Welches Medikament bei Impulsivität / Aggression? - Tipps für Klinik?

Hallo zusammen,

nachdem ich meinen THC Konsum aus diversen Gründen einstellen musste, kommen meine ADHS Symptome wieder verstärkt zum Vorschein. Dies betrifft insbesondere die hohe Reizbarkeit und mangelnde Impulskontrolle.

Mein Therapeut hat mir nun Strattera (Atomoxetin) verschrieben. In der Beilage steht allerdings, dass als Nebenwirkung Aggression und Stimmungsschwankungen auftreten können. Dies macht mich etwas stutzig…
Hat jemand von Euch Erfahrung mit diesem Medikament oder kann etwas anderes empfehlen?

Weiterhin empfiehlt mein Arzt eine Kur zu machen wegen aktuellen Anpassungsschwierigkeiten in privater und beruflicher Hinsicht. Kann jemand eine psychosomatische Klinik empfehlen, die sich mit ADHSlern auskennt?

Vielen Dank!!!

Hi Capalbio, willkommen bei uns… :sunglasses:

Die wesentlich größeren Erfolgsaussichten hättest du mMn mit Elvanse oder Mph, nicht ohne Grund sind beide Medikamente in der Leitlinie vor Strattera! Welche Medis hast du denn schon ausprobiert, oder stehst du noch ganz am Anfang? Ein paar mehr Informationen wären ganz hilfreich :wink:

Was die Abstinenz von Cannabis angeht, kann ich dir sagen das ich seit Beginn der Adhs-Medikation keinen Krümel mehr geraucht habe… und, auch wenn die erste Zeit nicht leicht war, fehlt es mir heute (5 Jahre + später) kein bisschen mehr. :mrgreen:

Meine persönliche Erfahrung was eine Kur/Reha etc bei Adhs angeht ist leider sehr ernüchternd… ich bin der Überzeugung, dass man mit einem guten Psychiater, der richtigen Medikation und vielleicht einer Verhaltenstherapie oder einem Adhs-Coaching, bessere Ergebnisse erzielen kann. Mir hat es auf jeden Fall nicht geholfen, mich fernab von meinen Problemen mit 3 Mahlzeiten am Tag 6 Wochen lang durch halbherzige Therapieangebote zu winken. Okay, hat jetzt auch nicht wehgetan, aber verschwendete Zeit war es trotzdem… :roll:

Auf einen guten Austausch,

LG Anders

Hallo und herzlich Willkommen hier!

Ich denke eine Reha/ Kur macht schon Sinn unabhängig zum ADHS. Was du da erwarten kannst, kann ich nicht einschätzen. Mein ADHS Diagnose kam erst nach einer psychosomatischen Reha , aber die Reha ansich hatte mir gut getan und bei anderen Dingen geholfen.
Die ADHS Sache bin ich dann ambulant angegangen.

Würde ich nochmal in eine Reha gehen würde ich mir bei „Google“ ein paar Kliniken mit ADHS im Profil raussuchen und anrufen und gezielter fragen.
So habe ich es damals mit meiner Klinik auch gemacht, die waren vom Gesamteindruck am stimmigsten und da bin ich dann hin.

Zu viel kann man von einer Reha/Kur nicht erwarten man hat schon auch selbst in der Hand was man daraus macht.

Vielleicht wäre ein stationärer Aufenthalt noch ein anderer möglicher Ansatz ?

Hallo Capalbio und herzlich willkommen!

Gebe ich „ADHS Erwachsene“ und „Klinik“ in eine Suchmaschine ein, lande ich zumeist auf Privatkliniken, bei Reha gibt es gar nur eine Klinik, die offiziell für uns Ausgewachsenen (oder wieder rückwärts wachsenden, je nachdem, wie alt :smiley: ) da ist. Die Median DeisterWeser-Klinik in Bad Münder.
Mein Psychotherapeut, der sich wirklich gut mit ADHS auskennt, kann auch keine Klinik „empfehlen“.
In zwei Wochen startet meine Reha in Bad Münder, eventuell kann ich ja sogar etwas Gutes berichten. Mein Anspruch ist allerdings nur der, dass man in der Klinik weiß, es gibt ADxS sowie Medikamente dagegen und dass andere Betroffene da sind, mit denen ich mich austauschen kann.

Der Weg zur Reha allerdings geht jetzt seit Anfang Februar mit Widerspruch gegen die Ablehnung und Termin bei einem Gutachter. Meine Rehaanträge wurden bisher immer zuerst abgelehnt, hier muss man am Ball bleiben und vielleicht auch langen Atem haben.

Diese Frage schmeiße ich auch in den Raum, aber … s. o.

Danke schon mal für die Rückmeldungen.

Hatte vor einigen Jahren schon mal Medikinet. Die Wirkung war nicht wirklich erkennbar (allerdings auch gering dosiert) und nach einer Herzerkrankung wurde es abgesetzt.

Was ist denn der Unterschied zwischen Kur, Reha und stationärem Aufenthalt? Blicke da nicht richtig durch.


Ich freue mich auf Deinen Bericht.

Der Link erklärt Reha vs Kur ganz gut

Irrtümer und Vorurteile rund um die Reha

Stationäre Psychosmatik ist klinischer und therapeutischer , die Therapien sind z.B etwas Mehr und länger kann es nicht genau erklären .

Bekommst du Strattera wegen der Herzsache? Man würde ja sonst eher erstmal Stimulanzien ausprobieren…

Stationär meint wohl in einer Akutklinik, die es z. B. auch an Unikliniken gibt. Würdest Du mir da zustimmen, @Nelumba_Nucifera?
Je nach Klinik gibt es da auch z. T. lange Wartezeiten, aber die „Einweisung“ erfolgt über den Hausarzt. Reha wird normalerweise über den Rentenversicherungsträger (und Arzt/Ärzte) beantragt. Kur ist für mich etwas, dass „privat“ gemacht wird, und dem Tango-Fango aus Nelumbas Link entspricht.

Ja so was in meinte ich, und Wartezeiten oder bis man was bewilligt bekommt ist ja auch so eine Sache . :roll:

So wie es aussieht ist Strattera jetzt auch hinfällig :?
Kardiologe legt Veto ein…

Leider wirken alle Leitlinien-Medis stark aufs Herz.

Hat jemand Erfahrung mit medizinischem Cannabis, z.B. Sativex?

Ich denke, das wäre auf jeden Fall eine Indikation für med. Cannabis.


Hallo Capalbio,

herzlich willkommen im ADXS-Forum! :smiley:

Bitte beschreibe doch mal genauer: Du hast eine Herzerkrankung, deswegen sind deine Ärzte vorsichtig. Das ist ja grundsätzlich richtig.

Welche Herzerkrankung übrigens?

Es wurde, halbherzig und gering dosiert, Medikinet angesetzt, und dann wieder abgesetzt. Dann Strattera, und der Kardiologe legt Veto ein.

Dieser Satz stimmt ja so nicht, die Leitlinien-Medis können aufs Herz wirken. Hat denn die bisherige Erfahrung gezeigt, dass sie tatsächlich bei dir aufs Herz wirken, und zwar in einem Maß das nicht hingenommen werden kann?

Oder sollst du diese Medikamente nur nicht nehmen, weil dies bei dir befürchtet wird?

Ich frage so penetrant nach, weil Medikation ist letztlich immer ein Kompromiss. Das Risiko für dein Herz ist ernst zu nehmen, zweifellos. Aber deine ADHS ist ebenfalls eine ernste Störung.

Eine unbehandelte ADHS ist schließlich auch nicht gut für das Herz. Man ist ohne Behandlung emotional unausgeglichener und verarbeitet Belastungen schlechter. Durch eine richtig dosierte Medikation kann der Blutdruck steigen. Er kann aber auch gleich bleiben oder sinken!

Wichtig wäre erst einmal, dass die Herzkrankheit selbst gut medikamentös eingestellt ist. Dann könnte die Psychiater*in in Absprache mit dem Kardiologen ein Stimulans versuchsweise hochdosieren, aber natürlich langsamer und besser überwacht als bei einem normalen Patienten.

Verbieten oder Veto einlegen ist in Deutschland eigentlich nicht möglich. Dein Kardiologe kann abraten, aber wenn deine Psychiaterin trotzdem etwas verordnet, was will er dann machen?

Außer es gab wirklich schon damals unakzeptable Werte von dem Medikinet, dann will ich nichts sagen.

Hallo,

erstmal vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

Also ich hatte einen Herzinfarkt in recht jungem Alter. Seitdem muss ich diverse Medikamente wie Blutdrucksenker, Cholesterintabletten etc. einnehmen.


Diese Argumentation sehe ich genauso. Deshalb bin ich gerade etwas verzweifelt, dass es scheinbar kein passendes Medikament für mich gibt. Wie Strattera tatsächlich bei mir wirkt, weiß ich nicht. Aber ein vorheriger Herzinfarkt stellt ausdrücklich eine Gegenanzeige zur Einnahme dar. Deshalb traue ich mich nicht wirklich es auszuprobieren.

Ich erhalte Bedrocan, das ist eine Sorte von Cannabis Flos bzw. Medizinalcannabisblüten und bei mir wirkt das wahre Wunder in Bezug auf Impulsivität, Aggression und geringe Frustrationstoleranz.

Hallo @Capalbio herzlich willkommen hier - mann ein Infarkt, das war ja schon eine handfeste Sache… puh!

@UlBre kannst du hier vielleicht das mit dem Kreislauf aus Stress und Koronarerkrankungen verlinken? Ich finde unter „koronar“ bei adxs.org nicht das Gesuchte.

Und was war nochmal das Mittel, das ma da evtl. einsetzen kann? Ich versuche mal, meine Notizen durchzugehen… vielleicht hilft diese Richtung ja weiter…

Darf ich fragen wie Du das einnimmst und in welcher Dosierung?

Bei Herzproblemen muss bei Gabe von Stimulanzien genau hingeschaut und engmaschig überwacht werden.
Dass sie generell und zu 120 % kontraindiziert wären halte ich aber für ein Gerücht…
Wenn ein Arzt dazu keine Lust hat, sagt er sicher lieber gleich nein um sich das Haftungsrisiko zu sparen.
Oder es ist im Einzelfall tatsächlich ein NoGo. Das weiss aber nur der Arzt-

Ansonsten: Guanfacin wirkt Blutdruck senkend…

@UlBre jetzt ist es mir wieder eingefallen, ich meinte Dexamethason - das hattest du mal im Zusammenhang mit durch ADHS Stress entstandener arterieller Verkalkung erwähnt. Oder hatte ich da etwas falsch verstanden?

Hi Nono,

Dexamethason kann die HPA-Achse abschalten ohne sonstige Cortisolwirkungen zu entfalten (da es 30 mal stärker an die Glucocorticoidrezeptoren bindet, die die Abschaltung bewirken, als an die Glucocorticoidrezeptoren, die das Tagesgeschäft von Cortisol erledigen).

Ein direkter Zusammenhang mit Verkalkung ist mir gerade nicht bewusst.

Dexamethason bewirkt bei SHR-Ratten (die nach 15 Monaten Bluthochdrucck bekommen), dass sie keinen bekommen - und beseitigt die ADHS-Symptome der SHR.
Aber das genetische Modell der SHR ist halt leider ncht das einzige, das ADHS bewirkt…

Gegen Aggressivität/Impulsivität könnten niedrig dosierte SSRI helfen - z.B. 3 bis 8 Tropfen Escitalopram (also deutlich weniger denn als Antidepressivum).