Liebes Forum,
ich freue mich, hier eine Möglichkeit zum Austausch gefunden zu haben. Ehrlich gesagt bin ich schon seit Jahren ziemlich sicher, dass ich (fast 40) ADHS habe.
Die Anzeichen gab es schon zu Schulzeiten, aber in den Augen meiner Mutter gab und gibt es keine psychischen Krankheiten in der Familie :roll: Wurde also nie diagnostiziert. Aber schon im Zeugnis der 1. Klasse steht wortwörtlich, dass ich schnell abgelenkt bin. Schon immer war ich ein Zappelphilipp. Als ich als Kind einen gerade gesehenen Kinofilm zusammenfassen sollte, fiel mir das schwer. Ich hatte 13 Jahre lang keine Ordnung, sondern Zettelwirtschaft. Das Abi ging so - die kreativen und sprachlichen Fächer haben mich gerettet. Sorgen machte ich mir keine - lief ja irgendwie.
Wie steht es heute um meinen Alltag? Ordnung war ja nie mein Ding, Organisation fällt mir also bis heute schwer. Ich kann schlecht zuhören und schweife oft ab. Lange Texte strengen mich an, gerade Schachtelsätze. Wenn ich einen Satz mit Kommafehler lese, denke ich an den Kommafehler, nicht den Satz, den ich gerade lese.
Trotzdem habe ich spät studiert (mit Ende 20) - irgendwie. Vorher habe ich mich mit halbgarer Ausbildung durch kreative Jobs gelebt. Mein spätes Studium habe ich nur geschafft, weil ich die Profs fast Wort für Wort mitgeschrieben habe und mir Zuhause in Ruhe zusammengefasst und bis zum Erbrechen wiederholt habe. Das ist irgendwie spannend: Ich habe es immer geschafft, irgendwie durchzukommen. Aber jetzt kommt langsam die Grenze des wurschtelns.
Im Job, den ich seit Jahren habe, tue ich mich nicht unbedingt fachlich, sondern in Sachen Überblick schwer. Was war jetzt noch mal der Auftrag? Wie meint er das? Was sollen wir noch mal machen? Oh, ein Eichhörnchen!
Ich vergesse Geburtstage, obwohl ich sie aufschreibe, weil ich nicht in den Kalender gucke, in dem sie stehen. Und weil das jetzt beim Geburtstag eines Familienmitglieds schon wieder passiert ist, möchte ich mir gerne Hilfe suchen. Es ist quasi das Fass übergelaufen.
Meditation, Achtsamkeit, Entspannung, Klangschalen… Gecshenkt, hilft nichts. Die Gedanken rasen und brodeln weiter. Philipp zappelt weiter.
Aber: Wie fange ich an? Ich habe mir jetzt am Montg einen Termin beim Hausarzt gemacht. Ist er ein erster Ansprechpartner? Habe ich dann gleich einen Stempel auf der Stirn? Bei mir laufen die Angst, Stigmatisiert zu werden und die Last, die ADHS (?) mir gibt, Hand in Hand über die Wiese.
Ich freue mich über eure Erfahrungen. Danke schon jetzt.
SEF