Wiedereinstieg in Soziale Beziehungen

Hallo Leute,

wie in der Vorstellung schon angekündigt möchte ich mit euch über den Themenkomplex soziale Beziehungen reden und meinen Wiedereinstieg reden.

Kurz zu meiner Aktuellen Situation:

Ich pflege derzeit kaum soziale Beziehungen mit Ausnahme von Arbeitsbeziehungen. Familiäre Beziehungen unterhalte ich nur noch zu meiner Mutter aber die ist auch schon schwächer geworden, da sie nicht mehr in der selben Stadt lebt wie ich. Selbiges gilt für meine einzige Freundschaft seit dem mein Freund Frau und Kind hat. In Sachen Beziehungen zu Frauen bin ich ein absoluter Grünschnabel außer einem einzelnen Kuss ist da nie etwas passiert. Meine Annäherungsversuche waren entweder überstürzt oder unbeholfen. Die meiste Zeit meines Lebens war ich ein Außenseiter. In meiner Jugend bedingt durch mein Hyperaktives verhalten bzw. meine Aggressivität in späteren Jahren dadurch dass ich keinen Anschluss mehr gefunden habe und auch keine Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen habe.

Und trotz allem bin ich immer noch ein Mensch und Menschen sind soziale Wesen von daher sind soziale Beziehungen, so schwer ich mich damit auch tue, von Bedeutung. Von daher stellt sich mir die Frage, wie ich den Wiedereinstieg in dieses Soziale Netz schaffe, dass sich in menschlichen Gemeinschaften bildet?

Könnt ihr mir da weiterhelfen?

Gruß Herausforderer

Ich frage dann mal nach Hobbys oder Lieblingsaktivitäten egal in welche Art bei dir ?
Irgendwas was du immer schon mal gerne gemacht hättest ?
Irgendwas was wo du als Kind/Jugendlicher von geträumt hast.

Wenn du ein Hobby hast kannst du es vielleicht wieder aktivieren. Suche dir einen Verein wo du auf Gleichgesinnte
triffst. Das wäre vielleicht schon mal ein Anfang, um wieder soziale Beziehungen zu bekommen.


Das klingt für mich sehr abstrakt. Fühlst Du das auch so?
Bezieht sich das auf Beziehungen allgemein - oder auf die Suche nach einer Partnerin?

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Meine Hobbys haben viel mit Technik zu tun, aber ich habe auch andere Interessen z.B.: Kochen, Puzzeln und Lesen. Ich bin Mitglied im THW aber da bin ich derzeit auf Eis gelegt, da ich zu den Risikopatienten gehöre und deshalb von allen Aktivitäten freigestellt wurde.

Ich hatte schon versucht durch Vereinsmitgliedschaften etc. wieder Kontakt mit anderen Leuten zu bekommen, die keine Familienangehörigen oder Arbeitskollegen sind. das war bis jetzt aber von mäßigem Erfolg gekrönt. Zum einen weil sich das teilweise zerschlagen hat. Zum anderen habe ich immer das Gefühl nicht teil der Gruppe zu werden und immer am Rand zu stehen. Ich weiß nicht ob ich mir das nur einbilde oder ob das tatsächlich so ist…

ich meine damit, dass ich wie jeder andere Mensch auch das Beürfnis nach Gemeinschaft mit anderen Menschen verspüre. Wobei ich dabei eher an Freundschaften als an Partnerschaften.


Als ADHSler ist man einfach anders, und das merkt man nicht nur selbst, das merken auch die anderen.

Ich glaube daher, dass du dir das nicht einbildest. Vielen von uns ist das Gefühl des Alienseins und Nichtdazugehörens „vergönnt“, und daran ändert sich mEn auch nicht viel. Ein Stück weit muss man sich damit abfinden, denke ich.

Anders ist es natürlich, wenn du auf ähnliche Menschen stößt, das müssen keine ADHSler, das können auch andere Nicht-Neurotypische sein. Wenn du gern puzzles, vielleicht ist das „nerdig“ genug, um da Gleichgesinnte zu finden?

Grundsätzlich gilt besonders bei ADHS: Suche dir Menschen, die dir guttun. Leichter gesagt als getan, aber es entlastet doch zu wissen, das vielleicht einfach die anderen nicht passen und nicht man selbst.


Jaaaaaah… DAS ist die Frage aller Fragen.
Ich denke, da wirst Du zu keinem Ergebnis kommen. Bleibt als einzige Referenz die Frage, ob Du Dich da wohlfühlst, zum einen in der Gruppe selbst (magst Du die Leute?), zum anderen in Deiner Rolle dort.
Man kann auch am Rand stehen und Teil der Gruppe sein.
Auf unsere Eindrücke und Interpretationen des Verhaltens anderer können wir uns aufgrund unserer ADHSness leider nicht wirklich verlassen. Entweder man ist total taub und blind - oder total überempfindlich. Bleibt also nur, sich nicht so einen Kopf drüber zu machen.
Einsamkeit als Gefühl, nicht sozial integriert zu sein, ist ja sehr subjektiv. Manche brauchen die Bestätigung sehr vieler Menschen um das Gefühl zu haben, normal dazuzugehören - andere brauchen 2-3 dafür sehr gute Buddies.
Ich gehörte früher aufgrund meiner Selbstzweifel eher zu ersterer Gruppe (auch weil meine Familie sehr gesellig ist und ich eher der Sozialphobiker) - mittlerweile habe ich aber gemerkt, dass mir das Gefühl wichtig ist, irgendwo dazuzugehören - ich die Menschen aber nur selten um mich herum brauche.
THW ist da sicherlich ideal - gemeinsam tätig sein bietet immer ausreichend Anknüpfungspunkte, da kann dann nicht so viel schiefgehen …

„ADHSness“

Hab mich spontanverliebt in diesen Ausdruck… Ich weiß, Du siehst das Thema differenziert, aber es verleiht kurz so eine Gefühl von Streetsmartness.

Wie lang warst du denn bisher in den Gruppen dann „aktiv“ von was für einen Zeitraum sprichst du ca.

Wir reden hier meistens von Monaten und im Fall des THW von Stand heute über einem Jahr. Leider ist derzeit nicht viel mit THW und co. Man hat mich dort freigestellt, da ich wegen meines Herzfehlers und meines Bluthochdrucks (mit Anfang 30 :evil: ) freigestellt wurde, Risikogruppe und so.

Viele scheinen dort auch einen ähnlichen Splien zu haben wie ich, mal sehen was das wird.

Ich versuche es mal, mal sehen was sich da erreichen lässt.


Ich hab allerdings im Augenblick ein ganz anderes Problem. Ich bin mal wieder in eines meiner depressiven Löcher gerutscht, komplett mit Minderwertigkeitskomplexen, Antriebslosigkeit, Ziellosigkeit und Angstgefühlen meistens mit Bezug auf die Zukunft. Das habe ich zuletzt in der Ausprägung im Studium erlebt und da war dass schon richtig schlimm. Ich hoffe das hält nicht lange an.

Hi Herausforderer,

dein Problem ist für Menschen mit einer schwierigen Vergangenheit überhaupt nicht so unüblich - und AD(H)S führt ja leider oftmals nicht unbedingt zu einem unbeschwerten Heranwachsen. Dass man dazu noch längere Zeit ohne ein intaktes Sozialleben gelebt hat und in der Vergangenheit auch nie so richtig Erfahrung damit sammeln konnte, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Aber hier die gute Nachricht: Jeder Mensch kann lernen und so wie du Kochen, Klavierspielen, Bergsteigen oder Hula Hoop lernen kannst, kannst du auch Smalltalk, Geselligkeit und Flirten lernen. Du hast es ja bereits selbst gesagt: Menschen sind soziale Wesen und damit besitzt du alle Voraussetzungen, du musst sie nur entdecken und schulen!

Hier wurden ja schon ein paar praktische Tipps gegeben, deshalb möchte ich dir einen kleinen „Umweg“ vorschlagen und dir begründen, warum ich glaube, dass dieser Weg vielleicht länger dauert, aber dieser dein Leben mit Sicherheit positiver machen wird und dich letztendlich zum Ziel führt.

Erinnere ich mich an die Zeiten zurück, in denen ich neue Freundschaften fand oder sich eine Liebesbeziehung ergab, weiß ich genau, dass ich in diesen Zeiten nie aktiv danach gesucht habe. Die Beziehungen kamen unverhofft und ergaben sich ganz natürlich ohne dass ich es plante oder damit gerechnet habe. Und wenn ich noch genauer nachdenke, dann weiß ich, dass ich in diesen Zeiten immer sehr mit mir und meinem Leben zufrieden war. Dieser Zusammenhang ist paradox, aber ich glaube, so läuft das Leben nun mal: Wenn du dich nach Freundschaft oder einer Beziehung sehnst, weil du glaubst, sie allein können dein Leben besser machen, dann gehst du leer aus und wenn du mit deinem Leben zufrieden bist und nichts zum Glücklichsein benötigst, rennen sie dir die Bude ein.

Falls du also bereits aktiv nach Freundschaften gesucht hast, indem du z.B. Sportvereinen beigetreten bist und sich daraus nie soziale Kontakte ergeben haben, könnte es daran liegen, dass du in dieser Zeit unzufrieden mit deinem eigenen Leben warst und das auch unbewusst ausgestrahlt hast. Menschen spüren so etwas und nehmen von solchen Menschen in der Regel Abstand. Menschen wollen nicht dafür da sein, andere Menschen glücklich zu machen, sondern sie wollen am Glück andere Teil haben. In anderen Worten: Glückliche Menschen haben eine positive Ausstrahlung und es macht Spaß, sich mit ihnen zu umgeben.

Ich sprach zu Beginn von einem „Umweg“. Du ahnst es vielleicht schon, worauf ich damit hinaus will :wink:. Mein Ratschlag ist, dich erstmal auf dich selbst zu konzentrieren und zu akzeptieren, dass es keinen schnellen Weg zu so etwas wie Freundschaften oder einer Liebesbeziehung gibt. So hart es auch klingen mag, aber manches braucht Zeit und man kann viele Dinge nicht von jetzt auf gleich ändern. Freunde dich mit diesem Gedanken an, aber sei dir bewusst, dass du wie jeder andere Mensch auch Freunde finden kannst und finden wirst.

Überlege dir, was dich glücklich macht und tue es. Und tue es ohne den Hintergedanken, damit Freunde zu finden. Sieh’ deine aktuelle Situation positiv: du kannst viele Dinge machen, für die Menschen mit sozialen Verpflichtungen keine Zeit haben. Wolltest du also schon immer ein Instrument lernen, dann fang damit an. Du gehst gerne Wandern, dann mache es, anstatt zuhause rumzusitzen. Du wolltest schon immer einmal Kochen können? Schau dir YT-Videos an und lerne wie du wie ein Profi Gemüse blitzschnell in feine Würfel schneidest. Du willst schlanker/sportlicher werden und etwas für deinen Blutdruck tun? Fange an zu Joggen, mit Homeworkouts oder mit Yoga. Für alles gibt es heute eine App, die dich anleitet, dir deinen Fortschritt anzeigt und dich motiviert. Dabei ist der Weg ist das Ziel und es spielt keine Rolle, ob du ein neues Hobby bis an dein Lebensende durchziehst. Das Wichtigste ist, dass es dich erfüllt und du Spaß daran hast.

Ich verspreche dir, je zufriedener du mit dir und deinem Leben wirst, desto mehr werden sich deine Mitmenschen dir zuwenden und es werden sich Freundschaften und mehr ergeben, wenn du sie am wenigsten erwartest und du am wenigsten darauf angewiesen bist.

Der Weg mag nicht immer leicht sein, aber er lohnt sich. Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg!

Vielleicht klammerst du am Anfang zu viel? Mach dich interessanter, in dem du etwas Abstand nimmst und nicht viel von dir preis gibst. Irgendwo habe ich gelesen, dass sich Adxsler als „die Krönung der Schöpfung“ sehen:shushing_face:, vielleicht weil wir gerne klugscheissern und anderen Menschen gerne in die Schranke weisen. Also reflektiere ein solches mögliches Verhalten bei dir.
Nerd zu sein ist heute ja cool, wobei ich jetzt nicht weiß, ob du einer bist. Such dir andere Kreise, in die du dich bewegst und verlasse deine Komfortzone.
Und das wichtigste, sei immer du selbst. Menschen spüren wenn jemand nicht echt ist.

Hallo @Herausforderer, ich musste viel an dich denken, denn ich kenne es, sehr sehr einsam zu sein, in meinem Fall trotz vielen Menschen um mich herum.
Vielleicht ein kleines Trost für dich, mir hilft das Lied sehr wenn ich down bin:
Aerosmith - Amazing (Official Music Video) - YouTube

Ich überlege gerade: Vielleicht wäre das Kommunizieren-Üben erstmal ohne Realkontakte einfacher?
Also Instagram und was es eben an Foren gibt.

Auf Kursen kennen sich erstmal alle nicht und es geht um die Sache…vielleicht auch was?
Kann ja ein Kurs sein, wo man erstmal nicht so viel reden muss oder agieren mit anderen.
Malen oder Gymnastik zum Beispiel.

Ich finde es auch schwer, mit den Kontakten und hab durch Vertrauensbrüche und der Oberflächlichkeit meiner bisherigen Bekanntschaften viel Desinteresse und Abwehr/ Ängste.

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Ich benutze einfach mal dieses Thema, da ich nicht für jede Frage einen neues aufmachen will, außerdem passt das um was es geht ganz gut dazu.

Es geht mir um folgendes früher Kindergarten/Grundschule war mein Sozialleben noch weit gehen normal, ich hatte Freunde, bin auf Geburtstage eingeladen worden und meine Eltern haben auch welche ausgerichtet. Das ist dann aber Stück für Stück zurückgegangen bis zur Situation wie sie heute ist und ich weitgehend den sozialen Anschluss verloren habe. Mein einziger regelmäßiger sozialer Kontakt sind meine Kollegen und meine Mutter. Bei meinen Kollegen hält sich die Kommunikation allerdings ziemlich in Grenzen.

Es sei hier angemerkt, dass ich nie übermäßig gesellig und extrovertiert war. Menschenmassen waren mir immer unangenehm. Allerdings ist mir diese weitgehende Isoliertheit auch wieder zu viel bzw. zu wenig.

Ich frage mich, wo ich falsch abgebogen bin, was hab ich falsch gemacht, dass ich es heute kaum noch auf die Reihe bekomme soziale Kontakte aufrecht zu erhalten bzw. neue auzubauen?

Ich vermute mal, dass meine „Bewegung“ an den Rand der Gesellschaft in der Mittelschule angefangen hat. Dort bin ich nicht wirklich mit den Mitschülern zurecht gekommen und auch die Schule war nicht gerade eine Freue (schlechte Noten, Ärger mit den Eltern). Das hat dazu geführt, dass ich angefangen habe mich zurückzuziehen.

Das wurde auch nicht besser, als ich zum ersten mal die Schule gewechselt habe. Allerdings wurden dann wenigstens die Noten besser. (ein Stressfaktor weniger) Allerdings habe ich es in der neuen Schule nicht geschafft wirklich neue Freunde zu finden, mit denen man auch außerhalb der Schule etwas unternimmt. Das wahr auf dem nachfolgenden Gymnasium nicht anders, mein primäres Problem war dort, dass ich mit meiner Angst vor Klausuren mehr schlecht als Recht zurecht kommen bin. Im Prinzip bestanden meine Tage nur aus Schule und Zuhause. Unternehmungen mit Freunden gab es nicht.

Fortsetzung folgt, ich muss erstmal ins Bett…

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