Wie beschreibt ihr ADHS?

Hi,
Ich tue mich immer sehr schwer jemand anders zu erklären wie ich mich mit ADHS fühle…
Deshalb bin ich auf die Idee gekommen euch mal zu fragen…
Wie fühlt ihr euch mit ADHS und wie habt ihr gemerkt das ihr „anders“ seid?
Lg Lara

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Ich beschreibe es so eng vertrauten Personen:

Ich nehme permanent sehr viel wahr und habe immer viele Gedanken gleichzeitig in meinem Kopf. Die ganze Zeit prasseln ohne Unterbrechung Informationen auf mich ein, die ich im Kopf sehr komplex zusammensetze. Ich denke immer sehr weit und mache viele und ungewöhnliche Verknüpfungen, bin also sehr kreativ. Ich kann allerdings nichts davon steuern, ausblenden oder in Bahnen lenken. Ich kann diese Dinge nicht einfach priorisieren, sie müssen auch gar keinen Sinn ergeben und können aufgrund der Datenflut auch sehr oft nicht lange aufrecht erhalten werden. Das heißt, mich auf etwas zu konzentrieren fällt mir oft sehr schwer.

Ich weiß nicht, ob es Autismus oder eine erlernte Strategie von mir ist, dass ich ohne klare Struktur und Logik funktionsunfähig bin und dass ich so oft die Gedanken wieder durchgehe, bis ich es zuende gedacht habe. Das sind Prozesse, die bei mir seeehr lange dauern, dafür weiß ich irgendwann richtig viel in einem Gebiet.

Innerlich fühle ich mich meistens unruhig und getrieben. Daher brauche ich viel Bewegung, kann nicht lange in einer Position verharren oder auf einem unbequemen Stuhl ruhig sitzen oder so.

Ich brauche viele spannende Reize in meinem Leben auf der einen Seite. Mein Gehirn sucht automatisch nach Spannung. Das Gute daran ist, dass mir nie langweilig ist und ich mich immer weiterentwickle. Und auf der anderen Seite bin ich häufig überfordert durch die Datenflut. Sinnenreize wie Geräusche, Gerüche, Licht und Berührungen sind für mich sehr stark. Es gibt nichts für mich im Hintergrund, sondern nur alles ganz nah. Regelmäßig wird mir Alles zu viel und dann falle ich in eine Starre, die schwer aufzulösen ist.

Ich bin sehr emotional. Ich fühle sehr intensiv und hatte immer wieder starke Emotionsschwankungen mit impulsiven Verhaltensmustern.

Dadurch dass meine ADHS lange unbehandelt war, habe ich einige Begleiterkrankungen wie Depressionen und eine Traumafolgestörung entwickelt. Ich denke, mein schlechtes Selbstbewusstsein kommt auch daher.

Mir helfen Medikamente, um die Datenflut zu verringern und mich ruhiger zu fühlen.

Für nicht eng vertraute Personen habe ich noch keine passende Kurzform gefunden. Bin daher gespannt, was Andere hier schreiben.

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Ich finde das auch sehr schwierig. Ich muss es ja nicht jedem erzählen, aber für verschiedene Personen, denen ich es mitteilen möchte, hätte ich gern eine kurze Version und eine von mittlerer Länge. Ich habe aber das Gefühl, daß ich damit einige Personen, die sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt haben oder nicht besonders emphatisch sind, zum Beispiel ältere Leutchen aus dem familiären Umfeld, nicht wirklich abholen würde.

Fachbegriffe kann man in dem Kontext nicht verwenden, und wenn man es in Alltagssprache formuliert, klingt es in deren Ohren vielleicht so banal, daß diese Leute nicht verstehen, was das überhaupt soll.

Manchen Personen würde ich lieber einen Link zu einem Erklärvideo geben oder ein bedrucktes Kärtchen in die Hand drücken, damit sie es sich durchlesen können, weil ich mit Unverständnis rechne, wenn ich es ihnen mündlich erkläre. Was vielleicht auch ein wenig mit meinem ASS zusammenhängt.

Ich habe noch keine Formulierungen gefunden, die ich überzeugend finde. Anders sieht es bei Leuten aus, denen das Thema Neurodivergenz nicht fremd ist. Denen kann ich ganz gut erklären, wie es mir geht.

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Ich erkläre das meistens so:

  • alles gleichzeitig machen, die Hälfte bleibt liegen,weil man wieder was neues gefunden hat oder einen neuen einfall/idee/ gedanken hatte
  • Bedürfnisse nehme ich nicht war: manchmal fällt mir nach 8h stunden auf ,dass ich mal aufs klo muss, essen/trinken muss,weil die Körper schmerzen sendet
  • ich bin ein strukturliebender chaot
  • ich habe es gern sauber und ordentlich, aber da wo ich bin ,sieht es aus als wäre was explodiert (aussage mein mann)
  • ich bin innerlich oft am schreien, weil man mir beigebracht hat ,es nicht (in der Öffentlichkeit) nach aussen zu lassen
  • mein hirn ist rasent schnell mit ner fahrradbremse
  • ich habe sofort plan b,c,x,y parat wenn plan a nicht funktioniert
  • ich werde super schnell nervös bei Lärm, zu vielen Menschen, grelles Licht
  • ich spüre Stimmungen
  • ich bin zeitblind und super vergesslich
  • unangenehme Dinge werden prokrastiniert
  • Rechnungen fast sxhon aus Prinzip erst nach der der ersten Mahnung bezahlt, weil unangenehm
  • kein Gefühl für Zeit
  • …könnte noch ewig weiter schreiben, aber das waren erstmal mal die wichtigsten Dinge :smiley:
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Ich bin da „modern“ und ziehe Werbung zur Erklärung heran:
Kennst du diese Kaugummi-Werbung, wo der Typ in der Bibliothek sitzt und auf einmal einen schreienden Mund auf der Stirn hat? Ja? Das ist mein Hirn rund um die Uhr und da hilft kein Kaugummi ….
Alle anderen/weiteren Erläuterungen fallen meist in die „Ja ja“-Rubrik oder werden als „Ausrede“ deklariert. Depressionen hat schließlich auch jeder schon mal gehabt, da reißt man sich mal zusammen und dann läuft das wieder.

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Falls mich heutzutage jemand fragen sollte was ADHS ist, dann rede ich mir nicht mehr das Maul fusselig und versuche verzweifelt jemand ADHS zu erklären.
Sondern sage dann in Zukunft nur, (falls es dazu kommen sollte) : „weisst du was, du hast doch ein Smartphone oder?, gib dort bei deiner Suchfunkion mal „ADHS bei Erwachsenen“ ein, dann wirst du ganz sicher sehr viel Informationen zu ADHS finden“.
Natürlich werde ich dann wahrscheinlich blöde angeglotzt, vielleicht weil die Person dann denkt „man ist die aber unfreundlich“, aber ganz ehrlich, dass ist mir dann egal, weil Hey schliesslich leben wir ja alle im Computer Zeitalter.
Und wer täglich an seinem Handy hängt und genug Zeit hat um damit Videos und weiss der Geier was sonst was anzuschauen, der kann auch ansonsten selbst googeln was ihn gerade so interessiert. :person_shrugging:

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Stress

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Da kann ich dich gut verstehen. Ich bekomme auch die Krise, wenn ich bei fb oder auf Quroa sehe, dass die Menschen den ganzen Tag am Smartphone kleben aber nicht ein oder zwei Stichwörter in Google oder YouTube eingeben können. Stadtmessen beschäftigen sie andere Menschen das zu tun. Die Technik wird immer einfacher und schneller, aber die Menschen immer fauler und bequemer.

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Das ist eine sehr gute Frage, welche ich mir selber auch schon gestellt habe. Als ich mich im Diagnoseverfahren befunden hatte, habe ich versucht bei einem Treffen mit meinen Freunden, das zu erklären… Eine Freundin konnte es überhaupt nicht verstehen bzw nachvollziehen. Der Klassiker: Hä? Aber so fühlt sich doch jeder mal?! (—> analog Depression: jeder fühlt sich doch mal schlecht!). Ich nehme es ihr nicht übel, da sie ein sehr logisch agierender Mensch ist. Die Anderen konnten es verstehen, vor allem das Thema Impulsivität, das haben die bei mir sofort bestätigt :face_with_peeking_eye: Interessant war, dass eine Freundin dann erzählt hat, dass eine andere Freundin von ihr (aus einem anderen Freundeskreis, welchen wir nicht kennen), auch vor kurzem die Diagnose erhalten hat. Bei ihr war das also gerade sowieso ein bisschen ein aktuelles Thema :sweat_smile:
Ich weihe bis jetzt nur sehr wenige in das Thema ein, weswegen ich nicht wirklich viel erklären muss. Enge Familie weiß es (da ist viel Interesse. Ich vermute da noch mehr Undiagnostizierte…), Freunde. Punkt. Ach, und eine (!) Arbeitskollegin (große Ausnahme!). Wir sind gleich alt, kommen gut miteinander aus und ich habe den Verdacht, sie hat das auch… Deswegen hab ich sie mal vorsichtig auf das Thema angesprochen und ihr dabei gesagt, dass ich selber betroffen bin. Um ihr zu zeigen, dass ich kein „Normalo“ bin, welcher sie für „krank“ erklären will.
Einer anderen Freundin habe ich es auch gesagt und die meinte „DU hast ADHS???“. Dann hat sie im gleichen Zug gesagt, sie wäre ein „Ritalin-Kind“. Also in der Kindheit diagnostiziert. Sie konnte es aber erst gar nicht glauben, dass ich das habe. Bin ja „erfolgreich“ und nirgends so wirklich gescheitert und nicht Hyperaktiv… Ihr „Geständnis“ hat aber auch hier eine Vermutung meinerseits bestätigt… sie macht aber beim Thema Medikamente komplett zu. Sie hat es im Griff, sagt sie… :neutral_face:

Wem würdest du denn erklären wollen, wie du dich mit ADHS fühlst? Und warum?

Das finde ich noch viel schwieriger zu beantworten. Ich habe es nicht irgendwie gemerkt, das war einfach schon immer irgendwie so da. Als Kind ging es noch, ab der Pubertät wurde es immer schlimmer. Die alle da drüben, ich hier. Ich bin irgendwie anders… konnte es aber (bis heute!) nicht benennen, was das „anders“ genau eigentlich ist. Da bin ich selber ratlos.
Aber dem jungen Erwachsenenalter habe ich das auch ein paar Mal direkt ins Gesicht gesagt bekommen: du bist komisch.
Das macht natürlich was mit dem Selbstwertgefühl…

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Vielen Dank für alle eure Antworten :blush:

Wenn ich keine ADHS-Medikamente nehme, ist da ein ständiger innerer Schweinehund, der es mir erschwert, kompliziertere oder aufwendige Aufgaben anzufangen.

Auch sind meine Gedanken dann sehr sprunghaft - ich will z.B. im Wohnzimmer Blumen gießen, finde dann in der Küche die Gießkanne nicht, dafür fange ich an zu spülen, mache mir noch was zu essen und vergesse den ganzen Tag die Blumen, bis mir abends auffällt, dass sie schon traurig die Blätter hängen lassen.

Abends hab ich oft noch tausend Gedanken im Kopf, muss aber irgendwann eigentlich schlafen gehen, bin dann aber total unruhig und denke über irgendwelche Dinge stundenlang nach, bis ich hoffentlich irgendwann einschlafe. Zwischendurch gehe ich dann nochmal zum Kühlschrank, spiel am Handy oder…

Ich habe es der Familie erzählt, die haben es erst nicht verstanden, aber als ich es erklärt hab, war es klar. Auch die Ablehnung der Medikamente haben sie aufgegeben, als ich ihnen erklärt habe, wie der Wirkmechanismus ist und das es wirklich hilft.
Freunde haben teilweise mit Unverständnis reagiert. Nicht direkt mit Ablehnung, aber sie scheinen damit nicht direkt was anfangen zu können, hab ich teilweise den Eindruck.
Ganz anders auf der Arbeit, meine Kollegen fanden es voll interessant und wollten alles mögliche wissen, der eine fragte mich sogar nach dem Ablauf der Diagnostik und meinte, er vermutet was in die Richtung bei sich selbst.

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Das ist eine spannende Frage.

Das ich „anders“ bin, wurde mir bereits im Kindergarten sehr deutlich. Ich war „zu wild“, „zu laut“, „zu zappelig“, ja eigentlich „zu alles“. Ich wurde für meine Kreativität gelobt und mein soziales Engagement. Insgesamt hatte ich aber wenig Anschluss an gleichaltrige, da die anderen Mädels mich doof fanden, weil ich mich wie ein Junge verhalten habe. Ich fand es aber nicht schlimm in Matschpfützen rumzuspringen, bei Regen draußen zu spielen, auf Bäume zu klettern oder oder oder. Das hat sich durch mein ganzes Leben durchgezogen, ich war vielen einfach zuviel, mit meiner Impulsivität, meinem einnehmenden Wesen und dem Kopf voller Flausen. Daraus hat sich eine tiefsitzende Depression manifestiert mit PTBS schüben. Die Welt hat mir also ganz deutlich gezeigt, das ich nicht in sie hineinpasse. Inzwischen weiß ich das sehr zu schätzen, denn ich sitze in meiner bunt schillernden Welt und entscheide wer eintreten darf und wer nicht.

Mein Chaos zu erklären ist aber schwierig, da ich mich bislang nur auf die negativen Seiten fokussiert habe, ohne die Vorteile zu sehen.

Also, was kann ich nicht?

  • Aufmerksam zuhören und wenn nur mit deutlicher Anstrengung
  • Dinge ausblenden die ich unangenehm finde (zB. Schmatzen und Essgeräusche)
  • Still sitzen
  • Priorisieren von aufgaben
  • Zeitmanagement
  • Reize filtern
    (Ich höre grade die Maus von meinem Kollegen klicken, ich singe im Kopf grade das Cover von Dragostea den Tei mit, aber im Original, nicht das Cover, draussen auf dem Flur unterhalten sich grade zwei Frauen, eine scheint erkältet zu sein, sie hustet recht viel, dazu ist der Postbote grade reingekommen, über uns wird grade das Büro renoviert, zumindest klingt es so, es scheint windig zu sein, wenn die Äste vor dem Fenster wehen recht hektisch, ich höre meine Tastatur…)
  • Alltägliche Entscheidungen treffen, was ich essen möchte
  • Ordnung halten, wenn ich Koch und hinterher aufräume empfinde ich die Küche als sauber und aufgeräumt. Mein Mann empfindet es aber regelmäßig als Schlachtfeld. Ebenso, wenn ich mich mit Häkeln und Stricken beschäftige. Meine Projekte (mindestens 4 gleichzeitig) liegen überall rum und ich beschäftige mich mit dem was mir grade Spaß macht, das andere liegt dann auch mal länger rum. Das betitelt mein Mann dann als das kreative Caos.

Was kann ich aber besonders gut?

  • Unter Druck laufe ich besonders gut. Wenn ich in eine Situation gerate in der sehr viele Dinge gleichzeitig passieren müssen scheint für mich die Zeit still zu stehen und ich handle reflexartig
    (Beispiel: Ich war beim Hausarzt und neben der Sprechstundenhilfe ist der Zugang zur Patiententoilette. Ein Mann ist in den Raum gegangen und es war ein lautes Rummsen zu hören. Wärend die Sprechstundenhilfe mich noch fragend angeguckt hat, hab ich alle stehen und liegen lassen, die Sprechstundenhilfe gebeten sofort einen Arzt zu holen, bin in den Raum gefolgt, der offen war, den Mann angesprochen und ihn beruhigt, bis der Arzt da war.)
  • Wenn ich mich für etwas interessiere, dann sauge ich das Thema förmlich auf und bin in sehr kurzer Zeit sehr versiert
  • Ich lerne unheimlich schnell neue Dinge
  • Durch mein Interesse und meinem Willen zu arbeiten bin ich für viele Dinge ein kompetenter Ansprechpartner
  • Ich bin sehr extrovertiert, ich bin also selten alleine und finde recht schnell Anschluss
  • Ich bin unheimlich kreativ und schreibe mir selber Anleitungen für nähen, häkeln, stricken. Für kompliziertere Dinge schaue ich mir ein Tutorial auf Youtube an, scheitre 3 mal daran, schmeiß alles in die Ecke, schmoll ne Minute, versuche es nochmal und dann läuft es auch
  • Ich schreibe Geschichten für meine Familie. Wir spielen regelmäßig Pen&Paper und ich habe eine eigene Welt und Geschichte erschaffen in der sie Spielen können.
  • Ich bin unheimlich Loyal, wenn man mir Vertraut
  • Ich habe manchmal unerschöpfliche Energie, ganz besonders wenn es darum geht Blödsinn zu machen (Joghurtbakterienzüchter ist ein adäquater Job, wenn man bei Stadt, Land, FLuss keine bessere Idee hat)

Wie ich es für andere beschreibe:

Ich habe Schmetterlinge im Kopf, viele Steigen auf und ich muss mich konzentrieren welcher nun der ist, dem ich hinterherschauen muss. Manchmal sind es wenige Schmetterlinge, manchmal sehr viele und je nachdem sind die Tage anstrengender oder leichter.

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Du glaubst gar nicht, wie ich dich darum beneide… ich habe sehr erschöpfliche Energie und das ist oftmals nicht schön. Energie platzt aus mir nur heraus, wenn meine Impulsivität zuschlägt. Das ist aber idR ein Strohfeuer… danach muss ich mich erst mal hinlegen…

Ach du, es kann auch belastend sein, wenn man nicht weiß wohin mit sich selber und der Energie. Ich bin ein permanent gespanntes Gummiband, das jederzeit losspringen kann. Das frisst ebenfalls sehr viele Ressourcen, meistens in Form von Gedankenspiralen, Selbstvorwürfen, daraus resultierende Fressattacken und das ganze Spiel von vorne.

Es wäre schön, wenn man die überschüssige Energie abgeben könnte um auf gesundes Maß zu kommen. :slight_smile:

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Du hast natürlich recht! Ich wollte damit nicht zum Ausdruck bringen, dass du es einfach damit hast. Falls es so angekommen ist, möchte ich um Entschuldigung bitten :sunflower:

Extreme sind halt immer irgendwie blöd :face_exhaling:
Wie schön wäre es, wenn wir unser Energieniveau mischen und dann 50:50 aufteilen könnten. Das wäre sicher eine optimale Mischung :sweat_smile:

Das ist eine wirklich gute Frage…

Ich bin nicht ADHS Diagnostiziert aber gehe sehr stark davon aus das ich es habe und würde sagen, es fühlt sich wie ein ständiger kampf mit sich selber an.
Ein druckgefühl welches den ganzen Tag und vor allen in der Nacht versucht zu entweichen aber das Ventil verstopft ist.
Selbst wenn man sich keine Aufgaben vornimmt hat man dennoch immer etwas zu tun, schafft die aufgaben aber nie wirklich fertig.
Mir fällt es meist sehr schwer meinen Kopf zu sortieren und bei einer Sache zu bleiben denn bei jeder Bewegung, jeden Blick, jeden Gedanken den ich habe wechseln meine innerlichen Aufgaben.
Es ist teilweise würde ich sogar sagen als wenn man sich auf Instagram Reels anschaut.
Oh ein Hund, wie süß, ich hätte auch gerne einen Hund! Ich schau mal was es für Hunde gibt und was man dafür alles braucht.
Während ich schau ploppt eine Aquarium werbung auf!
Oh Fische wären auch cool, ich google Aquarien, holen den Zollstock raus und fange in der Wohnung an zu schauen wo das Aquarium gut hin passen würde.
Während ich in der Wohnung einen platz finde fällt mir auf das ich den schrank auch mal entstauben könnte und fange an die Putzsachen heraus zu holen und stelle sie ins Bad weil mir dann auffällt das ich schon seit Stunden auf Toilette wollte.
Und das geht immer so weiter und weiter und ist als wenn man das Leben als kurzfilme wahr nehmen würde bis einen irgendwann auffällt das man 10 Kurzfilme angefangen hat aber keinen zu ende geschaut hat und dann in totalem Chaos versinkt weil man überfordert ist von den ganzen unfertigen Aufgaben.

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Ich hab das nicht als Angriff oder negative Wertung aufgefasst, alles gut! :wink: Sobald es aber die Erfindung des Ernergieschubkonzentrators gibt, bist du die erste an die ich denke, wenn ich mal wieder im Zappelschub stecke. :stuck_out_tongue_winking_eye:

@Catasya
Ich kann dich so gut verstehen. Ich war heute morgen stolz, das ich es mit dem Zeitmanagement so gut hinbekommen habe. Ich konnte Duschen, in Ruhe Tee trinken und bin ohne stress, pünktlich mit dem Reminder, zur Arbeit zu fahren. Perfekter Tag!
Eben kam eine Nachricht von meinem Mann, das ich heute eine Schneise der Verwüstung hinterlassen habe, denn ähnlich wie du habe ich mich wohl heute von Tab zu Tab gearbeitet, so das meine Wäsche noch vor dem Bett lag, das nasse Handtuch auf dem Bett, mein Q-Tip noch auf der Ablage und das Taschentuch vom Naseputzen noch daneben.
Aber hey, immerhin pünktlich alles geschafft :see_no_evil:

Ich gehe mit dem Vorsatz daran das Bad zu putzen und räume am Ende den Dachboden auf, ich will einen Lappen holen um mein Fahrrad zu putzen und versacke dann oben in der Küche, weil mir dann dieses „hier kaputtes etwas einfügen, das man schon laaange repariert haben wollte“ ins Auge fällt und genau jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, an dem man das endlich in Angriff nehmen kann.

Zeitweise fühle ich mich unzurechnungsfähig, weil vermeidlich einfache Aufgaben einfach nicht gelingen. Es ist anstrengend, ja, bei mir zumindest aber auch Einstellungssache. Wir führen zuhause ein Kompensationskonto, ich weiß das ich heute etwas verbockt habe, dafür nehme ich meinem Mann nachher etwas im Haushalt ab und dann sind wir wieder Quitt. Es gibt mir ein gutes Gefühl und er stolpert immer wieder mit einem Augenzwinkern über meine Socken.

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Find ich super wie du es beschreibst Multitasqueen aber genau da liegt auch mein Hauptproblem.
Ich kann keine arbeit abnehmen.
Entweder ich habe die kraft etwas zu machen oder nicht.
Meist fehlt mir diese kraft und würde mich noch weiter ins Chaos stoßen wenn ich weiß das ich zusätzlich zu meinen täglichen Aufgaben noch etwas machen muss damit mein Partner nicht alles alleine stämmen muss.
Ich wünschte ich hätte diese kraft dafür und hoffe das durch eine Diagnostik endlich abhilfe dafür geschaffen wird.

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Was mir im Stadium der Findung geholfen hat war eine ToDo Liste, die ich in eine TaDa Liste umschreiben konnte. So habe ich nicht nur gesehen was ich (mal wieder) nicht geschafft habe, sondern auch sehen sollte, was ich alles schon gemacht habe, auch wenn es ungeplant war.

Und da habe ich für mich auch Minitasks aufgeschrieben.

So wurde aus
ToDo :
Mit dem Fahrrad zur Arbeit
Einkaufen
Wäsche abnehmen
Bügeln

TaDa
Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren
Endlich diese E-Mail von dem saublöden Kollegen beantwortet
Einkaufen
Wäsche abnehmen
mit den Kindern 2 Stunden spielen

Ich habe also nicht alles geschafft was ich wollte, aber dafür Dinge erledigt auf die ich stolz bin oder die mir gut getan haben. Wenn du dafür kein Buch/Kalender/App führen möchtest, dann nutzt Whatsapp o.ä. und schreibe dir selber, was du noch zu tun hast, oder was du getan hast. Dann bekommst du auch ein Gefühl dafür das du nicht „alles falsch“ machst, sondern durchaus auch Dinge tust die zwar nicht geplant, aber schön waren.

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Kann vieles hier unterschreiben.

bin noch nicht diagnostiziert.
Sehe auch viele positive Seiten, ich sage immer, ich habe Superkräfte.

  • Falls mal die Zombi-Apokalypse über uns hereinbricht: bleibt in meiner Nähe. Bei Katastrophen, Unfällen und dergleichen bin ich die Ruhe selbst. Ich kann dann schnell denken und schnell handeln.
  • Wer mit mir spazieren geht, wird sich wundern, was ich alles auf dem Spaziergang gesehen habe, was er nicht einmal im Entferntesten wahrgenommen hat.
  • Ich bin handwerklich sehr geschickt und könnte mit Ideen (künstlerischen, praktischen, technischen, philosophischen…) Handel treiben.
  • Ich kann in kürzester Zeit irre effektiv arbeiten. Aber halt nur manchmal und manches.
  • Ich bin für jeden Quatsch zu haben, allzeit bereit, total unkompliziert, immer abenteuerlustig

Leider kosten diese Superkräfte sehr viel Kraft und deshalb fühle ich mich besonders häufig kraft- und antriebslos.
Ich kann das nicht steuern, wo und wann ich Energie investiere, das passiert von selbst. Das Zuviel merke ich erst viel zu spät, wenn ich für mehrere Tage total platt bin.

Das wäre meine Beschreibung für mich.

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