Hallo miteinander,
das Rätsel der Wirkdauer von Amphetaminmedikamenten löst sich etwas.
AMP wird auf 2 Arten abgebaut:
- renal (via Nieren) im Körper, schnell, bevor es ins Gehirn gelangt und wirken kann und
- hepatisch (via Leber) über CYP2D6, langsam, wenn es so weit ist, dass es auch wirken kann.
Der renale Abbauweg wird stark durch den Säurehaushalt des Körpers beeinflusst.
Ein saurer Urin (pH-Wert 5,0) kann die pharmakologisch wirksame d-AMP-Menge auf ein Viertel des Wertes verringern, der bei einem Urin-pH-Wert von 8,0 (basisch) zur Verfügung steht. Dann bleibt kaum was zum Wirken übrig.
- Während bei pH = 5,0 (sauer) rund die Hälfte des oral aufgenommenen Amphetamins unverändert ausgeschieden wird
- wird bei pH = 8 (alkalisch) nur 3 % unverändert ausgeschieden.
- Bei „normalen“ pH-Werten (6,5) wurden 15 % ausgeschieden.
Sprich: Bist du zu sauer, wirkt AMP zu kurz. Oder gar nicht.
Stress, intensive Aktivität, chronische Erreger, stille Entzündungen oder sekundäre Mitochondriopathie machen sauer. Hier berichteten ja schon einige, dass intensiver Sport die Wirkdauer von AMP-Medis verkürze. Kennt das jemand auch von MPH?
Das Ganze ist mit vielen Quellenangaben hier zusammengestellt: Säurehaushalt und Amphetaminmedikamente
Netterweise lässt sich der relevante Säurewert recht einfach mittels Urin-pH-Teststreifen messen. Bei DM habe ich keine bekommen, aber bei Amazon gibt es ein paar zig taugliche Messstreifen für einstellige €-Beträge.
Wer also an einer sehr kurzen Wirkdauer Lisdexamfetamin oder Attentin leidet – oder an einer sehr langen (Schlafprobleme), könnte mit ein paar Teststreifen schnell feststellen, ob es am Säurehaushalt liegt oder nicht.
Bitte berichtet hier - das betrifft ja viele. Auch wenn es nicht daran lag!
Wichtig: Der pH-Wert schwankt über den Tag. Diese (nahrungsbedingten) Schwankungen kennenzulernen, kann helfen, den Säurewert besser zu verstehen.
Eine (fetthaltige) Mahlzeit verringert den Säurespiegel, erhöht also den Urin-pH-Wert. Das deckt sich mit dem bekannten Effekt, dass LDX nach Nahrungseinnahme etwas länger wirkt. Es macht also schon etwas aus, wann man sein AMP einnimmt. Vielleicht ist dieser Effekt bei manchen so groß, dass es überhaupt wirkt.
Man sollte also ein paar Tage lang bei jedem Pipi messen und auf den den pH-Streifen (meist) beiliegenden Tabellen notieren.
Falls es am Säurehaushalt liegt, finden sich Handlungsmöglichkeiten auf derselben Seite, die oben verlinkt ist.
Schwankt der pH-Wert nicht, oder ist er dauerhaft unter 6, dann direkt ab zum Arzt.
Ich vermute, dass der Urin-pH-Wert nicht alles erklärt, aber vieles. Und vom Rest könnte dann einiges der CYP2D6-Genotyp klären.
Dass CYP2D6 bei AMP eine Rolle spielt, entnehme ich nicht nur der Studienlage, sondern auch den Berichten von einigen Betroffenen aus dem Forum, die mit CYP2D6-Hemmern (Bupropion oder Berberin) in der Lage waren, die Wirkung einer Einzeldosis eindrucksvoll zu verlängern.
Wobei ein niedriger pH-Wert und ein slow-Metabolizer-CYP2D6 sich auch so ergänzen können, dass alles fein ist.
Bei MPH soll der pH-Wert dagegen keinen Einfluss haben. Hintergrund sei, dass CES1A, über das MPH abgebaut wird, 10 bis 20 mal häufiger im Körper vorkommt als CYP2D6. Zudem ist der Abbau von MPH durch CES1A schnell, der von AMP via CYP2D6 langsam.
Zum pH-Wert und MPH gibt aber nur 1 (in Worten: eine = einzige) Studie. Und nach der wirkt der pH-Wert auf den MPH-Abbau doch, und zwar genau andersherum. Vielleicht war das aber auch in einer Umgebung ohne CES1A.
Aber auch das ließe sich ja mit ein paar pH-Messtreifen absichern.
Zu MPH habe ich es mit Quellen hier zusammengefasst: Säurehaushalt und Methylphenidat
Viel Erfolg - und bitte berichtet hier. Das könnte für sehr viele Betroffene wichtig sein und helfen, „das Biest“ LDX zu zähmen.