Zu mildes soziales Bedürfnis

Hallo alle zusammen,

ich frage mich, ob sich hier jemand eventuell in einer ähnlichen Situation befindet, bzw. eine vergleichbare Lebensgeschichte hat. Wie es bekanntlich sehr oft bei ADHS der Fall ist, fragt man sich, ob die Art und Weise, wie man denkt und begehrt, „normal“ ist. Jetzt wo ich natürlich Bescheid weiß, dass sie nicht so ist, wird mir einiges klarer. Jedoch habe ich immer noch Unsicherheiten und weiß nicht so ganz, inwieweit da ADHS eine Rolle spielt. Ich spreche von dem durch Reizfilterschwäche und geringe Stresstoleranz ausgelöstem geringen aktiven Interesse an sozialer Interaktion. Jedoch als Symptom und nicht als generelle Einstellung. Mir ist in meiner Psychoanalyse aufgefallen, dass ich in meiner Jugend sehr oft Zeit allein verbracht habe, größtenteils mit Kompensation und Ablenkung, da ich zu gefühlskalt und lustlos war. Das Grundbedürfnis existiert, aber ich verbinde soziale Interaktionen oft mit Stress und habe einfach oft überhaupt keine Lust darauf, obwohl ich mir dieses Bedürfnis von Herzen wünsche. Ich bin weder isoliert, noch ausgeschlossen, aber ich habe seit jeher immer wieder diese Abneigung, längere Gespräche zu führen und einfach keine Lust, mich einzubringen. Es fing mit dem Drang zu reden an und ich musste oft überlegen, was genau ich denn sagen soll. Quasi so, als hätte man garkeine Lust, aber würde sich dennoch zwingen. Unter Medikation fällt dieser Stress gelegentlich weg und ich fühle nach sehr langer Zeit endlich wieder Lust, beim Gedanken, mich mit Freunden zu treffen und in einem Gespräch nicht an später zu denken, wenn ich wieder meine Ruhe habe. Es kommt anscheinend durch zu viele gedankliche Assoziationen und emotionale Impulsivität zustande, sodass ich oft Schwierigkeiten habe, beim Thema zu bleiben, oder gar klare Gedanken zu äußern. Ich fühle mich so, als hätte ich in einem Gespräch immer einen strikt begrenzten Zugriff auf meine Gedanken. Konsequenz: Abgrenzung. Obwohl ich das überhaupt nicht will.

Hat eventuell jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder möchte einfach etwas dazu sagen? :winken

… alleine das Zuhören und der Blickkontakt fallen mir oft schwer.Thema muss mich schon sehr interessieren, damit ich dabei bin.Klare Gedanken äußern ist sehr schwer, daher spontane Diskussionen oft nicht möglich.Oder gedanklich aussteigen und genervt sein bzw. nebenbei was anderes machen.

… Impulskontrolle leider auch ausbaufähig und spontane Äußerungen die nicht passend sind.Dazu sehe ich Leute reden und frage mich, was soll ich damit anfangen?!
Gerade bei Small Talk und auch so.
Wahrscheinlich sind Tiere und Bücher meine besseren Freunde.

Früher konnte ich ohne soziale Kontakte überhaupt nicht.
Mit dem Alter verliere ich stark das Bedürfnis danach.
Lange Gespräche, zuhören müssen (was ich eh selten getan habe oder tue), dummes Geschwätz, Themen, die mich null interessieren etc. machen mich enorm müde und ausgebrannt.

Ich kann und konnte Menschen nie in die Augen schauen was mich jedesmal zusätzlich sehr anstrengt.

Ich habe viele Freunde verloren, da ich kein Kontakt halten will bzw. ich melde mich nie. Einerseits schade andererseits ist halt so.

Ich empfinde es selten belastend, habe aber auch selten das Bedürfnis mich mit jemandem zu treffen. Wenn ein Treffen arrangiert ist, habe ich später echt keine Lust danach.

… das mit dem Treffen kenne ich auch: ich mache was aus und wenn es dann so weit ist, hoffe ich, die Leute sagen ab

Als junger Mensch war ich sehr kontaktfreudig, später als ich verheiratet und Mutter war, war mein Mann und die Kinder das wichtigste in meinem Leben. Heute sind mir Menschen, ausserhalb von meiner Familie, fast schon zuwieder. Ich habe mich total zurückgezogen. Einerseits denke ich manchmal, das ich gerne wieder Menschen kennenlernen würde, andererseits bin ich dann meistens schnell wieder „ernüchtert“. Klar, die Welt hat sich verändert, ich habe mich verändert, aber vorallem spüre ich einfach sowas wie „angeödet“ sein, von meist gelangweilten, abgeklärten, humorlosen und so weiter und so weiter Leuten. Kurz und bündig gesagt, einfach meistens irgendwie dann doch wieder froh, das ich nicht auf allen Hochzeiten tanzen muss, oder will.

Bei mir war es ähnlich als ich jugendlich und um die 20 war mußte ich ständig am Wochenende etwas mit Leuten unternehmen .

Wobei ich immer schon Wert darauf gelegt habe das es höchstens 3 bis 4 Personen waren, da mir das damals in grösseren Gruppen schon zu anstrengend war und man auch kein vernünftiges Gesprächsthema zustande bekommt.
Belanglose Unterhaltungen langweilen mich sofort und das empfinde ich als Zeitverschwendung.

Jetzt seit ich meine Familie habe treffe ich mich gerne mal mit einer einzigen guten Freundin um gute Gespräche zu führen.

Zum „einsteigen“ in ein Gespräch bedienen wir uns ja mehr oder weniger alle dem Werkzeug des „small Talk“, irgendwie muss man ja anfangen. Ich „muss“ auch nicht ununterbrochen labern, im Gegenteil ich bin oft auch gerne mal die stille Zuhörerin und lass die anderen labern. Genauso sind mir ehrlich gesagt auch Leute die immer nur „tiefschürfende“ Gespräche führen wollen, alles bis ins kleinste Detail analysieren wollen, oder dabei dann noch „missionarisch“ werden, überhaupt nicht leiden. Dann lobe ich mir Leute die auch mal ganz gewöhnliches aber gepflegtes small Talk führen können, oder fähig dazu sind auch mal in angenehmen Einvernehmen gemeinsam zu schweigen.

Oh ja, sowas kann ich ebenfalls überhaupt nicht haben. Vor allem weil ich ständig mit mir selbst solche Gespräche führe. Mit anderen brauche ich das nicht.

Sind Selbstgespräche wirklich ein Symptom?
Das würde mich wahnsinnig beruhigen und nicht glauben lassen das ich völlig gestört bin.
Ich rede echt viel mit mir,was zuweilen schon erschreckend ist.

Ob es ein Symptom ist weiß ich nicht, aber ich spreche innerlich ständig mit mir selbst, laut selten.

Ich führe schon richtige Selbstgespräche,vor allem in Stresssituationen und wo sich Wut und Unverständnis breit machen…

Mir hilft das manchmal, Gedanken nachvollziehbar zu machen, wenn sie sonst zu schnell durcheinanderpurzeln.

Innerliche Selbstgespräche, klar wer kennt das eigentlich nicht?. Ich wüsste jetzt auch nicht warum das was merkwürdiges sein sollte. Ganz im Gegenteil, ich glaube das jemand der*die das nicht tut irgendwie komisch ist. Es ist doch normal, zum Beispiel vor einer Prüfung noch mal alles im Geiste durchzugehen. Oder vor einem Vorstellungsgespräch geht man ja auch verschiedene Szenarien im Geiste noch mal durch, auch wenn dann alles anders kommt. :jammer
Oder dann wenn man nachts im Bett liegt und nicht einschlafen kann. :lol: