Wirkung von Medikamenten bei ADHS

Hi Leute,

ich habe jetzt eine Weile in einem Buch von Frau Dr. Astrid Neuy-Lobkowicz gelesen („Habe ich ADHS?“).

Darin sind unter anderem Berichte von Patienten enthalten, die die Einnahme von Medikamenten als “Life-Changer“ beschreiben. Daher sie spürten einen starke positive Veränderung ihres Zustandes.

Das klingt mir ein Biss sehr euphorisch. Da meine eigene Einnahme von Medikinet schon fast 13 Jahre zurück liegt, wollte ich euch fragen, ob ihr diese Wirkung bestätigen könnt?

Kurz und knapp: Ja

Richtig eingestellt macht es meinen Alltag einfacher, ich kann meine Ziele bewusster verfolgen und habe mehr Lebensqualität seither.

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Jein. Life Changer ist zu tief gegriffen :wink:
Im ersten Jahr mit den Medis hatte sich für mich vieles sehr positiv verändert, ab dem 2. Jahr gab es hier und da Rückschritte, aber auch wieder neue Fortschritte, insoweit würde ich heute sagen, das Medikament unterstützt mich sanft im Hintergrund, es macht aber keine SuperWoman aus mir.
Im Grunde habe ich jetzt den realistischen Blick auf die Dinge. Kämpfen muss ich aber dennoch und immer (es fühlt sich aber leichter an ;-))

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Nachtrag: Aber auch weil ich mich mit meinem ADHS intensiv auseinandersetze, es verstanden und damit umgehen gelernt hab.

So Medis ohne alles kann auch ganz gut kontraproduktiv sein. Kenne einen Fall wo es am Ende nur dem „besseren“, pausenlosen Zocken geht und das restliche wird weiterhin vernachlässigt. Also da kein Interesse an der Auseinandersetzung mit sich usw. besteht.

Life Changer? Ja! Aber nicht, weil ich jetzt ein anderer Mensch wäre und keine Probleme mehr hätte… Das ist absolut nicht der Fall. Ich nehme sie im Moment, sie helfen mir ein bisschen dabei, die Dinge zu schaffen, die ich schaffen will, sie bessern meine Stimmung und machen mich etwas optimistischer und ich sehe manches damit klarer.
Die größte Veränderung war für mich, dass ich durch die Stimulanzien mich neu kennenlernen konnte und endlich wirklich tief verinnerlicht habe, dass ich mich nicht „einfach mal mehr anstrengend muss/kann“. Und auch, dass ich nicht einfach den nächsten Kurs buchen, die nächste Fortbildung machen, das nächste Buch lesen… muss, um endlich so zu werden wie die anderen.

Ja, das trifft es sehr gut!

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Eure Schilderungen decken sich im wesentlichen mit dem, was in dem genannten Buch beschrieben wird und mit dem an was ich mich wage erinnern kann.

Ich habe das so wahrgenommen, dass die Medikamente mein Kopf für die Zeit der Wirkungsdauer klarer gemacht haben. Ich konnte in der Schule strukturiert arbeiten und merklich besser das vermittelte Wissen aufnehmen aber deshalb ist mir trotzdem nicht alles zugeflogen.

Heute könnte ich bei meiner Arbeit als Ingenieur so etwas auch gebrauchen. Nur mit To-Do-Listen und ähnlichen nicht-medikamentösen Mitteln kann ich nicht allen Problemen beikommen, die ich habe.

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Dann probier es doch nochmal mit Medikamenten. Kann aber sein, dass du heute ein anderes Medikament als damals brauchst bzw. eine andere Dosierung. Bei Erwachsenen ist normal Elvanse Nummer 1, leider verschreiben die meisten Psychiater trotzdem zu erst Ritalin/Medikinet und wenn das versagt, kommt Elvanse ins Spiel. Wobei es auch auf den ADHS Typ an kommt. Für Hyperaktive ist meist Methylphenidat besser (Also Ritalin, Medikinet und Co.) und für Leute mit Aufmerksamkeits- und Motivationsprobleme Elvanse.

Versuch am Besten von deinem damaligen Arzt die Unterlagen aufzutreiben, das erleichtert Einiges, vorallem muss dann keine neue Diagnose gemacht werden (viele Psychiater behandeln ADHS, stellen aber keine Diagnose. Hier im Umkreis gibt es nur 1 Psychiater der diagnostiziert, aber fast alle Anderen (locker 10) behandeln es).

Mich hat Ritalin nur verballert und müde gemacht, das war ein Gefühl auf Drogen, aber kein Gutes. Es hat auch die Symptome nur minimal verbessert. Medikinet kann ich auf Grund von Pantoprazol nicht nehmen.

Elvanse hat hingegen wirklich mein Leben geändert. Mein größtes Problem war die Prokrastination weil mir alles zu schwer viel. Das ist nun fast weg. Wenn ich jetzt was liegen lasse, dann wirklich weil ich kein Bock habe. Mit DL-Amphetamin hab ich zwar noch bessere Erfahrungen als mit Dexamphetamin (was ja schlussendlich in Elvanse drin ist) aber das wird ja leider nicht von der Kasse übernommen, was wohl auch wie bei Attentin niemals passieren wird, weil Sucht- und Missbrauchsgefahr zu hoch.

Wegen meines Herzklappenfehlers und der damit verbundenen Veränderungen am Herz sind wohl alle derartigen Medikamente für mich kontraindiziert bzw. nicht zu empfehlen.

Schade.

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Warum genau?

Bei mir haben die Medikamente (anfangs Medikinet, jetzt Elvanse) Keinerlei Auswirkungen, zumindest nichts messbares wie zum Beispiel Puls oder Blutdruck.
Auch ein zwischenzeitlich geschriebenes Langzeit EKG war vollkommen unauffällig

Kann, muss aber nicht. Da bräuchte es einen Austausch zwischen Psychiater und Kardiologen sowie regelmäßige Kontrollen (EKG+UKG).

Es ist aber definitiv nicht einfach in der Konstellation.

Mein jetziger Kardiologe sagt lieber nicht. Der vorhergehende hatte damit kein Problem. Der Befund ist unverändert.

Tja…

Mein Kardiologe sagte zu mir (ich bin allerdings gesund) dass er bei Amphetamin in den ärztlich verordneten Dosen keinerlei schädliche Wirkung für das Herz sieht, weder akut noch auf Dauer, außer erhöhten Blutdruck. Da ich diese Nebenwirkung aber nicht habe (wahrscheinlich da ich schon Blutdrucksenker nehme) und mein Blutdruck mit und ohne Amphetamin gleich ist, sollte nichts passieren. Der ist auch weit über 60 und ich gehe daher davon aus, dass ihm in seiner Karriere sowas sicher schon vor die Augen gekommen wäre, da Amphetamin ja schon ewig auf dem Markt ist, mal weniger mal stärker eingesetzt (also Verbreitungsmäßig, nicht die Dosis). Dass missbräuchliche Rauschdosen Schäden anrichten ist ja allseits bekannt.

Bei dem Termin wurde ein Herzultraschall und Belastungs-EKG gemacht bei 70mg Elvanse und mein Herz verhielt sich nicht anders als ein Herz ohne Amphetamin. (Grund für den Termin war mein seit Jahren erhöhter Blutdruck, der aber aufjedenfall nicht vom Herzen aus geht).

Ein erhöhter Blutdruck ist übrigens auch eine Kontraindizierung für Stimulanzien, aber man muss immer Nutzen/Risiko abwägen. Ich für meinen Teil habe lieber mein ADHS behandelt und sterbe früher weil mein Blutdruck Schaden anrichtet auf Langzeit, als ohne Medikament rumzurennen und mein Leben zu verbummeln.

Ob sich das auch auf ein Herz übertragen lässt mit Herzklappenfehler, ist natürlich fraglich. Wieso hast du keine künstliche Herzklappe? Ist der Fehler noch im Rahmen?

Ein ehemaliger Freund von mir hat lange Zeit (über Jahre, mal intensiver, mal weniger) Amphetamine missbraucht, also in hohen Dosierungen zu Rauschzwecken in Verbindung mit Cannabis (diese Mischung ist quasi das Schlimmste was man seinem Herzen und Kreislauf antun kann) und hat mir irgendwann gesagt, dass er auch einen angeborenen Klappenfehler hat. Hat bei ihm aber nie Probleme gegeben, aber man weiß natürlich nicht, ob es Folgen auf Lebenszeit hat.

Ich würde mir eine aktuelle Zweitmeinung einholen. Du sagst zwar, der Vorhergehende hatte kein Problem damit, aber das ist 13 Jahre her. Wenn man jünger ist, kann man dem Herzen natürlich auch mehr zumuten. Ist halt schwierig, wenn der Aktuelle nun sagt ja geht klar und dann passiert was…wäre scheiße. Daher geht er wohl auf Nummer sicher.

Mein Urologe sagt auch kein Viagra in Verbindung mit Amphetamin, dabei wird diese Kombination sehr häufig von Drogenkonsumenten benutzt, ohne dass Leute sterben (Hab zumindest noch nie davon gehört, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und sowas ist schon eher der Fall). Aber es bleibt ein Restrisiko und kein Arzt will das mit seinem Gewissen vereinbaren müssen.

Vielleicht nochmal anrufen und bisschen mehr Leidensdruck rüberbringen, damit er intensiv abwägt ob es wirklich kontraproduktiv ist oder ob er einfach auf Nummer sicher geht. Oder ob eine Niedrigdosis zumindest möglich wäre.

Was es allerdings aber aufjedenfall ist, es ist ein Argument gegen Methylphenidat. Amphetamin ist für den Körper und besonders Herz/Kreislauf besser verträglich als MPH von den Nebenwirkungen her.

Schlussendlich trägst du am Ende das Risiko.