Ich bin auch generell der Meinung, dass es immer noch eine gewisse unreflektierte und undifferenzierte Betrachtungsweise was Medien angeht gibt, ich mach da persönlich viel weniger klar einen qualitativen Unterschied zwischen Zeit die am Computer verbracht wird und Zeit die IRL verbracht wird.
Sonst wär ich vermutlich hier auch nich so aktiv, sondern würde mich lieber mit Freunden und Bekannten treffen oder joggen gehn…
Aber last but not least läuft es schon vor allem AUCH auf die unangenehme Wahrheit raus:
Was man selber nicht kann, kann man auch nicht beibringen.
Und man kann Kinder mit ADHS nicht einfach mit sich selbst allein lassen.
Das einzige was hilft (wenns noch nicht ganz zu spät und der Dopaminvorrat einfach leer ist):
Die Kinder aktiv aktivieren.
Eben NIICHT damit überfordern, dass sie selbst sich was ausdenken müssen.
Sich 10 oder 20 Minmuten zeit nehmen und mit Interesse GEMEINSAM anfangen.
Wenns dann läuft, kann man sich auch zurückziehen.
Aber wenn das Kind schon daran scheitert sich ein Blatt papier zu holen um was zu malen, dann sollte man sich tunlichst daran erinnern, wie oft man schon daran gescheitert ist joggen zu gehen, weil man keine Lust hatte sich eine Jogginghose anzuziehen (geschweige denn überhaupt wusste wo die gerade ist).
Da hilft es natürlich, wenn man dann eine Liste mit Aktivitäten hat, von denen man
A) Weiss, dass sich die Kinder dafür begeistern konnten in der Vergangenheit
B) Denkt, dass sie sich dafür interessieren könnten.
C) Denkt, dass man sich SELBST dafür so begeistern könnte, dass man sie mit der Begeisterung anstecken könnte.
Es hilft TROTZDEM auch, wenn man klare Regeln zum Medienkonsum hat, anstatt ständig zu wechseln zwischen „mach was du willst“ und „zur Strafe jetzt gar nicht“.
Strafen funktionieren bei Kindern mit ADHS einfach gar nicht als Langzeitlernmittel.
Wir haben irgendwann auch den „Kucktag“ eingeführt, wo jedes der Kids eine halbe Stunde lang ENTSCHEIDEN darf, was es machen will.
Das führt mittlerweile meistens dazu, dass sie alle zu dritt Minecraft spielen und zwar 1.5h.
Trotzdem kucken wir abends meistens noch gemeinsam was.
Wenn mein grosser Computer spielt, dann spiel ich oft mit, dann gehts nicht nur um den Dopamin kick, sondern auch darum Zeit miteinander zu verbringen.
Das hat auf jedenfall geholfen, das ständige tägliche „wann darf ich denn“ quengeln einzuschränken.
Aber manchmal gehts eben nicht, manchmal ist das das einzige was überhaupt Dopamin aktiviert und dann ist es sinnvoller meiner Meinung nach, dem Kind das einfach zuzugestehen, das Kind also einfach kurz mal „parkt“ vor dem Fernseher/Computer.
Aber man sollte das parken eben als Parken im „halteverbot“ sehen: Kurz abstellen erlaubt, aber tunlichst drauf achten, dass das Kind danach woanders hinfährt.
Im Idealfall macht man kurz fertig, was man fertig machen musste und weshalb man sich nicht gleich aktiv um das Kind kümmern konnte und kümmert sich dann aktiv um das Kind…