Von meiner Reise mit Stimulanzien , Rückfällen und einigen Fragezeichen

Hallo zusammen!

Nach längerem melde ich mich mal wieder bei euch.

Kurzer Rückblick bzgl Medikation:

April 2023: 2 Wochen Bupropion - allergische Reaktion

Mai - Juli : Medikenet adult 10 - 5 - endete in depressiver Verstimmung

August 23 - 01.01.24 Elvanse 20 mg - endete in einer schweren depressiven Phase mit starken Ängsten. Ich setzte Elvanse ab.

Wichtig zu wissen: während der gesamten Zeit der Eindosierungsphase mit Medikenet und Elvanse trank ich jeden zweiten Tag 1-2 Bier. Der Rebound war schwierig auszuhalten für mich.

In der Zeit von März bis Ende April ( komplett ohne Stimulanzien)ging es mir immer schlechter. Ab und an nahm ich unretardiertes Medikenet, welches ich gut vertrug. Ich spürte kaum einen Rebound, aber es hielt leider nur 2,5 Stunden

Der Alk wurde wieder mein tgl Begleiter.
Ich habe nie viel getrunken, aber immer Abends 2 Bier zum runterkommen. Ich merkte, wie ich mich immer intensiver zusammenreißen musste, um nicht mehr zu trinken.

Am 30.4. hatte ich einen Absturz und wusste: wenn ich so weitermache, fahre ich mein Leben gegen die Wand.

Seit dem 1.5 trinke ich keinen Tropfen mehr und bin wieder Mitglied bei den Anonymen Alkoholikern. Zudem begann wieder mit Escitalopram 5 mg. Das vertrage ich gut, hatte es davor schon 4 Jahre genommen.

Es hat sich einiges zum positiven verändert.

Ich arbeite jetzt wieder 2 Tage die Woche als Genesungsbegleiterin und es macht mir viel Spaß.

Auch bin ich seit 1.6.wieder bei meiner alten Therapeutin. Sie ist mit Adhs sehr vertraut, macht Verhaltens - und Traumatherapie.

Was ich nicht hinkriege ist die Sache mit der exekutiven Dysfunktion.

Termine stressen mich, ich kann keine Prioritäten setzen, kann mich nicht entscheiden, bin sehr schnell erschöpft,reizüberflutet ( bin im Autismusspektrum) und habe momentan viel mit Ängsten zu tun.

Ich muss funktionieren, mein Sohn ( ASS und Adhs) braucht mich.

Aus diesen Gründen habe ich Ende Mai nochmal mit Medikenet adult 10 mg begonnen.

Die ersten 2 Wochen waren super: ich spürte keinen Rebound und es ging mir gut. Dann nahm ich plötzlich nach Ende der Wirkung Beklemmungen und Ängste wahr. Ich nahm es trotzdem noch Tage und die Beklemmungen wurden stärker. Nichts ging mehr, selbst Tavor 0.5 mg wirkte kaum.
Ich setzte 2 Tage aus. Bereits am nächsten Tag wurde es weniger und am zweiten Tag waren die Beklemmungen weg.
Nach 2 Tagen nahm ich wieder 10 mg. Es dauerte 5 Tage,bis es wieder losging. Machte wieder 2 Tage Pause. Nahm dann 15 mg. Daraufhin bekam ich schwere Magenschmerzen und Verdauungsprobleme. Mein Appetit ging völlig flöten und ich fühlte mich wie ein Roboter. Nach 3 Tagen machte ich wieder Pause.

Nahm dann wieder 10 mg und schon unter der Wirkung bekam ich schlimme Beklemmungen. Nahm am nächsten Tag nichts und der Druck auf der Brust wurde aber nicht weniger. Ich dachte, dass ich vielleicht wirklich was am Herzen habe und rief spät Abends den ärztlichen Bereitschaftsdienst an. Der schickte mich in die Notaufnahme, wo ich stundenlang von Kopf bis Fuß durchgecheckt wurde mit dem Ergebnis: ich bin zu 100% gesund - zumindest körperlich.

Seit Samstag nehme ich wieder Medikenet 10 mg und heute sind bereits die starken Beklemmungen unter der Wirkung spürbar :woozy_face:Ich glaube, ich werde mit dem Medikament einfach nicht warm. Da ich heute einen wichtigen Termin habe, musste ich eben 10 Tropfen Promethazin nehmen. Nun wird es etwas leichter…

Ich habe den Eindruck, durch regelmäßige Einnahme der Stimulanzien werden meine Emotionen ziemlich verstärkt. Kann das sein?

Aber was mache ich jetzt?

Könnten Concerta oder Ritalin anders wirken?

Elvanse hat mich fertig gemacht, das mag ich echt ungern nochmal ausprobieren.
Von Atomoxetin höre ich nur negatives.

Medikenet nur alle 2 Tage nehmen und dann 2 Tage Pause? Das wäre machbar oder?

Gegen die Beklemmungen helfen mir 10 Tropfen Promethazin ganz gut. Ich habe heute einen wichtigen Gerichtstermin und mit diesen Beklemmungen wäre der echt schwierig zu meistern…

Über Rückmeldung wäre ich sehr dankbar!

Liebe Grüße

Bevor du Atomoxetin probierst würde ich es endlich (meine Erinnerung ist, dass du das ja noch nicht hattest) mal versuchsweise mit Ritalin Adult probieren. Danach würde ich erst Concerta/Kinecteen in Erwägung ziehen.

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Danke @bernard , auch das sagt mir mein Gefühl.
Leider habe ich erst in 2 Wochen einen Termin beim Psychiater.
Hast du denn Erfahrung mit Ritalin adult?/ Concerta? Was läuft da chemisch anders als beiMedikenet?
Ich habe zu Hause noch Methylphenidat 10 mg. Also retardiert. Wäre dies nicht das selbe?

Ich habe Medikinet Adult 5 oder 6 Tage ertragen und dann erst wieder zu Methylfinidat Al zurück und wegen Lieferschwierigkeiten zu Ritalin Adult.
Mit Medikinet anfluten schlimm 2 std super dann das Ab-und Abfluten 2 std wieder ok, trotz nachlegen gings so weiter.

Bei Ritalin merke ich das morgens gar nicht, so nach ca. 4 std meist ein wenig vergesslich (ca. 15 min) und dann ist alles supi, das Nachlegen/ Auslaufen merke ich nicht, weil ich es als so sanft verspüre und ich bin schon lange und gut damit abgedeckt. Je nach Einnahme (6 oder wegen vergessen 7,5std) verlängert sich die Wirkung dann

wennbich um 8.00 starte komme ich gut bis 14/15 Uhr und lege dann nach und komme damit gut durch bis 24/1.00 Uhr nachts und kann die Leitungen abrufen nur wenn ich zum Sport gehe verstoffwechselt es sich schneller und ich leg mit unretardiertem nach, dann paßt das auch super.

Bei Medikinet war ich agressiv, hektisch, hatte Sprach und Benehmenstouret und auch sonst fand ich das schlimm.

Zur Not, wenns zu leich ist kannst du jeden Generikaherstelker von Ritalin probieren, durch die unterschiedlichen Trägersubstanzen und ich glaube auch unterschiedlichen Retardierungsverfahren können sie ganz anders wirken, auch wenn man das kaum glauben kann, das war auch so beim Methylfinidat Aluid oder Methylfinidat ich glaube Stada oder sowas war es.
Das ist aber den Ärzten theoretisch bekannt, meinen verwundert das nicht

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Hey @Lanafee1

Leider kann ich nichts für dich tun, aber bedanken möchte ich mich für deine Beschreibung der exekutiven Dysfunktion.

Ich bin noch ziemlich frisch in diesem Bereich und auf der Suche…

Von Herzen wünsche ich dir, deinen Weg bald zu finden und ein passendes Medi zur Unterstützung :four_leaf_clover:

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@Kathy hab ganz lieben Dank für deine ausführliche und informative Rückmeldung!
Es ist sehr spannend, dass der selbe Wirkstoff scheinbar doch so unterschiedlich wirkt.
Methylphenidat von AL hab ich noch zu Hause und werde es morgen mal probieren.

Aggressiv werde ich von Medikenet nicht, aber es scheint Ängste zu verstärken…

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Liebe @Silberlocke

Ich freue mich, dass ich dir einen Impuls geben konnte und du dich mit der exekutiven Dysfunktion identifizieren konntest.

Tatsächlich ist das meine größte Herausforderung.

Hier im Forum bist du richtig. Ich durfte schon sehr viel lernen!

Alles Liebe für dich🙂

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Danke.

Ich habe sogar beim Übergang und aufhören der Wirkung gar keine Impulskontrolle über irgendwas mehr.

Probiere das du wirst sehen, das ist anders, es schleicht auch langsamer/ milder aus. Es verhält sich angenehmer und wenn dir das mehr liegt, du meinst das ist dir noch zu ruckelig, dann wird Ritalin das ggf. positiver toppen.

Viel Erfolg beim Probieren

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@Kathy Ich hoffe du hast recht :pray: Danke für deine mutmachenden Zeilen!

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Hallo Lanafee, ich bin auch etwas im Autismus-Spektrum+ADHS und Medikinet ging bei mir gar nicht. Gleich am ersten Tag habe ich im Rebound meinem Partner vorgeworfen, dass er Fussball schaut und dabei keine Rücksicht nimmt (zu laut!) und als er nicht auf mich einging, hatte ich solche Spannungen, dass ich mir den Arm blutig gekratzt habe. Ich habe auf einmal alle Geräusche so laut wahrgenommen, als wäre ein innerer Regler hochgefahren, so dass ich mir dringend geräuschunterdrückende Kopfhörer kaufen musste, ohne die war das Leben gar nicht mehr möglich. Ich hatte zweimal richtige Panikanfälle (laute Party mit vielen Menschen, Shopping mit Wechsel von vielen Geschäften) und ich habe nach 10 Tagen aufgeben müssen. Im Rückblick war es eine richtig schlimme Zeit, als wäre ich in einer Art Höllentunnel gewesen, wegen den Geräuschen. Elvanse war etwas besser, habe aber zu viele Dinge zu schnell erledigt (auch ganz schön: nach Monaten endlich das Auto gewaschen, Scheibenwischerflüssigkeit eingefüllt, Schornsteinfeger und Rasenmähen organisiert etc… phantastisch!) aber meine visuelle Wahrnehmung war extrem detailliert und ich hatte auch sehr sehr schnelle Gedankenwechsel. Am dritten Tag bin ich wie immer über einem Formular verzweifelt, dann 15 km gelaufen und schließlich heulend zusammengebrochen und habe das auch abgesetzt. Jetzt habe ich Buproprion. Das ist ein Antidepressivum, das aber wohl auch hochdosiert bei ADHS hilft. Ich nehme 2 und damit kann ich ganz gut arbeiten und fühle mich ausgeglichen. Nur kann ich nicht schlafen. Es ist alles nicht einfach. Ich wünsche dir, dass du rausfindest, was dir gut tut und würde mich über Austausch freuen.

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Hallo Lanafee1,

Toll das Du die Abstinenz aktuell so gut hinbekommst und auch zu den AAs gehst.

Ei mir ist es ganz ähnlich, nur das mein Alkoholkonsum deutlich höher war. Mit der richtigen Medikation (bei mir 3x täglich Medikinet adult) ist auch das Suchtverlangen verschwunden. Das ist neben der allgemeinen Symtomverbesserung auch ein wichtiger positiver Nebeneffekt.

In diesem Zusammenhang kann ich nur das Buch „ADHS und Sucht im Erwachsenenalter“ (ISBN 978-3-17-024061-2) empfehlen. Dort wird auch eine Studie erwähnt, dass ADHS-Betroffene mit einer Suchtvergangenheit teilweise eine höhere Medikamentengabe benötigen als die üblichen Empfehlungen.

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