Was die Machtzentrale G-BA mit der Behandlung von ADHS zu tun hat

Das das Thema in einem anderen Thread aufkam - warum beispielsweise die Verordnung von Elvanse abgelehnt wird, obwohl dies möglicherweise aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoller wäre - hier etwas grundsätzliches zum „Gemeinsamen Bundesausschuss“ kurz „GBL“

Der Gemeinsame Bundesausschuss entscheidet, welche Leistungen die Krankenkassen bezahlen. Ein mächtiges Gremium, dessen Zusammensetzung und Arbeit aber schon länger in Frage gestellt werden. Ein Hintergrund von Astrid Wallrabenstein.

Vor fast genau eineinhalb Jahren, im November 2015, veröffentlichte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) einen bemerkenswerten Beschluss, der das Potential hat, das Machtzentrum des Gesundheitswesens in Frage zu stellen: den Gemeinsamen Bundesausschuss, kurz G-BA.

In diesem Gremium entscheiden Vertreter der Krankenkassen und verschiedener Leistungserbringer für fast alle Bereiche der medizinischen Versorgung über Behandlungsumfang und –modalitäten, aber auch über zahlreiche strukturelle Weichenstellungen, wie etwa den Bedarf an niedergelassenen Fachärzten oder Mindestmengen, die eine Spezialklinik an bestimmten Behandlungen vorweisen muss.

Ähnlich einem Gesetzgeber verabschiedet der G-BA Richtlinien und andere Normen, an die sich alle im Gesundheitswesen halten müssen. Nutzt etwa ein niedergelassener Arzt eine Therapie, die der G-BA nicht genehmigt hat, übernimmt die Krankenkasse keine Kosten. Und missachtet ein Krankenhaus Vorgaben aus den Qualitätsrichtlinien des G-BA, kann dies auch dazu führen, dass es auf den Behandlungskosten sitzen bleibt.“

Quelle: LTO

Elvanse:
https://www.g-ba.de/beschluesse/3985/

Stimulanzien:
https://www.g-ba.de/beschluesse/1677/

Ursprünglicher Thread:
https://adhs-forum.adxs.org/t/hallo-an-alle-zappelnden-schlaftabletten-auf-der-gegenfahrbahn/11929/8?u=justine

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Wenn der GBL etwas anderes entschieden hat, interessiert es leider gewöhnlich nicht, was wissenschaftlich betrachtet besser ist. Das bedeutet dann immer potenziellen Ärger den viele nicht wollen. Warum auch?

Oder sehe ich da etwas falsch?

Danke Justine

Der liebe Herr Böhmermann hat zum Thema Gemeinsamer Bundesausschuss mal einen Beitrag im ZDF Magazin Royale gemacht. (Ja natürlich ist es satirisch aufbereitet, aber deshalb nicht weniger traurig. Vllt bietet aber gerade das einen einfacheren Zugang zu dem Thema)

Wobei der Ausgangspunkt dort die Frage war: Warum gibt es so wenige Therapieplätze für Kassenpatienten?

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@River

Dazu hatte ich auch etwas beim VDK gelesen.

„Der VdK sieht aktuell die Bedarfsplanung für Psychotherapieplätze durch den G-BA sehr kritisch. Patientinnen und Patienten warten meist Monate auf den Beginn ihrer Therapie, weil es zu wenig Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit Kassenzulassung gibt. Sogar in einem eigens vom G-BA in Auftrag gegebenen Gutachten wurden 2400 zusätzliche Plätze vorgeschlagen. Daraus wurden dann 776 Plätze bundesweit.“

Die Hochrechnung von Wittmann und Steffanowski (2011) anhand der Daten des TK-Modellprojektes beziffert den „Return on Investment“ auf 2,0 bis 3,0, das heißt für einen in die Psychotherapie investierten Euro ergibt sich ein volkswirtschaftlicher „Gewinn“ von zwei bis drei Euro. Ähnliche Modellrechnungen liegen auch für den Bereich der stationären Psychosomatik beziehungsweise der psychosomatischen Rehabilitation vor (Steffanowski et al., 2007; Zielke, 1993, 2008; Zielke et al., 2008).

Und dann kommen wir weiter zu den Punkten warum, es für ADHS Patienten (insbesondere im erwachsenen Alter) kaum Angebote gibt geschweige denn Diagnoseplätze.

Psychiater haben meist nicht mehr als 25 € pro Quartal und Patient. Mit dieser Entlohnung ist keine umfangreiche Diagnostik möglich, ebenso wenig wie eine individualisierte medikamentöse Einstellung mit Begleittherapie.

Psychotherapeuten bekommen etwa 82 € pro Stunde, die sie aber auch mit Patienten verdienen, die wesentlich einfacher führbar sind und die ihnen weniger an Wissen, Nerven, Klarheit, Geduld und Beharrlichkeit abverlangen und noch dazu zuverlässiger sind.

https://adhs-muenchen.net/adhs-bei-erwachsenen/versorgungssituation/

Nicht zuletzt ist eine Spezialisierung auf ADHS auch aufwändiger und weniger profitabel.

Da kann ich ein Stückweit nachvollziehen, wenn ein gewisser Münchner Spezialist für BTM Rezept zusätzlich 5€ verlangt.

Es ist einfach nur eine Schande die Seinesgleichen sucht.

Wenn wir davon ausgehen, dass 5% aller Personen in Deutschland betroffen sind, kommen wir immer noch auf eine stolze summe von über 4 millionen Menschen hierzulande, die einfach in luft hängen gelassen werden, ohne eine wirklich gute Versorgung.
Psychiater sind rar gesät für Betroffene, geschweige denn, man kommt noch irgendwo hinein. Über die psychotherapie für betroffene, die keine Schäden/verschlechterung hervoruft, reden wir lieber nicht.

Das grenzt echt schon an unterlassener Hilfeleistung.