Wie weit könnt ihr euch an eure Kindheit zurück erinnern?

Ich dachte, dass sich jeder an seine frühe Kindheit erinnern kann?!

Zu meinen ersten Erinnerungen gehört das Töpfchen-Training (schlimm, warum soll ich auf diesem Ding sitzen bleiben?). Und das nächtliche Tragen einer grauen Metallschiene an den Füßen. Die war kalt. Ich habe geheult, konnte das Problem der Kälte aber noch nicht artikulieren.

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Ich habe frühkindliche Erinnerung, an die Zeit bevor meine Schester geboren wurde, die ca. 2.5 Jahre jünger ist.
Was mich in dem Zusammenhang eben wundert, warum ich eigentlich schon in frühster Kindheit eher ängstlich war, obwohl ich sehr liebe Eltern hatte und eine sehr harmonische Kleinkindzeit erleben durfte.
Bevor ich an ADS dachte, hatte ich eher ein „Trauma“ in meinem Leben gesucht, das gewisse Sachen erklären konnte.

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Wofür brauchtest du diese Schiene ?

Wegen irgendeiner Fehlhaltung der Hüfte oder Knie oder so.
Das war aber ca. 1976-1977.

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So geht’s mir im Prinzip auch.

Meine Hypothese ist, dass ich durch die Andersartigkeit des Denkens, meine eigene Wahrnehmung immer anders war, als mir von meinem Umfeld gespiegelt wurde. Es war ja immer „alles völlig normal“, aber ich hab gespürt, dass das eben nicht mit meinem Eigenen erleben zusammenstimmt. Ich war also immer „anders“, auch wenn mir mein Umfeld das anders gespiegelt hat. Das passte halt nicht zusammen. Ich konnte also meiner eigenen Wahrnehmung nie vertrauen lernen. (Kein Urvertrauen entwickeln). Das macht Angst.

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ich kann mich an einige Momente seit meiner frühe Kindheit erinnern, an manche gar nicht und das erstreckt sich über mein ganzes Leben. Es gibt Momente, an die ich gar keine Erinnerung habe, und das auch im Erwachsenenalter, die gar nicht soweit zurück liegen und es gibt Dinge, an die ich mich besser als jeder andere erinnern kann, aber ich denke, vieles liegt einfach im Nebel, die Erinnerungen sind da, aber ich finde den Weg dahin einfach nicht.

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Vielleicht gibt es einfach auch, typbedingt wie Frühaufsteher und Spätaufsteher , Vielerinnerer und Wenigerinnerer ?

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Das ist bei mir auch so ähnlich. Ich habe sogar Erinnerungen an Gedanken und Gefühle, die nicht durch Fotos verifiziert werden können. Meinst du, dass das etwas ADHS-Spezifisches sein könnte?

Ich glaube nicht dass es ADHS spezifisch ist, weil sonst wäre es ja bei allen hier gleich .

Es ist aber ein Spektrum und das ist sehr bunt.
Wir teilen zwar ADHS aber es äußert sich bei jedem etwas anders.

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Was an mir noch interessant ist, dass ich mich auf die Geburt meiner Schwester gefreut habe - ich kam mir schon gross, fast erwachsen vor - und ich dachte ich könne sie dann herumtragen.
In eher unangenehmer Erinnerung ist mir, dass sich meine Wünsche nicht erfüllt haben, und meine Schwester eher fordern und schwierig war:-)

Ich habe gelesen, dass die Gehirnwellen der Kleinkinder sich von denen der Erwachsenen unterscheiden. Was der Grund sein soll, dass man oft nur unter Hypnose auf die kindichen Erinnerungen kommt.

Das könnte ein Unterschied der Wahrnehmung ausmachen, zwischen Leute mit sehr frühkindliche Erinnerung und den Leuten, die keine haben, also nicht aus dem Beta-Zusand.
Zudem, ich weiss nicht, wer sich sonst mit 2.5 schon fast erwachsen gefühlt hat, und dann erst nach der Primarschule. Ich hab mich eigentlich nie richtig als Kind gefühlt.

Als ich sehr klein war, da war ich manchmal mit meinem Vater im Gartenbad.
Ich hatte ein Schwimmring, wo mein Vater immer etwas Luft herausliess, bis keine Luft mehr drinnen war. In Folge konnte ich dann ohne Schwimmring schwimmen.
Ich konnte nie tauchen - urgh Wasser im Gesicht. Aber ich konnte vor dem Kindergarten schwimmen. Ich erinnere mich glasklar an das. Ich mag mich an sehr viele Sachen im und vor dem Kindergarten erinnern - war eine schöne Zeit.

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Wie ich da nun im Forum auch geschrieben habe: ich fühlte mich schon als Kleinkind mit 2.5. Jahren fast erwachsen (bevor meine Schwester geboren war).
Ich war als Kind sehr angepasst, allerdings muss diese Eigenschaft irgendwie schon vorher da gewesen sein. Denn ich mag mich nicht erinnern, dass meine Eltern im Kleinkindalter etwa „streng“ gewesen wären. Alle waren jedenfalls sehr liebevoll.

Und doch - hab ich immer noch das Problem - dass ich bei gewissen Energiezuständen kaum ein Telefon abnehmen wann. Und oft extrem ungerne telefoniere, in der Angst, dass ich mich nicht abgrenzen kann, und etwas zusagen, was ich nicht möchte.

Ganz interessant ist, dass man mich i.a. „mag“ und es kaum einen ersichtlichen Grund dafür gibt, beim Telefonklingenln fast in eine Art Panik zu kommen.

Ich habe relativ wenige, dafür teilweise aber sehr deutliche Erinnerungen. Quasi wie ein Video… Meist in der Länge von einem GIF bis hin zu wenigen Minuten, wobei das dann eher mehrere aneinandergereite Abschnitte mit Lücken dazwischen sind.
Viele kann ich zeitlich nicht einordnen, weil mir Hintergrundwissen fehlt. Also ich kann mich zwar detailliert erinnern, weiß aber nicht, wann das war. Einiges konnte ich später mithilfe von anderen zuordnen (durch Beschreibung der Details, die der andere dann zuordnen konnte), aber vieles wird wohl immer nur mit diesem ungefähren Gefühl von ich bin etwa so und so alt einhergehen.

Die ersten Erinnerungen sind von vor meinem ersten Geburtstag. Viele habe ich selbst lange für quatsch gehalten, aber später dann das Feedback bekommen, dass sie korrekt sind.

Der Witz ist, dass ich mich nur an weniges von mir aus erinnern kann… Also so wie andere irgendwelche Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend erzählen - da bin ich total lost. Bei mir sind es entweder Erinnerungen, die durch ein bestimmten Sinneseindruck hochkommen (meist Geruch oder ein taktiler Reiz) oder eine Emotion, welche einen Erinnerungsfetzen aufblinken lässt.
Die einzige andere Möglichkeit an Erinnerungen heranzukommen sind Erzählungen anderer, die mich dann an irgendwas erinnern. Dieses „das kenne ich doch auch“ und mit einem mal ist die Erinnerung wieder da.

Was mich aktuell tierisch nervt, ist der Umstand, dass Depressionen so massiv aufs Gedächtnis schlagen… Früher konnte ich locker zwei-drei Wochen rückwärts sagen, was ich an welchem Tag gemacht habe, inklusive was genau ich gegessen habe etc.
Heute vergesse ich oft, ob ich den Tag überhaupt schon was gegessen habe - in beide Richtungen… Oder ich glaube, dass ich etwas erledigt habe, was ich mir aber nur vorgenommen hatte… Einfach weil sich jede Erinnerung ewig weit weg anfühlt und ich nicht weiß, ob die Erinnerung von heute oder von vor drei Monaten stammt.

Dafür träume ich zusammenhängend… Sprich, meine Träume bauen aufeinander auf, so dass ich manchmal überlege, ob eine Erinnerung nun real ist oder ob ich lediglich so häufig davon geträumt habe, dass es mir mittlerweile real vorkommt.

Das Gedächtnis ist schon so eine seltsame Sache…

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Ich bin gerade auf deinen Eintrag gestoßen, weil meine Schwester sich kaum an ihre Kindheit erinnert und irgendwie immer mehr vergisst, was vor mehreren Jahren passiert ist. Ich bin (mehr oder weniger) das ganze Gegenteil. Sie hat vermutlich kein Adhs. Ich schon, mit ausgeprägter Hyperaktivität.
Ich kann mich an Dinge aus meiner Kindergartenzeit, Grundschule u.s.w. erinnern. Beim Lesen der anderen Kommentare fiel mit aber auf, dass es er so Kleinigkeiten sind…also so alltägliche Gespräche oder Ereignisse. An meine Einschulung kann ich mich wiederum gar nicht erinnern. Meine Mutter sagte auch mal, dass das alles wohl zu viel für mich war und ich an dem Tag fix und fertig.
Das ist mir jetzt auch öfter aufgefallen…wenn Situationen überfordernd sind(weil zu viele Reize) schalte ich auf Autopilot und speicher dann auch nur wenig ab.
Aber dieses wahllose abspeichern von kleinen Details scheint ja laut den Kommentaren so ein ADHS Ding zu sein. Total spannend!

Ich weiß nicht… dann bin ich scheinbar nicht ADHS-typisch :sweat_smile:
Ich kann mich tatsächlich noch sehr gut an ein paar Dinge erinnern, als ich noch unter 3 Jahre war, also nicht einmal im Kindergarten. Aus der Kindergartenzeit gibt es auch einiges. Aber bei mir ist es nichts wahlloses, sondern immer verbunden mit einer starken Gefühlsregung, sowohl gute als auch schlechte.

Es kann natürlich auch sein, dass die Situationen damals für mich sehr besonders waren und ich es aus meiner Erwachsenensicht eher als nebensächlich einstufe.

Oh, was für ein tolles Thema :smiley:

Schon immer habe ich mich gewundert, dass meine Freunde so wenig Erinnerungen an ihre Kindheit hatten.

Meine ersten Erinnerungen sind an meine Kinderkrippe, an kleine Pritschen im Schlaf- und Wickelraum und weitere Räume, meine Beobachtungen dort und auch meine Gedanken oder Gefühle.
Viele Jahre später, als ich schon Erwachsen war, habe ich meiner Mutter davon erzählt,daher weiß ich, dass sie mich mit 18 Monaten dort rausgenommen hat. Meine Schilderungen konnte sie bestätigen. Auch weitere Erinnerungen an meine Kleinkindzeit konnte sie mir, anhand von Details, datieren.

Ich erinnere mich gerne an meine Kindheit. Vielleicht fällt es mir deswegen leichter. Aber auch später habe ich noch viele Erinnerungen, die vielleicht erstmal nicht so present sind, aber zB durch Gespräche wieder erinnert werden.

Ich (schizoid/autistisch?) erinnere mich nur in Form von Standbildern an meine Kindheit. Meist ohne Menschen.

(Vom Kleinkindtrauma, als ich in ein Heim abgeschoben wurde, sind es bunte Plastiktassen und ein Geruch, die mich heute noch triggern. Mein Vater musste mich da wieder rausholen, weil ich immer Apathischer wurde. )

Und es sind eben immer nur Standbilder. Die Menschen darin fehlen. Wer weiss, was ein Tiefenpsychologe dazu sagen würde.

Ich erinnere mich an vergleichsweise wenig im Vergleich zu anderen. Ich habe mal gelesen, dass darüber zu reden die Erinnerungen konserviert, weil man sich immer nur an die letzte Erinnerung erinnert.
Was soll ich sagen… mit einer Familie voller DSM5-Diagnosen + noch mehr „undiagnostiziert, aber irgendwas stimmt ganz gewaltig nicht“ gibt es wenig fröhliche Familienfeste, bei denen man in schönen Erinnerungen schwelgen kann. (Familienfest von Bosse ist für uns geschrieben worden)

Dementsprechend sind die meisten meiner Erinnerungen eben auch welche, die mit starken Emotionen verbunden sind.

Bei den ersten Erinnerungen konnte ich noch nicht laufen.. Das sind mehrere dabei die in den ersten drei Lebensjahren entstanden sind, was ich dadurch zuordnen kann, weil meine Eltern sich um meinen dritten Geburtstag herum getrennt haben und meine Mutter danach nie wieder in dem Haus war.

Fun fact: wenn man sich aus seiner eigenen Perspektive erinnert, dann sind es echte Erinnerungen. Wenn man sich selbst aus der dritten Perspektive sieht oder die Szene von oben, dann sind es Erinnerungen, die sich aus den Erzählungen von anderen gebildet haben..