Oh, da hab ich verschiedene Systeme. Das ganze hat sich über Jahre so entwickelt. Viele extrem gute Ideen und Inputs habe ich damals im (englischen) Buch „Organizing Solutions for People with ADHD“ von Susan Pinsky gefunden (ist mittlerweile in der 3. Auflage erschienen). Das Buch ist übrigens auch sehr ADHS-freundlich geschrieben, bebildert und „organisiert“. Es hat sehr viele (einzeln umsetzbare) Tipps, wie man seine Wohnung und seinen Papierkram organisieren kann.
Die wichtigste Erkenntnis aus dem Buch war für mich: Es ist vollkommen egal, ob es schön oder „aufgeräumt“ oder „normal“ aussieht; das einzig wichtige ist stattdessen, dass es praktisch, logisch, unkompliziert (im Sinne von „wenn eingerichtet dann einfach verwendbar“) und auch schnell visuell erfassbar ist. (Wegen der „visuellen Erfassbarkeit“ besteht mein System auch aus vielen transparenten Plastik-Kisten).
Ideale Voraussetzung – aus meiner Erfahrung – ist für jegliche „ADHS-Organisation“ ganz allgemein: Viel Platz und viele Arbeitsflächen.
Meine „Systeme“ sehen für Aussenstehende (insbesondere Nicht-ADHSler) häufig recht pedantisch und/oder fast schon OCD-mässig aus. Der Unterschied ist halt einfach, dass ich diese pedantische Ordnung nicht zwanghaft (wie ein OCDler) haben muss, sondern bei mir nur durch das pedantische Ordnungs-System meine Organisation nicht total im Chaos versinkt. Viele Gäste/Freunde wundern sich bei mir insbesondere über die unzähligen transparenten Plastik-Kisten
Hier mal meine wichtigsten Systeme:
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Wichtiger und/oder wiederkehrender Papierkram
- z.B. Rechnungen, Mitgliedschaften, Abonnemente, Steuerkram, Wohnungs-Unterlagen, usw.
- Wenn immer möglich, verweigere ich jegliche Zustimmung zur elektronischen Zustellung oder Abwicklung von Papierkram.
- Notfalls lasse ich bei den Anbietern (Handy, Versicherungen, Bank, usw.) unter Berufung auf den Datenschutz auch meine E-Mail-Adresse löschen.
- Nötigenfalls zahle ich auch extra dafür, dass mir alles in Papierform (auf „totem Baum“ = echtem Papier) per Post zugesandt wird.
- Grund ist, dass ich a) sowieso viel Zeug auf Papier (für den Steuerberater) brauche, b) wichtiger Papierkram als „Hardcopy“ für mein Organisations-Modell viel besser ist (ich muss den Kram dann nicht selber ausdrucken) und c) meine E-Mail-Inbox so total überfüllt ist, dass wichtige Dinge (Rechnungen, usw.) dort gnadenlos untergehen.
- Ablage in schmalen und breiten Ordnerm
- 2 Breiten-Formate, immer gleicher Hersteller, verschiedene Farben
- Ordner alle mit bedruckbaren Einsteckschildern (von Avery/Zweckform) sauber via PC beschriftet
- Ordner mit (je nach Thema) 6er, 10er oder 12er Registern versehen
- Register-Index ganz vorne sauber via PC (Dokumentvorlagen) beschriftet
- Farbliche Unterscheidung der Ordner nach Ober-Themen (teilweise mehrere Ordner zum selben Ober-Thema)
- Weiss = Versicherungen
- Blau = Wohnen
- Hellgrau = Bank / Aktien / Geld
- Dunkelgrau = Kreditkarten
- Dunkelgrün = Gesundheit
- Violett = Auto
- Orange = Telekommunikation
- Gelb = Diverses (Wiederkehrend, z.B. Abos, Mitgliedschaften, Kundenkarten)
- Hellgrün = Kundenverträge
- Pink = Staat (Steuern, staatliche Vorsorge, Register, Bewilligungen, usw.)
- Türkis = Immobilien
- Schwarz = Diverses (Nicht wiederkehrende, zeitlich begrenzte Themen, z.B. grössere Projekte, Rechtsstreitigkeiten, grössere Reisen, usw.)
- Rot = Jahresordner (jeweils 2 Ordner pro Jahr, 1 Ordner mit allem Krams für den Steuerberater und 1 Ordner als „Archiv für dieses Jahr“)
- Immer in Reserve
- Blanko-Einsteckschilder und Blanko-Register (damit man schnell neue Ordner „von Hand“ anlegen kann, bei Gelegenheit werden dann am PC passende „saubere“ Einsteckschilder und Register angelegt)
- Schwarze und rote Ordner (die brauche ich entweder spontan oder halt jährlich)
- Ordner-„Sammelhüllen“ (aka „Kleinkrambeutel für Ordner“) A5 und A4 (damit lassen sich „Kleinbelege“ und sonstiger Klein-Papierkram super in einem Ordner ablegen)
- A4 Foto-Karton in verschiedenen Farben
- Ideal um innerhalb eines einzelnen Register-Eintrags noch weiter zu unterteilen (z.B. vor dem Karton die laufenden Rechnungen zu dem Thema, nach dem Karton dann Verträge und Korrespondenz zu dem Thema)
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Gebrauchsanweisungen / Anleitungen
- In einem grossen Hängeregisterschrank
- Mindestens zwei Hängeregister für jeden Raum (jeweils eines für „Möbel“ in diesem Raum und eines für „Geräte“ in diesem Raum, allenfalls weitere wie z.B. „Wohnzimmer – Heimkino“)
- Weitere Hängeregister für bestimmte themenbezogene Anleitungen und Unterlagen (z.B. „Tauchen – Ausbildung“, „Tauchen – Ausrüstung“, „Auto – Pflege“, „Auto – Hifi“, „Kameras – DSLR“, „Kameras – Polaroid“, „Kameras – Sonstige“, usw.)
- In einem grossen Hängeregisterschrank
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Notizen und diverses Papierkram
- Laufend bzw. Aktuell
- Chaotisch überall rumliegend
- Nicht mehr aktuell (= nichts „wichtiges“ mehr dabei, aber irgendwann noch zu sortieren und gegebenenfalls abzulegen)
- In transparenten Plastik-Kisten mit transparenten Deckeln
- Länge/Breite/Höhe der Kisten gerade so, dass noch ein breiter Ordner gut reinpasst
- Wichtig: Die Kiste darf keinesfalls „zu tief“ sein, denn dann ist es total mühsam, dort was auf die Schnelle zu finden oder rauszusuchen.
- Alle Kisten vom gleichen Hersteller und gleiches Modell/Grösse
- Angeschrieben mit vollflächig klebenden Post-Its (normale Post-Its fallen viel zu schnell ab!) oder auf Maler-Kreppband (Tipp: Marken-Kreppband ist viel einfacher zu handhaben und macht keine Klebeband-Abreiss-Fummelei)
- Länge/Breite/Höhe der Kisten gerade so, dass noch ein breiter Ordner gut reinpasst
- In transparenten Plastik-Kisten mit transparenten Deckeln
- Ablage
- Nach (groben) Themen sortiert in einzelnen Hängeregistern im grossen Hängeregisterschrank
- Laufend bzw. Aktuell
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Digital
- Für die wichtigsten / grossen Themen verschiedene (relativ flache) „saubere“ Ordner-Strukturen
- Die meisten Sachen sind jedoch relativ ungeordnet. Zu gewissen (gerade aktuellen) Themen lege ich temporär auch bei Bedarf Ordner auf dem Desktop an.
- Ab und zu schmeisse ich alles auf dem Desktop und aus dem Downloads-Ordner in einen datierten „Archiv YYYYMMDD“ Ordner
- Auffinden der ungeordneten Sachen über die (sehr gute) MacOS-Suche
- Wenn ich einen Ordner (aus den ungeordneten Sachen) häufig verwende (= häufig via Suche finden muss), wandert der irgendwann in die „saubere“ Ordner-Struktur
- Digitale Notizen: In unzähligen TXT-Dateien
- DIgitale ToDo-Liste (mit digitalen und „analogen“ Tasks)
- OmniFocus mit unzähligen Prioritäts- und Wichtigkeits-Tags, vielen Custom Ansichten und Filtern, usw.
- Grosse Datenmengen (Backups, Fotos, Videos, Filme) liegen grob sortiert auf einem grossen NAS
- Hardware (IT-Teile, Kabel, Kameras, usw.) nach Themen/Typ sortiert in transparenten Plastik-Kisten (mit transparenten Deckeln zwecks Staubschutz) in offenen Schwerlastregalen
- Kisten auf gegenüberliegenden (bzw. je nachdem auch auf allen 4) Seiten mit P-Touch-Etiketten sauber beschriftet.
- Das „gegenüberliegend beschriftet“ hilft sehr gut dabei, dass man die Kisten „schnell versorgen“ kann, da man in der Eile gar nicht auf die Orientierung achten muss.
- Kisten auf gegenüberliegenden (bzw. je nachdem auch auf allen 4) Seiten mit P-Touch-Etiketten sauber beschriftet.
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Projekte (inkl. „unfertige Projekte die schon zu lange rumlagen und irgendwann halt mal ‚aus dem Weg‘ mussten“ und „wollte ich irgendwann mal machen“ Projekte)
- Transparente Plastik-Kisten (gleiche Kisten und ähnlich angeschrieben wie die Kisten bei den „nicht mehr aktuell“ Notizen/Papierkram, siehe oben)
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Werkzeug, Bastelmaterial, usw.
- In einem PAX-Schrank von IKEA
- Oben zwei Tablare für grosse Maschinen-Koffer und grosses Material
- Darunter sechs Schubladen-Auszüge, die jeweils mit RAKO-Einsätzen bestückt sind (für Werkzeug und Bastelmaterial)
- Kleinstmaterial (Schrauben, Elektronikteile, Haken, usw.) in 20+ RAACO-Sortimentskoffern und 16 No-Name-Sortimentskästen (jeweils mit stapelbaren und an die Wand schraubbaren Trageinheiten für jeweils 4 Koffer bzw. 4 Sortimentskästen)
- Jeder Koffer mit rausnehmbaren RAACO-Einsätzen (in zum Material passenden verschiedenen Grössen)
- Bei nicht visuell einfach unterscheidbarem Material (z.B. Schrauben, Elektronikbauteile) ist jeder Einsatz passend mit P-Touch beschriftet (z.B. „SHCS A4, M3x20“, usw.)
- Sortimentskoffer sind jeweils auf allen 6 Seiten mit P-Touch-Etiketten beschriftet
- So ist egal, wo und wie orientiert ein Koffer rumsteht, man sieht immer, welcher Koffer (mit welchem Inhalt) es ist.
- In einem PAX-Schrank von IKEA
Puuh, jetzt wo ich das alles mal aufgeschrieben habe: Ist schon krass, wie viele detaillierte Systeme ich in den letzten 20 Jahren so entwickelt habe. Ihr haltet mich jetzt sicher für total verrückt.