Völlig zerstreut ohne Medikamente

Hallo liebes Forum,

mein Freund ist 16 Jahre alt und hat ADS. Er wird bald 17.

Ich wende mich an Euch, da ich wirklich verzweifelt bin.

Mein Freund nimmt an den WEen und in den Ferien fast nie seine Medikamente. In erster Linie ist seine Mutter der Ansicht, dass das so besser sei. Mein Freund kennt es nicht anders - so wird es seit Jahren praktiziert.

Mich bringt es bald zum Verzweifeln. Wenn er mehrere Tage seine Medis nicht genommen hat, ist er so zerstreut, verplant, verpeilt und neben der Spur, dass es mir wirklich so vorkommt, als würde er seinen ganz eigenen Film fahren.

Er meldet sich dann entweder garnicht oder kaum und wenn er sich meldet, kann man auch kaum etwas mit ihm anfangen. Er ist dann total aufgewühlt, aufgekratzt und unkonzentriert. Gespräche kann man eigentlich nicht mit ihm führen - er ist dann meist von irgendetwas so angetan und begeistert, dass er sich voll darauf konzentrieren mag und alles andere ihn stört (er lernt dann wie wild für die Schule, zockt ein Spiel durch oder beschäftigt sich mit irgendetwas handwerklichem - eben alles sehr extrem und wie besessen).

Ich weiß - das ist eben ADS - ich versuche mit ganz viel Verständnis zu reagieren, aber es ist verdammt schwer. Vorallem weil es mir so vorkommt als würde er mich an diesen Tagen einfach vergessen. Das ist so ein schlimmes Gefühl. Ich warte dann sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen von ihm und es kommt entweder garkeines oder es ist eben total nichtssagend und ich bin dann danach genauso unglücklich wie davor.

Er selbst ist auch traurig darüber, dass es so ist und hat natürlich auch Sorge, dass das auf lange Sicht zu einer Trennung führt. Ich weiß auch, dass ich ihm sehr viel bedeute, aber diese medikamentenfreien Phasen sind wirklich eine harte Probe für mich/uns.

Mit seiner Mutter kann man in diesem Punkt leider nicht reden. Sie ist überzeugt das Richtige zu tun.

Gibt es Strategien sie uns helfen können? Was sollte ich tun? Was kann er tun?

Er selbst meint, dass es momentan viel ausgeprägter ist als es früher war - kann es nur eine extreme Phase sein? Hattet Ihr mal so eine extreme Phase und falls ja, durch was wurde sie ausgelöst und wie bzw. wann ist sie wieder ‚besser‘ geworden?

Danke fürs Lesen

NA, du hast doch vor einiger Zeit schon mal zu euch beiden was geschrieben , oder? :wink:
Schön, dass ihr noch zusammen seid. :innocent:

Was möchte denn dein Freund bezüglich der Medikation?
Er ist ja mittlerweile alt genug um es selber einschätzen zu können.

Wann hat er denn den nächste Arzttermin bezüglich seiner Medikamente, vielleicht kann der Arzt es nochmal ausdrücklich „durchgehend“ verordnen.

Wäre denn die Mutter ggf. mit Fachinformationen zu „überzeugen“

Weil ADHS hat man nunmal nicht nur in der Schule oder auf der Arbeit.

Viele von uns brauchen die Medikation auch in der Freizeit um den Lebensalltag und das soziale Miteinander hinzubekommen.

Vielleicht ist die Mutter einfach auch nur vorsichtig und möchte ihren Sohn von zu viel Medikamenten bewahren.

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Hallo und erstmal Danke für Deine Idee.

Ja … habe schon mehrere Fragen hier gestellt und immer tolle Anregungen bekommen. Habe gefühlt noch 100 weitere Fragen :slight_smile:

Seine Mutter möchte natürlich nur das Beste für ihn und hat sicher die Entscheidung getroffen die sie für die richtige hält.

Der nächste Arzttermin ist Mitte Oktober, aber da mache ich mir wenig Hoffnung. So wie mein Freund das beschreibt, geht das immer ruck zuck und er wird nur wenig mit einbezogen. Vielleicht ändert sich das wenn er jetzt bald 17 ist. Mein Freund gibt die Verantwortung aber auch gerne ab - glaube er hat Angst was falsches zu entscheiden.

Er verträgt die Medikamente nicht so richtig. Es gab bereits mehrere Umstellungen in den letzten Wochen. Vielleicht will seine Mutter deshalb erst recht diese medikamentenfreien Zeiten.

Er hängt (verständlicherweise) sehr an seiner Mama (sie macht vieles wirklich ganz arg toll) und vertraut auch auf ihr Urteil, aber glücklich ist er momentan nicht mit der Situation.

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Weißt du seit wann er welches Medikament und welche Dosis hatte?
Die Hormone und die Ernährung tragen leider auch dazu bei wie eine Medikament wirkt.

Hallo,

Mama hin, Mama her, mit 16 sollte man ein Stückweit selbst wissen, was gut für einen ist. Und nicht kontinuierlich Medikamente nehmen und immer wieder aussetzen ist eigentlich das Gegenteil.

Wichtig ist, dass er sich erstmal selbst ein Urteil bildet und nicht abhängig macht von Anderen. Und dann hat er zwei Möglichkeiten: Er tritt bestimmt gegenüber seiner Mama auf und sagt was er wann nehmen will. Oder er weicht dem Konflikt aus und wartet das eine Jahr bis zum 18. Geburtstag ab.

Gut wäre das aber nicht, denn um es selbst machen zu können muss er sich auch ausprobieren. Da darf man auch mal daneben hauen, das gehört dazu.

Die Mama lässt ihn auch mal alleine Fahrrad fahren oder einkaufen, nehme ich an?

Ich weiß, loslassen ist leichter gesagt als getan. Ich bin selbst ein ziemlicher Hubschraubervater.

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Erst habe ich Google nach „Wie wird man die nervige Schwiegermutter los?“ befragt.

Erstaunlich, wie viele vor mir schon danach gefragt haben. Das scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein.

Es gibt sogar Anleitungen ala „5 Schritte, um eine gute Schwiegermutter zu werden“

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Dann kam ich hierher zurück, wurde hierdurch abgelenkt und hatte dann halt so Bilder im Kopf :adxs_grins:

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Dann fiel mir wieder ein, was ich bei Google eigentlich wollte, aber habe dann doch lieber diverse GPTs befragt, ob es Studien bzgl. „Drug Holidays“ bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS gibt und wie sich das auf die Neurochemie, Entwicklung der Persönlichkeit und all sowas langfristig auswirken könnte.

Die Ergebnisse waren recht gemischt und es könnte individuell sinnvoll, oder auch nicht sinnvoll sein.

Jedes Wochenende scheint mir eher ungünstig, weil sich das Hirn auf diese Weise ständig neu anpassen muss.

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Wenn es ihm nicht gut tut, regelmäßig die Medikation auszusetzen, muss er leider da durch und es im nächsten Gespräch mit dem verschreibenden Arzt ansprechen.

Oder lernen, Selbstbewusstsein zu entwickeln, um seiner Mutter seine Bedürfnisse mitzuteilen und sich „zu behaupten“.

Vielleicht kannst du ihm da ja helfen, sollte das sein Problem sein. Natürlich vorsichtig und ohne dich selber in die Schusslinie zu stellen.

Theoretisch bräuchte es seinerseits beim nächsten Termin mit dem Arzt lediglich einen „Pieps“, dass es ihm auf diese Weise nicht hilft.

Wenn der Fachmann es der Mutter erklären würde, kommt es vielleicht eher zu einem Umdenken.

Hormonell bedingt könnte eine Anpassung der Medikation ebenfalls notwendig sein, wenn es ihm nicht mehr so gut geht damit.

Und dann eben auch die kontinuierliche Einnahme, um die Neurochemie konstant zu halten.

Gegen kurzzeitige Aussetzer zur Kontrolle (vielleicht 1-2 mal im Jahr?) mag ja nichts sprechen, aber jedes Wochenende klingt für mich ziemlich stressig fürs Hirn und das ganze Drumherum.

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Hallo liebe SchwerVerliebt,

ich kann dir leider keinen weiteren Rat geben, die anderen haben mMn schon gut geantwortet.
Und sowieso bin ich, was Beziehungen angeht, der totale Fehlschlag :sweat_smile:
Ich denke aber auch, dass eine Abnabelung deines Freundes von seiner Mutter der Weg sein sollte. „Mama sagt…“ wird in dem Alter eigentlich naturgemäß hinterfragt?!

Was ich aber eigentlich sagen möchte ist, dass ich deinen Post, welchen du hier geschrieben hast, super schön formuliert finde. Du bist ja selber noch recht jung (wenn dein Freund auch erst 16 ist), aber hast deine Gedanken und Sorgen sehr verständlich und empathisch formuliert niedergeschrieben.
Ich wünsche euch Beiden, dass ihr eine Lösung findet :hugs:

Bis Juni hat er Ritalin genommen. Als er das dann plötzlich nicht mehr vertragen hat, hat er eine Weile nichts genommen - das war eine ziemlich krasse Zeit für ihn.

Jetzt nimmt er Medikinet, wobei die Dosis sich schon mehrfach geändert hat, weil es nicht optimal für ihn war. Damit wurde in den Sommerferien begonnen.

Danke für Deine Einschätzung.

Dankeschön für Deine Antwort.

Habe auch schon viel gelesen zu den ‚Drug Holidays‘. Eine klare Empfehlung scheint es nicht zu geben. Nur was bringt es wenn man in der Schule und den Hobbies gut funktioniert und dann das Sozialleben leidet, weil man da nix auf die Reihe bekommt …

Ich hoffe der Arzt und die Mutter haben Verständnis und wir kommen zu einer guten Lösung.

Er fehlt mir einfach sehr in der medikamentenfreien Zeit und jedes WE bzw. jede Ferien ist einfach zu oft.

Dankeschön für die lieben Worte.

Ich hoffe auch sehr, dass wir eine gute Lösung finden. Ich werde mal vorsichtig versuchen am Thema dranzubleiben ohne die Mama gegen mich aufzubringen - das will ich natürlich nicht.