Weiß nix mit mir anzufangen, Langeweile macht mich depressiv

Hallo,

ich bin weiblich, 37 Jahre alt und bin erst dieses Jahr Im Februar/März diagnostiziert worden.
Es gibt da eine Kernproblematik in meinem Leben, die mich extrem depressiv und mutlos macht und die ich einfach nicht gelöst bekomme, weshalb ich mir das hier gerne mal von der Seele schreiben möchte und vll bekomme ich ja ein paar neue Impulse.

Also, ich bin seit 2016 arbeitslos. Gelernt habe ich Rechtsanwalts- und Notarfachagtestellte. Habe dann ca 1 Jahr in drei verschiedenen Büros gearbeitet, wurde aber jedesmal wieder gekündigt und seitdem hat es leider nie wieder irgendwo im Berufsleben geklappt.
Gut, man muss dazu sagen, dass ich auch ein Trauma noch zu verarbeiten hatte, was auch sehr viele Jahre in Anspruch genommen hat, aber jetzt gottseidank endlich abgeschlossen ist.
Allerdings ist jetzt seit längerem der Fokus auf eine ganz andere Problematik da, die irgendwie schon die ganze Zeit da war.

Mir ist einfach den ganzen Tag langweilig und das macht mich extrem müde, depressiv, antriebslos und teilweise auch hoffnungslos.
Ich habe immer wieder Motivationsschübe, was zu verändern und dann suche ich gefühlt die ganze Stadt nach Angeboten, Gruppen, vereinen ab, die was für mich sind, nach Ehrenämtern oder sogar Minijobs, finde NICHTS (!) und rutsche danach noch mehr in die Depressionen ab.
Ich habe auch nur sehr wenige soziale Kontakte und bin meistens zu müde um mich mit jemandem zu treffen (bzw ist da eine Angst, dass wenn ich mich mit jemandem treffe meine sozialen Batterien - trotz Medikamente - nach einer halben Stunde leer sind und ich die Person von jetzt auf gleich wegschicken muss, oder schlimmer noch, ich bin wo zu Besuch, wo ich nicht schnell weg kann um mich zurück zu ziehen.
Durch diese Ängste ist es eben auch passiert, dass ich kaum noch Freunde und Kontakte hier vor Ort habe. Und generell habe ich das Gefühl, dass es immer weniger werden, was mich natürlich auch an der eigenen Liebenswertheit zweifeln lässt und mich unfassbar verzweifeln lässt, da ich ein Mensch bin, der EIGENTLICH gerne in Gesellschaft ist.

Ich habe zwar kreative Hobbies, aber wenn man NICHTS anderes zu tun hat als Schreiben oder malen, dann wird einem das auf Dauer auch madig und öde.

Dabei habe ich durchaus Sachen, die mich interessieren, wie zB Jazzdance, Ballett (generell Tanzen); Gesang, Kunst etc etc. das Problem ist da aber tatsächlich, dass einfach ALLES nur abends oder samstags stattfindet und das sind für mich keine realistischen Zeiten, da 1. ich nur abends und Wochenende die Zeit habe, mit meinem vollzeit arbeitenden Freund zeit zu verbringen und wenn ich den ganzen Tag müde und gelangweilt zuhause sitze kann ich abends einfach keine Motivation mehr aufbringen, aus dem Haus zu gehen und aktiv zu sein UND, wenn ich zu spät abends sportliche Sachen mache, kann ich die ganze Nacht nicht schlafen.

Ehrenämter habe ich immer mal wieder abgeklappert, aber irgendwie ist nie was so richtig passendes dabei.
Tierheim wäre an sich schön, Problem ist nur, dass man Gassigehen nur morgens um 9 Uhr mit den Hunden kann (und ich sag ehrlich, auf was anderes hab ich da keine Lust, null Bock, dreckige Hamsterkäfige oder so sauber zu machen und beim Katzenstreicheln fehlt mir der Ausgleich, da ich ja selbst drei Katzen habe. Zusät´zlich eine Reizdarmproblematik, die sich nur während des vormittags zeigt) und dass es relativ weit weg von meiner Wohnung ist.

Bahnhofsmission habe ich auch mal versucht, aber das war so unglaublich langweilig, da war nichts zu tun, außer in drei Stunden mal einer Person ein Butterbrot zu schmieren und rumsitzen kann ich auch zuhause.

Altenheim etc. ist nichts für mich, da ich mit dem Druck, einen Menschen dort nicht enttäuschen zu wollen, weil ich immer wieder absagen muss, nicht klar komme.
Dinge, die nur vor dem PC stattfinden sind auch nix für mich, da mir eh schon immer alles weh tut vom zuhause sitzen und ich von Bildschirmarbeit sehr schnell erschöpfe.

Selbsthilfegruppen sind für mich keine Freizeitgestaltung, erstens zieht es mich runter und zweitens werde ich unruhig, wenn ich stundenlang sitzen muss, am besten noch auf unbequemen Stühlen unter unangenehmen Neonröhrenlicht.

Momentan suche ich nach einem Gesangslehrer in meiner Stadt, bei dem ich auch mal einzelne Stunden nehmen kann, ohne so einen Musikschulenvertrag abzuschließen, da diese Art von vertraglichen finanziellen Belastungen mich massiv unter Druck setzen und es mich nervt, dass in den Ferien dann immer kein Unterricht ist. Da bricht mir meine ganze Struktur weg, das ist einfach nichts für mich. Aber wenn ich bei Google suche finde ich natürlich nur Musikschulen oder Online Unterricht.

Der SPV (sozialpsychiatrischer Verein) und die Caritas hier haben auch kaum Angebote. Beim SPV wurde die Seite mit den Angeboten zuletzt 2021 aktualisiert und die Caritas hat nur Sachen, die sich eher an ältere Menschen richten.
Ich wollte mir zwar jetzt nochmal die Tagesstätte dort angucken, von der ich 2018 bei Besichtigung eher einen negativen Eindruck hatte, was aber auch an meiner extremen Depression damals gelegen haben könnte, dennoch hab ich nicht soo viel Hoffnung. Dachte dann, falls es passt so an zwei Tagen die Woche oder so dahin zu gehen.

Es gibt sonst noch das Bündnis gegen Depressionen, aber wenn es da Angebote gibt, dann sind das immer so Kurse mit 4-8 Einheiten und wenn ich gucke, haben die meistens schon lang angefangen und der nächste Start ist dann oft erst so in einem halben Jahr, da denk ich natürlich dann auch nicht mehr dran.

Ich habe wirklich schon so so so viel probiert und bin nur noch frustriert und verzweifelt. Seit einigen Tagen wache ich sogar wieder morgens mit unglaublichen Anspannungsgefühlen auf, da ich leider momentan sehr früh wachwerde und an den langweiligen Tag denke, der vor mir liegt.

Ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll, ich kann nicht bis ans Ende meines Lebens in dieser Langeweile leben ;___; Ich hab das Gefühl, da ist Potenzial, aber ich bin nicht in der Lage es zu nutzen, weil ich mich nichtmal in eine Richtung orientieren kann.
Jetzt ist mir schon wieder nach heulen.
Ich dachtge mit der Diagnose wird sich so viel verändern, aber jetzt hat das Kind zwar einen Namen, aber die Probleme sind die alten.
Es ist zB oft so, dass ich tagsüber je weiter der Tag fort schreitet, immer unruhiger, gelangweilter und schlecht gelaunter werde, weil ich einfach NICHTS mit mir anzufangen weiß.
Ich bin unfassbar unglücklich gerade in meinem Leben und weiß nicht, was ich noch tun könnte.

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Hallo @Lychee!

Ich singe auch sehr gerne, aber einfach nur so, ohne mein Gesang durch einen Lehrer zu verbessern oder es zu einem Hobby zu machen.
Ich habe mich immer für den Chor in der Kirche interessiert und mal nachgefragt, ob man dem beitreten kann.
Ich habe prompt eine Einladung bekommen, wo sich der Kirchenchor 1x die Woche trifft (in der Woche um 19 Uhr) und darf mitsingen. Kein Zwang, keine Kosten, keine Verpflichtungen. Und man ist dankbar, daß der Chor wächst. Wäre das was für Dich?

Mh, ich würde es nicht ausschließen, allerdings hab ich mit Kirche nix am Hut und würde tatsächlich gerne zumindest am Anfang auch ein paar Techniken und so lernen. Zumal ich mit so vielen Menschen auf einen Haufen leider schnell überfordert bin… aber vielleicht wäre es als Zweischenlösung besser als nichts. Ich werd mich mal umschauen. Danke dir.

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Erst mal möchte ich dir sagen, dass ich gut verstehen kann, wie du dich fühlst. Ich denke, ohne meine Arbeit würde es mir ähnlich ergehen.

Ist zwar auch nicht immer toll, oft frustrierend, weil viel Routine und ich so selten was bewegen kann, aber sie gibt mir zumindest Struktur und ab und an das Gefühl, Teil eines Teams zu sein

Was mir spontan eingefallen ist, weil es auch etwas kreatives ist, draußen stattfindet und Erfolgserlebnisse bietet, wäre Arbeit in der Natur in irgendeiner Form.
Es gibt mittlerweile Projekte, wo man auch außerhalb von den öden Kleingartenvereinen , kleine Ackergrundstücke pachten und darauf etwas anbauen kann, teilweise auch mit Anleitung
Und eine Nummer kleiner gibt es zumindest in größeren Städten öfter so Projekte, wo man im Prinzip nur ein Hochbeet pflegen kann. Vielleicht wäre so etwas ja eine Idee.?

Und wie sieht es eigentlich bei dir mit Sport aus?
Das ist bei mir immer das Allheilmittel
Sportvereine bieten öfter auch tagsüber Kurse an

Das kenne ich auch gut und das einzige Mittel dagegen ist, so früh wie möglich aktiv zu werden, das gibt einen dopamin Schub für den Rest des Tages

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Eine tolle Antwort @Minzli!
Da fällt mir Nabu ein! Die finden es super, wenn man in der Natur Tiere beobachtet. Es gibt ein Forum und auch einen Chat, was man beobachtet hat. Manchmal muss man eine Art von Tieren pro cm² oder pro m² zählen. Beispiel Käfer, Ameisen, Schmetterlinge etc. Wenn Du an sowas Spaß hast? Und Du bekämst auch Anerkennung für Deine Beobachtung, weil solche Menschen wichtig sind! Ich selber hätte keine Geduld dafür, aber die Berichte der Beobachtungen lese ich gerne in der App.

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Es muss ja nicht der Kirchenchor sein. Ich habe letztes Jahr festgestellt, dass der Nachbar-Stadtteil 1 Kirchenchor, 1 Gospelchor, 1 Frauenchor, einen Männerchor und 2 gemischte Chöre hat. Und eine Orchestervereinigung. Und mein Ukuleleorchester (wir „singen“ auch :grin:). Diverse Bands und Kleinkünstler überall. Bei mir im Teil gibt es ein Crossover-Blockflötenorchester (da hab ich es aber auch noch nicht hin geschafft).

Ein Chor wäre vielleicht besser für dich, einmal die Woche einen festen Termin im Kalender kann schon was bringen. Und ein bisschen zu Hause kann man auch üben.

Schau doch mal im Fitnessstudio, die haben doch auch teilweise viele Kurse. Und nicht nur abends.

Meine Stadt hat einen Online-Veranstaltungskalender. Da schaue ich auch öfter mal rein. Sachen die mich interessieren schreib ich gleich in meinen Wandkalender. Ob ich da auch hingehe steht auf einem anderen Blatt, aber ich habs sichtbar aufm Schirm. Hier wird 14-tägig Sonntags ein Spiele-Nachmittag angeboten, um den schleich ich jetzt auch schon 1 Jahr. Morgen Abend gehts wahrscheinlich ins Open-Air Kino (fängt erst um 22 Uhr an). Nächste Woche Samstag ins Konzert. Und für danach muss ich noch was suchen. Ach ja, im September gibt’s ein Konzert des Frauenchores, da spielen wir Ukulele.

Mmhh, das hört sich ganz schön viel an … Ist es aber eigentlich gar nicht. 1-2 Sachen pro Woche, wobei es oft genug nur der Verein ist (bin leider auch noch im Vorstand :unamused:).

Ergänzung: Zum Tiere/Natur beobachten passt hervorragend eine Digitalkamera. Das muss ja keine Spiegelreflex sein, ne Kompaktkamera tuts auch. In der VHS gibts manchmal auch Einsteigerkurse für die Grundlagen.

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Es gibt hier das Hofgut Oberfeld, aber das ist leider sehr weit weg von meiner Wohnung und ich bin sehr Temperaturempfindlich, ich kann nicht gut in krasser Hitze aufm Acker arbeiten, dort gibt es nämlich auch gar keinen Schatten.

Sport hatte ich bisher nur sehr frustrierende Erfahrungen und das Problem hierbei ist, dass ich schon nach einem längeren SPaziergang mich extrem depressiv fühle und mindestens zwei Tage brauche, bis ich meine Energie regeneriert hab. Das motiviert leider nicht wirklich zum Sport.

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Läufst du einfach so rum oder hast du auch Musik auf den Ohren? Das hilft mir gut, ist im Stadtverkehr allerdings nur bedingt zu empfehlen. Ich hab um die Ecke paar Kilometer Wiesen in jede Richtung, ich muss nur am Wegesrand laufen um nicht von den Kampfradlern platt gemacht zu werden.

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Das ist aber ungewöhnlich, hast Du ME/CFS?
Ist das schon immer so?

Das Hofgut Oberfeld kenne ich auch, wenn wir das selbe meinen.
Sehr schön da :star_struck:

Hallo Lychee,

oh man, ich kann mir so gut vorstellen, wie sich das anfühlt! Manchmal habe ich das Gefühl, mein ganzes Leben wie verrückt dagegen anzustrampeln, nicht in einem Loch zu landen. Mal im Loch zu sitzen wäre ja ok, aber es wird so schnell zu einem Teufelskreislauf negativer Gefühle. Und das ist so ärgerlich, weil sie einen davon abhalten, sich darauf zu konzentrieren, den eigenen Weg (wieder) zu finden. Vielleicht warst du noch nie auf dem richtigen Weg und bist schon immer in eine völlig falsche Richtung gelaufen. Dann könnte genau diese scheiß Zeit zu dem wichtigsten Wendepunkt in deinem Leben werden.

Eine ganz pragmatische Idee, weil ein passender Job so viele wichtige psychologische Grundbedürfnisse erfüllen kann (Anerkennung, sozialer Austausch, Zugehörigkeit und nicht zuletzt Sinn): Es gibt von der Bundesagentur für Arbeit einen Berufspsychologischen Service: Berufspsychologische Service | Bundesagentur für Arbeit.
Es kommt natürlich ein bisschen drauf an, ob du eine gute Psychologin erwischt, ich habe aber schon von sehr guten Erfahrungen gehört - schaffen sollte es auf jeden Fall nicht, kostet nichts und macht vielleicht sogar ein bisschen Spaß :slightly_smiling_face:

Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du bald ein Licht am Ende des Tunnels siehst!

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Ich denke egal mit wem oder was du startest , du musst eine Hürde überwinden um dich wieder an Aktivitäten etc zu gewöhnen. Also an der ein oder anderen Stelle einplanen, dass es nur zu Beginn dich überreizen und kaputt machen wird und irgendwann dann wieder normal . Ist wie ne Reha, da fängt man auch langsam wieder an und ist in jeder Stufe erstmal platt und durch . Wäre vielleicht ne Tagesklinik was für dich um überhaupt wieder mehr vor die Tür zu kommen ?

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Hey grüss dich,
es gibt bei Adhs eine Komorbidität die heißt Dysphorie bei Inaktivität. Im folgenden artikel findest du informationen dazu.

einfach zu verstehen was in dir vorgeht, das kann helfen

lies dich da mal ein , es kann schon ein Gamechanger sein ,wenn man weiss ,dass es einen Grund dafür gibt dass man selbst so fühlt und dass es nichts mit der eigenen Liebenswürdigkeit zu tun hat.
Bitte Lass dich nicht runterziehen durch deine Gedanken!

Wichtig, mach bitte kleine Schritte weil gerade in solchen Fällen macht erstmal Sinn in sich selbst zu gehen…

es wurde bereits vorgeschlagen mit einer Reha zu starten und ich glaube dass du die auch ohne Probleme genehmigt bekommst , um mit dem Arbeitsleben weiterzumachen und dich besser zu fühlen

Versuch das mal ich wünsch dir ganz viel Glück

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Wow, „Dysphorie bei Inaktivität“… das erklärt so viel für mich und dennoch verstehe ich es nicht zu 100%. Ich schweife daher mal kurz zu mir ab, ich hoffe, das ist dennoch okay. (Bin erst seit gestern hier angemeldet und weiß nicht, ob das hier so funktioniert.)

Kurz zu mir: 54 Jahre, m, seit 6 Wochen diagnostiziert. Noch keine Behandlung in irgendeiner Form erhalten, es wurde früher mal Burnout und Depressionen diagnostiziert.

Aktuell liege ich nach einer Knie-OP auf dem Sofa und gehe vor Wut, Enttäuschung und Frust (wollte im Sommer wieder mit dem Gleitschirmfliegen anfangen) fast die Wände hoch. Gleichzeitig liege ich wie tot da, schlafe viel, habe keinen Appetit und bin irre schlecht drauf, dass mich gestern ein Freund angesprochen hat, ich möge doch Anti-Depressiva nehmen (erst ist selbst depressiv bzw. hat Angststörungen).

Jetzt zu meiner Frage: In dem verlinkten Artikel steht, dass „der Stressnutzen von Dysphorie bei Inaktivität ist, den Betroffenen in Anbetracht eines vorhandenen lebensbedrohlichen Stressors aktiv zu halten. Inaktivität verringert die Wahrscheinlichkeit der Bewältigung einer lebensbedrohlichen Gefahr.“

Bedeutet das jetzt, dass ich meine Zuhause, inbesondere meine Ehe, als lebensbedrohlichen Stressor empfinde?

Ja, wir machen eine Paartherapie, da unsere Ehe alles andere als rund läuft. Noch vor Corona bin ich Ultraläufe gelaufen, habe daher viel trainiert und auch viel gearbeitet, war dadaurch immer beschäftigt. Aber das wird, auch altersbedingt, immer weniger und ich werde immer öfter zu Hause „missmutiger“, was sich wiederum auf die Ehe auswirkt, denn meine Frau liest gerne Bücher, braucht ewig zum Aufstehen, unterhält sich gerne. Ich dagegen würde am liebsten, so wie es früher mal möglich war , um 6 Uhr aufstehen und erstmal 4 Stunden laufen gehen.

Würde mich freuen, wenn das einer für mich einordnen könnte und vielleicht hilft es ja auch dem Beitragsstarter.

Liebe Grüße Ingo

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Kann dir da gut nachfühlen. Bin über 50, seit letzten September diagnostiziert, vorher auch immer die Diagnose Depressionen und Burn out. War früher auch immer sehr beschäftigt, viel Arbeit, allein erziehend, viele Projekte, viel Sport. Hatte dann COVID 2021 und Long COVID und seitdem sportlich nicht mehr auf die Füße gekommen. Und seitdem geht’s mir psychisch deutlich schlechter, insbesondere wenn sportlich gar nichts geht Wie nach meiner letzten OP oder jetzt durch ständige Infekte und sonstige Wehwehchen

Dysphorie bei Inaktivität, das passt wie die Faust aufs Auge
Über die Ursache und Hintergründe will ich gar nicht so viel spekulieren (obwohl, mache ich doch, aber in einem eigenen Thema)
Fakt ist aber, dass ich in ein tiefes Loch falle, wenn ich nichts (interessantes) zu tun habe und aufblühe, wenn ich beschäftigt und gefordert bin

Das scheint ein verbreitetes Symptom zu sein, und helfen kann für die Initialzündung hier Medikamente, entweder speziell für ADHS oder in meinem Fall auch zunächst Elontril (ein Antidepressivum, dass auch Dopaminerg wirkt.)
Ich denke auch, dass eine Rehabilitation, die einem gesundheitlich wieder auf die Füße hilft, ein guter Einstieg sein kann
Ist seit einiger Zeit auch mein Thema

Mit dem laufen hattest du da wohl ein gutes Ventil gefunden, das hat mir auch immer sehr geholfen.
Überhaupt hat Sport einen großen Effekt, auch mein Psychiater ist davon überzeugt

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Hey Lychee,

das liest sich wirklich deprimierend, wie du einfach für jedmögliche Option Gegenargumente findest. Aber es ist toll, was du schon alles versucht hast.

Ich glaube, deine negative Einstellung ist typisches Schwarz-Weiß-Denken (ist nichts für mich) und klassische emotionale Beweisführung (erschöpft mich = tut mir nicht gut). Leider dürfen wir unseren Hirnen bzw. Gedanken wirklich nicht trauen. Ich empfehle dir sehr „the work“ von byron katie. Einfach googlen, ist ein fantastisches Konzept aus der Verhaltenstheorie, um seine Glaubensmuster zu hinterfragen.

Ich verstehe, dass dein Partner ein Highlight für dich bzw gegen die Langeweile ist, wenn er Feierabend hat. Allerdings sollte das kein Ausschlusskriterium für irgendeine Aktivität sein, die dich da rausholen könnte.

Wenn dich lange Spaziergänge erschöpfen, mach 3 kurze. Oder einen. Es hilft mir, wenn ich morgens zum Sonnenaufgang und zum Sonnenuntergang eine kleine Runde drehe. Das Licht hat dann extremen Einfluss auf einfach alles. Hormone, Stoffwechsel, Fokus, Motivation, Schlaf. Ich liebe die App „circadian life“. Wenn du dich langweilst, beschäftige dich mit dir, indem du lernst, was dich neben der perfekten Beschäftigung in die Spur bringen kann. Mit dem gratis Inhalten dieser App kann man easy nen Tag füllen.

Kümmere dich um die basics: Schlaf, Ernährung, trinke ausreichend, Bewegung – und wenn da alles passt, such dir ein Hobby. Bis dahin versuche das zum Hobby zu machen: was kann ich alles an babysteps unternehmen, dass es mir iwie besser geht?

Nimmst du B-Vitamine, D3 und Omega-3? Stehst du sofort auf, wenn du wach wirst? Wie hoch ist deine Bildschirmzeit?

Eine Therapeutin in der Klinik meinte mal zu mir, als ich auch alles scheiße und zu viel fand: Machen Sie es trotzdem. Halten Sie die inneren Widerstände aus und geben Sie der Sache mind. 1 Chance. Und dann schauen Sie sich die Gründe/Hindernisse an. Im Nachgang. Denn vorher zählt nicht. Sie machen Dinge nicht, damit Sie sie erfreuen, sondern um den negativen Kreislauf zu durchbrechen. Und niemand hat gesagt, dass das leicht wird. Das ist vielleicht mit das Schwierigste, das sie je tun mussten. Aber es lohnt sich.

Und du malst, aber bist angeödet. Knüpfe da an. Male jeden Tag deine Langeweile und schau, wie sie sich verändert. Sie ist nicht jeden Tag dieselbe. Und wenn du einen Zyklus hast, tracke ihn und lege herausfordernde Dinge in die 2. + 3. Zykluswoche. Wenn du die Pille nimmst, ist das egal. Anderes Thema …

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Neugierde! Du schaffst das da raus, du darfst dir nur nicht selbst im Weg stehen. Das ist mit eingeschränkten Exekutivfunktionen bei ADHS zwar leider so voreingestellt, aber Psychoedukation ist da echt ein Schlüssel.

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Hallo liebe Lychee,

du hast geschrieben, dass du seit 2016 arbeitslos bist.
Es gibt auch verschiedene unterstützende Angebote, die durch das Jobcenter finanziert
werden. Dabei wird auf die gesundheitliche Stabilität Rücksicht genommenen. Es gibt auch Angebote, speziell für psychische Erkrankungen. Das ist natürlich regional unterschiedlich, aber einfach mal anfragen.

Ich selbst benötige bei sportlichen Aktivitäten eher eine kleine Gruppe oder auch einen Kurs, d.h. eine gewisse Verbindlichkeit, jedoch ohne viel Druck. Habe durch eine med. Reha die „Wasserwelt“ kennen gelernt. War vorher nicht so mein Ding.
Seit 2 Jahren nehme ich nun an Aqua Gym und Schwimmtraining teil und es gefälltmir immer noch!!
Trotzdem muss ich mich auch noch oft aufraffen.

Aqua Gym wird über einen Präventionskurs auch von der KK erstattet.

LG

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Hallo! :adxs_wink:

Mir geht es sehr ähnlich. Ich hatte vor zwei Jahren ein Burnout, war vor einem Jahr auf Reha und bin seit einem halben Jahr Adhs-diagnostiziert.
Ich kann mich seit Monaten zu nichts aufraffen. Wenn ich nach der Arbeit heimkomme, lande ich am Sofa und das wars. Am Wochenende genauso. Mittlerweile mußte mein Mann sogar das Kochen übernehmen, weil ich es nicht mehr schaffe. Dabei ist mein Zimmer voll mit diversen Künstlermaterialien. Vor der Haustür eine Landschaft, in der andere Urlaub machen. Ich habe tausend Ideen, wie ich mein Leben verändern könnte - allein mir fehlt der Impuls, es anzufangen und zu tun. Und wenn ich dann doch einmal etwas anfange, dann geht es mir nachher definitiv nicht besser, eher im Gegenteil.

Immerhin schaffe ich es noch in die Arbeit. Wahrscheinlich aber nur, weil ich meinen Chef nicht hängen lassen will (kleines Büro mit viel Zeitdruck von außen, wenn da einer länger fehlt, kann das unangenehme Folgen haben; und mein Chef ist der beste, den ich je hatte).

Ich habe keine Lösungsvorschläge - aber vielleicht hilft es ein bißchen zu wissen, dass auch andere diese Problem haben. :adxs_trost:

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