Wie ist man bei euch zur Diagnose AD(H)S gekommen und wie lang hat es gedauert bis ihr das auch so hingenommen habt?

Keine Ahnung wie ich am besten mich kurz halten soll, also Versuch ich das logisch zu formulieren.

Ich bin nun 27 Jahre alt und nehme Ritalin seit kurz vor meinem 5 Geburtstag. Die eigentliche Diagnose zu meiner Zeit als POS hab ich tatsächlich erst erhalten als ich bereits das erste Mal Ritalin schon bekommen hatte. Daher weiss ich auch nicht mehr, was damals alles war. Ich war ja doch recht früh mit den entsprechenden Medikamenten zugestellt und weiss auch nur das über mein Kindheits Leben was ich von meinen Eltern erzählt bekommen hatte.

Inzwischen könnte ich mir auch nicht mehr vorstellen ohne klar kommen zu müssen. Ich hatte als Kind bereits schon früh sehr prägnante verhaltensauffällige Szenen geboten. Teilweise konnte ich aus dem nichts über sprichwörtlich „nichts“ verängstigt, verärgert oder übertrieben gesagt vom Tode geweiht sein, wenn sich Zustand xy nicht ergeben wird.

Meine Mutter sagte, für mich als Kind vergliche es ich immer mit dem Zustand, dass nie mehr Weihnachten werden würde. Zu meiner Erklärung, ja Weihnachten war für mich als Kind so heilig wie für andere Menschen die Luft zu atmen.

Das mag noch so absurd klingen aber als Kind hatte ich wirklich so eine abstruse Vorstellung von der Realität. Ich war bekanntlich die Träumerin aus dem Bilderbuch und deren Erzählungen.

Nun zu den eingetroffenen Veränderungen durch Ritalin, ich war plötzlich komplett fähig mich auf etwas echt länger einzulassen als nur 2 Minuten. Selbst hab ich mit der Einnahme auch plötzlich lernen können zu tauchen und das war zuvor unmöglich. Ich hab auch schnell gelernt zu zählen bis 20 und damit auch noch zu rechnen. Ich konnte also dank der Leistungsfähigkeit die wuchs im Vergleich zu den gleichaltrigen Kindern effizienter lernen als zu Beginn ernsthaft angenommen.
Dadurch das ich auch Asperger Syndrom Betroffene bin, war ich sozial doch trotzdem weiter eher tollpatschig. Ich war direkt und manchmal war es doch zu viel.

In der Schule hatte dadurch auch weiterhin dann erstklassige Leistung und wurde in den ersten 2-3 Schuljahren zusätzlich zum normalen Unterricht in eine begabten Förderung Gruppe gesetzt. Ich bin nicht mehr sicher ob das nur bis zur 2 Klasse oder bis in die 3 Klasse ging.

Ich war ein Sonderling, hatte nicht wirklich Freunde aber eine die war mir in den ersten 3 Schuljahren meine engste und beste Freundin. Wobei ich im Nachhinein vermute das sie eher mit mir befreundet war, weil ich so gut in der Schule war, dass ich ihr bei den Hausaufgaben geholfen hatte. Später hat sie das auch ehrlich bestätigt und ich bin ihr dafür dankbar denn so hatte ich in der Schulzeit immerhin eine gute Freundin, auch wenn der ursprüngliche Grund für den Kontakt von ihr wegen durchdachten Überlegungen in erster Linie auftrat.

Ich war eigentlich gut auf Ritalin eingestellt und ab dem Moment als meine Mutter wahrgenommen hatte das ich möglicherweise mal zu niedrig dosiert wäre, die Dosis erhöhte ohne irgendwelche ärztlichen Rücksprachen zu holen, meine Dosis auch immer passend gemacht wurde.

Inzwischen seit der ersten Dosis und heute liegen nun schon über 2 Jahrzehnte und ich hab seit ich 18 bin selbständig die Kontrolle über meine Medikation im Griff. Ich würde sie auf keinen Fall freiwillig absetzen. Natürlich verfliegt die Notwendigkeit bei vielen Betroffenen im Erwachsenen Alter zur Einnahme von Medikamenten aber ich gehöre eben zu denen die zu hoher Wahrscheinlichkeit ein Leben lang nicht auf diese Medikamente verzichten können wird.

Ich hab keine Angst vor der Krankheit und ihrem Namen bezüglich der Diagnose je gehabt. Wie auch, wenn ich mehr als 5/6 meines Lebens damit leben kann und bis dato zur Volljährigkeit ehrlich nicht mal wusste, dass andere Menschen ohne jene Einschränkungen leben.
Die Diagnose soll bei mir so wie ich mal verstanden hatte aufgrund das mein Bruder darauf getestet wurde und positiv war und ich fast die vollständig gleichen Auffälligkeiten aufwies und etwas mehr aber sozial etwas besser war, ich also auch dazu getestet wurde. In manchen Situationen bin ich auch als volljährige Frau sehr dankbar, dass meine Eltern immer auf die Einnahme von Ritalin bestanden hatten wenn ich dann später meine Erfahrungen zum Thema Psychiatrie gemacht hatte. Ich hab also sehr gut damit zu leben dass ich eben nicht so gut funktionier wie andere und dafür Medikamente brauche. Auch hatte ich keine Angst wie Leute um mich herum reagieren wenn sie hören das ich ADHS hab. Aber in der Jugend war das eh sehr diskret da meine Mutter meine medikamentöse Therapie so diskret organisiert hat dass ich die Medikamente als Kind als ich noch nicht begrenzen konnte auf die Einnahme von morgens und Mittag die Sache unauffällig in einem Stück Schokolade mitgenommen und zu mir genommen hatte.

Ich hab also recht früh Frieden mit dem Thema gehabt und das teilweise weil ich als Kind gar nicht erst aufgeklärt wurde sondern nur informiert das ich mein Stück Schokolade mit echt keinem anderen Kind teilen darf.

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