Wunsch nach Freundschaft und stabilen sozialen Kontakten

Hallo,

ich verliere mittlerweile immer mehr die Hoffnung, einmal eine echte, andauernde Freundschaft erleben zu dürfen.
Ich war als Kind schon schwierig und hatte Probleme, Freundschaften zu halten. Vermutlich liegt es an mir. Ich bin impulsiv, habe zu viele Gefühle und bin ein nerviger Moralapostel. Aber so war ich immer schon. Eigentlich mag ich mich dafür auch, denn es gibt mir Struktur, aber andererseits haben all diese Eigenschaften zur Folge, dass ich nur schwer Menschen finde, die so sind wie ich und mit denen ich auf Dauer zurechtkomme.
Gestern erst wieder kam ich in die Situation, dass ich eine Bemerkung machte, die mir gerade einfach durch den Kopf ging. Ich merkte erst, dass ich wohl etwas Falsches gesagt habe, als ich die Reaktion realisierte.

Oder dass ich schnell eine Meinung zu bestimmten Themen habe und mit der ich dann anecke.

Oder dass ich etwas sage und niemand versteht, was ich ausdrücken möchte. Aber für mich fühlt sich das völlig einfach an und ich weiß dann auch nicht, was das Problem ist.

Nach solchen Erlebnissen wird mir immer wieder bewusst, wie sich solche Dinge durch mein gesamtes Leben ziehen und wie einsam ich eigentlich bin. Denn ich habe irgendwie keine Verbindung zu Menschen. Also da sind Haufenweise Verbindungen, aber die führen nicht zu anderen Menschen, sondern ins Leere.
Am Ende möchte doch jeder mindestens einen Menschen kennen, der ihn versteht und der nicht nach kurzer Zeit vor einem flieht und als unsympathisch bezeichnet, weil man wieder irgendetwas gesagt hat, was negativ aufgenommen wurde.

Ich ertappe mich oft bei dem Gedanken, gerne ein Einzelgänger zu sein. Jemand, der einfach alleine glücklich ist und niemanden braucht. Das Leben könnte so viel einfacher sein. Und ich bin es satt zu versuchen, mich anzupassen, immer wieder vergeblich.

Geht es Euch genauso? Wie geht Ihr damit um?

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Ich war so wie du besonders im Kindes- und Jugendalter. Allerdings konnte ich mich etwas zurücknehmen als ich die Reaktionen der Menschen gegenüber wahrgenommen habe, also konnte mein Ich gut maskieren. Trotzdem und obwohl, dass ich viele Freunde hatte und einige sogar geblieben sind, bin ich immer als sehr komisch von Fremden bezeichnet und sogar von vielen ignoriert worden. Das hat dazu geführt, dass ich mich diesen Menschen gegenüber extrem arrogant verhalten habe.

Tat ich auch, allerdings habe ich auch realisiert, dass meine Direktheit ziemlich verletzend und fehl am Platz sein kann und ich selbst sowas mir gegenüber hasse, also wenn jemand zu mir sehr direkt ist und seine Meinung einfach so äußert. Obwohl Moralapostel war ich eigentlich nie und ehrlich gesagt renne ich selbst von solchen Personen weg.

Mir helfen die Medikamente enorm, sozialer zu sein und meine Meinung meistens für mich zu behalten. Tatsächlich merke ich, dass ich in vielen Situationen wo ich meine Meinung direkt sagen würde, total entspannt bin und mit sogar vieles total egal ist.

Nimmst du Medikamente?

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Same here! Mir gehts ganz genauso. Ohne Medis habe ich immer „das Herz auf der Zunge“ getragen und bin in der Vergangenheit oft übel angeeckt mit meinen (spontanen/vorlauten) Äußerungen, das hat sich unter Medikation extrem verbessert. Ich kann mir vieles anhören ohne darauf reagieren zu müssen, es prallt an mir ab, ich bin ein Stück weit gelassener geworden, der Reflex sofort zu reagieren ist reduziert

@DominikS bist du in Behandlung/ Therapie zu dem Thema? Ich glaube das Gefühl nicht passend sozial zu interagieren ist häufig bei Adhslern anzutreffen (es hat zT mit der Störung der Impulskontrolle zu tun glaube ich). Wenn es dich sehr belastet (und das lese ich aus deiner Beschreibung) kannst du mit Medikamenten (zzgl ggf Therapie) viel für dich erreichen!

Euch allen einen schönen Sonntag :adxs_wink:

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Naja, das Problem damit das man „aneckt“ weil man seine Gedanken, Gefühle offen und direkt ausspricht, muss ja nicht immer einfach an einem selbst liegen, vielmehr eben auch einfach daran,
weil man nicht den allgemeinen Tenor trifft, oder weil man eine eigene Meinung vertritt die nicht in die gängigen Denkmuster passen, oder eben dann halt nicht unbedingt dem Mainstream entsprechen.
Aber klar, „beliebt“ macht man sich damit meistens nicht, weshalb man sich dann als „fehlerhaft“ wahrnimmt.

Ich versuche es heute deshalb immer mal wieder aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, nämlich: ist es nicht eigentlich eine Stärke wenn man eine eigene Meinung hat?, ist es nicht eigentlich eine Stärke wenn man selbständig denkt?, wenn man Dinge hinterfragt, sich seine eigenen Gedanken zum Weltgeschehen oder was auch immer für Themen macht?, ich finde schon.

Natürlich beinhaltet das nicht das man deshalb immer richtig mit seinen eigenen Gedanken liegt. Aber immerhin zeigt es auf, dass man jemand ist der bereit dazu ist verschiedenste Sichtweisen zu analysieren, hinterfragen, in Betracht zu ziehen, statt anderen einfach nur nach zu plappern.

Solange man nicht verbohrt ist, sich auf eine Diskussion mit verschiedenen Meinungen einlassen kann, und dabei auch andere Meinungen akzeptieren und respektieren kann, dann ist es eindeutig eine Stärke, zum Problem wird es erst wenn man andere Meinungen generell abschmettert und glaubt die Wahrheit für sich alleine gepachtet zu haben.

Manchmal liegt es aber auch nur am „Tonfall“, nicht mal an dem „was“ man sagt, sondern „wie“ man etwas sagt, nicht umsonst gibt es den Spruch „der Ton macht die Musik“ oder so ähnlich.
Zumindest hatte ich selbst immer wieder Probleme damit, dass ich wenn ich „sehr aufgeregt“ in ein Gespräch „reinfahre“ sofort angeckt bin.

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@DominikS
Darf ich fragen, wie alt du bist?

Wie du beschreibst, sind die Verbindungen an sich ja nicht das Problem, nur dass diese dann eben ins Leere laufen.
Heißt das, dass du zwar leicht Kontakte knüpfen kannst, diese Menschen dann aber durch deine direkte Art in die Flucht schlägst?
Vielleicht suchst du einfach den Kontakt mit den falschen Menschen? Es gibt gerade in der heutigen Zeit für alles und jedes/jeden Gruppen. Auch für Menschen mit hohen moralischen Ansprüchen. Je nach Interessengebiet bist du dann dort einer unter vielen und fällst als Moralapostel gar nicht mehr auf.
Ich habe übrigens schon als kleines Mädchen auf der Straße jedem, der einfach arglos etwas weggeworfen hat, hintergerufen, dass er seinen Mist gefälligst aufheben und in einen Papierkorb schmeißen soll und ich mache heute noch jedem eine Lichthupe, der vor mir eine Kippe aus dem Autofenster schmeißt. :wink:

Auch ich bin nicht immer einfach und bekomme immer wieder zu hören, dass ich schwierig und auch anstrengend sei, aber danach kommt dann immer auch das Kompliment, dass ich eine interessante Gesprächspartnerin sei und gute Ratschläge geben würde.
Soll heißen, dass du einfach die falschen Menschen um dich herum hast.

Selbstverständlich sollte man es mit Max Frisch halten, und „dem anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten, in den er hineinschlüpfen kann, und sie ihm nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren hauen“.
Da sind wir wieder bei dem bereits angesprochenen Thema, dass es auch immer auf das WIE des Gesagten ankommt.

Außerdem habe ich auch bei mir schon festgestellt, dass ich in Diskussionen oftmal die Stimme hebe, was viele dann als Aggression deuten. Das empfinde ich selbst gar nicht so und daher fällt mir das selbst auch gar nicht auf.

Aber es ist in der heutigen Zeit schon recht schwierig Menschen zu finden, die mit einer direkten Art und der Wahrheit klar kommen. Ich habe das Glück, einige wenige gefunden zu haben.

Und ich denke, mit etwas Geduld wird dir das auch gelingen.

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@Andromache genau das mit der Stimme „erheben“ passiert mir leider auch immer wieder, und das mir das dann als „aggressiv“ ausgelegt wird. :worried:
Dabei bin ich einfach nur mit Feuer und Flamme beim Thema, weshalb sich das dann im „erheben“ meiner Stimme wiederspiegelt.

Ich bin nun mal kein Roboter :robot: sondern ein Mensch mit Emotionen, ist es deshalb „eigentlich“ nicht völlig normal, dass ich meinen Emotionen Ausdruck verleihe?, ich finde schon.

Denn man könnte ja auch mal anders herum fragen, ist es eigentlich „normal“ KEINE Gefühlsregungen zu zeigen, in sprachlicher Monotonie zu versinken, oder Roboterhaft zu sprechen?, ich persönlich glaube eigentlich nicht das so ein Verhalten wirklich viel „normaler“ ist als meins, wenn ich Emotionen zeige, oder auch nicht unbedingt wirklich viel symphatischer, oder?.

P.s. letztendlich muss man lernen zu sich selbst zu stehen, auch wenn man nicht immer oder überall gut „ankommt“, ich denke in Wahrheit geht es damit vielen Menschen ähnlich, Nobody is perfekt. :sun_with_face:

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Da sprichst du mir aus der Seele!

Meine beste Freundin und ich diskutieren immer sehr heftig über das Pandemie-Thema. Weil sie - zum Glück keine Querdenkerin - trotzdem gegen diese lange und konsequente Maskenpflicht war.
Einmal haben wir uns bei lieben und schon recht betagten Bekannten von ihr „in die Wolle“ gekriegt. Die beiden haben irgendwann gar nichts mehr gesagt, sondern nur ganz besorgt aus der Wäsche geschaut und meinten, wir sollten uns doch nicht so schrecklich streiten. :wink:

Danach haben wir dann beide wieder gelacht und das Thema gewechselt. Sie h at auch eine recht laute Stimme und da bekommen das die Leute drumherum schon mal in den falschen Hals.

PS: Ich hasse dieses monotone Herumgelaber ja auch. In einem persönlichen Streit bevorzuge ich aber trotzdem lieber eine ruhige Diskussion, weil ich ein grundsätzliches Problem damit habe, wenn mich jemand anbrüllt oder verbal abkanzelt.

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@Andromache klar verstehe ich, „anbrüllen“ oder „abkanzeln“ hat ja dann aber auch nichts mehr mit „diskutieren“ zu tun. :wink: :joy:

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So ist es ! :slight_smile:

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So ähnlich gehts mir leider auch, nur dass dann niemand mehr mit mir diskutieren will, wenn ich mich mal in ein Thema reinsteiger, das mir grade wichtig ist, weil ich ja dann so aggressiv wäre, und so diskutiert man nicht.

Egal wie oft man betont, dass dem nicht so ist, die Menschen glauben es einfach nicht.

Bei langweiligen monotonen Monologen will ich dann aber nicht mitdiskutieren, da schlaf ich ein.

Es ist zum haareraufen. :exploding_head:

Ansonsten erkenn ich mich bei deinen Problemen @DominikS leider in einigen Punkten wieder.
Es ist äusserst schwierig, passende Leute kennen zu lernen, die dann auch interessant bleiben.
Oder auch nur die Motivation zu finden, sich regelmässig zu melden…

Wie definierst du denn für dich eine echte Freundschaft?
Oft scheitert es ja schon an überzogenen Erwartungen, die andere gar nicht so haben in puncto Freundschaften.

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Thats my life.

Je nach peergroup um mich herum fühle ich mich entweder pudelwohl, bin lustig und lache viel und bei den anderen dann unwohl, angespannt und in mich gekehrt.

@Irrlicht
Das geht mir auch so.
Mein Glück ist mein Instinkt, der mich schon in jungen Jahren dazu angehalten hat, die richtigen Menschen um mich herum zu versammeln.
Ich bezeichne das - etwas hart formuliert - als konsequente Sozialhygiene. :wink:

Als Kind und Jugendliche war ich sehr viel selbstbewußter als Heute und brauchte da schon immer sehr viel Zeit für mich und hatte auch gar keine Energie für viele Menschen um mich herum. Mir war es nie wichtig, viele Freunde oder Bekannte zu haben, aber dafür die RICHTIGEN.
Und um die habe ich mich auch immer bemüht.

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Auf die Fragen geantwortet: Ich bin 27 und nehme nach Medikinet und Elvanse nun Atomoxetin. Da Medikinet und Elvanse meine Tics ins Unerträgliche potenzierten (ich musste mehrfach krankgeschrieben werden und die Tics normalisierten sich auch erst ein bis 2 Wochen nach Absetzen) und Atomoxetin schon bei 20mg (Ziel ist eigentlich 60-80mg) meinen Puls stark erhöht, bin ich momentan etwas aufgeschmissen, weil mir langsam die Alternativen ausgehen.
Insofern bin ich momentan absolut nicht medikamentös eingestellt und werde es möglicherweise auch nicht mehr sein, wenn meine Ärzte keine weiteren Ideen haben.

Ich möchte eigentlich auch gerne eine Ergo machen, um meine Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, warte aber noch auf die Verordnung.

Ich hatte bis vor etwa anderthalb Jahren für anderthalb Jahre jemanden, den ich einen echten Freund nennen konnte. Da er aber mit der Zeit immer weniger mit meiner Art klarkam, er auch leider Meinungen an den Tag legte, die für mich Triggerpunkte waren und eigentlich auch absolute NoGos, ist diese Freundschaft zerbrochen.
Ich bin ja durchaus fähig, andere Meinungen zu akzeptieren, aber es gibt halt Grenzen. Und die wurden leider übertreten. Grenzen, bei denen man eine Meinung vertritt, deren Realisierung Menschen extrem schadet. Ich konnte da auch nicht schweigen, mich zurückhalten. Ich wünschte, ich könnte es. Alles wäre so viel einfacher. Aber ich kann es nicht. Es ist wie ein Troll, der mich dann so lange quält, bis es ausgesprochen ist. Und dann fängt der Streit an.
Ich möchte da aber nicht ins Detail gehen. Weil mich das gerade auch schon wieder sehr triggert.

Das Ding ist, als Mensch, losgelöst von all seinen Meinungen, war er einfach der perfekte Freund. Ich habe mich erstmals seit langem wieder angenommen, akzeptiert gefühlt. Er hat mir gezeigt, dass ich eine Einsamkeit gespürt habe, völlig losgelöst von der, die ich ohnehin schon spürte. Es ist schwer zu erklären. Und ich habe diese Freundschaft auch gepflegt. Ihm ging es lange Zeit nicht gut und ich war immer für ihn da, selbst nachts um 2. ich ging auf in der Rolle als Freund. Danach habe ich mich so lange gesehnt, nach einer echten Verbindung mit jemandem. Und all das hat trotzdem nichts gebracht, denn am Ende scheiterte es wieder und besser ging es ihm auch nicht. Es ist als hätte ich anderthalb Jahre gezeigt bekommen, wie es hätte sein können, wäre ich einfach normal, nur um dann gezeigt zu bekommen, dass ich absolut nicht normal bin. Es triggerte etliche Erfahrungen mit Menschen, auch als Kind, als ich Kontakte knüpfte, aber immer wieder alleine gelassen wurde, weil ich am Ende doch immer nur der Komische war, den man nicht leiden konnte. Eigentlich kenne ich diese Einsamkeit also nicht anders, aber ich gewöhne mich auch einfach nicht dran. Immer wieder, wenn neue Leute kommen, gebe ich mir Mühe, verträglicher zu sein, nehme mir fest vor, dass ich alles anders mache. Und das klappt auch meistens ganz kurz, aber irgendwann kommt meine Persönlichkeit dann doch hervor.
Wie soll ich mich ändern? Therapien habe ich mittlerweile etliche hinter mir und trotzdem ändert sich nichts.

Das mache ich auch. Mein Freund sagt, dass ich extrem wählerisch bin.
Ich habe 2 Freundinnen mit denen ich auf einer Wellenlänge bin und meinen Partner, der Partner und gleichzeitig Freund für mich ist.

Alle anderen lasse ich eiskalt abblitzen und rede mich raus.
Kein Bock.
Ich versuche nicht zwanghaft dazuzugehören. Das habe ich früher versucht und es hat mich krank gemacht…

Leider ist das Problem, dass ich ganz viele von diesen Menschen, die ich abblitzen lassen würde, im beruflichen Umfeld habe.
Das muss ich 8h ertragen und das ist auch der Hauptgrund für meine (zurzeit zum Glück nicht vorhandenen) Depressionen.
Es saugt mir die Energie aus. Ich weiß nicht wieso, aber ich nehme Stimmungen (negative) so unglaublich stark wahr und es sorgt dafür, dass ich gespannt bin wie ein Flitzebogen.
Bei einem Arbeitsessen habe ich plötzlich die Einleuchtung gehabt, dass die Menschen, die ich so stark ablehne genau der Typus Mensch ist, der gerne mobbt.

Das ergibt furchtbar viel Sinn.

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Nur hier kurz eingehakt: lies Dich mal durch die verschiedenen Threads zum Thema Eindosierung und / oder beginne einen Thread dazu.
Evtl. bist Du zu hoch eingestiegen… oder Dir hilft eine Kombination? Dazu müsste man aber genauer wissen, was bei Dir, was das betrifft, gelaufen ist.
Manche Psychiater sind froh, wenn sie solche Anregungen bekommen.

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