meinem Sohn (9 Jahre) nicht gut. Letztes Jahr wurde bei ihm ADHS diagnostiziert, das Leben mit ihm ist seit Jahren hart. Vieles wurde probiert, um eine Medikation zu vermeiden, mein Mann war strikt dagegen. Aber irgendwann wurde Leidensdruck der gesamten Familie kaum auszuhalten. Seit Weihnachten haben wir nun angefangen:

Medikinet unretardiert 10mg - war in Ordnung wirkt aber nur 4 Stunden

Methylphenidat AL 20mg von Aluid - Katastrophal Abbruch nach 2 Tagen wegen schlimmer Angstzuständen

Kinecteen 17mg - war besser aber zum Nachmittag hin wurde er sehr unruhig

Kinecteen 28mg - ich habe nicht gemerkt dass er runter kommt, dazu aß er kaum noch und schlief sehr spät ein. Wegen Gewichtsabnahme Wechsel auf

Equasym 20mg (wirkt 8 Stunden) - er isst mehr , kann schlafen, aber es scheint mir, als würde es ihn nicht runterbringen. Teilweise ist er mehr außer Rand und Band und aggressiv als ohne Medikation

Ich bin mit meinem Latein am Ende. Wir wissen nicht was wir tun sollen. Ich glaube die Psychiaterin wird uns nicht mehr ernst nehmen oder eine Alternative anbieten. Andere Kinder sind sofort korrekt eingestellt und bei uns ist es dermaßen schwierig. Habt ihr Hinweise was wir noch tun können? Ich habe überlegt Kinecteen 18mg und dann zum Nachmittag Medikinet hinterher. Was besseres fällt mir nicht ein.

Danke fürs Lesen

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Wenn das in Ordnung war, dann wisst ihr ja schonmal , dass der Wirkstoff funktioniert.

Jetzt könntet ihr rein theoretisch mit mehrmaliger Einnahme den Tag abdecken in der Hoffnung das es funktioniert

Natürlich macht es mehr Sinn etwas langzeitwirkendes zu nehmen

Die Erwachsene die korrekt eingestellt sind , oder die Eltern mit korrekt eingestellten Kindern tauchen hier eher nicht auf.

Aber wie du hier lesen kannst ist es auch nicht unnormal, dass es nicht sofort funktioniert.

Ich habe mittlerweile so einige Methylphenidate Präparate getestet und bei mir wirken die auch alle unterschiedlich.

Medikinet ret. (leider Nahrungsmittel abhängig) Ritalin ret. habt ihr noch nicht getestet , oder? Die sind am längsten auf dem Markt , was aber nicht heißt dass es deswegen besser ist .

Das wäre auch eine Möglichkeit.
Aber vielleicht testest du noch mal wie es mit mehrmaliger Einnahme von Medikinet unretradiert klappt.

Wichtig ist auch immer das Thema Ernährung und Trinken.
Wie sieht das bei euch aus?

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Vielen Dank.

Medikinet unretardiert mehrfach über den Tag ist eine gute Idee, befürchten dass er es in der Schule vergessen wird, zu früh nimmt oder zu spät. Dazu noch das Stigma, wenn er es in der Schule vor anderen nimmt. Ich weiß auch nicht ob Kinder BTM in der Schule mitführen dürfen.

Wie ich die Psychiaterin verstanden habe, sind die anderen Medis auf dem Markt Generika und wir haben alles probiert, von dem was sie stanardmäßig verschreibt.

Essen ist katastrophal, er ist ein picky eater und isst fast nur Teigwaren. Zucker meiden wir wo es geht. Eine Portion Gemüse in Form von Möhren ist aber drin. Es ist nahezu unmöglich ihn ausgewogen zu ernähren. Da wir diverse Baustellen mit ihm haben , geben wir den Kampf auf der Seite auf. Er sagte auch seinem Therapeuten, dass das Thema Essen ihn belastet.

Wir supplementieren Omega 3 und Vitamin D3.

Ist von einem 9 jährigen auch zu viel verlangt. Du könntest in der Schule nachfragen, ob sie die Medikamente ausgeben oder erinnern würden.

Ja, es sind Generika , aber trotzdem werden diese unterschiedlich vertragen. das weiß nicht jeder Arzt oder nimmt nicht jeder Arzt ernst.

Ja man kann leider nicht alle Baustellen bearbeiten und muss auch mal was sein lassen. Leider begünstigt ADHS oft eine schlechte Ernährung und eine schlechte Ernährung begünstigt wiederum ADHS und manche Medis wirken auch besser auf einer guten Nahrungsgrundlage.
Da kämpfen wir alle mehr oder weniger mit.

Mag euer Sohn Joghurt, Smoothies oder Milchshakes ?

Hallo,

hab mal keine Angst, die Psychiaterin weiß ganz sicher, dass manche Kinder und manche Erwachsene eben Zeit brauchen und länger probieren müssen, bis es passt. :adxs_knuddel:

Ich denke, ihr seid auf der richtigen Spur. Euer Junge braucht eine Retardkapsel, wenn das Nachnehmen in der Schule schwierig wäre oder er es selbst vergäße.

(Sein Medikament in die Schule mitnehmen ginge schon - es ist ja seines, und er braucht es auch. Wenn er aber nicht selbst dran denkt, muss es ihm jemand anders geben oder ihn erinnern, und dann wird es kompliziert. Bei meinem großen Sohn haben wir einen Weg gefunden, aber es war auch eine Förderschule mit gutem Personalschlüssel.)

Wann traten die Angstzustände auf - ich vermute beim Abklingen? Dann hätte er zum Abfedern vielleicht eine kleine Menge (2,5 mg?) unretardiertes MPH gebraucht.

Auch bei dem Kinecteen 18 mg wäre das eine Option. Es ist der Rebound, der viele von uns aus der Bahn wirft, und der entsteht um so mehr, wenn man eine hohe Dosis hat und dann nichts mehr.

Frühstückt euer Sohn morgens? Wenn ja, könntet ihr Medikinet Retard ausprobieren, da gibt es auch 5-mg-Kapseln, d. h. ihr könnt auch 15 mg geben, falls 20 mg zu viel sind.

Ihr könnt auch noch Attentin ausprobieren. Das nimmt mein kleiner Sohn, er wurde zu ängstlich von Methylphenidat (im Gegensatz zu meinem großen Sohn oder mir selbst, wo MPH gut funktioniert). Attentin wirkt ungefähr doppelt so lange wie unretardiertes MPH, reicht also vielleicht so gerade eben für den Schulvormittag.

Gebt ihr die Medikamente auch an freien Tagen? Ich finde es ganz wichtig, jedes neue Medikament und jede neue Dosis immer erst zu Hause auszuprobieren, bevor man ein Kind damit in die Schule lässt. Und ihr seht dann nicht nur das Negative, wenn es am Nachmittag nachlässt, sondern das (hoffentlich) Positive des Medikamentes, und dann kann sich vielleicht auch dein Mann mehr damit anfreunden?

Alles Gute euch! :adxs_wub:

Ich danke euch sehr für euer Feedback. Ich bin gerührt von der Hilfsbereitschaft.

Bevor wir auf Equasym umgestellt sind, sagte die Ärztin dass ihr nicht mehr einfalle. Und ihr Vorschlag war es das unretardierte Medikinet mehrfach täglich zu geben. Ich traue das aber meinem Kind nicht zu. Er schafft es nicht mal daran zu denken in die Mensa zum Essen zu gehen.

Wir haben so viele angefangene Packungen. Ich glaube es war bei Kinecteen 18mg, wo man leichte Anzeichen erkannt hat, wie er er selbst wurde und man konnte bei ihm Empathie für Mitmenschen erkennen. Allerdings hielt es nicht lange und er wurde wieder impulsiv und unkontrolliert. Deswegen der Wechsel auf Kinecteen 27, was aber zu Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit führte.

Methylphenidat AL 20mg führte bei ihm nach 1-2 Stunden zu Angstzuständen, er war fast panisch, wusste nicht was mit ihm geschieht.

Medikinet Retard wurde uns nicht angeboten. Ich vermute weil es ein Generikum zu einem anderen bereits genommenen Medikament ist

Unser Sohn ist an der Grenze zum Untergewicht. Das macht es nicht einfacher. Morgens isst er Brot und nimmt vorher das Equasym. Dieses Medikament soll man vorher nehmen. Er mag keinen Joghurt, Milchshake, Smoothie. Es isst wirklich fast nur Brot mit Butter und Salami, Brezeln, Grissini mit Frischkäse. Natürlich hätte er am liebsten Süßes. Manchmal isst er Kartoffeln mit Fischstäbchen, Pizza.

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Hallo,

das tut mir leid. Nein, Medikinet Retard ist kein Generikum. Aber wie gesagt, es funktioniert nur wenn man genug dazu isst. Brot mit Salami oder Grissini mit Frischkäse sind doch in Ordnung, Kartoffeln oder Pizza auch.

Und behaltet im Kopf, dass es auch noch Attentin gibt. Unsere Kinderpsychiaterin verordnet es gerne. Ein Problem ist leider, dass es nur bis 18 zugelassen ist. Vielleicht ändert sich das noch, bis mein 12-jähriger oder dein 9-jähriger 18 wird.

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Ich kann dich verstehen. Sofort korrekt eingestellt sind (glaube ich) die wenigsten.

Es gibt noch
Attentin
Elvanse
Intuniv und
Atomoxetin

Mein Sohn hat alle durch. Wir haben auch zu hören bekommen, dass es an uns liegt.

Gib nicht auf, zur Not den Arzt wechseln. Ich fühle mit dir.

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Das ist das retard Ritalin Generikum. Vielleicht verstoffwechselt er es irgendwie anders und es hätten 10 mg am Anfang gereicht? Vielleicht macht das Original Ritalin bei ihm weniger Herzklopfen (ich interpretiere das bei mir manchmal als Unruhe und Angst)? Vielleicht muss man den Blutdruck mal messen, ob da etwas passiert?

Kann es sein, dass concerta auch noch probiert werden kann? Oder ist kencteen das gleiche?

Was meinst du mit „es hielt nicht lange“?

Ich meine dass Concerta und Kinecteen das gleiche sind.

Kinecteen 27mg hat ihn nur kurze Zeit ruhiger bekommen. Er war schnell gereizt, ist spät eingeschlafen und hat an Gewicht verloren.

Equasym 20mg haben wir eigenmächtig abgesetzt. Heute bekam er 10mg Medikinet unretardiert vor der Schule. Das wirkt zwar nur wenige Stunden, aber er ist merklich ausgeglichener, wenn ich ihn um 15 Uhr abhole. Aber in ein paar Tagen kann das auch umschlagen :weary_face:

Wie lange, ist denn nicht lange? Wenn kinecteen 18 mg ok war (Schlaf usw), kann man danach doch noch 5 mg (vielleicht besser 2,5 mg?) medikinet unretardiert geben, um es zu verlängern und den rebound zu minimieren.
Also genau so wie du selbst oben geschrieben hast! :slightly_smiling_face:
Die Idee kann man doch mal probieren, wenn es von den Uhrzeiten passt. Ich glaub, ich selbst würde das so machen.
Mit 27 mg verlängert sich die Wirkung nicht wirklich, eher wird der rebound heftiger.

Ähnlich, aber nicht das Gleiche. Mein Sohn wurde von Kinecteen feindselig, von Concerta nicht.

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Nicht ernsthaft, hoffe ich?

Optionen:

2 x 10 mg Medikinet retard (morgens und mittags)zusammen mit Atomoxetin oder Guanfacin

Lisdexamfetamin (auch hier mehrere Präparate)

Atomoxetin allein

Guanfacin allein

Danach gehts weiter.
Optionen gibt es jede Menge

Gerade bei impulsivem Verhalten würde ich es mal mit Elvanse probieren.
Concerta wirkt auch völlig anders, als Kinecteen.
Bei Elvanse ist die Sache mit dem Essen nicht so entscheidend, das nimmt zwar den Appetit weg, essen funktioniert aber meist trotzddm. Man muss das Gewicht und due Blutwerte etwas im Blick behalten, aber nicht zuviel Aufhebens darum machen, solange er nicht abnimmt.
Mein Sohn war bis er 13 wurde immer sehr untergewichtig und musste zusätzlich Fresubin und ähnliches nehmen (was auch kaum reinging). Das hat sich dann einfach von selbst gegeben, als er in die Pubertät kam.
Hat Dein Sohn noch andere Diagnosen als das ADHS? Bekommt er andere Therapien zusätzlich zu den Medikamenten? Ist er auf persistierende Reflexe gecheckt? Die allermeisten ADHSler haben Co-Morbiditäten, physischer oder neurologischer Art.
Wie ist sein Bewegungsmuster? Gibt es da Auffälligkeiten?

Hallo an alle,

wir haben die letzten Tage Equasym 20mg abgesetzt und er bekam morgens 10mg Medikinet unretardiert, weil wir noch was übrig hatten. Wir hatten nach der Schule das Gefühl, dass er viel ausgeglichener war.

Wirklich seltsam, weil die Wirkung am Nachmittag nicht mehr vorhanden ist.
Wie es ihm in der Schule ging, weiß ich nicht, er kann das nicht artikulieren.

Er bekommt Verhaltenstherapie und Förderunterricht. Zuvor einige Jahre Ergo. Andere Diagnosen neben ADHS wurden nicht gestellt. Wir versuchen es nun mit Medikinet retard, auch erstmal nur morgens und wenn das nicht hilft, sprechen wir erneut mit der Ärztin.

Nicht unbedingt bei Kindern. Als Erwachsener kann man sich vielleicht zwingen, was zu essen. Mein Sohn hat unter Elvanse nur gefrühstückt und dann ein halbes Brötchen mittags und ein halbes abends gegessen.

1 x Medikinet morgens reicht nie.
ADHS ist keine Schulunterrichtsstörung, sondern belastet das gesamte Leben.
Die bei unbehandeltem ADHS verkürzte Lebenserwartung von 8 bis 11 Jahren hat man nicht, weil man im Unterricht nicht mitkommt, sondern wegen erhöhter Unfallneigung (qua Impulsivität) und Suizidalität (aufgrund komorbider Depression, die sich bei unbehandeltem ADHS sehr viel häufiger entwickelt).

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Ich bin etwas erstaunt, dass eure Ärztin nicht mehr so richtig weiter weiß. Es gibt doch noch etliche Optionen, die sie noch nicht ausprobiert hat :thinking: Und ich denke nicht, dass es unnormal ist, wenn das erste Medikament NICHT passt.
Ich habe 2 Kinder mit ADHS und vei beiden war das ein längerer Prozess.
Bei meinem Sohn wurde mit unretardiertem Medikinet gestartet und man sah schon bei 10mg eine Wirkung bei der Konzentration, allerdings nur sehr kurz. Deshalb wurde immer weiter hochdosiert, die Wirkung hielt jeweils ein paar Tage oder später auch Wochen an und dann merkte man nichts mehr. Er war irgendwann bei 60mg (Höchstdosis) und als das nicht mehr ausgereicht hat, hat er auf Elvanse gewechselt. Da musste auch x-mal angepasst werden (jedes Mal mit einer neuen Packung!), jetzt ist er bei 70mg (Höchstdosis) und nimmt ergänzend Intuniv 3mg. Beim Intuniv ist er mit 1mg gestartet. Inzwischen passt es sehr gut, die Dosierung hat er jetzt auch schon länger.

Meine Tochter hat mit Medikinet retard gestartet, da hat sie aber null Wirkung gespürt. Ich vermutet, dass es daran lag, dass sie morgens kaum was frühstückt. Deshalb würde dann auf Elvanse gewechselt. Auch sie ist mittlerweile bei 70mg angekommen, anscheinend verstoffwechseln beide recht schnell :blush: Wenn sie abends noch was für die Schule machen will nimmt sie 10mg Medikinet unretardiert.

Bei beiden war es ein langer Weg, über Monate. Wir haben immer wieder an der Dosierung geschraubt und ggf Medikamente geändert oder ergänzt.
Wenn bei deinem Sohn Medikinet anschlägt weißt du ja schon mal, dass er grundsätzlich auf Medikamente reagiert. Gegen den Rebound geben viele nochmal eine kleine Dosis MPH nach, das wurde ja schon geraten.
Ich habe jetzt mal gegoogelt, alle die von dir genannten Präparate sind mit Methylphenidat, warum probiert eure Ärztin keinen anderen Wirkstoff aus? Bei meinen Kindern wirkt wie gesagt Elvanse sehr gut, das hält praktisch den ganzen Tag über. Und bei meinem Sohn bewirkt das Intuniv, dass er nicht so impulsiv ist. Das wären schon mal 2 weitere Wirkstoffe, die auch nicht unüblich sind.

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