Woher wisst ihr, was ihr (im Leben) wollt? Entscheidungsstrategien

Woher wisst ihr, was ihr (im Leben) wollt?

Habt ihr für euch Systematiken entwickelt, um eure grundlegenden Ziele, eure Wünsche und Sehnsüchte auf den Prüfstand zu stellen, ggf zu entlarven?

Wenn man sich an einer wichtigen Stelle entscheiden muss links oder rechts abzubiegen. Und das eigene, zu schneller Begeisterung neigende, AD(H)Sler Gemüt herum brüllt: „LINKS – das ist doch das was ich immer wollte“, man aber aus reiner Vernunft sagen müsste: „Nene links - das ist nur wieder so eine falsche Vorstellung – so wie die letzten 32 Entscheidungen, wo das Gras hinterher auf der anderen Seite grüner war. Hmm aber deswegen rechts abbiegen?“.

Habt ihr das Gefühl, dass eure ADHS euch manchmal daran hindert, richtig zum Kern eines Bedürfnisses, eines Wunsches vorzudringen?

Hatten – sofern vorhanden – Medikamente Einfluss auf die Fähigkeit, zu wissen was man will und mit der Entscheidung tatsächlich langfristig das Gefühl alles richtig gemacht halten zu können ?

Was tun?

Sorry Deep Talk

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Hm, schwierig für mich zu beantworten…gutes Thema auf jeden Fall!

Ich bin irgendwie immer von links nach rechts gestolpert, immer mit dem Gefühl, das war die falsche Entscheidung, andere sagten mir, was ich tun soll…und ich mache das dann, weil ich unsicher bin…

Im Nachhinein habe ich gelernt: Es ist typisch Adhs, Entscheidungen zu treffen ist extrem schwer.

Medikamente helfen mir da nicht, eher das Bewusstsein, dass es Adhs bedingt schwer fällt und ich dann langsam mache und mir die Chance gebe, nochmal sachlich zu bewerten statt im Nachhinein zu grübeln unter großen Vorwürfen.

Schau mal, hier ist es gut erklärt warum es so schwer ist

Hier fand ich gute Tipps zum Umgang mit mangelnder Entscheidungsfindung, schau mal, vllt sind für dich auch gute Ansätze dabei?

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Da sprichst Du ein großes Thema an, das mich umtreibt.
Ich bin ja nun schon Ü50 und hab die „großen“ Entscheidungen im Leben weitgehend hinter mir. Berufswahl, Familie, Kinder…
ich bin da so durch gestolpert, hab mich von den in dem Moment aktuellen Gedanken treiben lassen, aber auch, sicher ein Stück weit Generationsbedingt, von Motiven wie finanzieller Sicherheit
Ich konnte mich immer gut anpassen und kompensieren und dadurch äußerlich in der neurotypischen Welt bestehen, der Preis war aber hoch. (Immer wieder Depressionen, Zweifel, burnout)

Wer ich wirklich bin und was ich wirklich will und kann , habe ich bis heute nicht herausgefunden und allmählich läuft mir die Zeit weg, noch irgendwas groß zu ändern.
Trotzdem bleibt da immer diese Frage, die mich mal mehr, mal weniger beschäftigt.

Und es gibt tatsächlich eine Sache, die ich jetzt mit den Medikamenten völlig anders sehe und hinterfrage

Müsste ich jetzt mit deinem Usernamen antworten. :smiley:
Eigentlich geht`s immer darum, den Tag unfallfrei zu überstehen, kein zu großes Chaos anzurichten und die täglichen Aufgaben zu bewältigen. Wenn ich abends im Bett liege und die innere Checkliste abhaken kann, bin ich schon ziemlich glücklich. Und dann gibt es natürlich immer noch so kleine Höhepunkte, wie einen schönen Ausflug, den nächsten Tischtennis- oder Schachabend auf den man sich freut. Ich weiß, was mir Spaß macht, da wird nichts mehr „überprüft“.

Langfristig plane ich nichts mehr (außer Urlaub vielleicht), das wird eh innerhalb von 2 Wochen von der Realität einkassiert.

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Da ich sehr entscheidungsfreudig bin, bin ich immer dankbar, wenn mir Entscheidungen abgenommen werden und zwar in allen Bereichen, aber in eher unwichtigen Dingen. Ich habe auch grundsätzlich das Gefühl, die falsche Entscheidung getroffen zu haben denke stundenlang darüber nach.
Ich kann mich ja noch nicht mal entscheiden, ob die rosa oder die grüne Flasche Duschgel gekauft wird :rofl: Da bin ich dann z.B. froh, wenn eins ausverkauft ist. So Kleinigkeiten eben.
In lebensverändernden Dingen entscheide ich selbst, vielleicht noch mit meinem Mann.
da kann ich dann auch gut ertragen, wenn es nicht der richtige Weg war.
Ich fange wieder an, mehr auf mein Bauchgefühl zu hören, denn das liegt meistens richtig.

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Hast du mal über die SMART Methode nachgedacht?

Oder auf deutsch aber mehr in Richtung Managment. Müsste man dann auf Privates übertragen.

Ich hype diese Methode grade ziemlich :smiley: Zumindest bin ich sehr motiviert.

ps: a müsste meiner Meinung nach vor allem „Attraktiv“ bedeuten.

Das frage ich mich oft, ob es das überhaupt gibt.

Ob es nun ADHS ist, ein Persönlichkeitsmerkmal oder irgendwelche Lebensumstände, man kann doch immer nur so handeln und entscheiden, wie es einem eben in diesem Moment möglich ist

Klar, rückblickend hätte ich einige Entscheidungen sicherlich anders getroffen, aber wer weiß, wer und wo ich dann heute wäre?
Ich habe mir meine Entscheidungen nie leicht gemacht, und trotzdem würde ich heute rückblickend sicher einiges anders machen
Das konnte ich aber nun mal früher nicht.
So, und nur so kann ich für mich einen gewissen Frieden finden

Wir leben ja zum Glück in einer Zeit und in einer Gesellschaft, die es uns ermöglicht, durchaus auch später noch mal andere Wege einzuschlagen.
Wie ich immer sage
Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit :smiling_face:
Oder eben eine Art Pubertät :joy:

Ich bin fast 53 und gehe immer noch in die Disco, wie das zu meiner Zeit hieß
War im zarten Alter von 51 zum ersten Mal auf einem Musik Festival und habe noch mal ein Fernstudium angefangen.
Das habe ich zwar abgebrochen, kann es aber durchaus fortsetzen, wenn ich mich dazu wieder in der Lage fühle

Außerdem will ich unbedingt mal auf einen Rave gehen
Die Technowelle ist in den Neunzigern irgendwie an mir vorbeigegangen, aber ich habe die Musik beim laufen für mich neu entdeckt

Was andere Leute davon halten, ist mir herzlich egal. Schade, dass aus meinem Freundeskreis niemand mit mir zum tanzen geht, aber das kann ich ja schließlich auch allein.

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Richtig gute Frage mit sehr viel Spielraum.

Was Entscheidungen angeht, kann ich nur bedingt mitreden, da ich grundsätzlich eher entscheidungsfreudig bin und meinem Bauchgefühl grundsätzlich vollkommen vertraue. Es sei denn, es wird von Stress benebelt, dann treffe ich sehr oft emotional-impulsive Entscheidungen oder bin unfähig, überhaupt über Entscheidungen nachzudenken. Da das nur in solchen Situationen auftritt, arbeite ich da an Strategien.

  • (emotionalen) Stress vermeiden
  • an potentielle Situationen mit der Regel, keine Entscheidung in der Situation zu machen, sondern nach Bedenkzeit X, heran gehen
  • Achtsamkeit und radikale Akzeptanz dieses Zustands mit ADHS als Ursache (und der Schlussfolgerung, dass es nicht meine Schuld ist, ich aber die Verantwortung habe, damit umzugehen und das auch gut kann)
  • bei Blockaden: Hilfestellungen wie Münzwurf (da regt sich fast immer das Bauchgefühl, taugt aber natürlich nur für Entscheidungen ohne riesen Impact), Pro/Kontra Listen, Gespräche mit Bezugspersonen, etc.

Was die Bewertung von richtig und falsch angeht, musste ich sehr lange daran arbeiten (und bin noch lange nicht fertig), gesellschaftliche Bewertungen abzulegen. Die sind für mich fast immer falsch, aber natürlich so internalisiert, dass sie sich erstmal „richtig " anfühlen“. Hat mich mal dazu gebracht, jemanden nen Heiratsantrag zu machen, der mit meiner Art so überfordert war, dass er überall wo er konnte versucht hat mich runter zu regulieren (mir meine Freunde/Hobbies/ausgehen madig gemacht, mich auf gefühlsarme Zustände konditioniert und mich bei intensiven Gefühlen ignoriert, mich zu allen möglichen Sachen mein Leben betreffend überredet, die er für sinnvoll hielt,…lange Liste). Und warum? Weil wir seit 4 Jahren zusammen waren, seit 2 Jahren zusammen wohnten und ich auf der Hochzeit seines besten Freundes den Brautstrauss gefangen habe. Die Entscheidung fühlte sich absolut korrekt an, der Antrag war so romantisch, das man hätte kotzen können und knapp 8 Monate später hab ich mich getrennt. Weil es sich mit jedem Tag…falscher anfühlte, ich reflektiert habe, was ich da fühle und immer mehr entdeckte, in was für einen Scheiss ich mich da rein manövriert hatte.

Mittlerweile halte ich es wie @Minzli, es ist nie zu spät, die Richtung zu wechseln. Und das darf man so oft machen, wie es sich für einen selbst (und nur einen selbst!) Gut anfühlt.
Bei mir hat es dazu geführt, dass ich meinen gutbürgerlichen Job erst reduziert und dann gekündigt habe, um ein paar Jahre als Selbständige Bühnenkünstlerin quer durch die Republik zu touren, gerade mein Abitur nachhole und ab Herbst 2024 Informatik studieren werde.
Ebenso wie ich für mich die Entscheidung getroffen habe, konsensuell nicht monogam zu leben, niemals zu heiraten (höchstens polyamorietaugliche Alternativen ohne das bis ans lebensende gedöns), und niemals eigene Kinder zu haben (mich mit um Kinder eines Partnermenschen kümmern gerne, ich will nur auf keinen Fall die alleinige, lebenslange Verantwortung für einen anderen Menschen haben).

All diese Entscheidungen stehen in Kontrast zur allgemeinen gesellschaftlichen Vorstellung eines guten Lebens, manche mehr manche weniger, manche nur Aufgrund des Geschlechtes oder des Alters. Aber für alle hab ich schon einiges an Gegenwind bekommen, damit muss man wohl rechnen und umgehen lernen. Es ändert jedenfalls nichts daran, dass allbdiese Entscheidungen für mich, zu dem jeweiligen Zeitpunkt, absolut richtig waren.

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Danke für eure Antworten. Nehmen wir mal rein hypothetisch :wink: die Berufswahl einer Neuorientierung. Verrückte Idee: Ausbildung mit Ende 30 oder Anfang 40 - also das letzte mal im Leben Neuanfang.

Option 1: ein Beruf mit Abi-Anspruch, der höhers technischem Verständnis verlangt (Auffassungsgabe, Konzentration, Büro - also irgendwie, nicht das, was der typische ADHSler will/kann?). Betrieb gefunden. Gutes Produkt, gutes Team, gute Übernahmeaussicht. Aber die Aufgabe wird sehr trocken sein und lag bisher gar nicht in meinem technsichen Interessensbereich. Der eventuell hohe Anspruch ist etwas abschreckend, da ich wohl mit etwas soziphoben „bitte lasst mich nicht überfordert wirken“-Genen ausgestattet bin. Jede Menge Benefits und urbanes Feeling in einem High-End Stadtteil einer deutschen Metropole - geil oder?

Option 2: ein Beruf mit Hauptschulanspruch, handwerklich, körperlich hohe Belastung, viel im Grünen, viel im Wald. „gute“ Berufsaussichten, öffentlicher Dienst, wahrscheinlich entspannt. Schrauben, hämmern, sägen, Regen, Tiere, Feierabendbier.

An Option 1 (Bürojob) habe ich ein Jahr gearbeitet, Portfolio gemacht, mir die Nächte um die Ohren geschlagen mit der Idee hier einsteigen zu können. Die geforderte hohe Affinität ist da - allerdings in eine andere Spezialrichtung. Aber das kann ja noch kommen?

Option 2 (Wald und Wiesenjob) kam das erste mal in Form eines Standes auf ner Jobmesse in mein Aufmerksamkeit - an dem ich aber nur vorbei gelaufen bin. „Schade, dass ich mich für etwas anderes entschieden habe“ dachte ich mir und habe die nicht mal angesprochen und nach Option1-Ständen gesucht. Doch jetzt kickt diese Idee von Option 2 so dermaßen rein, dass ich mir nicht vorstellen kann mit Option 1 glücklich zu werden.
Ich werde eventuell mitte November einem großen Entscheidungsdruck haben.

Mein Herz ist voll bei Option 2 - so wie ich es bisher kaum gesprührt habe. Aber ich bin auch ein Fähnchen im Wind. Mach ich mir, wenn ich mich für Option 2 entscheide, mit mit heruntergeschifteten Kollegen am Lagerfeuer sitze, die ganze Zeit Gedanken, dass ich jetzt auch auf einer Dachterrasse im besten Kiez eine Afterwork Party hätte sein können?

Wenn ich nur wüsste, wie ich wüsste… :smiley:
Das einzige was ich weiß ist, dass ich Option 2 als Kind bis zum Teenager gelebt habe. Auf dem Dorf in einer Landwirtschaftsfamilie, immer mit dreckigen Hosen, immer mit Schaufel in der Hand. Yeah - und es geht doch nur darum glücklich zu sein oder?

Ein verdammtes Fähnchen im Wind. Inzwischen kann ich sagen, dass es im Leben immer am besten lief, wenn ich gar keine Optionen habe. Ein Eisladen mit nur einer Sorte ist ein Traum - es sei denn man hat alle durchprobiert und kann sich sicher sein.
Ich bin leider ein „Probier-Mensch“ und das ist in diesem Fall schlecht.

Puh viel Text. Vielleicht musste ich das nur für mich einfach mal aufschreiben. :smiley:

Das muss ja garnicht so sein!
Will heissen, du kannst dich jetzt für option 1 oder 2 entscheiden und immernoch den Schwenk hinbekommen auf eine ganz andere Richtung.

Zu Option 1: in so einem ähnlichen „Verein“ arbeite ich. Nice, aber nicht alles was glitzert ist Gold :wink: kann auf Dauer anstrengend sein

Ich lese tatsächlich jede Menge Leidenschaft für Option 2 (Forstamt?). Absolut Adhs tauglich! 1000x besser vermutlich als die Bürohockerei (überspitzt formuliert;-))

Entscheide dich für Herzblut, nimm die nr 2…Bauchgefühl! Just do it :heart:

Ah, Berufswahl bzw. Neuorientierung.
Da würde ich in Listen eskalieren :sweat_smile:

  • Pro Option 1 vs Pro Option 2
  • je Option einmal Pro/Contra mit kurz-mittel-langfristig und Unterteilung emotional/kognitiv
  • Vergleich aktueller Job bzw. Vergangene Jobs mit beiden Optionen

Usw. :relieved:

Btw. Starte ich nächstes Jahr mit dann 36 auch nochmal ganz neu, du bist da absolut nicht allein :sunglasses:

Du hast diese 2 Berufe zur Auswahl und dein Herz hängt an Beruf 2.
Stell dir mal ernsthaft die Frage, ob eine „Afterwork-Party auf einer Dachterrasse“, womöglich im Smoking und mit diversen anderen Regeln, wirklich etwas ist, bei dem du glücklich wärst - oder nicht doch das zwanglose Bier am Lagerfeuer eher zu dir passt.

P.S. Was sind „heruntergeschiftete“ Kollegen?

Ich arbeite im Büro, aber gesellschaftliche Regeln sind mir ein Graus. Immer auf der Suche nach dem, der mich beruflich weiter bringt, das ist nichts für mich. Da müsste ich nicht lange überlegen. Ich trinke eh lieber Bier statt Schampus.

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Für mich hast Du damit Deine Frage schon beantwortet. Was mir in der Reha noch geholfen hat (dafür brauchst Du 2 Helfer), als ich vor der Frage stand, bleib ich bei meinem Arbeitgeber oder gehe ich (ohne zu wissen, wohin, und mit deutlich eingeschränkten Möglichkeiten aufgrund körperlicher Einschränkungen):

Ich saß auf einem Stuhl und links und rechts von mir saßen 2 Leute. Eine hat auf mich eingeredet und mir die Vorteile des Bleibens aufgeführt und hat versucht, mich dazu zu überreden, nicht zu gehen. Die andere hat das Gegenteil gemacht. Mir alles Negative vor Augen geführt, wie toll es doch woanders wäre und mich zum kündigen überredet. Bei Option 1 liefen mir die Tränen über die Wangen, bei Option 2, der Kündigung, ging es mir wesentlich besser und ich fühlte mich total erleichtert. Irgendwie fühlte ich mich in der Stelle gefangen. Mir blieb dann die endgültige Entscheidung insofern erspart, als ich arbeitsunfähig entlassen wurde und daraus eine Berufsunfähigkeit wurde. Aber ich war total überrascht, dass diese Übung so heftige Emotionen bei mir ausgelöst hat. Du musst dafür natürlich deine Helfer vorher über die Vor-und Nachteile der beiden Stellen entsprechend informieren.

Ansonsten tue ich mich sehr schwer mit Entscheidungen und habe in meinem Leben schon öfter die falsche getroffen - im Nachhinein betrachtet. Aber hinterher ist man immer schlauer. Hab schon Schwierigkeiten, mich im Restaurant zu entscheiden oder beim Einkaufen, was auch schon dazu geführt hat, dass ich jetzt die identische Regenjacke in 3 Farben habe (gut, eine wollte ich zurückschicken, als die Firma Konkurs anmeldete, die hab ich dann lieber behalten, denn das Geld hätte ich eh nicht wiedergekriegt).

Ansonsten ist so eine Entscheidung ja nicht endgültig. Das ist der Vorteil der heutigen Zeit, es bleibt ja kaum noch jemand sein Leben lang im selben Beruf. Ich habe auch viele Schlenker gemacht, manche davon um 180°.

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@Sonja

Btw. Starte ich nächstes Jahr mit dann 36 auch nochmal ganz neu, du bist da absolut nicht allein
Darf ich fragen was das für ein Neustart wird?

So jetzt ist ein Monat, seit der Diskussion vergangen und es war gut, nicht impulsiv zu handeln. Ich habe mich für Option 1 entschieden - also das, wo ihr mir abgeraten habt.

Das ist intgeressant für mich, weil ich daraus lernen muss:

Ich bin schnell begeistert von einer „psychischen Entlastung“. Also alles was dazu führt, dass die Probleme (der psychische Stress, den ich mir oft unbegründet mache) ablässt.
Option 1 (Bürojob) wird mich (nicht nur wegen AD(H)S sehr fordern. Ich muss viel Neues lernen, in neue Umgebungen eintauchen, umziehen in eine sehr stark nachgefragte Gegend mit einem minimalistischen Gehalt. Und das alles auf ein mal.
Das alles hat mir Angst gemacht und die Entlastung wäre Option 2 - ja wirklich im Forstamt als Waldarbeiter :smiley: . :evergreen_tree:
Geistiger Anspruch ist nicht vorhanden („super - nie wieder Stress/Angst, dass man eine Aufgabe nicht versteht“), sich der Situation nicht gewachsen fühlt, schlaflose Nächte, weil man viel Verantwortung trägt. Man ist alleine im Wald und kann „sein Ding“ machen (was soll das für mich eigentlich sein?). Sofort Ruhe - Entlastung.

Aber wenn ich ehrlich bin: ich habe im Leben so viel Gutes auf die Beine gestellt.
Kunst , Hochschulsminare , Sport , Familie , Engineering, einmal jemandem (vielleicht :slight_smile: ) das Leben gerettet. Und ich hatte immer Angst. Auf die Bühne vor 5000 Leute zu gehen, ein Kind zu bekommen, jemanden aus einem zerquetschten Auto zu zerren.
Jedesmal waren die Fluchtreflexe da. KANN DAS HIER MAL BITTE KURZ JEMAND ANDERS MACHEN? Ich konnte und habe auch viel falsch gemacht, aber das ist gar nicht so schlimm, weil das ja nur Prozesse sind. Ich muss das nur immer präsent haben.
Und wir loben uns viel zu selten für das, was wir gut gemacht haben! Das muss aufhören.

Option 1 ist der bessere Job und ich mach das!

(ein kleines anderes Argument ist natürlich, dass Option 2 ja auch ehrlich gesagt immer irgendwie offen bleibt :wink: )

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Klingt, als hättest du eine gute Antwort für dich gefunden.
Freut mich für dich - hab im Stillen gespannt mitgelesen.
So, und jetzt Sonnenbrille auf und die wilde Fahrt genießen :sunglasses:.
Go @ÄhKeineAhnung! :raised_hands:

Ich habe diesen Thread erst jetzt entdeckt und er passt zu einem Problem, das mich schon länger beschäftigt. Früher habe ich Entscheidungen gerne „auf gut Glück“ getroffen. Studieren (rumsitzen! nichts „echtes“ machen!) kam für mich nach der Schule erstmal nicht infrage, also habe ich gejobbt und bin darüber in eine Ausbildung gerutscht, die zunächst gut gepasst hat, weil vielseitiges Tätigkeitsfeld. Habe dann auch drei sehr verschiedene Jobs in der Branche gemacht. Mittlerweile habe ich Kinder und kann Entscheidungen nicht mehr einfach auf gut Glück treffen. Eine Fernstudiums-Fortbildung habe ich schon abgebrochen.
Seit über einem Jahr würde ich nun gerne etwas ganz anderes studieren - doch neben den Zweifeln, ob ich das neben der Familie gut schaffe, nagt da die Angst, dass die Begeisterung für das Thema plötzlich verfliegen wird. Diese Art Hyperfokus kann ja Tage, Wochen oder Monate anhalten und trotzdem vorübergehen.
Kennt ihr das? Wie geht ihr damit um?
Und wie geht es dir, @ÄhKeineAhnung , aktuell mit deiner Entscheidung?

Hi Millie,

witzigerweise habe ich heute 2 Bäume gefällt und musste wieder daran denken, wie es wäre, wenn ich das einfach mal beruflich gemacht hätte. Ein Job im Grünen, ein Landhaus und die Möbel selber bauen. Feierabendbier am Lagerfeuer… woher weiß ich was ich eigentlich will?

Aber ich bin im 9to5 Verhältnis angekommen. Ich bin cool mit der Entscheidung. Aber ich habe noch typische „Kinderprobleme“. Mir fällt auf, dass ich Dinge, die ich mir vornehme, die aber nicht terminiert sind, selten bearbeite. Dass ich mir ein Thema 2 Wochen lang so gar nicht angeguckt habe, obwohl ich mich täglich damit beschäftigen wollte. Ich schiebe vor allem bürpkratische Sachen aus dem persönlichem Umfeld ewig vor mich hin. Ein Beihilfeantrag, der seit fast 1 Jahr offen ist, eine Ablehung für eine Zuzahlung zum Zahnersatz, gegen die ich seit 2 Monaten hätte Einspruch erheben müssen, und immernoch keine Freundin obwohl einige Dates :smiley:

Meine ToDo Listen sind voll, mein Kalender ist gepflegt und die Arbeitszeittabelle ist progammiert. Und dennoch - ich schaue oft einfach nicht rein. Egal wie sehr ich es mir vornehme und zur täglichen Routine machen möchte. Manchmal bin ich 3-4 Stunden auf der Arbeit und mache zum ersten Mal meinen Kalender auf. Meist hatte ich Glück und habe keinen Termin verpasst. Und wenn ich ein neues ToDo notieren will, sehe ich in der App die ganzen Einträge a lá „verdammt, das wollte ich ja noch machen“. Und alle 3-4 Tage versuche ich mich an meine Arbeitszeiten zu erinnern und sauge mir dann irgendwas für die tolle Tabelle aus den Fingern. Ich bekomme einfach keine grundlegende täglich Routine geschissen.

An anderen Stellen bin ich wiederum sehr gewissen haft und genau, sehe Aufgaben und übernehme freiwillig und proaktiv Dinge - was aber eben zu ligen gelassenen ToDos führt. Naja… ich glaube ich profitiere immernoch sehr von jemanden, der mir feste Strukturen vorgibt, obwohl ich eigentlich gerne frei arbeite. Man kann nicht alles haben.

@Sonja hast du die Ausbildung dieses Jahr angefangen?