Was machen eure Jungs gerne in ihrer Freizeit?

Halli Galli haben wir sogar da. Aber irgendwie eskaliert das auch immer, es wird wild auf die Klingel gehauen etc.

So Wettbewerbs-Dinge wie „wer ist schneller am Rewe“ findet er blöd. Weil dann muss er ja wieder Schuhe anziehen. Das hasst er. Die Aussicht auf ein Eis reicht dazu nicht.

Ihr kennt doch bestimmt Two and a half Men? Mein Sohn ist Jake in vielen Dingen extrem ähnlich. Nur Süßigkeiten, Zocken, Film schauen, immer nur motzen, kein Bock auf nix….

Das ist echt frustrierend mitunter.

Ich hatte früher meinen Hund und meine Pferde und war immer auf dem Hof oder im Wald. Das geht hier in der Stadt leider nicht. Pferde mag er nicht und unser Hund hört leider nicht mehr gut, weil sie schon alt ist.

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Das kenne ich auch.
Aktuell klappt es bei uns, wird nur mir auf Dauer zu viel.

Wir nutzen heute nochmal das gute Wetter und fahren mit unseren Nachbarn und den Kids in einem Kletterpark.
Mein Sohn kennt den schon, ich war zuletzt vor 15 Jahren dort.
Wird bestimmt witzig, ist es immer wenn die Nachbarskids mit Start sind.

Als Psychologin erinnere ich mich dunkel, dass eine Empfehlung lautet, den Kindern grundsätzlich nichts vorzuschlagen. Sie sind alt genug, selbst herauszufinden, was man gegen Langeweile tun kann - auch mit 2 Jahren schon. Hab ich konsequent so umgesetzt.

Aber als Mutter muss ich zugeben, dass ich ein Kind habe, dass sich nie langweilt. Er hat für jeden Tag mehr Ideen, als in eine Woche passen :stuck_out_tongue_winking_eye: und der andere ist noch zu klein für Langeweile :wink:

seine beste Freundin langweilte sich phasenweise durchgehend und fand mich gar nicht angenehm mit meinem „dir wird schon was einfallen, was du tun kannst“ (ist es ihr dann auch, nach ner Weile nölen). Mittlerweile hat sie eine Tigerbox und betäubt ihre Langeweile mit durchgehendem Hörspiel-hören :upside_down_face:

Ich glaube da muss man sehr scharf differenzieren, um nicht in die „Ableism“-Falle zu tappen.

Kinder mit ADHS funktionieren einfach nicht genau so wie andere Kinder und es gibt einen massiven Unterschied zwischen
„Mein Gehirn hat buchstäblich kein einziges Dopaminmolekül mehr im Kopf, das es benötigen würde um sich was auszudenken UND dann auch noch die Motivation zu kriegen das auch anzufangen“ und
„Mir ist langweilig, weil ich 5 Minuten lang nicht weiss, was ich als NÄCHSTES tun könnte.“

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Meine Kids sind alle nicht medikiert, liegt aber vor allem an meiner Freundin, die da wesentlich höhere Widerstände hat als ich das hatte bei mir selbst.

Ich versteh das jetzt auch erst anders, seit ich selbst ein Medikament gefunden habe, was für mich funktioniert.

Ich hab das was die Kids teilweise fühlen nicht mal mehr als „Langeweile“ wahrgenommen, sondern als Burnout/Depression.

„Dysphorie bei inaktivität“ hab ich erst später kennen gelernt und passt eigentlich besser.

Bei mir hat sich das so geäussert, dass ich zwar eigentlich 100 Hobbies und Interessen habe, aber zu absolut NICHTS davon Lust hatte in diesen Momenten.
Ich hab zwar auch wesentlich weniger Zeit insgesamt, neben Haushalt und ND-Familie managen, aber am schlimmsten war es manchmal am Wochenende.

Das Problem ist wirklich nicht, dass einem nichts einfallen würde, was man machen KÖNNTE.
Das Problem ist, dass man sich nicht aufraffen kann es zu tun, oder noch schlimmer, dass man es tut und einem keine Freude bereitet.

Seit ich einigermassen eingestellt bin, kenn ich Langeweile eigentlich nicht mehr.
Ich hab immer noch das Problem zu viel machen zu wollen und deshalb nie genug Zeit zu haben, aber es führt bei mir eben nicht mehr zu diesen krassen Stimmungsabstürzen, in denen ich dann nicht mal mehr was anfangen kann.

Dass Fernsehen/Gaming/am PC rumhängen generell da „leichter“ ist und mit weniger „Motivationsaufwand“ verbunden ist, ist klar, vor allem, weil es LANGE so scheint, dass man da kaum mit executiv-Funktionen kämpfen muss.

Ich kann mich mittlerweile in diesen Momenten noch nicht mal mehr darauf einlassen.
Fernsehen ist langweilig, da muss ich mindestens noch nebenher was aufm Smartfon machen.

Gaming ist anstrengend, da muss man sooo viele Sachen machen und am Ende kann man nichts mitnehmen.

Ich bin auch generell der Meinung, dass es immer noch eine gewisse unreflektierte und undifferenzierte Betrachtungsweise was Medien angeht gibt, ich mach da persönlich viel weniger klar einen qualitativen Unterschied zwischen Zeit die am Computer verbracht wird und Zeit die IRL verbracht wird.
Sonst wär ich vermutlich hier auch nich so aktiv, sondern würde mich lieber mit Freunden und Bekannten treffen oder joggen gehn…

Aber last but not least läuft es schon vor allem AUCH auf die unangenehme Wahrheit raus:
Was man selber nicht kann, kann man auch nicht beibringen.
Und man kann Kinder mit ADHS nicht einfach mit sich selbst allein lassen.

Das einzige was hilft (wenns noch nicht ganz zu spät und der Dopaminvorrat einfach leer ist):
Die Kinder aktiv aktivieren.
Eben NIICHT damit überfordern, dass sie selbst sich was ausdenken müssen.
Sich 10 oder 20 Minmuten zeit nehmen und mit Interesse GEMEINSAM anfangen.
Wenns dann läuft, kann man sich auch zurückziehen.
Aber wenn das Kind schon daran scheitert sich ein Blatt papier zu holen um was zu malen, dann sollte man sich tunlichst daran erinnern, wie oft man schon daran gescheitert ist joggen zu gehen, weil man keine Lust hatte sich eine Jogginghose anzuziehen (geschweige denn überhaupt wusste wo die gerade ist).

Da hilft es natürlich, wenn man dann eine Liste mit Aktivitäten hat, von denen man
A) Weiss, dass sich die Kinder dafür begeistern konnten in der Vergangenheit
B) Denkt, dass sie sich dafür interessieren könnten.
C) Denkt, dass man sich SELBST dafür so begeistern könnte, dass man sie mit der Begeisterung anstecken könnte.

Es hilft TROTZDEM auch, wenn man klare Regeln zum Medienkonsum hat, anstatt ständig zu wechseln zwischen „mach was du willst“ und „zur Strafe jetzt gar nicht“.
Strafen funktionieren bei Kindern mit ADHS einfach gar nicht als Langzeitlernmittel.

Wir haben irgendwann auch den „Kucktag“ eingeführt, wo jedes der Kids eine halbe Stunde lang ENTSCHEIDEN darf, was es machen will.
Das führt mittlerweile meistens dazu, dass sie alle zu dritt Minecraft spielen und zwar 1.5h.
Trotzdem kucken wir abends meistens noch gemeinsam was.
Wenn mein grosser Computer spielt, dann spiel ich oft mit, dann gehts nicht nur um den Dopamin kick, sondern auch darum Zeit miteinander zu verbringen.

Das hat auf jedenfall geholfen, das ständige tägliche „wann darf ich denn“ quengeln einzuschränken.

Aber manchmal gehts eben nicht, manchmal ist das das einzige was überhaupt Dopamin aktiviert und dann ist es sinnvoller meiner Meinung nach, dem Kind das einfach zuzugestehen, das Kind also einfach kurz mal „parkt“ vor dem Fernseher/Computer.
Aber man sollte das parken eben als Parken im „halteverbot“ sehen: Kurz abstellen erlaubt, aber tunlichst drauf achten, dass das Kind danach woanders hinfährt.
Im Idealfall macht man kurz fertig, was man fertig machen musste und weshalb man sich nicht gleich aktiv um das Kind kümmern konnte und kümmert sich dann aktiv um das Kind…

Das ist aber ein gewaltiger Unterschied zu "mach doch mal x " oder „warum machst du nicht y“ - eine Art von Erziehung, die ich häufig beruflich erlebe.

Bei leeren Akkus braucht jedes Kind gute Begleitung, egal ob ADHS oder nicht. Mit ADHS sind die Akkus nur eben häufiger leer. Stumpfes Vorschlagen ist einfach tödlich für die Kreativität und man zieht damit den Frust des Kindes auf sich. Und auch Kinder mit ADHS müssen, begrenzt und emotional begleitet, lernen, Langeweile auszuhalten und aktiv gegen die Dysphorie vorzugehen.

Aber wie gesagt, ich hab ein sehr aktives, sprunghaftes Kind und eines, bei dem ich vom Temperament her ausgehe, dass es nicht neurodivers ist. Vielleicht mache ich es mir auch zu leicht, wenn ich die Haltung vertrete, dass ich mein Kind in seinen Gefühlen begleite, aber nicht dafür verantwortlich bin, dass/ob es sich langweilt. Und natürlich schlage ich auch GEMEINSAME Aktivitäten vor bzw lege sie einfach fest.
Aber die Haltung ist, so nehme ich es wahr, bei uns eigentlich ähnlich?

Ich glaub auch dass wir da nicht so weit auseinanderliegen.
Ich reagier nur etwas empfindlich auf Vorschläge die so klingen, als ob das Kind etwas einfach „allein können sollte“ oder es etwas aushalten muss „um etwas zu lernen“. Das sind alles richtige Dinge, aber es funktioniert eben manchmal nicht und manche Dinge funktionieren nie ganz ohne support (pharmakologisch oder sonstwie).
Die Erwartungshaltung, dass das Kind einfach komplett „lernen“ kann mit Langeweile (oder anderen Symptomen) so umzugehen, dass es nicht mehr vorkommt, ist trügerisch, ADHS ist ja nicht „heilbar“ in dem Sinn. Das ist dann eben ableism, das Bedürfnis das Kind „normal“ zu machen, indem es Dinge eben „alleine lernen muss“.

Und das insbesonder kommt zumindest bei UNS in der Familie eben oft aus der „Notwendigkeit“, selbst gerade im Hyperfokus zu sein und da nicht rauszukommen, oder selbst unterstimuliert zu sein (da nehm ich mich ebenfalls gar nicht raus) und keine Lust auf irgendwas zu haben (inklusive sich mit dem Kind zu beschäftigen).

Und ich hab auch immer noch viel internalisierten Ableism in mir von wegen „Das sollte ich eigentlich können, andere können das doch auch, ich muss nur die Zähne zusammenbeissen“.

Und dazu gehört eben AUCH, dann differenzieren zu können, wie weit das Kind schon „jenseits“ ist.
Weil man eben vielleicht zu lange die eigenen Pflichten vernachlässigt hat (ND bedingt) oder es zu spät gemerkt hat weil das 5 mal „mir fällt nichts ein“ nicht registriert wurden, weil man das Kind zu lange gezwungen hat zu warten oder Hausaufgaben zu machen, bis es eben zum Meltdown kommt.

Dann führt das meiner Meinung nach eher zum gegenteiligen Effekt:
Das Kind lernt, dass Langeweile das schlimmste auf der Welt ist, weil man da ganz allein selber schuld dran ist , wenn man das nicht aushält und einem nichts einfällt und dass niemand einem hilft und das Medien der beste Freund sind und einen nie im Stich lassen…

Ist bei uns aber auch ein besonders heikles Thema in der Familie, weil da die Meinungen noch etwas auseinandergehen, wie wichtig überhaupt eine Diagnose ist…

ich HAB mir aber auch schon öfter gewünscht wenigstens EINE Tocher zu haben, einfach aus Neugier, ob das dann ganz anders wäre mit den Interessen…:slight_smile:

Das klingt wirklich heikel bei euch, wahrscheinlich ist die Symptomatik bei euch auch einfach deutlicher ausgeprägt.
Wie gesagt, ich hab ein Kind, dass Langeweile gar nicht (mehr) kennt. Dafür darf ich dann die Ausraster begleiten, wenn ich die Ideenflut begrenzen muss, vorzugsweise Abends vorm schlafen gehen :upside_down_face: und dabei selbst noch 1000 Dinge am liebsten sofort und gleichzeitig erledigen möchte. :joy:

J a, ich glaub bei uns ist das insgesamt auch relativ bunt gemischt, wo genau wir alle im Neurodivergenten Spektrum angesiedelt sind.
Schon bei ADHS gibt es so unglaublich unterschiedliche Ausprägungen zwischen „inattentive“ und „hyperactive“, dass man auch gleich von einem anderen Planeten kommen könnte…:slight_smile:

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Aber die Planeten hier im Forum liegen immer noch deutlich näher aneinander als die in meiner Außenwelt :sweat_smile:

Ich fasse mal zusammen, unsere gemeinsame Empfehlung wäre

  1. Gemeinsame Aktivitäten beginnen bzw beim Übergang in eigene Aktivitäten unterstützen, statt Vorschläge zu machen.
  2. Unterstützen, Langeweile und deren Ursachen wahrzunehmen und einzuordnen, Gefühle begleiten und Aushalten, ohne die Verantwortung für diese Gefühle zu Übernehmen.

Stimmst du mir zu? :smiling_face:

Wir hatten in den Sommerferien mal zwischendurch den Modus, dass jeder was vorschlagen durfte oder die anderen (ob jeweils gross oder klein) mitmachen „mussten.“ Ich habe dann neue Brettspiele u.a. vorgeschlagen- seitdem oft wieder oft gerne und vor allen Dingen freiwillig gespielt.
Andere Dinge werden entdeckt oder gemacht wenn a) Zubettgehzeit ist b) gerade längere Bildschirmsperre ist c) ansonsten viel Zeit und wenig andere Animation zu erwarten ist …oder man etwas zusammen ausprobiert. …ich kenne das von mir selbst, etwas neues = unübersichtliches zu beginnen, fällt mir echt schwer und dann machts aber doch Spaß.