Welches Medikament verschafft den besten Fokus?

Ich habe seit Mai Schwierigkeiten die passende Medikation für mich zu finden…
Unter Atomoxetin habe ich mich (auch in der niedrigsten Dosierung) wie besoffen gefühlt, Schwindel Unwohlsein nicht fähig, am Leben teilzunehmen.
Medikinet macht für mich keinen Sinn, weil ich nicht frühstücke und es auch nicht umstellen konnte, also habe ich die Tablette sehr spät genommen und konnte davon überhaupt nicht im Arbeitsalltag profitieren. Außerdem hielt die Dosis selbst bei den Retard-Kapseln höchstens drei oder 4 Stunden an.
Das würde bedeuten ich müsste zweimal nachdosieren mit jedem Mal vorher essen. Hab ich entweder vergessen oder es scheiterte an dem Essen vorher. Und dann kam mir auch noch der Rebound abends… War also einfach das falsche Medikament für mich

Mittlerweile bin ich bei Elvanse, kann aber kaum einen Unterschied zwischen 30 und 50 mg feststellen.
Jetzt überlege ich, ob 30 mg dann nicht einfach reichen, oder man vielleicht wirklich die 70 ausprobieren sollte?
Prinzipiell gefällt mir, dass ich mit Elvanse eine viel bessere Stimmung habe (auch wenn meine Umgebung das nicht so wahrnimmt) und ich nicht mehr so müde bin. Kleines Manko ist das später einschlafen aber damit komme ich klar.
Wirklich fehlen tut mir aber nach wie vor bessere Konzentration, und ein wirklich vernünftiger Fokus, vor allem für meine Arbeit. Ich habe immer noch 10000 Tabs in Kopf, meine Gedanken springen wie ein flummi. Auch deshalb fürchte ich, eine noch höhere Dosierung putscht mich noch mehr auf als dass es mich fokussiert.
Aber ist dafür Evanse nicht eigentlich bekannt - Fokus? Was verschafft den meisten hier eine produktive Arbeitshaltung?

Hey welcome :blush:
Also nach 1,5 J mit Elvanse kann ich resümieren: Fokus bringt Elvanse nicht nachhaltig, da war Mph besser.
Dennoch finde ich Elvanse ausgleichend und hilfreich.
Allerdings schlafe ich mit Elvanse nicht ganz so tief und gut wie mit Mph, was unterm Strich ja auch auf den Fokus am nächsten Tag einzahlt

Vllt wäre Concerta ider Ritalin eine Option?

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Moinsen :slight_smile:

Es könnte sein, dass du zwischen 50mg und 70mg eine deutlich intensivere Wirkung spüren würdest.

Wenn es dir körperlich soweit gut geht und du mit 50mg schon zurechtkommst, könnte ein Versuch nicht schaden.

Wenn du Blutdruck, Puls, Wirkungseintritt, müde Löcher und eventuelle Rebound Effekte dokumentierst, kannst du es im Nachhinein gut einschätzen und dann vielleicht auch mal eine Dosis dazwischen testen, wenn es für dich und deinen Doc okay ist.

Andere Medikamente habe ich nicht probiert und daher keinen Vergleich.

Habe Elvanse nach 3 Wochen von 30mg auf 50mg erhöht und einen Monat später nun den dritten Tag auf 70mg erhöht, weil ichs wissen wollte.

30mg Elvanse Adult:

Einnahme morgens um 07:00 und ein reichhaltiges Frühstück gleich danach oder 07:30.

Spürbarer Wirkungseintritt gegen 08:00-08:30.

Arbeiten klappte schon viel besser als ohne Medikament und bekam im Haushalt mehr geregelt.

Probleme mit dem Einschlafen hatte ich erstmal nur in der ersten Woche der Einfosierung.

Melatonin Dragees a 1,8mg aus der Apotheke haben mir geholfen, schneller einzuschlafen.
Von einem Tag auf den anderen war das vorbei, kam meist um 22:00 im Bett und schlief zwischen 6-7,5 Stunden.

Nachts wurde ich 1-2x wach und musste aufs Klo, aber kam morgens trotzdem super raus.

Müdes Loch zwischen 12:00 - 13:00.
Eine Pause und Nahrungsaufnahme haben das wieder ausgebügelt.

Ab 15:00 deutlicher Wirkungsverlust.

Ab 18:00 Schusseligkeit und Wortfindungsstörung, aber Stimmung trotzdem gut. Verglichen mit vorher weniger depressiv. Angstfrei.

Bin während der spürbaren Wirkdauer deutlich weniger empfindlich durch Geräusche von außen.

Blutdruck 2x morgens und 2x über Tag gemessen: Optimal (eher selten normal).

Ruhepuls erhöht, aber nicht höher als vorher.
Immerhin, beim zügigen Wandern ging er nicht über 120-130 und das war auch vorher ohne Medikament so.

50mg Elvanse Adult:

Weiterhin keine Probleme mit dem Schlaf.

Bin ein paar Tage freiwillig um 06:00 aufgestanden, um zu sehen, wie es sich auf die Wirkung und den Tagesverlauf auswirkt, weil ich hier öfter davon gelesen hatte, dass bei manchen die Uhrzeit der Einnajme eine entscheidende Rolle spielt.

Auch bei mir, wie es scheint.
In der Arbeitswoche scheint 6-7 Uhr zu passen, um zwischen 22:00-22:30 ins Bett zu kommen.

Am Wochenende wurde es auch mal später, aber auch da war i.d.R. um 09:00 die Nacht vorbei.

Einmal habe ich die Kapsel allerdings erst gegen 10:00 eingenommen.
War okay, aber im Tagesverlauf wars dann etwas anders und abends war ich halt noch fitter als sonst.

Bei zu wenig Schlaf in der Nacht (4-5h) kam ich zwar trotzdem pünktlich zum Wecker raus, aber ich habe die Wirkung über den Tag nicht so angenehm empfunden, wie sonst. Schlaf ist natürlich wichtig.

Bei Schlafmangel bin ich dann unausgeglichener und bisschen aufgekratzt / innerlich unruhiger.
Powernaps bzw. wenigstens die Augen schliessen und eine 5-mütige Atemübung waren dann noch wichtiger.

Auch wenn ich manchmal dachte „puh, du bist aber noch zu fit fürs Bettchen…“.
Ich musste mich bloß ins Bett zwingen.

Sobald ich einmal lag, fuhr der Körper schlagartig runter und ich schlief weiterhin nach 10-20 Minuten ein.

Essverhalten ist gleichgeblieben.
Bin seit Elvanse ein Frühstücker geworden und starte viel besser in den Tag.

Das Mittagstief hatte sich in der ersten Woche um ca. 2h nach hinten verschoben.
Seitdem blieb das Tief immer öfter aus, aber ich mache auch bewusste Pausen vom Bildschirm und entspanne die Augen. Vielleicht nahm ich es also nicht mehr so wahr.

Arbeiten klappte noch besser.
War scharfsinniger und habe Sachen verstanden, die ich jahrelang nicht wirklich angegangen bin, weil sie mir zu komplex waren.
Motivation pur.

Haushalt klappte weiterhin gut.

Wortkotze und Schusseligkeit kam (wenn überhaupt) erst ab 20:00 - 21:00.

Irgendwo hier scheint für mich die richtige Dosis zu liegen.

70mg Elvanse Adult:

Samstag Morgen um 08:00 damit begonnen.

Nach Wirkeintritt leichte Kopfschmerzen, die aber nach ca. 1h wieder weg waren.

Ich war plötzlich mega tiefenentspannt, aber landete dann auch im Hyperfokus und las viel am Handy. Diese Entspannung hielt bis ca. 13:00 an.
Dann löste sich das mit dem Hyperfokus und fühlte mich wie mit 50mg vorher.

Glaube, ich lag aber nicht vor 2 oder 3 Uhr im Bett.
Alles andere war einfach spannender.

Sonntag Morgen gegen 09:00 eingenommen.

Wurde wieder so tiefenentspannt und landete im Hyperfokus auf ein bestimmtes Thema.
Auch hier lichtete sich das ab Mittag herum und war dann wieder ähnlich wie vorher bei 50mg.

Glaube, ich lag gestern auch erst wieder so gegen 01:00 im Bett. Ich muss die Kapsel also am besten um 06:00, vielleicht spätestens um 07:00 einnehmen.

Heute Morgen um 07:00 eingenommen.

Nach dem Frühstück bin ich gegen 07:45 erstmal mit entkoffeinierten Kaffee aufs Klo und ins Forum gegangen.

Eigentlich wollte dir da schon antworten und fing an zu schreiben…

Der Text wurde aber immer länger und ich wollte noch einen entkoffeinierten Kaffee holen.

Habs Handy aufm Klo gelassen und bin in die Küche…

Dann dachte ich mir, ich fahre nur kurz den Laptop hoch, logge mich schon mal ein und lade Emails runter… von wegen.

Bin dann irgendwie voll im Hyperfokus gelandet und habe gefühlt schon alles an Arbeit erledigt.
Ich habe keine Ahnung wo die Zeit hin ist.

Ich weiß noch, dass ich gegen 10:45 leicht verschwommene Sicht hatte und wollte vom Bildschirm weg.

Daraus wurde nix irgendwie nix.

Es war dann so 14:30 als mich mein Handy im Bad wiedergesehen hat.

Der kaltenKaffee stand noch in der Küche.
Wollte ja eigentlich nur „kurz“ den Laptop für die Arbeit anschmeissen.

Das ist natürlich nicht so gesund.
Habe dadurch Essen und Trinken vergessen und einen tierisch steifen Nacken…

Bin allerdings auch heute wieder völlig tiefenentspannt.

Strassenlärm und andere Geräusche habe ich irgendwie völlig ausgeblendet und war nicht ein einziges mal abgelenkt. Ich war total im Flow, auch ohne Ohrstöpsel.

Blutdruck weiterhin optimal bis normal.
Habe 1x vor der Einnahme und dann nochmal vorhin gemessen.

Was mich allerdings total überrascht, ist der Puls.
Der lag nämlich bei 30mg und 50mg zwischen 90-110.

Wenn ich mir auf der Garmin Uhr den Verlauf anschaue, ist der Puls seit dem Aufstehen von 116 (wohl zu schnell aus dem Bett gesprungen) kontinuierlich gesunken und hat sich bei 60 eingependelt.

Auch die Stress Werte sind kontinuierlich abgefallen. Der Wert war noch nie so niedrig.

Ich war überhaupt noch nie soooo ruhig :flushed:

Wasn da los? Hä???

Also, ich würde sagen, 70mg als Einmaldosis morgens ist etwas zu viel für mich.
Beim Anfluten und im Peak scheine ich dadurch zum Hyperfokus zu neigen.

Ich ziehe es aber bis Freitag durch und beobachte weiter.

Eigentlich hatte ich mit einem nochmals erhöhten Puls gerechnet und deswegen mit dem Doc abgesprochen, dass ich bei zu starken Nebenwirkungen oder Herzrasen dann die Kapsel in 70ml Wasser auflöse und nur 60ml davon trinke, um es mit 60mg zu probieren.

Ich bin sooo gespannt, ob das mit dem Hyperfokus so bleibt und wie es sich mit dem Einschlafen entwickelt.

Sonst wird eine Woche 60mg probiert und wenn es da auch so sein sollte, gehts eben wieder zurück auf 50mg.

Dann bringe ich gleich mal die Arbeit zuende und später muss ich mehr über den Wirkstoff lesen und alles darüber wissen. Fasziniert mich, wie es mich bei nochmal höherer Dosis plötzlich so viel ruhiger macht.

Aber ich bin nicht müde, oder sowas.

Da ist sogar die Verwirrung verwirrt.

Ritalin wirkt ja auch nicht so lange… aber kinecteen ist ja letzten Monat für erwachsene zugelassen worden.
Ich überlege das mal anzusprechen…
Es gibt aber doch auch Leute die Elvanse mit MPH kombinieren, weißt du wie das funktioniert?

Danke für dein Engagement!!!
Also das was du bei den 70 berichtest ähnelt teilweise meinen 50mg. Ich versinke ab mittags auch im hyperfokus, auch wenn die Themen nicht sehr sinnvoll sind.
Aber morgens switche ich halt zwischen 20 Hirn-Tabs hin und her… Kriege mich null reguliert.
Meine Umgebung nimmt mich leider eher gereizt bis aggro wahr. Was ich sehr schade finde, denn mental fühle ich mich eigentlich ganz positiv.

Am Morgen bin ich auch typisch zerstreut und fange mehrere Sachen gleichzeitig an.

Ich freue mich, wenn die erste Stunde rum ist.
Danach läufts auf einmal.

Ich hoffe, dein Umfeld ist wenigstens nett mit der Kritik und kann dir vernünftig erklären, welche Reaktionen sie als aggressiv wahrnehmen?

Ich weiß nicht, wie ich darauf morgens reagieren würde. Ich brauche diese 2-3 Stunden Ruhe vorm Arbeitsbeginn. Früher ohne Medikament hatte ich vielleicht 1 Stunde und bin schon gestresst in den Tag gestartet.

Wie es für mich aktuell im Büro mit anderen zusammen wäre, kann ich auch überhaupt nicht einschätzen. Wahrscheinlich würde ich die mit ADHS totlabern, oder mir Stöpsel reinstecken und unsichtbar werden.

Eines Tages muss ich vielleicht wieder ins Flex Büro, aber solange keiner kräht, lieber nicht.
Zu beschäftigt mit mir selbst und halte mich möglichst im Hintergrund.

Der soziale Rückzug ist zwar auch nicht unbedingt förderlich, aber ich arbeite so einfach viel effektiver.

Ausser den Teams Calls habe ich meine Ruhe und auch da einen Status reingesetzt, dass ich nur Chats von meiner Gruppe und unseren Support Leuten beantworte.

Alle anderen sollen eine Email schicken.
Die kann ich dann nach Prioritäten abarbeiten und mich ansonsten um meine eigenen Projekte kümmern.

Hin und wieder versuchts mal wieder irgendein Manager per Teams.
Anfangs habe ich mich noch darüber aufgeregt.

Mittlerweile werden solche Chats ungelesen gelöscht. Schließlich steht mein Status direkt über der Eingabezeile der Person, die da tippt :man_shrugging:

Ist mir alles zu schnelllebig heutzutage und vor allem wenn es um Projekte geht, dann hätte ich gerne eine Email Chain, auf die ich zurückgreifen kann. Chats lenken eh nur ab.

Der Mist per Teams verschwindet bei uns in der Firma eh nach 7 Tagen wieder.
Und genau die, die ständig nur per Teams kommunizieren, die fragen dann irgendwann nochmal den gleichen Kram.
Die brauchen nur schnelle Hilfe und merken sich so nix.

Da werde ich dann sauer und arrogant, denn projektbezogene Dinge oder Sachen, die ich später nochmal gebrauchen könnte, die dokumentiere ich für mich.

So muss ich dann auch eher selten jemanden etwas fragen. Aber es gibt leider Mitarbeiter, die das scheinbar wissen und lieber 3x das gleiche fragen, als in ihren Emails oder im Sharepoint Dokumente zu lesen.

Ich teile mein Wissen sehr gerne, vor allem mit unserem Team, erwarte aber dann auch, dass die es sich genauso irgendwo abspeichern.

Für mich ist das harte Arbeit, um mich im Berufsalltag sicher zu fühlen.
Ich brauche klare Strukturen und arbeite auch ziemlich genau.

Das bremst mich hier und da auch aus, aber ich mag lieber einmal 100% abliefern, statt ständig nacharbeiten zu müssen. An diesem Perfektionismus muss ich leider noch arbeiten.
Auch wenn der von Kollegen geschätzt wird.

Nicht, dass ich keine Flüchtigkeitsfehler machen würde, aber die finde ich meistens, weil ich mir über Jahre unbewusst / krankhaft angewöhnt habe, meine Arbeit und Emails noch ein paar mal zu überprüfen.

Sollte ich im privaten Bereich jemals so organisiert und perfektionistisch werden wie im Berufsleben, dann gibts hier Kaffee für alle :joy:

Bin mal wieder ein bisschen abgeschweift.

Und jetzt stelle man sich nur vor, ich würde das im Büro so machen.
Die wissen gar nicht, dass ich die vor mir schütze :smile:

Also morgens mache ich mich und zwei Kinder innerhalb 45 min fertig, eins davon ein Träumer ADHSler… das andere einfach an sich eine Wucht an Charakter und Herausforderung :rofl:.
Sagen wir mal so, sie kennen mein Knöpfe um mich zum :boom::firecracker::volcano::bomb:
Nach Bushaltestelle und Kita geht’s dann ins Büro im Familienunternehmen, alle in einem Raum. Ich hab nie Ruhe und mache immer 100 Sachen gleichzeitig, deshalb sehne ich mich ja auch so nach dem Fokus und konzentriertem arbeiten. Zumal nur mein Mann von der Diagnose weiß, beim Rest der Familie verschweige ich das mangels Akzeptanz.
Danach ist mittags im Job Feierabend aber dann kommen Kids für Hausaufgaben und Freizeit nach Hause. Aufgaben und lernen mit einem adhsler mittags ist auch immer wieder eine Herausforderung und dann bin ich bis abends Chauffeur für etliche Aktivitäten, einkaufen, Tiere versorgen, soziales Engagement in Vereinen etc. Abendessen, Kinder bettfertig machen… erschlagen vom Tag :woman_shrugging:t3::sob::face_with_peeking_eye:.

Nach so einem Tag wäre ich allerdings auch völlig im Arsch :smile::+1:t2:

Wie es sich im Büro verhalten würde und ob ich da mit Medikament auch so gut Außenreize ausblenden könnte - puh, müsste ich eines Tages mal austesten.

Ich war mal verheiratet.
Sie psychisch krank mit Borderline Diagnose, ihr Sohn damals 6 oder 7 wurde mit ADHS diagnostiziert.

Und jetzt könnte es wieder passieren, dass ich abschweife :see_no_evil:

Das war wie ein Jackpot für mich, weil ADHS in meiner Familie schon ab den 90ern ein Thema war. Es drehte sich alles um ADHS bei meinen Brüdern und meiner Mutter.

Ich sollte es nicht haben bzw. wurde als einziger von 3 nicht getestet.
Da es zu Hause immer nur Stress gab und ich sie regelmäßig drüber bekam und zwischen die Fronten geraten bin, obwohl ich nichts angestellt hatte, wollte ich immer nur weg. Mit 18 ausziehen war immer mein Wunsch…

Und dann später so eine Ehe in einem weiteren Irrenhaus. Das Elternhaus meiner Ex war auch ziemlich kaputt. Von Krankheiten wollten ihre Eltern nichts wissen. Mit ihrer Borderline Diagnose konnten die nichts anfangen. Ebenso wenig mit dem ADHS ihres Enkelkindes. Probleme wurden da abends im Suff verdrängt. Die Enkeltochter wurde hingegen wie eine Prinzessin behandelt, weil war ja pflegeleicht.

Habe damals bis zur Selbstaufgabe versucht mich anzupassen und für die Frau da zu sein und bin da völlig untergegangen.
Zum Dank für meine Aufopferung wurde ich mehrmals betrogen und musste irgendwann schmerzlich realisieren, dass Feierabend war.
Danach kam natürlich noch mehr Wahrheit ans Tageslicht.

Hausaufgaben mit ihrem Sohn waren eine wahre Freude. Im Haus war es immer hektisch und laut. Wie sollte er sich da auf seine Hausaufgaben konzentrieren können wenn seine Mutter in der Küche rumwuselt, ein bekloppter Hund abdreht und seine Schwester vor der Glotze hängt :hear_no_evil:

Iwie habe ich ihn am besten verstanden und dann einen ruhigeren Ort mit ihm gesucht, weg von seiner Mutter, Schwester und Hund.
Da konnte ich dann geduldig mit ihm sitzen und ihn motivieren dranzubleiben.
War quasi dann sein Ruhepol und iwie hat er es auch gemerkt. Er hat auch ziemlich früh schon Papi zu mir gesagt und brauchte einen Ersatz.

Hatte irgendwie ein Gespür für seine Probleme, weil ich ADHS immerhin bei meinen Brüdern in Kindheit kannte.

Aber mich selbst konnte ich damals nicht sehen und hab völlig unbewusst im Autopilot gelebt🙈

Er wurde seiner Mutter gegenüber aber immer aggressiver und hat gehauen und getreten.
Damit kam ich leider überhaupt nicht klar und muss jetzt im Nachhinein feststellen, dass ich mich dann wie mein eigener Vater verhalten habe, der quasi, genau wie ich, in diesem Chaos steckte und nicht klar kam.

Ich wurde in solchen Situationen dann leider auch impulsiv und aggressiv.
Bin nur froh, dass ich ihn nie geschlagen habe.

Statt der Ex-Frau zu helfen, hätte ich ihrem Sohn helfen sollen, denn er konnte ja am wenigsten dafür.

Als ich mit knapp 40 dann selber die Diagnose bekam und rückwärts erkannte, was da abging, tat es mir sehr leid für ihn.

Mittlerweile müsste er erwachsen sein und ich frage mich manchmal, ob er durch mein Verhalten und meine Überforderung zusätzlich noch einen wegbekommen hat und ob ich mit einer Entschuldigung vielleicht Wunden heilen könnte, die mein Vater in meiner Kindheit ja genauso in mir verursacht hatte.

Brrrr… wenn man nie so werden wollte wie seine eigenen Eltern, aber unbewusst fast genauso wurde.

Mittlerweile verstehe ich das alles und bin rückblickend einfach nur froh, dass es nicht schlimmer eskaliert ist.

Puh, da kommt wieder was hoch heute und bin voll abgebogen hier.

Es ging doch eigentlich um Fokus bei der Arbeit :smile:

Also da hilft mir Elvanse wirklich sehr, aber so wirklich gut wurde es erst ab 50mg.

Aktuell nehme ich knapp eine Woche 70mg auf Probe. Die Wirkung hat sich im letzten Schritt doch nochmal deutlich verändert.

Es geht mir noch besser.
Ich neige seitdem aber dazu, in einem positiven Hyperfokus zu landen und habe mir seit gestern nun für tagsüber mehrere Wecker in Abständen von 2 Stunden gestellt, um mich an Pausen zu erinnern, falls ich doch mal wieder zu sehr in der Arbeit versunken bin.

Ich habe aber auch so mega Lust auf den Job, weil ich seit dem Medikament klarer denken kann und immer mehr durchblicke.

Wenn früher etwas zu komplex war, wurde ich total ängstlich und mein Kopf hat abgebrochen zu denken. War mega frustrierend, weil mir der Beruf doch so viel Spaß macht. Habe dann oft nur das Nötigste erlernt und vermieden, wo es nur ging.

Elvanse hat mir mit depressiven Verstimmungen und der Angststörung wirklich enorm geholfen.

Fühle mich eigentlich gar nicht mehr ängstlich und bin total motiviert.

Ich tauche dadurch in Bereiche ein, die ich jahrelang vermieden hatte und verstehe das auf einmal alles und erlebe ganz viele Klick-Momente und kann auch neue Aufgaben viel strukturierter angehen.

Nachdem mein Chef uns im Dezember letzten Jahres verließ, verfiel ich total in Panik.
Er hatte 5 Jahre mehr Erfahrung und war mein Anker.

Plötzlich war ich er und damit völlig überfordert.
Antidepressiva halfen damals nicht ausreichend, aber eine Therapie mit Medizinal Cannabis half dann in den ersten 4-5 Monaten gut. Es waren Sorten, mit denen ich fokussiert arbeiten, aber trotzdem entspannt sein konnte, ohne müde oder platt rumzuhängen und körperlich high zu sein.

Davor war ich nie so klar im Kopf gewesen.
Paradoxe Wirkung?

Der Kopf hatte mehr Dopamin (wusste ja immer noch nichts von meinem ADHS) und alles lichtete sich langsam. Konnte lernen und vieles aufholen und mich im Beruf besser organsieren und habe alles angefangen für mich zu dokumentieren.

Würde ich zwar nicht nochmal machen wollen, aber ohne diese Phase hätte ich nicht immer mehr zu mir selber gefunden und angefangen, Dinge zu hinterfragen. Dieser Umdenkprozess und das Auseinandersetzen mit dieser Medizin brachten mich sogar im Juni zurück zu ADHS :see_no_evil:

Heute mit der Diagnose und passendem Medikament ist es nochmal so viel besser.

Wie ein kleines Kind, dass alles neu erkunden und lernen will :partying_face:

Das Thema Akzeptanz in der Familie ist so eine Sache.

ADHS war ja immer da, aber keiner hat jemals wirklich an sich gearbeitet und die machen mir leider auch nicht den Eindruck, dass da jemals Einsicht und Veränderung an sich selbst zu erwarten ist.

Zum Selbstschutz habe ich diese Trigger auf Eis gelegt und kümmere mich zum ersten mal in meinem Leben um mich selbst.

Sollen die anderen in der „Familie“ doch so bleiben und ihre Probleme weiterhin auf andere schieben. Komme so nicht mehr mit denen klar und würde in Zukunft nicht mehr klein beigeben. Es würde nur noch knallen zwischen uns :partying_face:

Bin gespannt wie es für dich mit dem passenden Medikament im Büro klappen wird :muscle:t3:

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