visuelle Wahrnehmungsstörungen bei ADHS

Bei meinem Sohn wurde zwar eine computergestützte Diagnostik mit drei Infrarotkameras pro Auge gemacht.

Die Therapie war dann aber ohne Computer oder elektronische Geräte. In der Praxis werden aber glaube ich auch Computer zur Therapie eingesetzt, vielleicht bei andersgelagerten Fällen.

Die Übungen waren an sich nicht sehr kompliziert, aber das per Text zu erklären, ist recht mühsam.

Es ging einerseits um Beweglichkeit der verschiedenen Muskeln und dann um das Scharfstellen auf verschiedenen Ebenen und auch das Ausblenden bestimmer Gegenstände. Außerdem gab es Übungen mit speziellen Farbkarten und bunter Brille, mit Hilfe derer man beim Ablesen von Symbolen immer abwechselnd das eine und das andere Auge benutzen musste.

Das war schon recht ausgeklügelt und kleinschrittig aufgebaut.

Übrigens war die Ärztin der Ansicht, dass auch irgndwas mit der räumlichen Wahrnehmung nicht stimmte, und damit erklärte sie die Rechenprobleme. Es gab dann auch noch ein Rechentrainung.

Das kommt auch vom ADHS. Warum weiss ich nicht. Ist aber beschrieben als Symptom und wir haben das auch beide. Mit den Medikamenten stossen wir uns nicht mehr überall an.

Freiwillig Bücher lesen, danke aber nein danke. Egal wie spannend diese sind, ich schweife ständig ab. Entweder lese ich die Sätze ganz, aber bin mental ganz weg, oder lese einen Satz mehrfach, um den Sinn zu kapieren. Mein Fokus bei längeren Texten ist einfach weg. Mit Medikamenten ist etwas besser, trotzdem muss ich oft einige Sätze wiederholt lesen. Querlesen finde ich am besten, wenn mich eine Passage nicht interessiert, lese ich diese gar nicht. Wenn ich aber merke diese war zum Verständnis des Restes wichtig, dann lese ich sie so lange bis ich sie verstehe.
Die größten Schwierigkeiten habe ich bei langweiligen, trockenen und voll mit Fachbegriffen gepumpten Texten.
Im Studium habe ich mir die Lerninhalte immer komplett aufgeschrieben und ja leider auswendig gelernt. Ich habe es immer vorgezogen statt Prüfungen Hausaufgaben zu schreiben. Daran war ich sehr gut.
Was ich sehr komisch in letzter Zeit finde ist, dass mein Hirn auf gelernte, als längst vergesse Inhalte und Begriffe zurückgreift und diese sogar plötzlich kapiert hat und sogar richtig verwendet. Ob es an die Medis liegt?

Wie ist das mit Hörbüchern?
Ich mag die Dinger eig ganz gerne. Nur vergesse ich häufig dass ich da derzeit ein Buch am hören bin und dann höre ich 2 Kapitel und dann nach 3 Monaten fällt mir ein, hey du hörst doch derzeit ein Buch ^^

Es ist hin und wieder sehr angenehm mal ein Buch zu hören als sich vom TV oder Musik berieseln zu lassen.

Ich habe auch die Hörbücher für ich entdeckt. Sie sind weniger anstrengend als das Lesen und es geht wesentlich schneller. Außerdem haben die Vorleser fast immer sehr angenehme Stimmen. Das macht das Ganze dann nochmals interessanter.

Der einzige Nachteil ist der, dass man sich tolle Textstellen nicht einfach so markieren kann.

Worüber hörst du die Bücher? Über audible (app von Amazon) kannst du Lesezeichen setzen.

Ich lade sie nicht herunter, sondern höre sie noch ganz klassisch über CD-Player im Auto oder Zuhause.
Da ich eine sehbehinderte über 80jährige Tante habe und diese mit der modernen Technik nicht klar kommt und auch keine Alexa im Haus haben möchte, was ihr natürlich das Leben ungemein erleichtern würde, haben wir mittlerweile eine sehr umfangreiche Sammlung. Nur durch sie bin ich überhaupt auf Hörbücher gekommen.

Vielleicht eine neue Rubrik fürs bullet journal :rofl:
Kannst dir ja Kapitel und Zeit aufschreiben, von dem Text, den du interessant findest.

Edit
Und die Zeilen raus zitieren die du schön fandest.

@Rocco
Stimmt!
Danke für den Tipp!
Aber dennoch finde ich noch schöner, wenn ich die Textstelle vor Augen habe.
Ich streiche immer sehr viel in Büchern an und knicke die Seiten. Das finden manche ja abscheulich. Aber es sind ja meine Bücher. :wink:

Ich finde dieses Thema nicht nur hinsichtlich des Lesens sehr interessant.

Vor Jahren hatte ich mal ein Erlebnis der besonderen Art. Ich hatte vor Jahren eine Affäre. Als ich diesem Mann dann irgendwann mal in der Stadt begegnete, habe ich ihn zunächst komplett übersehen, obwohl ich sehr nach an ihm vorbei ging, als er draußen in einem Café saß. (er meinte, ich hätte sogar in seine Richtung geschaut.)

Ich habe mit meiner Bekannten dann in Sichtweite in einem anderen Lokal Platz genommen. Als er aufstand und auf mich zu kam, dachte ich nur „der Gang, diese Art sich zu bewegen kommt mir irgendwie bekannt vor, irgendwoher kenne ich den“. Es war wie die Wahrnehmung durch eine Milchglasscheibe und in Zeitlupe.
Erst als er direkt vor mir stand und mich ansprach,habe ich ihn erkannt. :? :? :?
Er war ziemlich „verstört“, weil er eigentlich ein Typ ist, den man als Frau nicht übersieht.

Was da in mir vorgegangen ist und warum mir meine Wahrnehmung einen solchen Streich gespielt hat, konnte ich bis Heute nicht auflösen. Es beschäftigt mich immer noch. Das war sehr spuky.

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Mit dem Lesen und mit dem Verständnis für das Gelesene aufbauen und Verknüpfungen herstellen habe ich erhebliche Probleme, so ausgeprägt dass ich kaum mehr Lust habe längere Texte oder Bücher zu lesen. Deshalb kann ich eigentlich Gelerntes aufgrund des Desinteresses nicht gut abrufen. Würdest du sagen, man merkt einen klaren Unterschied nach dem Einnehmen von Medikation bezüglich Erinnern/Verstehen, auch wenn man es als schon längst vergessen angesehen hatte? :wink:

Hallo Frosdedje,

herzlich willkommen im ADXS-Forum! :winken

Den Thread finde ich gerade unheimlich spannend, da ich seit ich 9 bin eine Brille habe und bei mir das Problem ist, dass ich zwischen beiden Augen eine Differenz von 3 Dioptrien habe. Räumliches Sehen ist damit stark eingeschränkt.
War besonders toll im Schulsport. Volleyball, Badminton etc. Ihr könnt euch das Elend vorstellen

Je mehr ich über Ads lese desto mehr frage ich mich gerade wie mein Leben verlaufen wäre wenn man es bei mir schon als Kind erkannt hätte

Ja mann, vielleicht… aber professionell angeleitetes Sehtraining hast du mal gemacht…?

So jemand wie diese Ärztin wäre vielleicht auch hilfreich, um noch etwas mehr herauszukitzeln: Dr. Heike Schuhmacher… bei Erwachsenen weiß ich nicht so genau, wie da die Chancen sind. Jedes Sehproblem ist anders… siehe www.fehlermussmansehen.de zum sehr gut lesbaren Buch von Frau Dr. Schuhmacher.

Hallo in die Runde,

vor zwei Jahren wurde per Eye-Tracking bei mir bestätigt, was ich schon eine Weile vermutete. Hier also meine Historie nebst ein paar Ableitungen, die jeder für sich selbst prüfen und bewerten kann.

Meine Augen bewegen sich nicht synchron im Sinne eines echten Stereobildes. Bei der Augenbewegung trifft der Punkt des scharfen Sehens auf unterschiedlichen Netzhautregionen, wobei auch noch Unterschiede im nahen und fernen Sehen bestehen.
Vielmehr muss der Visuelle Cortex permanent die beiden Bilder „zusammen rechnen“.

Die Belastung/Konzentrationsleistung für das ohnehin von ADHS „gebeutelte“ Hirn ist damit noch einmal höher. Als Kind hatte ich in Folge der hohen Belastung sehr oft immense Migräneanfälle.
Das Problem wurde nie bemerkt, da ich ja schon immer so war, mich also „normal“ fühlte. Das Versagen beim Lesen von Texten oder Erfassen von Zahlen in Büchern, Heften oder am PC habe ich immer als persönliches Versagen gewertet und (als Erwachsener) insgeheim eine LRS vermutet.
>>> Das Selbstwertgefühl lag am Boden. <<<

Da ich für kurze Textpassagen immer genug Konzentration aufbringen konnte und weit entfernte Texte gut erkennen konnte, war es nach Ansicht meines Umfeldes immer meinen Schuld. Ich müsse mir doch einfach mehr Mühe geben.
Wenn ich mich also extremst konzentrierte, gelange es mir mehrere Seiten am Stück zu lesen. Die Quittung war dann ein Migräne-Anfall, der in der Regel im Erbrechen mündete.
Bis heute ermüdet mich das Lesen von Texten enorm.

Erkannt wurde das Problem nie, da von Augenärzten nur die Sehschärfe der Augen monofunktionell geprüft wird. Immer wenn auch Stereo geprüft wurde, waren das nur wenige Sekunden bis Minuten, die m.E. mein visueller Cortex problemlos kompensieren konnte.
Da m.E. der Sehfeldfehler nicht offensichtlich war („Schiel-Kindern“ wird U 6 geholfen), bin ich durchs Raster gerutscht.

Beim Eye-Tracking musste ich nun einen Text vorlesen, der über mehrere Seiten ging.
Dabei wurde Augenbewegung, Neustarts und Fehler mit geloggt.
Es war deutlich zu erkennen. Wie nach einer halben Seite die Bewegungen unruhiger wurden, die Synchronität der Bewegungen abnahm und immer mehr Neustarts am Wort-/Satzanfang, zusammen mit Fehlern beim Erkennen des Wortes/der Buchstaben zu verzeichnen waren. Da ich nach der Untersuchung erst mal einen mäßige Probleme hatte, habe ich das Thema erst mal „schleifen lassen“.

Aufgrund meiner Schreibtischtätigkeit* bin ich seit Jahren extremst auf meine Augen angewiesen, um komplexe Aufgaben zu erfassen und zu lösen. Vor einem Jahr ging es extrem in den Keller mit der Leseleistung. Mails von Kunden oder Kollegen waren schwer zu lesen. Daten zur Analyse tanzten vor den Augen. Ich begann extrem langsam zu werden und viele Fehler zu machen. (mehr als typisch für ADHS)

Von der Betriebsmedizinerin habe ich eine Arbeitsplatzbrille verordnet bekommen, die zwar die Schrift im Nahbereich deutlich schärfer darstellte, aber nach wie vor das Verrutschen/Überlagern der Bilder nach kurzer Zeit, nicht verhindern.

Das Problem habe ich bei einer neuen Augenärztin angebracht. Bei den Tests bei Fr. Dr. wurde die ausreichende Versorgung meiner „altersgemäß verschlissenen“ Augen“ mit den vorhandenen Brillen festgestellt.
Bei den Stereotests konnte ich dann life erleben, wie das Hirn die Bilder korrigiert.
Zuerst wurde eine geometrische Formation „erlernt“. Anschließend haben die Augen Teile (rot - grün) der Bilder dieser Formation in verschobener Form zu sehen bekommen.
Ich konnte sehen, wie ein Teil in die „erlernte“ Formation hinüber „wanderte“. Das Hirn hat also das tatsächlich „fehlerhafte“ Bild in die erlernte Form „gerechnet“.
Sie sah den Verdacht auf eine Asthenopie (H53.1) bzw. (neurogene?) Heterophorie (H50.59) erhärtet, so dass sie mir eine Überweisung zu „Sehschule“ ausgestellt hat, bei der nach einer exakten Diagnose auch Behandlungsmöglichkeiten gefunden werden sollen.

Die Untersuchung und Beurteilung der Physiologie und Pathophysiologie des Binokularsehens fällt in das Fachgebiet der Strabologie (Schielheilkunde), einer Spezialdisziplin der Augenheilkunde die bei den Orthoptisten am UK sogar gelehrt wird.

Bei der Lektüre von Fachartikeln zum Thema tauchten immer wieder die Begriffe ADHS und LRS auf. Hier wies man auf die Gefahr von Fehldiagnosen und schädlichen Therapieansätzen hin, wenn nicht klar ermittelt wird, wo die Ursache zu suchen ist, bzw. bei Kombinationen aus LRS, ADHS, Asthenopie und/oder Heterophorie zu berücksichtigen ist, dass Teilschritte/Bestandteile einer Therapie aufgrund einer Wechselwirkung nicht wirken können, anzupassen sind oder sogar schädlich sein können.

Am Rande:
Mein Sohn hat das Eye-Tracking ein Jahr nach mir absolviert. Auch seine Augen bewegen sich nicht synchron. Ich kann m.E. also davon ausgehen, dass ich ihm nicht nur ADHS vererbt habe. Analog zu ADHS ist damit naheliegend, warum er trotz weit überdurchschnittlichem IQ Lernstoff in Schriftform meidet, „wie der Teufel das Weihwasser“.

Wer hier Erhellendes beitragen kann, gern!

Ein paar Links zum Thema.

Asthenopie – Wikipedia

Heterophorie – Wikipedia

<LINK_TEXT text=„https://www.blickcheck.de/auge/krankhei … chtigkeit/“>Winkelfehlsichtigkeit (Heterophorie)</LINK_TEXT>

<LINK_TEXT text=„https://www.adxs.org/neurologische-aspe … terophorie“>https://www.adxs.org/neurologische-aspekte-von-adhs/augen-und-sehvermoegen-bei-adhs/?highlight=Heterophorie</LINK_TEXT>

*Wort geändert (Mod Anna) aus folgendem Grund: <LINK_TEXT text=„https://www.nzz.ch/feuilleton/schreibti … -ld.140108“>Die Täter hinter den Tätern | NZZ</LINK_TEXT> - Der verwendete Begriff wird als unangemessen kritisiert. Die entsprechende Diskussion ist wertvoll, wurde aber in diesem Zusammenhang entfernt um das Thema weiterführen zu können.

Danke @Zappelhirn !

Ich habe noch mal ein Thema dazu aufgemacht, um es von dieser Unterhaltung hier zu entkoppeln:
<URL url="LRS, ADHS und … , verstecktes Schielen, latentes Schielen, Winkelfehlsichtigkeit, Sehfeldfehler, visuelle Wahrnehmungsst text=„viewtopic.php?f=17&t=1879“>LRS, ADHS und … , verstecktes Schielen, latentes Schielen, Winkelfehlsichtigkeit, Sehfeldfehler, visuelle Wahrnehmungsst
Stichworte:
„LRS, ADHS und … , verstecktes Schielen, latentes Schielen, Winkelfehlsichtigkeit, Sehfeldfehler, visuelle Wahrnehmungsstörung, Asthenopie (H53.1), Heterophorie (H50.59), Binokularsehen, Optometrie“

Ich bitte um etwas sprachliche Sensibilität.

… lieber @Falschparker, Zappelhirn hat es doch in Anführungszeichen gesetzt… oder habe ich vielleicht hinter Deiner Anmerkung das Smiley übersehen…? :wink:

Nein, hast du nicht übersehen. Das Wort ist entstanden als Bezeichnung für diejenigen, die ohne selbst Hand anzulegen quasi vom Schreibtisch die Judenvernichtung veranlassten.

Daher wäre es auch mit Anführungszeichen mindestens schlechter Geschmack.

Selbstverständlich unterstelle ich Zappelhirn keine böse Absicht.