Weinen bei Veränderung in der Wohnung (neues Möbel o.ä.)?

Hallo,

bei mir wurde zum AD(H)S (vorwiegend unaufmerksamer Typ) nun zusätzlich doch noch Asperger-Autismus diagnostiziert.

Ich wollte fragen, ob folgendes wohl AS zuzuschreiben ist oder ob das auch vom AD(H)S kommen kann.

Es ist mir schon mehrmals so ergangen, dass ich ein neues Möbelstück in die Wohnung geholt habe und mich nicht daran gewöhnen konnte, so dass es wieder weg musste. Der Raum sah völlig fremd aus mit dem neuen Möbel und ich konnte immer nur ständig dort hin sehen und habe es nicht ausgehalten, dass der Raum so fremd wirkt und ich konnte das neue Möbel nicht ertragen. Ich musste dann auch weinen vor Verzweiflung. Ich ändere so gut wie nie etwas an meinem Umfeld, außer, wenn es nicht anders geht. Zuletzt habe ich mir nur etwas ziemlich kleines Neues angeschafft und wieder musste ich mit mir kämpfen, musste weinen, weil es so fremd aussah. Ich habe dann aber einen Weg gefunden, mich mit dem Neuen zu arrangieren, denn ich hatte es ja zu einem bestimmten Zweck angeschafft und es ist etwas Nützliches.
Wie gesagt ist die Problematik die, dass der ganze Raum gleich so fremd aussieht, weil anders, und weil ich mich an neue Gegenstände grundsätzlich gewöhnen muss.

Kennt ihr solche Reaktionen von euch? Denkt ihr, es könnte auch von AD(H)S kommen? Ich stelle mir solche Fragen, weil ich immer wieder denke, vielleicht habe ich doch nur AD(H)S und kein AS. Ich habe die AS-Diagnostik ja selbst veranlasst und sie war enorm gründlich, aber im Vergleich mit anderen Autisten zweifle ich immer wieder, z.B. schon allein, weil ich in einer Partnerschaft lebe und viele lieber allein leben, was ich nie wollte.

Vielen Dank und Grüße,

Dreamy

Hey Dreamy,

für mich als Halb- Laie würde diese Thematik tatsächlich eher dem Autismus-Spektrum zuordnen.
Adhsler lieben ja Veränderungen. Es darf nicht langweilig werden. Einige räumen ihre Wohnung permanent um, wollen optimieren und so weiter. Während Personen im Spektrum eher Schwierigkeiten mit Veränderungen haben. Ich arbeite mit Kindern im Spektrum,die auf jede Veränderung im Raum reagieren. Nicht emotional mit weinen, aber manche sind deutlich irritiert,wenn der Raum plötzlich anders aussieht als sie ihn kennen.

Liebe Grüße Frieda

Für mich hört es sich auch eher nach Autismus Spektrum an.

Zu ADHS würde es für mich passen, wenn man sagt: wieso muss ich denn so komische Ideen so schnell umsetzen und so doofe Impulskäufe machen. Ich bereue, dass ich es gemacht habe, dass ich die Energie nicht für etwas Wichtiges (was mir aus Versehen entgangen ist) genutzt habe und dazu auch noch so einen Fehlkauf für so viel Geld getätigt habe. Dass man sich dann schlecht und unfähig fühlt und dann weint, weil man das ja auch noch wieder ausbaden darf, was man halb überlegt da angerichtet hat. <Hab bisschen übertrieben> Es ist quasi kein Unwohlsein im Raum, sondern Unwohlsein mit sich selbst, dass man schon wieder Fehler gemacht hat und der Selbstwert leidet.

:grin: Ich kenne nicht viele Autisten, aber keiner wohnt allein. Ah doch einen, aber die Beziehung ist frisch, eigentlich wollten sie zusammen wohnen.

Witzig finde ich, dass ich heute irgendwo hier im Forum gelesen habe, dass Autisten die Diagnose stärker anzweifeln als ADHSler. Ich weiß nicht, was stimmt.

Bei uns in der Familie würde tatsächlich eher das ADHS- Kind heulen als das ASS-Kind, aber da finde ich eigentlich immer, dass sie ihre „Rollen“ vertauschen.
Gefühlt müsste es andersrum sein…

Dann bin ich nicht nur Typ C, sondern auch generell Mischling. Jut, das sagen diverse Tests auch, nur fehlt der Drang, das sichern zu lassen :smile:

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Danke für eure Antworten!

@Friedaline Habe nun überlegt, warum ich stärker reagiere als Kindergartenkinder, was ja irgendwie verstörend ist, aber es liegt vielleicht daran, dass diese im Kindergarten sind und bei mir geht es um mein Zuhause, um einen Rückzugsort also. Wenn sich bei der Arbeit etwas ändert z.B., reagiere ich nicht so, es irritiert mich zwar, aber es ist nicht mein Privatbereich. Als bei meinem Zahnarzt mal umgebaut wurde und dann alles etwas anders war, hab ich mich auch unsicher gefühlt, aber es war auch nicht so, dass ich hätte weinen müssen. Wobei da ja dann auch die meiste Gedankenenergie zum Termin und der Angst davor fließt. Es sind viele Faktoren wohl mit im Spiel.

@Mona85 Was du beschreibst, ist auch sehr interessant, ich werde mal überlegen, ob ich das auch kenne. In meinem Fall war es so, dass ich mich sehr über die Anschaffung gefreut habe und erst, als der Gegenstand dann an einem Platz war, den auszusuchen mir schon schwerfiel, weil eigentlich gehörte er nirgends hin, erst da, als er fest an einem Platz war, kam das extreme Störgefühl. Und danke für die zusätzlichen Anmerkungen.

@Myna Und kannst du ermessen oder weißt es sogar, was beim AD(H)S-Kind der Grund für das Weinen ist/wäre?

Warum weiß ich nicht so genau. Aber sie mag oft keine Veränderungen. Neue Spülmaschine, Haus renovieren, abgewetztes Sofa ersetzen, Nachfolger für kaputtes Handy, neues Auto, anderer Stundenplan. Das sind alles Sachen, die zu Jammerei und Tränen führen. Irgendwie fällt ihr da die Umgewöhnung schwer, das Einstellen auf was neues, was sie sich meistens nicht selber ausgesucht hat.

Manches davon führt auch bei meinem ASS Kind zu großen Emotionen, aber insgesamt weniger.

Solche Dinge sind für mich auch schwer. Freiwillig ersetze ich etwas erst, wenn es wirklich gar nicht mehr anders geht.

Was ich noch sagen wollte, das „AD(H)S-Kind“ ist ja aber eben ein Kind, während ich erwachsen bin. Bei Erwachsenen ist so eine Reaktion, also Weinen wegen einer vergleichsweise geringen Veränderung, deutlich auffälliger als bei einem Kind. Deshalb fragte ich ja hier, ob andere es kennen, also von sich als Erwachsenem. Das nur ergänzend, die Information über die beiden Kinder ist ja trotzdem nicht ganz unpassend hier. Nur, damit es sich nicht falsch verläuft im Thema.

Die Kinder sind übrigens 13 und 16. Klar, Erwachsene sind sie nicht, aber auch nicht mehr winzig.

Meine Tochter ist 14, bekommt demnächst die ASS Diagnose. Sie hat auch Probleme damit, wenn Dinge in der Wohnung verändert werden.
Wir haben beim Umbau eine Etage dazu gewonnen und dort steht jetzt immer der Weihnachtsbaum. Kann sie auch nach Jahren noch nicht richtig akzeptieren, aber ein Zurück zur alten Position geht für sie jetzt auch nicht mehr.

Für mich klingt es auch nach ASS. Das Streben nach Routine ist doch ein Kernsymptom.
Dass die Veränderung eine starke emotionale Reaktion auslöst kann passieren. Auch bei Erwachsenen Autisten. Wenn es für dich ok ist wenig Veränderung zu haben, dann ist es - ok :slightly_smiling_face:
Wenn es dich stört, dann sind Strategien wie die von dir genannte sicherlich hilfreich. Also z.B. eine neue Sache als nützlich zu sehen.

@Hobbyhopper Vielen Dank auch dir für deine Einschätzung und Antwort!

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