Mir ist aufgefallen, dass sobald mich jemand aktiv ermahnt oder daneben steht, kann ich auf einmal arbeiten. Am besten ist es, wenn ich nicht alleine arbeiten muss, sondern jemand aktiv mit dabei ist. Dann habe ich das Gefühl, gehe ich sogar etwas auf. Wenn ich zurück blicke, merke ich auch, dass das schon die einzige Möglichkeit für mich war, meine Hausaufgaben zu machen: meine Mutter musste immer dabei sein. Mindestens musste sie im gleichen Raum sein. Ganz alleine in einem Raum hat gar nicht geklappt.
So ist es nun auch bei mir auf der Arbeit. Ich kann, wenn ich ganz alleine bin überhaupt nicht arbeiten. Ich muss zusammen mit mindestens einer weiteren Person an etwas arbeiten, sondern hält sich die Konzentration nicht lange aufrecht.
Diesen Einfall wollte ich einfach mal mit euch teilen. Leider ist das ganze in meinem Beruf, in dem man hauptsächlich alleine vorm Rechner sitzt (während alle anderen im HO sind), kontraproduktiv.
Wie ist das bei euch?
Bei mir tatsächlich genau umgekehrt!
Wenn ich funktionieren möchte, muss ich so viele Ablenkungen wie möglich ausklammern Gelegentlich reicht da schon meine Katze auf’m Schoß, um mich zu sehr Abzulenken. Eine andere Person im Raum würde mich bestenfalls ablenken, schlimmstenfalls stressen.
Hast du für dich im Homeoffice schon mal dran gedacht, ob ein Voicechannel in Frage kommt? Also, über Discord oder ähnliches, ein „offenes Telefonat“ im Hintergrund, mit einer guten Kollegin, oder Freundin? Da könnte man sich gegenseitig Gesellschaft leisten, und vielleicht fühlt sich das für dich genug an, als ob jemand „im Raum“ ist.
Ich mache das in der Freizeit mit Freunden gelegentlich, da reden wir nicht mal aktiv die ganze Zeit, sondern es läuft einfach so mit offenem Mikrofon im Hintergrund und wenn jemand was reden will, wird geredet. Oft wird die Stille auch nur durch ein „Jo, ich geh kurz was Essen, bis nachher“ unterbrochen.
Das was Du beschreibst nennt sich „body doubling“. Im Endeffekt soll das die Produktivität und den Fokus von Menschen mit ADHS fördern. Anscheinend funktioniert das auch mit Gegenständen (man setzt sich einen Wilson daneben) oder Haustieren. Wie sich das genau erklärt weiss ich nicht.
Es wird aber wohl von ADHS Coaches empfohlen und auch angeboten.
Bei mir funktioniert das eher so semi, wenn ich ehrlich bin. Mache das möglicherweise aber auch falsch.
Ich bin nie im Homeoffice, von daher erübrigt sich das.
Ich sitze auf der Arbeit sogar manchmal mit Kollegen im Büro, aber das hilft auch nicht großartig. Ich glaube ich brauche wirklich jemanden, der mit mir arbeitet.
Den Begriff kannte ich noch nicht. Danach gegoogled und direkt ne ganze Website speziell für ADHSler bekommen, bei der man sich dann online zum arbeiten treffen kann.
Aber wie gesagt, es hiflt vielleicht ein bisschen, wenn jemand anders überhaupt mit im Raum sitzt, aber allein Heute merke ich zum Beispiel, dass das nicht reicht. Meiner bisherigen Erfahrung zu urteilen kann ich erst wirklich problemlos arbeiten, wenn ich mit anderen Leuten zusammen an einer Sache arbeite…
Oh, tut mir Leid, mein Fehler! Ich hatte mich verlesen, ich dachte, du hattest geschrieben, dass du „alleine im Home Office vor’m Rechner sitzt“ und nicht, dass alle anderen im HO sind Ich muss besser lesen lernen haha
Was heißt in dem Kontext „zusammen an einer Sache arbeiten“? Physisch in einem Raum an einen spezifischen Projekt arbeiten und sich konstant austauschen oder generell einfach Projekte?
Finde ich super, dass Dir das hilft.
Funktioniert das dann generell? Also egal wer daran mitarbeitet?
Bei mir funktioniert das beispielsweise nur, wenn die Leute ähnlich ticken wie ich. Also ranklotzen und powern. Sobald da auch nur eine Trantüte dabei ist kann es gut passieren, dass ich auch mal sauer werde oder entsprechend unkonzentriert, weil ich mich ständig über die Trantüte aufrege.
Wenn ich zurück blicke, packt mich das kalte Grausen. Meine Mutter war so extrem auf fehlerfreie und sauber geschriebene Hausaufgaben fokussiert, dass ich nur noch blockiert war. Ich habe es gehasst! Letztendlich hat es nur meine Kreativität im Erfinden von Ausreden, warum wir gerade heute schon wieder keine Hausaufgaben auf haben, gefördert. Hat natürlich letztendlich nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Aber dank ADHS versucht man es halt immer wieder.
Mit body-doubling komme ich gut zurecht. Ich mache das mindestens 2x die Woche. In unserer ADHS-Coachinggruppe wird es Buddy-Coaching genannt. Da finde ich den Begriff auch stimmiger. Wichtig ist, dass man ein vorher definiertes Ziel verfolgt, welches auch realistisch ist. Im Anschluss wird dann noch reflektiert, was erreicht wurde, was förderlich und hinderlich war. Man kann noch zusätzliche Skills ausprobieren, z.B. Pomodoro-Methode, binaurale beats, etc.
Aber wie es halt so ist: Auch das ist kein Rezept für jeden. Man muss halt probieren was passt, immer wieder modifizieren und schauen, wie man den Dopaminball im Spiel hält.
Ich meine wirklich zusammen an einem spezifischen Projekt. Sodass man konstanten Kontakt und Austausch hat. Das hilft mir persönlich bei der Sache zu bleiben. Wenn jemand mit dabei ist, kann ich gar nicht auf die „Idee“ kommen mich von Foren oder dem Handy ablenken zu lassen. Ich habe auch das Gefühl, dass ich besser lernen kann, wenn jemand dabei ist. Man kann etwas „Denklast“ abgeben, bzw. auf 2 Köpfe verteilen. Dadurch kann ich auch mal durchatmen und steh nicht so unter Strom…
Man kann noch zusätzliche Skills ausprobieren, z.B. Pomodoro-Methode, binaurale beats, etc.
Pomodoro hatte ich ja auch mal ausprobiert, wie immer ging das ne Woche gut und dann nicht mehr.
Aber wie es halt so ist: Auch das ist kein Rezept für jeden. Man muss halt probieren was passt, immer wieder modifizieren und schauen, wie man den Dopaminball im Spiel hält.
Und das muss man ja gefühlt jede 2. Woche machen, das ist super anstrengend xd
Ich kenne beides, manche Arbeiten, in der Regel die ich nicht gerne mache, kann ich besser erledigen wenn jemand „mitmacht“, oder zumindest „in der Nähe ist“, oder mir eben von Zeit zu Zeit immer mal wieder einen Arschtritt gibt.
Bei Arbeiten die ich gerne mache verhält es sich ehr umgekehrt, da bin ich dann lieber allein und ungestört.
Zum Beispiel beim Malen, wenn ich dann in einen Hyperfokus falle, was meistens Nachts bei mir passiert, jedenfalls war ich beim Malen schon immer Nachts am kreativsten, da darf mich dann niemand stören.
Das nenne ich auch und zwar seit meiner frühesten Kindheit. Heute bin ich Inhaberin einer Firma und bei komplexeren Themen wünsche ich mir immernoch jemanden an meiner Seite. Und tatsächlich hilft es, wenn ich während der Arbeit meinen Hund erkläre, was ich gerade mache. Es dauert nicht lange, dann bin ich in einem „Tunnel“ und arbeite ohne Unterbrechung. Es muss nur der erste Schritt gemacht werden. Mir hilft da, dass ich mir ständig vorbete, dass ich das auch alleine schaffe, ich bin ja schon groß und das Problem ist bekannt. Aber sehr oft reicht das nicht aus. Die Konsequenz ist, dass die Arbeit nicht erledigt ist, der Kunde unzufrieden ist und ich mich schlecht fühle. Ein ewiger Kreislauf.
Ich wünsche Dir dennoch viel Erfolg!
Mir reicht es, wenn jemand dabei ist, der mich bespaßt. Wenn die Person noch mitmacht… kommt es darauf an. Ich habe oft sehr genaue Vorstellungen, wie was gemacht werden soll, damit kann ich andere schon mal vor den Kopf stoßen.
Meine beste Freundin hat das hervorragend erkannt „Zusammen kochen? Ach, du brauchst jemanden, der dir Gesellschaft leistet! Alles klar, ich setze mich hier hin, mache dumme Kommentare und du sagst mir, wenn und wie ich helfen kann“
Beim Aufräumen genau so. Ich bin allerdings meistens alleine, was auch irgendwie ganz gut ist.
Dieses body doubling… funktioniert das auch für zB den Hausputz?
Bei mir funktioniert es viel besser. Ich war vorhin gerade in der Telegramm Gruppe dazu aktiv und dort gibt es den Link zum Raum. Obwohl heute niemand Zeit hatte, hat mir der Gedanke, dass jederzeit jemand dazu kommen kann, ausgereicht, meinen Wochenendputz zu schaffen .