Leute, ich brauche nen Tipp.
Ich stehe seit ein paar Monaten auf der Warteliste eines Psychiaters. Ich schleppe mich durch mein Leben, ich kann nicht mehr, seit Ende letzten Jahres habe ich eine Diagnose, ich will endlich Medikamente probieren.
Die Arzthelferin sagte, es werde wohl Mitte bis Ende Mai…
Ich muss da morgen anrufen, ich weiß jetzt schon, ich schaffe das nicht.
Ich hatte Ferien, habe mich total aus dem Beruf ausgeklinkt (bin Lehrerin). Nächste Woche totaler Stress, wenn ich nur dran denke, bin ich schon im " schaffe ich nicht"-Modus…
Was muss ich tun, damit ich morgen zu den Sprechzeiten diesen Arzt anrufe und frage, wo ich auf der Warteliste stehe? Und ihm sage, dass ich wirklich nicht mehr kann?
Sonntagabende sind oft sehr gemein. Nach den Ferien besonders. Morgen sieht die Welt erfahrungsgemäß doch oft weniger schlimm aus.
Was nicht heißen soll, dass Du nicht anzurufen brauchst. Sondern nur, dass Du morgen etwas mehr Ressourcen haben wirst, auf die Du zugreifen kannst.
Ein ADHS-Hirn fokussiert sich zudem gern auf die blöden Erfahrungen der Vergangenheit, die ewige Rumtelefoniererei mit dem ganzen Frust. Aber Du bist ja mit dem Platz auf der Warteliste schon viel weiter als bei den früheren Versuchen. Ist diesmal anders.
Eine Rampe kannst Du Dir auch schon bauen. Z.B. Deinen Post hier ausdrucken und Dir dazu nochmal die Nummer der Praxis notieren mit den Sprechzeiten. Dann ist der Anfang gemacht.
Und Du kannst planen, wann ein Anruf bei Dir reinpasst, Du ungestört bist, usw.
Was Du sagen willst, hast Du ja im Post schon als Spickzettel. Oder Du schreibst Dir nochmal auf „Guten Tag, mein Name ist Kernig. Ich stehe auf Ihrer Warteliste und jetzt …“ usw.
Mach Dir ein komfortables Bett, in das Du Dich morgen nur noch legen musst. Als Geschenk an das Ich von morgen.
Und die Profi-Version könnte sogar noch planen: „Wenn niemand rangeht / besetzt ist / … , dann mache ich …“. Also ein if-then-Plan B und C. Zum Beispiel eine E-Mail?
Danke für deine Antwort.
Für eine Rampe bin ich gerade gar nicht in der Verfassung und Lage. Muss dringend ins Bett.
Ich lese das morgen früh nochmal und versuche es dann.
Mir hilft tatsächlich, wenn ich mir ganz fest vornehme, dass ich das morgen mache.
Uhrzeit festlegen, Handy-Wecker stellen bzw. Kalender-Eintrag im Handy mit Erinnerung: „Psychiater anrufen.“.
Ich habe ein Telefon-Problem, aber manche Sachen kann man halt nur telefonisch machen und mit ausreichend „Ich mach das morgen. Wirklich!“ packe ich es dann irgendwie.
Ich schicke Dir mal ne Portion Kraft.
Du packst das!
Update:
Ich hatte mir für Montag wirklich viel vorgenommen…
Habe allerdings den Tag komplett im Bett verbracht mit Kopfschmerz des Todes, Übelkeit und Schwindel.
Alle Pläne vereitelt also und ich laufe wieder allem hinterher.
Wenn du bereits eine Diagnose hast, wäre mein Vorschlag sogenanntes Shared Caring, also dass dein Hausarzt sich mit dem Psychiater abspricht und du so ggf schon mal langsam und vorsichtig mit dem Hausarzt die medikamentöse Behandlung beginnst, bis dann der Termin beim Psychiater ist.
Das werde ich wahrscheinlich so machen, sobald meine Diagnose bestätigt ist, weil mein Termin beim Psychiater erst im September 2026 ist und ich definitiv nicht noch ein Jahr oder länger warten kann.
Bisher sah es nämlich in meinem Leben so aus, dass ich vergleichsweise oft krankgemeldet war, teils nur ein paar Tage, aber eigentlich jedes Jahr auch mal einen Monat oder mehr, in manchen Jahren war ich bis zu einem halben Jahr nicht arbeiten - und das ist einfach keine gute Lösung, zumal die Inaktivität zu Hause ja bei vielen auch nicht gerade förderlich fürs Wohlbefinden ist.
Hey, ich kann in unserem fordernden Beruf auch nur empfehlen, sich krank schreiben zu lassen.
Wenn es nicht mehr geht und du die Tage nicht schaffst, bist du auch nicht arbeitsfähig.
Ich bin letztes Jahr ordentlich in Burnout/Anpassungsstörung/leichte Depression geschlittert, dass ich völlig fertig bei der Psychologin saß und sie mich dann für 6 Monate krank geschrieben hat.
Ich hatte damals noch keine Diagnose, aber Zuhause zwei Kinder mit Baustellen im ADHS/ASS/emotionalen Bereich und das war absolut richtig, dass sie mich rausgenommen hat aus dem Job.
Ich habe auch (jetzt, die davor war für psych. Kram nicht geeignet) eine gute Hausärztin, der ich sagen kann, dass ich total erschöpft bin, sie schreibt mich dann sofort krank.
Meine Erfahrung ist, dass Ärzte sehr genau wissen, wie unfassbar fordernd der Lehrberuf ist und das nicht unterschätzen.
Mit einer eigenen ADHS ist das dazu ab und an absolut inkompatibel.