Hallo Xxx,
ich finde deinen Beitrag mega spannend. Bei mir wurde 2021 eine Depression diagnostiziert und nach einigen anderen Medis nehme ich nun seit einer Woche Milnacipran und es scheint großartig zu helfen. Im Rahmen meiner Psychotherapie hat meine Therapeutin bei mir ADS „diagnostiziert“ und mir eine ausführliche Diagnostik empfohlen, aber das dauert noch ewig, bis ich da dran komme. Da meine Tochter auch ADS hat und von ihrer Einstellungszeit noch Medikinet 10mg da waren, hat sie gemeint, ich könne damit mal probieren, wie es bei mir wirkt.
Nun kann ich wirklich nicht behaupten, ein innerlich ständig gestresster und unruhiger Typ zu sein, aber ich finde mich nun, wo ich vertiefend darüber lese, seit meiner Kindheit in so vielen Dingen wieder, die als mögliche ADS-Symptomatiken und mögliche Ausprägungen und Folgen im Erwachsenenalter gelten!
Meine Therapeutin hatte mir erklärt, dass im Kopf von Menschen mit ADxS völlig unaufgeräumt viele Ideen, Aufgaben usw. seien und dass das Medikament helfen würde dort aufzuräumen und alles in Schubladen zu packen und nach und nach anzugehen, statt wie ein Flummi zwischen allen hin und her zu rennen. Nun ist mein inneres Bild aber eher so zu beschreiben, dass ich in einem völlig chaotischen Raum mit lauter losen Enden sitze, die überall raus schauen und rumbaumeln. Und weil ich ja „schon groß bin“ (45), gelingt es mir auch, die so wie sie sind in irgendwelchen Schubladen zu verstauen und äußerlich eine händelbare Ordnung zu erzeugen. Aber wenn ich mir das ehrliche Chaos anschaue, renne ich nicht gestresst drin rum, sondern erstarre eher und gehe eben nichts an!
Mein Hauptproblem ist wirklich immer dieses „Dinge wirklich tun“ und bereits mit einer kleinen Dosis Medikinet ist es mir plötzlich möglich, quasi im Vorbeigehen ein-zwei lose Enden zu schnappen und die einfach zu bearbeiten! Das ist so ungewohnt für mich!!! Immer nur das Darandenken, etwas zu tun. Und bis zum Schluss nicht sicher sein, ob ich sie wirklich mache. Medikinet beruhigt mich nicht in dem Sinne, dass ich innerlich weniger hin und her springe, denn das tue ich nicht.
Aber meine erste Reaktion auf die einsetzende Wirkung war trotzdem ein tiefes Durchatmen und ein freieres Gefühl im Kopf. Und ja, ich würde sagen, es macht mich bestimmt auch leicht euphorisch und es wirkt anregend, aber vll eher, weil es mich irgendwie wieder mit meinen eigenen Gefühlen connected und es mir möglich macht, aus dem Denken und Fühlen ins tatsächliche Handeln zu kommen, Sachen anzufangen und dann auch dran zu bleiben (wobei ich das jetzt bei wirklich langfristigen Dingen natürlich nicht sagen kann, aber immerhin bleib ich beim Kochen in der Küche und fange nicht irgendwo anders etwas anderes an).
Und ich habe das Gefühl, dass dieses ewige Bild, meinen eigenen Körper gar nicht auszufüllen, weil es mir so schwer fällt zu erkennen, worauf ich Lust habe oder was ich will, sich endlich auflöst und einfach durch Lust/Freude etc. gleich auch Motivation entsteht und ein gezieltes Tun. Natürlich regt auch Milnacipran bereits an und schenkt mir grundsätzlich mehr Energie. Aber um die zu nutzen, (denn zu viel Energie kann bei mir durch das Fehlen einer Richtung und Umsetzung in irgendwas schnell wieder in Starre und Aufgeben kippen) schien mir das Medikinet der Schlüssel zu sein.
Deshalb frage ich mich nun auch, ob das eine Wirkung ist, die es haben kann, wenn mensch eben eh kein H hat und sich über viele Jahrzehnte hinweg Strategien entwickelt hat, die scheinbare Inkonsequenz, Faulheit, zu wenig Anstrengung … zu kompensieren und trotzdem ja als solche zu verinnerlichen. Gibt es da Erfahrungen hier, die ähnlich sind, in Bezug auf die Wirkung von Medikinet? Und von dir, Xxx, wüsste ich gerne noch mal, wie es dir inzwischen mit beiden Medis geht.
Beste Grüße,
Ann