Wer hat gute Erfahrungen mit Psychotherapie in Bezug auf ADHS?

Berufsrechtlich darf er das nicht.
Therapeuten für Erwachsene dürften Kinder behandeln (privat), umgekehrt geht es leider nicht.

Es sei denn, man nennt es „Coaching“. Das darf ja jeder. :thinking:

Da jedoch auch die Therapeuten für Kinder überlaufen sind, macht das wahrscheinlich für die Therapeutin keinen Sinn.

Wie wäre es denn mit dem Programm von Martin Winkler? Oder mit einer Achtsamkeitsbasierten Therapie?

Oder ein Tandem Partner hier aus dem Forum?

Es gab hier auch schon mal eine Art Gruppe. Hab ich nur gelesen.

Könnte mir aber auch vorstellen das wir etwas entwickeln mit regelmäßigen online Treffen.

Allein der Austausch hilft mir hier auch schon.

Verstehe den Frust trotzdem.

Kannst du konkretisieren, wofür du die Hilfe des Therapeuten hauptsächlich haben möchtest?

Wenn die Medikamente gut funktionieren - kannst du das was du gelernt hast vielleicht besser umsetzen.
So ist es eigentlich gedacht.

Leider liest man hier im Forum auch kaum von positiven Erfahrungen mit Psychotherapie.

Das kann natürlich auch daran liegen, dass es zu wenige Therapeuten gibt oder zu wenige mit entsprechender Kompetenz.

Also wenn schon Coaching, könnte ich mir vorstellen, dass das ein gutes Konzept ist.

Kostet 69 Euro/ Monat für drei Monate.

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Hallo liebe Community.

Hier ein paar Gedanken von mir zum Thema ADHS und Psychotherapie. Ausdrücklich: Meine Sicht auf die Dinge, kann man so sehen oder auch anders.

Die Frage nach „der“ hilfreichen Psychotherapie bringt einige grundlegende Probleme mit sich.

Psychotherapie ist nach wie vor alles andere als etwas, das sich mit naturwissenschaftlichen Methoden erforschen und vermessen ließe, es gibt keine Exaktheit darin. Und sie lässt sich somit auch nicht mit einer medizinischen Behandlung vergleichen. Aussagen in Leitlinien sind insofern nur eine grobe Orientierung. Das Loblied auf kognitive Verhaltenstherapie entsteht aber, da oft so getan wird, als sei das möglich. Präzise Messungen, präzise Operationalisierungen, präzise Erklärungsmodelle und präzises Wissen um die Wirkmechanismen.
Das sehe ich mehr im Bereich der Hoffnung als im Bereich der Realität.

Bei ADHS wird es noch schwieriger. Da so viel an der gesamten Neurodiversität noch nicht erforscht ist. Und biologisch/ medizinische Forschung nur eine Seite erforscht und wesentliche Fragen offen lässt. Die Art zu fühlen, die Emotionalität zum Beispiel.

Und möglicherweise sind Autismus und ADHS enger verwandt als man heute bereits versteht - insbesondere hinsichtlich der Emotionalität und des Bindung- bzw Beziehungserlebens.

ADHSler haben sehr unterschiedliche Probleme und bringen sehr unterschiedliche Ressourcen mit, und die Mehrheit hat (unterschiedlichste) Komorbiditäten. Damit wird es immer unwahrscheinlicher, dass es DIE Therapie(Methode) gibt.

Die Erwartungen, was Psychotherapie kann, sind meistens viel zu hoch und überfordern oft - BEIDE SEITEN. Und einer bekommt dann den schwarzen Peter, die Schuld. Der unfähige Therapeut oder die unmotivierte Patientin. Wie gemein. Oft ist beides nicht zutreffend.
Ein ADHS freies Leben kommt dabei nicht heraus, es bleibt herausfordernd. Der Änderungswunsch hat oft schon ziemliche Fallen. Was, wenn man stattdessen sich einfach an seine eigene Begrenztheit anpassen würde und damit Frieden schließen könnte? Leben im Rahmen der eigene Möglichkeiten statt zu versuchen , gesellschaftliche Normen zu erfüllen? Wenn letztere nicht mal oft ziemlich krank machen…

Und nun? Ich möchte damit überhaupt nicht hinaus auf Aussichtslosigkeit, sondern mehr auf Empowerment. Ermutigung, für sich selbst Expertin zu werden. Wer kann mir wobei genau helfen? Ich definiere, was mein Problem genau ist und was ich ändern möchte und frage, ob der andere mich dabei begleitet, es sich zutraut.
So ziemlich auf Platz 1 zu setzen, wie gut die Beziehung zueinander ist, ob es Wertschätzung, Vertrauen gibt, ob man die Grenzen des anderen akzeptieren kann. Und sich auf einige wenige Probleme zu begrenzen, fürs erste zumindest. Statt sich selbst ohnmächtig zu fühlen und Psychotherapeuten undLeitlinien in eine (All)Machtposition zu setzen.

Psychotherapien sind höchst individuelle Geschichten. Liebesbeziehungen und Romane kann man auch nicht standardisieren.

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Das hast Du sehr gut geschrieben @Tom108. Alles. Danke.

Du hast Recht. Da kann es kein „Schema F“ geben.

:+1::+1::+1:

Ich mag auch den Satz „aus einem Pinguin :penguin: wird keine Giraffe :giraffe:“.

Von Hirschhausen. Kürzlich zum ersten Mal gelesen.

Freut mich zu hören bzw zu lesen, danke für die Rückmeldung!

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Menschen ändern sich nur selten komplett und grundsätzlich. Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe. Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und Schwimm!
Und du wirst wissen, wie es ist, in Deinem Element zu sein.

https://www.hirschhausen.com/glueck/die-pinguingeschichte.php[quote=„Justine, post:1, topic:12118, full:true“]
Mich würden mal die konkreten Erfahrungen interessieren- welche Therapieform und wie das konkret geholfen hat.

Wie arbeiten Therapeuten mit ADHS Kompetenz?

Leider fehlt mir hier noch die Kategorie dafür.
[/quote]

Tom hat es doch treffend formuliert

Im Gegenzug mal die Frage, welche Art Therapie würdest du selbst denn für dich gut finden?

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Meine ist Individualpsychologin, also sogar bei den analytischen Schulen anzusiedeln, und geht das ganze sehr ganzheitlich an.

Sie leugnet ADHS nicht (wie man Analytiker:innen eher mal nachsagt; am Ende muss man es sich einzeln angucken), sie sieht es im Kontext meines Aufwachsens, bzw betrachtet ADHS und alles drumrum mit dem biopsychosozialen Modell.
Sie gibt viel Raum zum Ausheulen, Ausprobieren, hält schwierige Emotionen und Situationen mit mir aus - ohne zu einer Lösung zu hasten (im Gegenteil: „sit with it“ wird groß geschrieben), begleitet mehr als dass sie leitet (außer ich schweif zu arg ab) und bekräftigt mich mit all dem auf eine sehr einfühlsame Art bei meiner Selbstwirksamkeit und Selbstakzeptanz.

Viele alte Erfahrungen werden verarbeitet, es geht weniger um Selbstoptimierung als mehr darum, dass ich meinen Weg finde und wie ich mit mir im Großen und Ganzen zufrieden sein kann, in all meinen Nuancen.
:slight_smile:

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Ich glaube, eine welche achtsamkeitsbasierte Elemente und evtl Unterstützung um praktische Strategien zu entwickeln vereint.

Ersteres habe ich in der Vergangenheit gehabt - zumindest eine Begleitung, die mir sehr geholfen hat - obwohl keine ADHS Kompetenz da war. Das war trotzdem im Nachhinein wertvoller als jede Therapie die ich mir vorstellen kann.

Und die praktischen Strategien hab ich selbst gefunden. Hat nur mitunter 20 Jahre gedauert (und dauert noch).

Und das ist wirklich auch treffend formuliert. Wie auch die anderen Sätze von ihm!

Und trotzdem finde ich die persönlichen Erfahrungen von anderen wirklich spannend!! :blush:

Hi Justine,
ich benötigte etwas Zeit, damit die Antwort „reifen“ konnte und gerade habe ich mal wieder in mein Emoflex-Tagebuch geschaut. Emoflex hat mir geholfen, eine berufliche Entscheidung zu treffen. Es hat mir geholfen, eine von mir als verletzend wahrgenommene Äußerung meiner Partnerin erfolgreich aufzuarbeiten. Auch meine chronisch verstopfte Nase und Kopfschmerzen konnte ich mit Emoflex lindern. Ich habe es genutzt, mich auf eine schwierige Begegnung vorzubereiten. Und es ist mir gelungen, meinen Fokus in einem Gespräch wieder zu erlangen. Einmal habe ich es bei meinem Sohn angewendet, der Schwierigkeiten beim Vorlesen hat. Anschließend konnte er den Text viel flüssiger lesen und seine Reaktion war: „Papa, wie hast du das gemacht?“ Die Bandbreite, wo es zum Einsatz kommen kann, ist enorm. Die Methode ist nicht für jeden gleich gut geeignet. Wenn man gut visualisieren (besser: imaginieren) kann (innere Bilder entstehen lassen), ist man klar im Vorteil. Mein Problem ist, wie so oft: Ich wende es viel zu selten an und in Situationen, in denen es mir helfen würde, denke ich nicht daran. F…ing ADHS-Brain. Die Funktionsweise ist in dem Video ja gut erklärt. Für mich hat es sich jedenfalls gelohnt und ich hoffe, dass irgendwann die Fortsetzung des Workshops kommt. Das kann allerdings ein Weilchen dauern, weil unsere Coachinggruppe noch weiterläuft.

Beste Grüße

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