Ich habe mir jetzt ein paar Wochen Gedanken gemacht über das Thema " Kaffee weglassen " während der Einstellung und doch eine Frage:
Nehmen wir mal mich als Beispiel. Ich trinke seit über 30 Jahren morgens meinen Kaffee, um überhaupt in die Puschen zu kommen.
Jetzt kommt das Ritalin dazu und ich soll den Kaffee weglassen, um die Wirkung der Stimulanzien besser beurteilen zu können. Aber:
Ist Ritalin ( oder MPH ) überhaupt ein Stimulanz in dem Sinne? Es puscht mich ja nicht auf, sondern sorgt dafür, dass meine Gedanken klarer werden. Tut es meinem Körper gut, wenn er nach 30 Jahren Kaffeekonsum plötzlich verzichten soll? Was, wenn man verzichten kann, aber nach der Einstellung wieder von vorne anfangen muss, weil der Kaffee ( auf den man ja verzichtet hat ) nun wieder hinzu kommt?
Ist es denn nicht realistischer mit dem Kaffee, der für viele zum täglichen Ritual gehört, zu probieren die richtige Dosierung zu finden?
Die Fragen sind wohlmöglich blöde, aber es beschäftigt mich seit Wochen.
Ich habe seinerzeit trotzdem meinen Kaffee getrunken, allerdings hat er mir tatsächlich die ersten Tage während der Einstellung gar nicht geschmeckt, so dass ich natürlich erheblich weniger konsumiert habe als vorher.
Als mein Körper sich an die Dosierung meines Ritalins gewöhnt hat, kam automatisch der Geschmack wieder und ich trinke soviel wie vorher.
Auch sagte meine Ärztin damals, ich solle alles wie bisher nehmen, da es ja mit berücksichtigt werden muss bei der Einstellung.
Sorry für die Frage, aber es gibt Dinge, die ich idiotensicher erklärt kriegen muss, damit ich sie verstehen kann.
Koffein wirkt anders, wenn Stimulanzien (MPH, AMP) dazukommen. Grüße an deine Ärztin: mehr als die Hälfte der Betroffenen hat bei Stimulanzieneinnahme Probleme mit Koffein, die ohne Stimulanzien nicht da waren.
Daher bei der Eindosierung weglassen. Später kann man es wieder dazu nehmen.
Der Unterschied ist, dass bei einer späteren Wiederhinzunahme die Kreuzwirkung nicht als Medikamentenunvertglichkeit wahrgenommen wird, sondern korrekt zugeordnet werden kann.
Wenn man nach der Einstellungsphase wieder Kaffee (oder schwarzen Tee/Energydrinks) in der gewohnten Menge trinkt, wäre es paradox, dann müsste man ja einmal ohne und einmal mit Kaffee seine Dosis finden.
Aber das ist ja nicht gesagt. Ich nehme seit 2004 Methylphenidat und kann seitdem kein Koffein mehr vertragen. Es macht mich zappelig, das ist sehr unangenehm. Dabei habe ich vorher kannenweise starken schwarzen Tee getrunken, um in Schwung zu kommen und zu bleiben.
Dass du wieder Kaffee wie früher trinkst, finde ich ungewöhnlich, aber ich gönne es dir. Musstest du denn deine MPH-Dosis wieder senken?
Dass zum Weglassen von Kaffee bzw. Tee bei der Einstellung geraten wird, liegt daran dass keiner weiß ob es bei einem selbst zusammen geht. Und dann funktioniert die Einstellung nicht und man denkt, Stimulanzien sind nichts für mich.
(Wobei: Auch wenn man es weglässt, wirken dann ja zwei Vorgänge auf einmal - das Stimulans - und davon nur sehr wenig am Anfang - und der Entzug des Koffeins. Von daher auch nicht ganz objektiv, vor allem wenn man vorher viel Kaffee oder Tee getrunken hat. Dann hat man vielleicht Kopfschmerzen und ist ganz träge, und es kommt vom Weglassen und nicht vom Medikament.)
Und zu deiner anderen Frage: Ja, für mich ist Methylphenidat (bei mir Medikinet Adult morgens - mittags nehme ich Ritalin Adult) ein Stimulans, das mich wach macht, ähnlich wie früher der (in „ostfriesischer“ Stärke zubereitete) Tee. Deswegen schätze ich es gerade morgens, dass Medikinet Adult deutlich merkbar zu wirken beginnt.
Ja, Ritalin ist ein Stimulanz. Das mit der Empfehlung den Kaffee anfangs weg zu lassen, gilt also. Das es dich aufputscht, sondern deine Gedanken beruhigt, klarer macht, ist ja genau dies paradoxe Wirkung. hättest du kein ADHS, würde dieselbe Dosis dich halt „aufputschen“. da du aber im Normalzustand deutlich weniger Dopamin für die Signalübertragung verfügbar hast ( bzw. dieses zu schnell wieder abtransportiert wird), wirkt die Erhöhung durch eine „korrekte“ Dosis Ritalin bei dir halt so, das dadurch deine Filtersysteme anfangen zu funktionieren, und dies beruhigt dich dann. würdest du dann noch mehr nehmen, würde aber vermutlich eine aufputschende Wirkung einsetzen. Die Eindosierung wird ja gemacht, um genau die (kleinste) Dosis zu finden, bei der deine Reizfilter und die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen gut funktionieren, ohne dich aufzuputschen.
Ich selbst hatte damals ca 2 Tage leichte bis mittlere Kopfschmerzen, dann war der Koffein Entzug durch bei mir. Danach habe ich dann halt koffeinfreien Kaffee getrunken.
Nach der Einstellung ist es natürlich etwas anders, aber du wirst schon spüren wann dir der Kaffee zu viel ist und wann nicht.
Vermutlich hast du das ja unbewusst die Letzen 30 Jahre versucht
Der Kaffee wirkt zwar indirekt auf die Dopaminverfügbarkeit, aber halt nur sehr kurz. dadurch bekommst du vermutlich nie eine „stabile“ Wirkung hin, sondern es ist eher ein fortwährendes Auf und Ab.
Und auch die Ärzte versuchen meist zu vermeiden 2 Medikamente zu geben die eine ähnliche Wirkung haben.
Ich empfehle ja auch nicht dauerhaft kein Kaffee mehr zu trinken, sondern hauptsächlich Kaffee in der Eindosierungsphase weg zu lassen.
Wenn du MPH ( wie Ritalin oder Medikinet Adult,…) nimmst, wird dadurch erreicht das die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen wieder besser funktioniert. Die Wirkdauer liegt meist im Bereich von 4-6h (bei retardierten Mitteln bzw. Mitteln mit verzögerter Wirkstofffreisetzung), oder ca 2h bei unretardierten, während denen die Wirkung recht stabil ist. Wenn du dann den Kaffee Dazu konsumierst, hast du ein zweites Mittel, das sich auf diese Signalübertragung auswirkt. Das kann (muss aber nicht) dazu führen das du plötzlich nicht mehr recht schnell zwischen „zu wenig“ und „mehr“ schwankst, sondern recht schnell zwischen „mehr“ und „zu viel“. Und das kann dann dazu führen das du Nebenwirkungen bekommst, bspw. Herzrasen starkes Schwitzen, Kreislaufprobleme etc…
Viele Ärzte haben diese Wechselwirkung leider nicht auf dem Schirm. daher tauschen wir uns ja auch über dieses Thema ja hier im Forum aus, um Erfahrungen die wir gemacht haben weiterzugeben, damit andere nicht die gleichen Fehler machen wie wir.
Kein Problem, verstehen ist immer besser als einfach zu machen, nur weil ein anderer das sagt ;-). Und eine gehörige Portion Skepsis ist gerade im Netz meist kein Nachteil.
Ich danke allen für die ausführlichen Erklärungen, die ich absolut nachvollziehen/ verstehen kann.
Es brannte mir halt unter den Nägeln und meine Ärztin ( wenn auch wirklich sehr gut ) ist ja auch nicht allwissend, oder musste sich bis dato noch gar nicht damit befassen.
Tatsächlich habe ich einen komischen Körper was meine Medis angeht. Obwohl ich morgens 30mg Ritalin adult und mittags ( dazwischen liegen 6,5 Std.) 20mg MPH AL nehme, werde ich durch den Kaffee nicht hibbelig oder nervös.
Selbst wenn ich ( bei Bedarf ) um 16.00 Uhr noch einmal 10mg Ritalin nehme und einen Kaffee trinke, bin ich völlig entspannt.
Das war der Grund für meine Frage, denn normal ist das ja nicht.
Danke für deinen Beitrag, ich bin ganz neu mit medikinet unterwegs und hatte vorher kaffee getrunken. Altaaaa. Ich war total hochgeschossen. Ich hatte nicht nachgedacht. Frühstück wie immer halt. Ich sehe ich kann hier viel erfahren. Ich hoffe ich werde auch zurückgeben können
Danke Stini
Hey ihr, danke für diesen und andere Beiträge zu Koffein. Ich habe leider auch erst hier im Forum „erfahren“, dass Koffein während der Einstellphase eher keine gute Idee ist.
Das Weglassen des Koffeins (Softdrinks, kein Kaffee) koinzidierte mit einer etwa einwöchigen Unterbrechung mit Medikinet bei mir. Vorher war ich bei 20mg morgens/mittags mit medikinet adult. Nach Wiederaufnahme mit 15/15/0 ohne gleichzeitiges Koffein ist die Wirkung… deutlich geringer bei mir.
Selbst bei jetzt wieder 20/20/0 ist die Wirkung vielleicht bei 20% von dem, was ich vorher empfunden habe. Dazu bin ich jetzt trotz der relativ hohen Dosis medikinet wieder impulsiv und „hippelig“. Die niedrige Wirkung ist auch schon nach 2-3h wieder verschwunden.
Leider habe ich mit 20mg pro Dosis auch schon merkliche Nebenwirkungen. Deshalb scheint mir eine Erhöhung der Dosis auch nicht die Lösung/der beste Test.
Ich bin gerade sehr irritiert, weil mit medikinet in den ersten Wochen sehr geholfen hat. Es war sehr befreiend. Jetzt nicht mal mehr annähernd in die gleiche Wirkregion zu kommen und stattdessen in Nebenwirkungen zu rennen ist hart.
Das einzige, dessen ich mir gerade sicher bin: Koffein für die Einstellphase wegzulassen würde ich aufgrund meiner Erfahrung stark empfehlen.
Vielen Dank für die Erläuterung. Sehr interessant auch, warum Kaffee eine oft so gegenteilige Wirkung hat, das konnte ich bei mir früher auch feststellen. Weshalb ich auch nie mehr als zwei Tassen am Tag getrunken habe. Nur… nach einer Kaffeepause wegen Medikinet-Einnahme hat der ein paar Tage danach getrunkene Kaffee dann die normale, aufputschende Wirkung gehabt. Und an der Pause allein kann es nicht gelegen haben, Kaffeepausen mache ich mehrmals im Jahr. Ich habe es auf die Bohnen geschoben, die anscheinend einen ziemlich hohen Koffeingehalt haben. Könnte das auch ein drei Tage nach der letzten Einnahme noch nicht abgebauter Medikinet-Rest sein?
Aus der Erläuterung würde ich schließen, dass vor allem zwei Gründe gegen Kaffee während der Eindosierung sprechen:
Man kann die Wirkung des Medikaments nicht von dem des Kaffees trennen, und
Bei hohem Kaffeekonsum kann es zu den bei Gesunden üblichen, für uns aber potentiell ungewohnte Nebenwirkungen kommen.
Entsprechend könnte man nach den ersten Wochen wieder mit Kaffee in Maßen anfangen, solange man diese Nebenwirkungen nicht wahrnimmt. Oder?
Der Abbau von Methylphenidat erfolgt primär über die Leber, wobei die Halbwertszeit des Medikaments etwa 2 bis 3 Stunden beträgt.
Heißt, dass nach dieser Zeit etwa die Hälfte futsch ist.
Es soll, je nach Darreichungsform (Tablette vs Retard Kapsel), insgesamt etwa 10 bis 15 Stunden dauern, bis Methylphenidat vollständig eliminiert ist.
Dazu kämen dann noch Faktoren wie die individuelle Stoffwechselrate, das Körpergewicht und die Leberfunktion, die diese Zeit beeinflussen können.
In der Fachinformation findet man alles zu den pharmakokinetischen Eigenschaften und der Elimination.
Oder hier:
Methylphenidat wird hauptsächlich in der Leber durch Enzyme des Cytochrom-P450-Systems abgebaut, insbesondere durch das Enzym Carboxylesterase 1 (CES1).
Diese Enzyme katalysieren den Abbau von Methylphenidat zu seinem primären Metaboliten, Ritalinsäure (d,l-Ritalinsäure), welche inaktiv ist und keinen pharmakologischen Effekt besitzt.
Der Großteil dieses Metaboliten wird anschließend über die Nieren ausgeschieden.
Die Leber spielt somit die zentrale Rolle beim Metabolismus von Methylphenidat, während die Nieren für die endgültige Ausscheidung der inaktiven Abbauprodukte aus dem Körper verantwortlich sind.
Die Effizienz dieses Prozesses kann durch individuelle Faktoren wie genetische Unterschiede in der Enzymaktivität, Leber- oder Nierenerkrankungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beeinflusst werden.
Ich habe Kaffee noch nie gut vertragen u brauche aber die Tasse am Morgen. Direkt zu Einstellung mit Kaffee wollte ich mehr u bekam sogar lust auf Alkohol. Niegrig dosiert springt also mein Suchtzentrum an. Ab 30mg Medikinet verschwindet das u nicht mal mehr Süßigkeiten reizen mich.
Ich kann es für deinen Fall natürlich nicht versprechen, aber möglicherweise nehmen die Nebenwirkungen mit höherer Dosis wieder ab. 20mg Medikinet hatte ich meiner Erinnerung nach mehr Unruhe als jetzt mit 40mg, erst seit 30mg verspüre ich überhaupt eine merkliche Wirkung.
Ist immer noch nicht das, wo ich hin will, aber dranbleiben lohnt.