Super, dass das so geklappt hat.
Ich kenne das leider sehr gut, was Du beschreibst.
Gerade in Zeiten von Dosisänderungen ziehe ich inzwischen bei mir in Betracht, dass das auch eine Nebenwirkung sein könnte…
Es fühlt sich ja leider im Eifer der Wut immer wahnsinnig zwingend an, gemeinerweise. Als ob man endlich wieder zu seinen Gefühlen und seiner berechtigten Wut durchdringt.
Und vielleicht ist das ja auch so. Aber was, wenn nicht?
Ich versuche inzwischen, v.a. morgens vor der Wirkung nochmal über solche Themen nachzudenken. Kann man sich ja auch aufschreiben in ein paar Stichpunkten, über den Tag verteilt.
Es ist ja eigentlich immer gut, aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf eine Situation zu sehen. Wie in diesem Gleichnis: Die blinden Männer und der Elefant – Wikipedia
Ich versuche also irgendwie, als sichtbare Merkposten festzuhalten und mir dann in der Wut vor Augen zu führen, dass man das auch anders sehen könnte… Dass jetzt nicht immer ist und ich es vielleicht morgen wieder anders sehe. Oder es mir einfach nicht mehr so wichtig ist.
Dass das andere Familienmitglied seine Position dementsprechend wohl auch für berechtigt hält und nicht einfach so wahnsinnig ungerecht und selbstgerecht ist, wie es sich in der Wut anfühlt.
Nr. 2: Selten genug, aber manchmal erlebt man ja wirklich, gesichert absolut im Recht zu sein und trotzdem in Frage gestellt zu werden. Du sagst 2+2 ist 4 und Deine Schwester sagt 5.
In solchen Situationen habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich gar nicht so rasend werde… Eher still und traurig. Aber was heißt das dann über die rasenden Phasen? Dann ist Wut ja jedenfalls kein sicheres Anzeichen, dass ausschließlich die eigene Ansicht stimmt?
Und Nr. 3:
Interessanterweise passiert mir das auch, wenn ich eigentlich gerade etwas ganz anderes tun will oder muss.
Kann ja sein, dass Deine Sichtweise richtig ist. Aber dem Strudel an Gefühlen nachzugeben, macht Dich ja leider nicht arbeitsfähiger. Und Deine Lebensqualität würde sich durch das Erledigen vermutlich eher verbessern als durch die Wut. Auch die Erkenntnis nutze ich zum Runterkühlen: Selbstliebe sieht anders aus.
Zudem frage ich mich manchmal (in meinem Fall), ob das nicht auch so ein ADHS-Ding ist: Lieber irgendwas fühlen - und sei es unangenehm kochende Wut - als langweilige Ablage zu machen oder aufzuräumen?
Wie gesagt: Alles nur mein eigenes Laboratorium. Als ein anderer Forist mich mal in meiner Eindosierungsphase darauf hingewiesen hat, so etwas könne auch eine Nebenwirkung sein, hat mich das noch wütender gemacht… Ich fand das fast Gaslighting, meiner Wut nicht trauen zu sollen. Die ich ja endlich wieder wahrnehme und die bei richtiger Nutzung eine Energiequelle sein könnte!
Und das kann ja auch so sein, aber nur für den Fall, dass nicht… Wäre es ja schon sehr schade, MPH-bedingt Porzellan zu zerschlagen durch das Ausagieren solcher Wut. Und vielleicht auch dadurch motiviert, dass man zerschlagenes Porzellan nicht abspülen muss?
Schon allein, dass es so sein könnte, kann nach meiner Erfahrung helfen, sich wieder ein bisschen runterzuholen.