Welchen Job habt ihr und klappt das?

Ich bin gelernte Heilerziehungspflegerin, hätte ich den Beruf nicht zufällig gefunden wäre ich „Bürgergeldler“ auf Lebenszeit!!

Die Arbeit mit den Klienten lässt mich aufblühen. Für mich was das Chaos im Kopf und die andere herangehensweise kein Fluch, auch nicht bei den zu Betreuenden - Bei den Klienten bin ich sehr „begehrt“ und auch so angenommen wie ich bin.
Die Arbeit hat mir auch geholfen mich persönlich sehr stark weiterzuentwickeln, ich war nicht mehr anders, die Maske fällt automatisch, da ein kongruentes Arbeiten nötig sein muss und die Klienten sehr feinfühlig sind was das angeht.

Es gab eine Zeit, da war ich sogar lieber auf der Arbeit als zu Hause, da die Maske nicht vorhanden war (zumindest, wenn ich alleine mit den Klienten bin/war!)
Ich arbeite in einem Wohnheim der Eingliederungshilfe. Natürlich gibt es Routinen aber eigentlich ist jeder Tag anders.
Der zu haltende Fokus muss nicht (sehr) lange aufrechtgehalten werde.
Ist man z.B. in einem Gespräch mit einem Klient

  • klingelt das Telefon = neuer Reiz, neuer Fokus
  • es kommt ein anderer Klient mit einem Problem = neue Situation, für mich neuer Fokus
  • Zeitlicher Aspekt, Stoßzeit, man muss aufhören, weil es Mittagessen gibt, Medikamente gerichtet werden müssen oder was auch immer.
    Sehr angenehm für MEINEN Kopf.

Ich bin wirklich glücklich darüber diesen Beruf gefunden zu haben, wollte als Kind immer Krankenpflegerin werden aber es hat immer etwas gefehlt. (2x Ausbildung angefangen und abgebrochen)

Auch der Bereich der Behindertenhilfe war toll..
ICH kann einfach meinem Chaos freien lauf lassen!
Bspw.:
Ohrwurm? Kein Problem - sing es aus, manche Klienten feiern dich dafür, andere schmunzeln darüber, es wird dadurch viel gelacht!
Ich glaube es liegt daran, dass die zu Betreuenden selbst „anders“ sind und dich nehmen wie du bist und beide Seiten profitieren davon.

FunFact: ALLE Kollegen meiner Gruppe sind Neurodivergent!

Schaut es euch an (bitte nicht nur einen Tag, der Beruf ist so vielseitig!)

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Oh, das klingt ja echt schön! Ich bin selbst Erzieherin, aber in einer Grundschule braucht es extrem viel Organisation für die gesamte Gruppe, die dann (logisch bei bis zu 26 Kindern, die eine Person allein betreut) nicht unbedingt alle mitmachen, deshalb extrem viel Ablenkung. Für mich also konstanter Stress.
Der Teil mit dem man selbst sein können gibt’s bei uns auch, weshalb ich die Arbeit mit Kindern liebe.
Deshalb hatte ich auch überlegt Heilpädagogik zu studieren, habe mich aber jetzt für Sozialpädagogik entschieden, aber auch mit dem Fokus auf Kinder mit besonderem Förderbedarf, also dann mehr die Einzel- und Kleingruppenförderung.
Danke für deinen Einblick, das bestärkt mich nochmal, diesen Weg gehen zu wollen :slight_smile:

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Bei uns ist auch sehr viel Organisation, das ist für mich noch nie ein Problem gewesen, da ich schon sehr früh anfangen musste ohne Hilfe mein Leben zu strukturieren.
Hier habe ich für meine Kollegen einfach eine Checkliste angelegt, damit sie ihren Tag besser planen können. (Wie gesagt wir sind alle Neurodivergent, jeder hat seine Stärken woanders).

Wir sind auch (meist) alleine im Dienst unsere Gruppe hat 12 Bewohner.
Die Regel ist aber, dass man sehr häufig alleine für ein ganzes Haus ist, sind dann auch knapp 30 Klienten - allerdings Erwachsen und alle sind in der Lage sich immer Hilfe zu holen!
Euer Schlüssel ist aber auch unterirdisch, 26 Kinder auf eine FK.

Ich finde es sehr spanndend, muss jetzt aufhören sonst weiche ich noch mehr vom Thema ab! :joy:

Aber als Erzieherin bräuchtest du doch nicht umbedingt ein Studium in diesem Bereich, vorallem nicht bei dem Personalmangel?
Jeder der sich weiterbilden will soll dies bitte tun, versteh mich nicht falsch. Soll nur ein Zusatzgedanke für Dich sein :slight_smile:

Ich wünsche Dir viel Erfolg !

Ich bin studierte Geographin. Mich hat „alles ein bisschen“ interessiert, da war es das perfekte Studium.

Danach war aber auch nix zu machen mit Jobs, maximal im Bereich IT (also Geographische Informationssysteme aller Art), als ich studiert habe, war das aber noch „Neuland“ an unserer Uni.

Also habe ich mir meinen Abschluss anerkennen lassen und habe das Referendariat als Lehrerin gemacht (Sek 1, war an Haupt- und Realschulen und ein Jahr am Gym).

Das hat auch alles immer leidlich gut geklappt mit dem Organisieren (ok, Noten machen, Tests nachgucken kann bei mir dauern :blush: ) , der Job ist durch die starke Fremdbestimmung extrem stressig, aber eins war mir noch nie: Langweilig.

Ich unterrichte Politik, Erdkunde, Mathe, Geschichte, Ethik, da ist viel los in den Stunden. Das drumherum ist auch nie langweilig.

Nach 22 Jahren im Job und mit Kindern, die auch ASS/ADHS geplagt sind, bringt mich mein Job allerdings auch deutlich an den Burnout. Ich arbeite seit den Kindern nur noch TZ, ich würde mehr tatsächlich schlecht schaffen.

Meine Diagnose habe ich erst seit einigen Wochen, ich würde aber sagen, der Vorteil ist, ich bekommen (fast) alles mit, was in meinem Klassenraum so läuft (Stichwort fehlender Filter), der Nachteil ist es aber auch genauso, bei 30 Kindern und meinem speziellen Klientel ist unfassbar viel los, es herrschen ständig Spannungen, Streit, Stress.
Ich bin privat extrem harmoniebedürftig, da beißen sich grade massiv meine Bedürfnisse und mein Arbeitsplatz.

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Das könnte von mir sein, auch der Teil mit Buchautor/in :sweat_smile:

Ich bin Mitte 30 und habe leider bis heute noch keine abgeschlossene Ausbildung/Studium, weil ich es wegen der Symptome nicht packe. Mein “CV” nach dem Abi:

  • Studium Anglistik und Philosophie (abgebrochen)

  • Studium Medienkommunikation (abgebrochen)

  • Studium Mediendesign (abgebrochen)

  • Ausbildung zur Tierpflegerin (abgebrochen)

  • Arbeit als selbstständige Texterin und Lektorin für ein paar Jahre: lief nicht immer wirklich gut, weil ich eben so meine Probleme mit Organisation, Blockaden usw habe, aber ich hatte sehr gute Kunden und habe dann von einem dieser Kunden eine Festanstellung angeboten bekommen, daher dann:

  • knapp 5 Jahre als Presseredakteurin im Homeoffice (aber ich wurde immer gelangweilter und hatte mich zum Ende hin nach anderen Jobs umgesehen - naja und dann bin ich ja “spontan” ausgewandert)

  • in den letzten 3 Jahren hatte ich 4 verschiedene Jobs, teils auch parallel (Reinigung und Aushilfe auf einem Campingplatz, Vertretungslehrerin, Gastronomie und Altenpflege)

  • letztes Jahr wurde ich hier im Ausland für ein Studium aufgenommen (Marketing), aber habe kurz nach dem Start abgebrochen wegen Zweifeln an mir selbst und weil ich unsicher war, ob es das richtige für mich ist

Ich bin jetzt seit 2 Jahren nur noch in der Altenpflege, aber damit auch ziemlich überfordert trotz geringer Stundenanzahl. Dass ich immer noch in dem Job arbeite, liegt ganz einfach daran, dass ich keinen anderen Job finde (mangels Ausbildung) und leider maximal bis zu 6 Monate “arbeitssuchend” sein darf, weil ich sonst meine Aufenthaltsgenehmigung verliere.

Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wohin mit mir. :frowning: Schreiben ist “meins”, ja. Aber ich bin auch recht gut in der Arbeit mit Menschen, glaube ich, nur dass es mich extrem überreizt. Ich priorisiere momentan mich und meine Diagnostik, weil ich mir ein bisschen erhoffe, dass mir die korrekte medizinische Behandlung evtl hilft, klarer zu denken, sodass ich herausfinden kann, was ich eigentlich gerne möchte usw.

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mein job ist kind, und mein erwachsenes ich nerven. fulltime job, ich sags euch. :baby: :+1: wird auch gar nicht mal so schlecht bezahlt mit pg. :roll_eyes:

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Den Satz verstehe ich nicht. Kannst du das anders beschreiben?

das war ironisch gemeint. ich bekomme aufgrund meiner verhaltensauffälligkeiten und herausforderungen pflegegeld und bin berentet.

Ah, okay. MeinTag war lang, da kommt Ironie nicht mehr an.

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naja ganz so ironisch wars jetzt auch nicht hat einen wahren kern… mit dem ich kind. spielt auch keine rolle, ich wünsche dir, hoffentlich, ein wenig erholung von deinem langen arbeitstag. :people_hugging:

Danke! Erster Schultag nach den Ferien. Da müssen nicht nur die Kinder erstmal wieder in ihren Rhythmus kommen. Auch dir einen schönen Abend!

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Ich bin gelernter Gebäudereiniger. Das war quasi schon vorherbestimmt als ich klein war. Mein Uhrgroßvater hatte den Betrieb gegründet, und ich bin nun die vierte Generation. EIgentlich hieß es stets, ich solle den Betrieb übernehmen. Mein Vater hatte mich im Grunde früh drauf vorbereitet, aber dazu kam es nie. Stattdessen leitet meine jüngere Schwester den Betrieb und ich arbeite für sie.
Wie es läuft, kann ich nicht sagen. Auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite nicht so. Ich hatte schon damals vor 25 Jahren Probleme meinen Platz in der Firma zu finden. Die Altgesellen sprachen eine Sprache, die ich nicht kannte bzw. noch immer nicht kenne, ich machte schusselige Fehler, hatte das Gefühl, mich würde niemand ernst nehmen. Ich habe ich immer angestrengt, alles so gut zu machen, wie ich konnte, aber ich war nie so gut oder schnell wie die anderen. Heute weiß ich schon eher, was dazu beitrug. Mein Vater sprach immer von unseren Qualitätsstandards, wir seien die besten, unsere Facharbeiter wären die besten und schnellsten und dem versuchte ich gerecht zu werden.
Ich hatte immer das Gefühl, alle anderen würden über ein WIssen verfügen, das sich mir verschloss und glaubte, es sei die Erfahrung im Job.
Inzwischen weiß ich, dass sie gar nicht so gut waren, sondern nur gut pfuschen konnten. Heute sind wir nur noch zu dritt bzw. manchmal zu viert. Und obwohl ich inzwischen eine Diagnose habe und nun auch weiß, woher meine Probleme kommen, kann ich nicht aus meiner Rolle. Ich hänge viel zu lange an einzelnen Arbeiten, weil ich es “richtig” machen will, während Kollegen schnell weitergehen.
In den Jahren vor der Diagnose ging es mir von Jah rzu Jahr schlechter, alles wurde mir zuviel. Ich glaube, ich ging damals langsam einem Burnout entgegen. Morgend lief es auf der Arbeit noch gut, aber ungefähr um 11 Uhr war der Akku plötzlich leer. Es war, als würde ich nur noch auf Reserve fahren.

Heute “geht” es. Letztes Jahr musste ich weit über meine Grenzen hinaus, gerade als ich dachte, die Medikation würde nun in die richtige Richtung gehen. Dabei habe ich auch bemerkt wo meine Grenzen sind und wie lange ich das durchstehen kann.
Zur Zeit klappt es im Beruf ganz gut. Durch Elvanse habe ich genug Schwung, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, kann danach sogar Dinge im Büro boch angehen. Die Tollpatschigkeit ist weniger geworden, die Tätigkeit gelingt mir. Und ich empfinde die Arbeit auch nicht mehr als zu belastend. Wenn ich heute “erschöpft” von der Arbeit komme, dann ist es eher die Form, bei der man weiß, was mangetan hat, und es sich irgendwie gut anfühlt. Früher war es eine permanente Erschöpfung, die einfach nicht weggehen wollte, sondern sich nur abmilderte.
Doch, zur Zeit geht es im Job ganz gut. Könnte besser gehen, war aber auch schon bedeutend schlechter. Die Bewegung scheint mir gut zu tun, und am wohlsten fühle ich ich, wenn ich alleine arbeiten kann. Dann habe ich meinen Ablauf, den ich abarbeiten kann. Wenn Kollegen dabei sind, wird es oft unvorhersehbar, sie bringen Unruhe mit, reden und “stören” einfach meinen Arbeitsablauf. :sweat_smile:

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Ein super spannendes Thema und wenn ich so lese, sehe ich, dass viele ähnliche Wege haben wie ich. Als jemand, der relativ ‘frisch’ diagnostiziert ist, ist das ziemlich beruhigend.
Ich habe nach einem gescheiterten Versuch auf dem Gymnasium meinen Realschulabschluss gemacht und hinterher, mehr schlecht als recht, gerade so mein Fachabitur im Bereich Gestaltung hinbekommen.
Eigentlich hatte ich das Ziel (weil ich schon immer sehr kreativ war usw.), Mediengestaltung oder etwas ähnliches zu lernen. Gerade mit meinen Noten war da aber rein gar nichts zu machen.

Also habe ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht (nach dem 1. AJ in einem kleinen Handwerksbetrieb, in dem ich gemobbt wurde, dann als schulische Ausbildung abgeschlossen).
Auch als Bürokauffrau, trotz wirklich überraschend guter Noten weil mir die Thematiken liegen und logisch erscheinen, habe ich keine Anstellung gefunden.
Nur im CallCenter (inbound zum Glück). Aber da habe ich schnell gemerkt, dass das komplett das Gegenteil zu allen meinen Bedürfnissen ist. Ich habe gemerkt, dass ich richtig Angst vor dem Telefonieren entwickelt habe, jeder Arbeitstag war die Hölle für mich und ich war fast erleichtert, als ich zum Ende der Probezeit hin gekündigt wurde. Soziale Ängste, die ich bereits mein Leben lang hatte, haben ein neues Ausmaß entwickelt. Seit dem vermeide ich es tatsächlich, auch wenn es schon fast 20 Jahre her ist, soweit es geht zum Telefon zu greifen. Glücklicherweise kann man heutzutage ja auch viel schriftlich bzw online lösen.

Danach kam einige Zeit der Arbeitslosigkeit und ich habe, eher weil ich nichts zu tun hatte als irgendwas sonst, ein Praktikum in der Altenpflege gemacht. Da bin ich aufgeblüht, ich habe gemerkt, wie viel es mir gibt, einen so abwechslungsreichen Tagesablauf zu haben und habe auch meine Ausbildung als Altenpflegefachkraft abgeschlossen. Leider durch Lernschwierigkeiten und Angst vor praktischen Prüfungen auch eher mit mäßigem Ergebnis, aber immerhin ohne Wiederholung.
Ich bin direkt nach der Ausbildung ausgezogen und 600 km weit weg von meinem Elternhaus. Im neuen Betrieb habe ich aber nie das Gefühl gehabt, einen Anschluss zu finden und irgendwie kam ich gar nicht in den Abläufen klar und wieder war es eine Kündigung innerhalb der Probezeit nach 5 Monaten.
Dann ging die Depression los. Diese wurde bereits früher diagnostiziert, aber das Tief war schlimmer als alles vorher. Schlafstörungen habe ich schon, seit ich denken kann und durch den psychischen Stress hatte ich auch starke körperliche Symptome (Rückenschmerzen, Migräne, etc.)
Durch eine berufliche Reha bin ich dann Jahre der Erwerbslosigkeit später wieder im Bereich Pflege gelandet, allerdings nicht in der ausführenden.

Aktuell halte ich diesen Job seit drei Jahren und bin sehr stolz darauf. Ich bin Prozessbegleiterin in einem recht großen Seniorenzentrum. So etwas wie die Schnittstelle zwischen Verwaltung und Pflege. Und was für mich wichtig war: keine Schichtarbeit.
Ich kümmere mich ums Fortbildungsmanagement, um Hilfsmittel, berate zur Sturzprophylaxe, mache Inventur im Pflegebereich, Lagerarbeiten… Irgendwie bin ich Mädchen für alles und es ist fantastisch. Ich sitze hin und wieder am PC, habe aber auch viel im Haus und auf den Wohnbereichen zu tun, habe viele Wege, körperliche Auslastung und Abwechslung.
Kein Tag ist wie der andere und ich habe das Gefühl, ich werde mit meinen Macken, meiner starken Emotionalität und meiner Paddeligkeit angenommen und sie ist okay.
Ich merke zwar, dass mir meine ‘Aufschieberitis’ und die sozialen Ängste manches sehr schwer macht, aber ich kämpfe mich durch und habe zum Glück sehr gute Unterstützung und eine Arbeitsumgebung - auch in der Chefetage - die es mir nicht schwer macht.
Ich habe es sogar Anfang des Jahres geschafft, von 25h und 4-Tage-Woche auf 30h und 5-Tage-Woche zu gehen. Aber ich bin mir sehr sicher, dass 30 das Limit für mich ist.

Seit einer Woche werde ich nun, noch mit einer sehr niedrigen Dosierung, medikamentös eingestellt und bin gespannt, wie sich das dann auf den Alltag bei der Arbeit auswirken wird.

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