Wie macht sich Unruhe bei euch bemerkbar?

Hallo:)
Ich mache mir in letzter Zeit mehr Gedanken um meine innere bzw. äußere Unruhe… und ich denke mal wie sich das bemerkbar macht kann ganz unterschiedlich sein… Darum würde es mich mal interessieren, wie sich das bei anderen zeigt. Also wie ist das bei euch so? Wie zeigt sich Unruhe und wie geht ihr damit um?

Bei mit ist es so, dass ich immer ein „übererregtes“ Kind war und viel rumgelaufen bin oder irgendwo rauf klettern wollte und ständig neuen Ideen nachgegangen bin, die mir so gekommen sind.
Ich habe aber leider früh mit selbstverletzenden Verhaltensweisen angefangen. [Vielleicht nicht weiter lesen, falls das triggernd ist.]
Ich hab die Haut an meiner Lippe abgpult, irgendwann habe ich stattdessen die Haut an meinen Fingernägeln abgepult, meine Haare ausgerissen, meine Fingernägel abgeknibbelt etc. Einige der Verhaltensweisen begleiten mich bis heute und ich bin gerade dabei mir diese abzutrainieren. Aber jetzt habe ich, vor allem wenn wieder allgemein mehr Stress in meinem Leben ist und ich mich weniger bewege, weil man ja nur drinnen hockt, öfter einen schnelleren Herzschlag (ich weiß aber auch nicht ob das an der Unruhe liegt oder ich anfange Herzprobleme zu bekommen) und wieder vermehrt Schlafprobleme, weil sich mein Körper in der Nacht oft so anfühlt als würde er innerlich rasen.
Und ich habe immer noch das Bedürfnis immer etwas mit den Händen zu machen, nur benutze ich jetzt Fidget Toys dafür.
(Manchmal würde ich lieber zurück zu meinen alten Verhaltensweisen, weil ich das Gefühl habe, dass die immer ganz gut die Unruhe abgebaut haben und ich nicht 24/7 unter Strom stand und das Gefühl hatte nie runter zu kommen.)

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Hallöchen und herzlich willkommen hier !

Sag nimmst du den irgendwelche Medikation ?

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Hibbeln, knibbeln, wackeln…
Dauerquasseln. Selbstgespräche.
In irgendwelchen Foren posten …
Der Heißhunger morgens ab 10, nervöse Blase, nervöser Darm sind durch die Medikation deutlich besser geworden.

Unterschätz das nicht. Dagegen hilft ruhiger(!!) regelmäßiger, am besten täglicher Ausdauersport. Außerdem, wenn möglich, Achtsamkeitsübungen.
Aber das alles weißt Du ja selbst.
Mir persönlich hilft auch eine KH-reduzierte Kost, vor allem abends.
Ich hatte das auch - mein gemessener Puls war aber nicht oder nur leicht höher, ich habe ihn nur stärker wahrgenommen.
Lass Dir doch mal ein 24-Stunden-EKG verpassen, damit nicht zum Flattern noch die Angst kommt.

Gute Besserung!

Hallo BrainPlant,

ich leide schon immer, beziehungsweise seit 6 Monaten unter verstärkten, inneren Unruhen. Meine Diagnose ist hypoaktives ADS, deshalb ertränke ich die innere Anspannung durch Medienkonsum, Videospiele, Musik, Knabbern etc. Also was „selbstverletzende“ Ablenkungstätigkeiten, ob bewusst oder unbewusst, angeht, hab ich so ziemlich schon alles probiert, was geht. :lol: Lippen abkauen, Fingernägel kauen, die Haut an Händen abkauen und sogar die Haut der inneren Wange abkauen, einfach weil es mich beruhigt. Da man beim vorwiegend unaufmerksamen ADS gewissermaßen auch „hyperaktiv“ ist, nur dass diese innerlich auftritt, muss ich diese Aufregung immer irgendwie lösen. Ist eine sehr stressige Angelegenheit, weil die Konzentration gleichzeitig noch mehr nachlässt. Auf jeden Fall zählt bei mir aber Rückzug und Lustlosigkeit zur inneren Unruhe dazu. In diesem Zustand hab ich dann keine Lust auf irgendetwas, deshalb merkt man mir die Unruhe auch nicht wirklich an. :oops:

Herzlich willkommen übrigens, bin auch relativ neu!

Hallo zusammen!

Das ist eine Frage, über die ich grade auch viel nachdenke/spüre, also wie sich die bei mir eigentlich so zeigt. Ich denke, ich habe die innere Unruhe in den letzten Jahren gemanaged oder kanalisiert dadurch, dass ich wirklich extrem viel gemacht habe und immer noch eine Schippe draufgemacht habe, wenn alle anderen schon die Luft angehalten haben, wie ich das alles schaffen will… acht Projekte gleichzeitig, immer auf Achse oder was am planen – bis ich dann irgendwann (immer wieder und irgendwann gründlich) überlastet/arbeitet, einfach durch war. Besonders unruhig hab ich mich in der Zeit aber eigentlich nicht gefühlt, regelmäßig natürlich gestresst und überfordert durch das Pensum, dass ich mir raufgeschaufelt habe und dann irgendwie durchgeboxt habe (ein Leben in Kraftakten hab ich das genannt), aber ich denke positiv betrachtet war ich dadurch auch ausgelastet und konnte mich auch gut fokussieren, wenn es nötig war.

Nun versuche ich, mir selbst und meiner Promotion zuliebe, weniger zu machen und zur Zeit nichts Großes, Neues anzufangen, die Pandemie hilft natürlich auch dabei. Und seitdem (ich denke, dass ist der Zusammenhang, aber vllt. ist es auch komplexer)*, fühle ich eine starke innere Unruhe, Anspannung, Gedankenkreisen, Grübeln, kann mich schlechter auf einen Film (geht mir alles zu langsam) oder ein Buch einlassen (bin von meinen Gedanken abgelenkt) und habe mehr Schwierigkeiten, in Hyperfokus zu kommen, ich schwimme regelrecht, weil der Druck fehlt (früher war alles immer dringend, jetzt habe ich eigentlich genug Zeit die Sachen zu machen und mache sie aber nicht mehr). Der Modus davor war auch nicht das Wahre und auf keinen Fall durchzuhalten, aber so ist’s auch nicht gut.

(Ich hab vor drei Monaten MPH angefangen (jetzt bei 15-20mg am Tag), das hilft etwas mit dem Gedankenkreisen und Ruhe/Fokus, aber erhöht auf eine andere Art die innere Anspannung)

Soweit!
Liebe Grüße
Lou

Hallo BrainPlant,

wie @frosdedje das schon gut beschrieben hat. Auch ich habe all diese selbstverletzenden Tätigkeiten bei innerer Anspannung :frowning: : Fingernägel kauen, die Haut an Fingern abknabbern, die Innenseite der Wangen…, die Lippen…, an den Bartharen ziehen obwohl es schmerzhaft ist… Das mit den Wangen habe ich mir vor einem Jahr abgewöhnen können. Der Rest ist unverändert.
Ich bin aktuell in der Einstellungsphase mit Elvanse, die innere Unruhe ist besser und die genannten Tätigkeiten nehmen ab, aber sie verschwinden auch nicht ganz. Bis vor kurzem hatte ich noch eine höhere Dosis, bei der die Unruhe sogar verstärkt wurde. Nun habe ich die Dosis reduziert und es ist definitiv besser.

Viele Grüße

Zum abgewöhnen von Nagelhautpulen kann ich den FidgetCube empfehlen. Klappt bei mir ganz gut. Das Kauen auf der Wangeninnseite kenne ich auch. Ist alles total vernarbt bei mir. Eine Zahnärtzin ist bei dem Anblick mal total erschrocken und sagte, dass sie sowas noch nie gesehen hätte.

Hi BrainPlant, herzlich willkommen im Forum <3

Ich finde es sehr sympathisch, dass du da eine Contentwarnung eingefügt hast!


Da habe ich mich just an eine Erzählung meiner Mutter erinnert: Sie hat sich manchmal heimlich ein bisschen gefreut, wenn ich leichtes Fieber bekommen habe, weil das der Einzige Zustand war, in dem ich nicht am Strampeln und Rennen und Faxen machen war. Da saß ich dann ausnahmsweise still auf dem Schoß und habe mich bekuscheln lassen :smiley:

Schlafprobleme habe ich auch schon mein ganzes Leben lang. Ich kam nie zur Ruhe, Gedankenspiralen vorm Einschlafen, bis ich wie von der Biene gestochen aufspringen musste.
Und das Hautknibbeln kann ich leider auch nicht lassen. Eigentlich hatte ich nie großartig Pickel oder Akne, aber ich kann nicht aufhören, jede Unebenheit mit meinen Nägeln zu attackieren. Und am Ende sieht es dreimal so schlimm aus, wie vorher.
In der Schule habe ich immer viel mit den Beinen gewippt. Dabei ertappe ich mich auch immer noch.
Als man noch auf Parties gehen konnte, musste ich zwischen allen Räumen und dem Raucherbalkon pendeln, konnte nicht länger mit einer Person an einem Fleck bleiben. Und wenn ich Abends bei meinem Partner schlafe, brauche ich immens lange, um mich auf die Situation einzulassen und das als den Ort zum Runterkommen und Schlafen zu begreifen. Immer wieder aufs Neue, obwohl ich den Kerl schon bald zwei Jahre date.

Wenn bei mir das Medikament aufhört zu wirken, merke ich das auch daran, dass ich die Zähne aufeinanderbeiße. Zähneknirschen im Schlaf steht in stressigen Phasen auch immer wieder auf dem Programm.
Überhaupt fällt mir die körperliche Unruhe jetzt erst im Kontrast so richtig auf. Ich habe bei der Diagnose behauptet, dass ich nicht mehr viel zappeln würde. Seit dem Medikament weiß ich erst, was Stillsitzen wirklich ist.


Ein Leben in Kraftakten hihi :lol:
Auch dir estmal Hallo! So viele neue Namen hier im Thread
Promotion? Not bad!

Damit kann ich mich auf jeden Fall auch identifizieren! Ich war eine Zeit der totale Sozialjunkie und musste alles aufeinmal machen. Alle hintereinander treffen, alle interessanten Seminare in einem Semester, hier noch etwas für eine Ausschreibung konzipieren,…
Blöd nur, dass das komplett nicht nachhaltig ist und mir irgendwann die Energie ausgeht. Dann kann ich mich zu nichts mehr aufraffen oder irgendwas zuende bringen.
Es hat sich aber alles etwas eingependelt durch die Coronazwangspause.

Oh weh ich gehe mich begraben! :nothere
Hab gar nicht gecheckt wie alt der thread ist haha
Es ist zu heiß!!!

Ja, es ist zu heiß :smiley:

Aber dass du das jetzt ausgegraben hast macht voll nichts.
Ich fand den Thread sehr interessant zu lesen und aufschlussreich.
Ist ja etwa ähnlich zu meinem Konzentrations/Aufmerksamkeitsdefizit-Thread.

Von daher, danke für’s Ausbuddeln.

Orr, das ist tatsächlich sehr umfangreich und vermutliuch ist mir gar nicht alles bewusst.

Da wäre zum einen die körperliche Unruhe. Nicht lange an einem Platz bleiben können und wenn dann nur rumrutschend, mit Beinen wippend, mit Händen gestikulieren, Dauerschreiber klackern, Seiten auf dem Papier vollmalen, aufstehen, um ganz dringend einen Kaffee zu kochen, der nur gekocht wird, damit ich einen akzeptierten Grund habe aufzustehen (z.B. bei einer Teamsitzung).

Nebengeräusche, die Vorrang erlangen, bis ich weiss, was sie sind oder sie eliminieren konnte, machen auch Unruhe.

Gedankensprünge, gedanklich wegdriften ist auch Ausdruck von Unruhe und mitunter Langeweile.

Geräusche machen und Reden ist teils auch Ausdruck einer Unruhe, aber auch Unsicherheit. Das überschneidet sich. Ein gutes Drittel meines vielen Redens ist Kompensation u.a. von Unruhe. Das merke ich in der Reflektion daran, dass ich oft gar nicht wiedergeben kann, was ich da geblubbert habe. Situativ bringt diese Erkenntnis natürlich Null.

Mit stimtoys arbeite cih aktuell nicht mehr. Sie sind im Zweifel eh nicht da, wo ich sie brauche. tangles fand ich lange sehr nett, weil sie als Armband getragen werden können.

In der Pandemie-Situation hatte ich bislang 2 Phasen, in denen skinpicking wieder eine Bedeutung erlangte. Es waren mich verunsichernde und in Unruhe versetzende Phasen, die ich dann unbewusst an meiner Haut ausgelebt habe. Verbesserung gelang jeweils über Akzeptanz. Aktuell wieder leicht verschlechtert. Ich fande noch nach der oder den Ursachen. Symptombekämpfung ist langweilig und letztlich kwatsch.

Gibt bestimmt noch viel mehr. Eins ist ja einfallsreich, weil Langeweile ist ja eher unaushaltbar. Hoffe, dass das etwas hilfreich war auf Deine Frage @BrainPlant

Skinpicking - bei mir ists Fingerknaubeln.
Das hat sich tatsächlich bei mir verschlimmert - oder vermutlich nehme ich das jetzt erst in dem Maß wahr.
Akzeptanz, ja, einerseits. Ein Maniküreset, das eher an chirurgisches Besteck erinnert…

Meist abends im Rebound, oder parallel zu Prokrastination.
Prokrastination, das habe ich jetzt eruiert, ist bei mir eine Folge von Overwhelming - Überlastung, Überwältigtsein durch viele oder emotionale Aufgaben. Ersteres kann man gut durch Planung reduzieren, aber das Emotionale - das schlägt grade ziemlich zu und da hilft nix.

Zur Zeit auch wieder mehr essen, aber das liegt daran, dass ich ein paar Aufgaben vor mir habe die nicht ganz ohne sind.
Ab Mitte Juli ist Urlaub, da komme ich dann mal wieder „zu mir“.

Übler Kreislauf: Overwhelming - Prokrastination + Unruhe → körperliches Unwohlsein (Rückenschmerzen, Verspannungen, Aufgeblähtheit wg. Essen und weniger Bewegung) .> Overwhelming verstärkt durch zusätzliche Aufgaben (Du MUSST jetzt aber endlich mal…) usf.
Meistens gelingt es mir, rechtzeitig schon die erste Überlastung wahrzunehmen und was zu ändern. Aber zur Zeit nicht.
Das weitere üble: ich hatte jetzt ca. 45 Jahre Zeit, mir da ein paar üble Strategien anzugewöhnen. Das bring mal wieder raus…
Oder doch?
Hm.

Hallo Zusammen,

Danke für das wieder aufwärmen des Threads. Bin gerade mal wieder an einem Tiefpunkt und es tut gut zu wissen, dass ich nicht ganz alleine mit diesem Mist bin.

das war im wesentlichen auch meine Strategie. (Bin leider immer noch ein Sport und Bewegungsmuffel)
Leider klappt das überhaupt nicht mehr. Ich fange immer schneller an zu rotieren, obwohl ich mein Pensum deutlich reduziert habe. Zwei Termine am Tag überfordern mich mittlerweile schon. Trotz MPH in höherer Dosierung bin ich total angespannt und komme an Tagen wie heute gar nicht mehr runter. (Irgendwas passiert auch gerade mit meinen Zähnen…)
Die Unruhe äussert sich bei mir in einer Anspannung, die ich auf meinen ganzen Körper übertrage. Die Beine sind übereinander geschlungen die Schultern zu den Ohren gezogen, so kann ich wirklich lange vor dem PC sitzen und mich zum (ineffizienten) Arbeiten zwingen. Neuerdings halte ich dabei sogar die Luft an. Zwischendrin laufe ich dann hektisch durch die Wohnung und vergesse sofort was ich tun wollte. Es ist echt zum Kotzen.

Mein pupertärer Sohn oder mein Mann tun mir dann immer häufiger den Gefallen zu sagen: „Entspann Dich mal!“ Dann flippe ich regelmässig aus (oder implodiere). Ausflippen hilft kurzfristig, macht aber langfristig alles nur noch unerträglicher, heulen hilft auch geht aber nicht immer. Früher habe ich in solchen Situationen gekifft und das hat immer geholfen. :nothere Befürchte aber, dass das eine blöde Idee ist…(und traue mich nicht, das meine Psychiaterin zu fragen…).

Liebe Grüße
N

Ich würde sie eher fragen, ob du es nicht mit Elvanse probieren kannst - in einer geringeren Dosierung.

Mir scheint, da stimmt was nicht mit Dosierung/Präparat, denn mMn ist die Medikation dafür da, dass endlich Ruhe einkehrt. Und wenn das nicht klappt, kann man es mMn gleich vergessen…

Hallo :smiley:
Als während der ADHS-Diagnostik meine Therapeutin mir die Frage stellte, ob ich das Gefühl hätte, in mir wäre ein Motor, der mich ständig antreibt, dachte ich nur: Ja, genau so fühlt es sich an. :ai
Wobei ich sagen muss, dass die Hyperaktivität erst in den letzten Jahren „enstanden“ ist. Als Kind war ich noch (zumindest von Außen betrachtet) eher ruhig.

Körperspannung: Schon als Kind habe ich mir das Zahnfleisch kaputt gebissen. Mit 18 Jahren bekam ich eine Knirschschiene vom Arzt. Das bringt aber nicht viel, wenn ich die nachts trage. Denn meine Zähne litten mehr und mehr, und mir ist dann doch mal aufgefallen, dass ich meine Zähne tagsüber ziemlich oft aufeinander presse. In den Kliniken habe ich die Übungen zur Muskelentspannung nach Jacobsen eher belächelt. Warum soll ich meine Muskeln absichtlich anspannen, wenn sie doch sowieso schon ununterbrochen angespannt sind? Mittlerweile praktiziere ich zumindest die Übungen fürs Gesicht öfters, das tut gut. Denn besonders wenn ich viel unter Menschen bin, spanne ich mein komplettes Gesicht an. Bisher habe ich es leider nicht geschafft, mir das abzugewöhnen. Sobald ich in Gesellschaft bin, kann ich meine Gesichtsmuskeln nicht mehr entspannen, und abends habe ich Schmerzen im Kiefer. Zu Fotos einer Feier, auf der ich vor einigen Wochen war, wurde mir gesagt, dass ich am Besten aussehe, wenn ich mich unbeobachtet fühle. Joa, passt. :smiley:

Unruhe im Kopf: Diese ständige Kopfkirmes erschöpft mich. Je aufwühlender der Tag, desto heftiger das Gedankengewusel am Abend. Seit meiner Diagnose bin ich - hoffe ich zumindest - der Ursache meiner Essstörungen ein ganzes Stück weiter gekommen…Bulimie zum Spannungsabbau. :frowning: Mittlerweile hilft es mir, abends meine Lieblingsmusik auf Kopfhörer zu hören und zu tanzen :juhuu .
Das erfreut meine Seele und meinen Körper, baut meine Spannung auf gesunde Weise etwas ab und ist mein absoluter „Lieblingsskill“ geworden :smiley:. Je lauter die Musik, desto weniger nehme ich das Chaos im Kopf wahr.

In der Klinik habe ich ACT gemacht. Das ist eine Therapieform, die unter anderem lehrt, mit schwierigen Gedanken und Gefühlen umzugehen, OHNE sie zu bewerten. Ich nutze es sehr gerne. So stell ich mir vor, die Gedanken kämen z.B aus dem Radio oder ich stelle sie mir in Micky Maus-Stimme vor. Manchmal auch als News-Untertitel bei einem Tv-Sender. Das ist teilweise sogar lustig :smiley:. Aber gerade im Rebound ist das manchmal unmöglich. Dann sage ich einfach „Danke lieber Verstand, dass du so produktiv bist, aber halt jetzt bitte deine Klappe.“ Natürlich gibt er dann keine Ruhe, aber ich lass mich weniger von den Gedanken einnehmen.

Trotz allem: Ich erwische mich oft, wie ich vor dem Spiegel stehe und Selbstgespräche führe. Dann frage ich mich, wie oft ich da schon stehe, es ist mir selber peinlich. Manchmal vergehen Stunden und ich „rödel“ rum von Raum zu Raum, mach hier und da was - und frage mich zwei Stunden später, was ich jetzt überhaupt Produktives fabriziert habe. Aber es fällt mir nichts ein.
Und bevor ich wirklich schlafe, stehe ich meist noch mehrmals auf, denn die Tür muss weiter offen stehen, ich muss aus dem Fenster schauen weil da komische Geräusche sind, ich könnte ja noch mal aufs Klo, und oh, hab ich die Balkontür richtig zugemacht?
Hätte gerne mal Urlaub von mir :smiley:

@Addy_Haller ich hab mit dem Rauchen aufgehört und kriege mich seitdem nicht gut eindosiert. Wir probieren es jetzt noch vier Wochen und wenns nicht besser wird probier ich Elvanse aus.

@5FDP
Ich kenn das Gefühl, hätte auch manchmal gerne Urlaub von mir.


Vollzitat gekürzt

Also mir geht es ganz genau so.
Aber das mit der Radiostimme im Kopf muss ich mir merken!
Ich benutze zum Einschlafen Hörspiele die nicht zu Anspruchsvoll sind, als Gegenfeuer zu meinen Gedanken.

Der Motor in mir:
Mit sedierenden Antidepressiva werden bei mir nur die Reifen platt gemacht, der Motor läuft weiter.
Ein ganz ekliges Gefühl, du bist schlapp aber in dir „ròdelt“ es trotzdem.

Bei mir ist es auch so, dass mein ganzer Unterbauch chronisch angespannt ist, die Schultern ständig oben sind.
Ist der Stress zu viel bekomme ich Rückenschmerzen bis zum Hexenschuss.

Und morgens merke ich beim aufwachen schon wie mein Stress-System hochfährt, als ob ich alle Gefahren der Welt abwehren muss, während mein Hirn aber noch schläft und ich noch kaputt vom Nachtschlaf bin. (TV an, Lappi an, alles an, was ablenkt, mit der Zahnbürste im Mund den Wasserkocher füllen und dabei Schnipsel vom Tisch aufheben…)
Das musst du dir mal reinziehen:
Erschöpft vom Nachtschlaf sein!
Geht.
Und dann das ewig schlechte Gewissen, weil ich nicht weiss, was mein Hirn heute so macht, oder nicht macht, weil ich in Tagträume abdrifte.

Und mal eine viertel Stunde ruhig im Park auf einer Bank sitzen?
Da wird in den Taschen gekramt und iss irgendwie doch nicht so toll hier, denke ich nach drei Minuten.

In allem ist meine Getriebenheit so, dass ich immer unterschwellig auf der Suche nach…-ja, nach was? bin.
Einen Ort der Erfüllung, irgendwo, da wo alles besser ist, wo alles stimmt, ein Nirwana.
Diese Unruhe ist auch mit einer permanenten Unzufriedenheit gekoppelt.
Komisch, in Gesellschaft kann ich das alles ausblenden. Nicht nur so tun als wäre ich ruhig, ich spüre die Unruhe weniger, weil ich wohl abgelenkt von inneren Zuständen bin?
Trotzdem ist die Unruhe da. Das merke ich an der Erschöpfung hinterher.

Ich finde keinen Anfang und auch kein Ende. In allem.
Wie ein schweres Schwungrad, was, wenn es doch mal in Bewegung kommt, dann aber kaum zu stoppen ist.

Ja, das sage ich auch: Urlaub vom Ich wäre schön.

Früher habe ich mein Hirn regelhaft mit Alk resettet. An WE dann zumindest.
Der nächste Tag war dann (nicht immer) sowas von Klar und ich Konzentriert, Gelöst und Ruhig.
Ganz normal gefühlt.
Wohl ein Dopaminboost???

Nun gut, das mit der Radiostimme muss ich mir merken!
Danke.

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Freut mich, wenn ich dich inspirieren konnte. :smiley:

Diese Getriebenheit kenne ich auch. Das ist genau das, was mich in Verbindung mit schwierigen persönlichen Lebensumständen erst recht in eine Depression wirft.
Ich möchte mich ausruhen, fühle mich aber getrieben.
Ruhe ich mich doch aus (bzw. versuche es), prasselt alles im Kopf auf mich ein.
Dies wiederum lässt mich wieder unruhig umhertreiben.
Bis ich so erschöpft bin, dass ich mich wieder ausruhe, doch dann beginnt der Kreislauf von Neuem…
Ein ewiger Teufelskreis :neiiin

Ich habe mich immer gern mit Cannabis „ruhig gestellt“, aber am nächsten Tag bekam ich leider stundenlange unkontrollierbare Weinkrämpfe. :frowning:
Antidepressiva habe ich auch alle durch. Zurzeit werde ich auf Medikinet eingestellt. Läuft ehrlich gesagt etwas holprig, aber zumindest weiß ich teilweise, wie sich eine innere Ruhe anfühlt :slight_smile:
Hast du diesbezüglich denn gar keinen „Anker“?

Anker?

Ich nehme Tianeptin was etwas klarer macht und etwas auf Dopamin geht.
Meine Ärztin glaubt nicht an ADS.
Ausserdem hat sie mich als Suchtkrank abgestempelt, wegen offen eingestandenem Abusus von Alkohol, (Bin da sehr Selbstkritisch und offen) da iss dann nix mehr mit BtM-Medikation bei ihr, obwohl ich schon unter Tianeptin mehr Abstand gegen Süchteln habe.
Ausserdem bin ich schon 56 Jahre und EU-Rentner und habe zähneknirschend Betreutem Wohnen zugestimmt.
Die machen den äusseren Druck, den ich brauche, allerdings mit erhobenen Zeigefinger und wenig Störungskompetenz.

Genug OT,
bemerkbar macht sich meine Unruhe auch, dass ich körperlich erschöpft bin, und mehr als 24 Stunden brauche, um vom Stresslevel runterzukommen.
Eher kulminiert der Stress auf der Zeitachse.
Ich lauf also ständig wie das Duracell-Häschen herum.
Nix mit den Augenblick geniessen, was sehr schade ist, oder?

Ach ja, und Lyrica gegen Angst. Aber das macht mich noch verpeilter, hemmt ja u.a. Adrenalin.
Nur, ich MUSS mal gedämpft werden, bei all den kognitiven Beeinträchtigungen durch das Medi.

Sonst bleibt nur Achtsamkeit, Akzeptanz und Meditation. (Ommmh!)