Wohin als Erwachsener

Hallo zusammen,

ich (35) gehe recht sicher davon aus ADHS zu haben. Wurde mit 16 mal von der Kinderärztin „mehr oder weniger“ auf Verdacht diagnostiziert (mein Bruder wurde damals diagnostiziert) - jedoch ging das dann nicht weiter.

Aktuell fangen die Herausforderungen an echt belastend zu werden - hätte ich vor einem Jahr meinen Job nicht gekündigt und mich selbstständig gemacht bin ich nicht sicher ob ich um ein Burnout gekommen wäre. Und so als selbstständiger… Ich denke ihr könnt euch vorstellen mit was ich da zu kämpfen habe. Und ich gehe davon aus, dass ich das Thema wieder angehen sollte - dringend. Ich bin bis dato zwar durchs Leben gekommen (Abi, Studium, guter Job), aber fragt nicht wie!!! Und es wird immer schwerer. Ich würde sehr gerne nochmal einem Versuch mit Medis nochmal eine Chance geben. Die Kompensation die ich momentan benötige schaffe ich keine weiteren 5 Jahre!

So, nun das gute Problem: die Psychiater die in meiner Umgebung wohl eine Ahnung von ADHS haben können mir keinen Termin geben… Ende Sommer nochmal anrufen, wielleicht gibt es Ende Herbst wieder freie Termine.

Was kann ich tun? Warten? Klar, ich habe jetzt viele Jahre „gewartet“ - die Zeit „bekomme ich noch hin“. Daher würden mich eure Erfahrungen interessieren welche Möglichkeiten ich sonst habe.

  • Ich lese von „privat gezahlter Diagnose“ → Wo finde ich dies? Wie geht es danach mit Therapie weiter?
  • Oder die ADHS Ambulazen an den Unis → da benötige ich eine Überweisung von einem Psychiater, bekomme ich diese? Nach meinen Telfonaten wurde ich fast direkt nach Nennung meines Namens und den vier Buchstaben ADHS auf den Herbst vertröstet… Ist dies dort auch so? Und auch da, geht es nach der Diagnose schneller beim „lokalen Psychiater“?
  • Bringt mich mein Hausarzt weiter? Vermutlich nicht denke ich!
  • Habe ich sonst eine Möglichkeit?

Danke vorab
Grüße
Thorsten

Bist du als selbstständiger privat versichert? Das würde dir aufjedenfall einen sehr großen Vorteil verschaffen.

Die Überweisung für die Ambulanz musst du bei einem Psychiater abholen. Bei denen du aber gerade keine Termine bekommst :sweat_smile:
Mach doch einfach mal einen Termin in einer ambulanz und frag bei den psychiatern nach einer Überweisung am telefon. Da hast du eh Wartezeit von einem halben Jahr und wenn du sagst der nächste Termin bei einem Psychiater geht erst im Herbst, wäre das doch super.

Dein Hausarzt kann dir eine überweisung zu einem Psychiater ausstellen. Dann rufst du bei der 116 117 und die suchen dann im Umkreis von… Nach Terminen bei einem Psychiater. Wenn du als Notfall codiert bist müsstest du innerhalb von 4 Wochen einen Termin bekommen.

Hallo Thorsten,

mir hat ein Anruf bei meiner Krankenkasse (TK) sehr weitergeholfen.
Die haben mir eine Liste mit Adressen im Umkreis geschickt, die zwar auch veraltet und unvollständig war, aber die habe ich dann abgearbeitet. Ich habe dann auch immer bei Ablehnung gefragt, wen sie mir noch empfehlen können.
Eine Psychiaterin wollte mich auch abwimmeln, aber auf Nachfrage kam dann raus, dass die den Test für 69Euro als IGeL Leistung anbieten und das habe ich dann auch gemacht.
Nach der privat gezahlten Diagnose hätte mich diese Ärztin auch (dann über die TK) weiterbehandelt, aber das war mir zu weit zu fahren (über eine Stunde Fahrt im Auto) und außerdem wollte die mir Strattera geben…

Man muss die Ärzte bzw. deren Angestelle etwas nerven, ist meine Erfahrung.

Nein, ich bin gesetztlich verischert, dachte aber just wieder daran das einfach (deswegen) zu ändern… Aber eigentlich möchte ich das nicht :confused:

Dann ruf da gleich mal an. Bei der TK hat mich dann eine Ärztin zurückgerufen und sich drum gekümmert.

<URL url="Verhalten der Ärzte - Wie ist es euch bei Diagnostik und bei einer etwaigen Odysee zuvor ergangen? Erfahrungsberichte? - #91 von Addy_Haller text=„viewtopic.php?f=7&t=270&p=9674#p7336“>Verhalten der Ärzte - Wie ist es euch bei Diagnostik und bei einer etwaigen Odysee zuvor ergangen? Erfahrungsberichte? - #91 von Addy_Haller

In diesem thread hatte ich sozusagen einen liveticker um einen Termin zu bekommen. Wenn es dich interessiert.

Und ich glaube nicht, dass sich das lohnt die Versicherung zu wechseln.

Okay, danke…

Ja, das mit dem Anrufen ist so ne Sache bei mir… Ihr glaubt nicht wie mich die bisher geführten Anrufe schon „unter Puls“ gesetzt haben. Und dann direkt abgewimmelt zu werden macht es nicht leichter :confused:

Also im Prinzip (wir sind hier ja in einem „internen“ Forenbereich) würde mir ein Doc reichen, der mir Medikamente verordnet. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Junkie, absolut nicht, ich habe mit Drogen (okay, Koffein, aber nichtmal Alkohol) absolut nichts am Hut. Aber ich kenne mich inzwischen so gut und bin so selbstreflektiert, dass ich mir das zutrauen würde… Aber DAS am Telefon beim Psychiater zu sagen macht die Sache wahrscheinlich nicht leichter :frowning:

Gibt es diese Ärztin noch?

Sie lebt noch, jedoch hat sie die Praxis vor etwa 4 Jahren abgegeben und befindet sich nun im Ruhestand. Wir hatten damals bei mir MPH probiert. Jedoch habe ich dieses „Experiment“ mehr oder weniger abgebrochen. Hätte ich weiter gemacht hätte ich eine Diagnose gebraucht. Das ist so lange her, dass die Erinnerungen schwinden; jedoch habe ich das komplett positiv in Erinnerung. Jedoch war ich damals aufgrund vieler Umstänge nicht „am Ball“ geblieben. Und es ging ja auch immer „irgendwie“ weiter…

Das kenne ich auch. Telefonieren mag ich überhaupt nicht und das wurde definitiv schlimmer in den letzten Jahren zusammen mit den anderen Symptomen.
Beruflich muss ich mich sehr oft überwinden, irgendwo anzurufen. Ist ein großer Stressfaktor.
Was mir sehr hilft, wenn ich den Text, den ich sagen will, aufschreibe. Oder zumindest die Stichworte. Vor allem Fachbegriffe, noch dazu auf Englisch, fallen mir dann nicht mehr ein wenn ich aufgeregt bin.

Du musst bedenken, dass beim Psychiater wahrscheinlich kaum Leute anrufen, die mit den Angstellten erst mal locker flockig Small-Talk am Telefon halten. Die wissen sicher, dass die Menschen sich überwinden müssen. So wie die beim HNO-Arzt extrem laut reden, wenn man da anruft, weil es da einfach überdurchschnittlich viele Schwerhörige anrufen.

Schreib Dir Stichpunkte auf:

  • Ich möchte ADHS diagnostizieren lassen.
  • Gibt es eine andere Möglichkeit, z.B. das ich selbst zahle?
  • Können Sie mir eine andere Stelle empfehlen?
  • Haben Sie eine Liste, auf die Sie mich setzen können, falls kurzfristig ein Termin frei wird?

Habe ich das richtig in Erinnerung, dass Dein Kind auch ADHS hat? Dann würde ich da mal anrufen, die kennen Euch ja und können vielleicht auch weiterhelfen.

Vielleicht hat sie noch Deine Akte?

Du wirst dich wohl überwinden müssen über deine Symptome reden zu können. Ich hab mir auch eine Liste angelegt damit ich den Faden nicht verliere. Du bist nicht alleine mit diesen Problemen und ich weiß auch dass umso mehr man bei Praxen anruft desto nervöser wird man.

Oder du schreibst eine knappe E-Mail zu den Praxen. Die wollen aber keinen ausführlichen Lebenslauf lesen müssen. Deswegen würde ich symptome nur Stichpunktartig aufführen.

Was ist denn mit deinem Bruder. Hat der noch ADHS? :lol:

Und wenn ja, wohin geht der?

Ich war zur Diagnostik in der ADHS-Ambulanz unserer Uniklinik und die Überweisung meiner Hausärztin hat gereicht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch noch keinen Psychiater, der wurde mir erst in der Uniklinik empfohlen. :smiley:

Um ein wenig schneller dranzukommen, hab ich angerufen, einen Termin in der allgemeinen Ambulanz ausgemacht und erst dort erwähnt, dass mein Psychotherapeut ADHS vermutet. (Den Tipp hatte ich von meinem Therapeuten. Okaaaay, wenn das alle machen, geht es auch nicht mehr schneller … Aber wir sind ja hier nicht „alle“)
Da musste ich zwar zwei Mal dahin fahren und es waren auch ein paar Wochen Wartezeit dazwischen, aber wir konnten die ganze Anamnese schon durch"hecheln", ich hab die Fragebögen mitbekommen und ausgefüllt zum zweiten Termin mitgenommen. Die wollten auch noch einen tabellarischen Lebenslauf und meine Grundschulzeugnisse, die ich auch noch hab (jaja, ich kann nix wegschmeißen schmunzel).

Mein Bruder hat während der Schulzeit MPH bekommen. Hat damit dann seinen Schulabschluss gemacht, und ist aber inzwischen ohne Therapie und Medikation unterwegs.

Okay, dann versuche ich mal mein Glück bei den ADHS Ambulanzen. Puuuuh, schon wieder ans Telefon… Leider habe ich in meiner direkten Umgebung keine Uni. Aber die Fahrzeit ist mir egal :smiley:

Habt ihr Erfahrungen:

  • wie lange ich auf einen Termin warte
  • was ich danach mache? Mit der Diagnose kann ich ja auch nicht in die Apotheke spazieren und nach MPH fragen :stuck_out_tongue:

Ja, habe für kommende Woche nochmal einen Termin bei seiner KJP. Wäre eine Idee dort auch noch einmal nachzufragen.

Ich bin gleich nach der Diagnose mit Rezept aus der Praxis rausgegangen.

Ich habe übrigens noch bei zwei Psychiatern Ersttermine, die ich noch absagen muss. Einer im August und einer im Dezember… Willste einen? :wink:

Moin Thorsten,

in deiner Situation war ich auch.
Eine unangenehme Mischung aus Hilflosigkeit und genervt sein, von Ärzten, Kliniken und dem Gesundheissystem im Allgemeinen.

Falls Göttingen für dich in Reichweite ist, kann ich dir meine alte Psychiaterin nennen.
Da habe ich die Diagnose binnen drei Terminen durchlaufen und hatte etwas über einen Monat nach dem ersten Anruf in der Praxis meine Diagnose.
In den beiden Ambulanzen lagen immer Wochen bis Monate (tatsächlich einmal drei(!) Monate) zwischen den Terminen und dann nur um einen weiteren Fragenbogen auszufüllen.
Eine Privatklinik hat mir (damals) einen Termin gegeben, der sechs Monate in der Zukunft lag, welchen sie dann per Mail verschoben haben.
Alles in Allem ein absoluter Graus, aber wat willste machen…

Durch die Diagnose bekommst aber n Rezept und mit dem kannst in die Apotheke rennen.
Ob die Instanz, die die Diagnose gestellt hat, auch eine medikamentöse Einstellung macht ist nicht immer so, aber wohl üblich.

Alle Gute und halte durch :slight_smile:

Hihi, wo sind die denn in Deutschland verortet? Also Entfernung von Karlsruhe wäre interessant :slight_smile:

Habe inzwischen bei der Uniklinik Freiburg angerufen - und war komplett verstrahlt am Telefon. Kaum zu glauben, dass ich oft souverän Vorträge vor 100 Menschen halten kann, aber am Telefon so keinen geraden Satz rausbringe. Wie auch immer, die Dame meinte sie machen eigentlich keine Termine bei dieser Entfernung (120km), weil sie so überlaufen sind… Scheinbar hatte sie Mitleid, und wenn ich eine Überweisung vom Psychiater oder Neurologe habe soll ich nochnmal anrufen und bekomme einen Termin (6-8 Wochen Wartezeit etwa).

Dann muss ich jetzt nur noch schnellstmöglich einen Psychiater/Neurologen finden der mit eine Überweisung ausstellt…


Unter einer Stunde. Schicke Dir ne PN

Hallo Thorsten,
ich bin gerade in einer ganz ähnlichen Situation. Als Kind ADHS diagnostiziert bekommen, und möchte nun wieder in professionele Behandlung (nach 5 Jahren „Pause“), da ich im Job sonst nicht so professionell handeln kann wie ich es muss.

Mein alter Psychiater ist ein Kinder und Jugendpychiater und ich falle mit 22 aus seinem Patientenbereich.

Ich habe so gehandhabt:
Ich bin zum Hausarzt und habe ihm meine Symptomatik geschildert und auch, dass ich als Kind ADHS diagnostiziert bekommen habe.
Bei knapp 2/3 bleibt die Symptomatik auch noch im Erwachsenenalter bestehend. Bzw. ist noch so ausgeprägt, dass es die Lebensqualität beinflusst.

Mein Hausarzt hat mit dann eine Überweisung zum Neurologen geben, bei meinem alten Psychiater habe ich Vorbefunde, Diagnosen Zeitraum der Behandlung usw. angefordert.
Die rufen mich an, wenn ich das alles abholen kann.

Habe innerhalb von 2 Wochen einen Termin beim Neurologen bekommen(Wohne in einer Kleinstadt, Termin ging deshalb vermutlich so schnell)

Ob ich neu diagnostiziert werden muss weiß ich nicht. Gehe aber davon aus, da die Dioagnose mit dem 18. Lebensjahr verfällt soweit ich weiß.

Ergänzung:
An deiner Stelle würde ich mal mit deinem Hausarzt reden. Als erste Anlaufstelle. Die haben meistens ein gutes Netzwerk aus Kollegen an die er dich verweisen kann.