Hallo Leute,
Ich bin 28 Jahre alt, männlich, und zur Zeit studiere ich.
Ich habe den starken verdacht das ich AD(H)S habe, weiß aber nicht ob ich deshalb zum Arzt gehen soll weil ich mir eben nicht sicher bin. Man hat mir als Kind schon gesagt das ich ADHS habe, es wurde aber nie richtig Diagnostiziert. Mit ca. 8 Jahren hat mein damaliger Kinderarzt gesagt ich hätte ADHS. Er hat mich dann auch zur Ergotherapie geschickt, die hat aber leider nichts gebracht.
Ich sollte dann noch zu einem Psychiater gehen. Meine Eltern und meine damalige Klassenlehrerin sollten einen Bogen ausfüllen indem sie mich beschreiben. Das Ergebnis war das man sagte meine Mutter wäre die einzige gewesen die meine Symptome so schlimm beschrieben hätte, deshalb muss man mich nicht behandeln. Da ich mit Abstand die meiste Zeit mit meiner Mutter verbracht habe wusste sie es wohl am besten und meine Lehrerin hat auch immer gesagt das ich mich von allem ablenken lasse und nie konzentriert bin. Außerdem war ich als Kind sehr Hyperaktiv. Ich kann also eigentlich nicht nachvollziehen warum man der Meinung war man müsste mich nicht behandeln.
Damit war das Thema ADHS auch beendet und es wurde seitdem nichts mehr unternommen.
Ich selber bin mir aber zu 100% sicher das ich ADHS hatte, und ich bin mir auch eigentlich ziemlich sicher das ich es auch jetzt noch habe. Ich versuche mal einige meiner Probleme genauer zu schildern.
Als erstes mal das Offensichtlichste, ich kann mich nie auf eine Sache konzentrieren. Mein Fokus springt ständig von einer zur anderen Sache.
Wenn ich versuche zu lernen läuft es immer gleich ab, ich lese 2-3 Sätze dann kommt mir ein Gedanke und dann denke ich 10 Minuten darüber nach, oder schau aus dem Fenster weil ich draußen was gehört habe, oder oder…
Irgendwann fällt mir dann wieder ein das ich ja lernen wollte und fange wieder neu an ein paar Sätze zu lesen aber bin dann gedanklich gleich wieder wo anders.
Ich habe auch ein sehr großes Problem damit Dinge zu ende zu bringen. Ein gutes Beispiel dafür ist mein Schulischer Werdegang.
Auf der Realschule habe ich die letzte Klasse 2 mal gemacht und 2 mal nicht geschafft, bin dann mit dem Hauptschulabschluss abgegangen. Danach habe ich eine Ausbildung angefangen aber im 2. Lehrjahr abgebrochen.
Dann habe ich eine Zeit über Zeitarbeitsfirmen gearbeitet, habe aber immer wieder gekündigt und woanders neu angefangen. Das ging etwas über ein Jahr so, dann habe ich meine Mittlere Reife und sogar das Fachabi nachgeholt und tatsächlich geschafft. Anschließend habe ich ein Studium angefangen, habe es aber im ersten Semester wieder abgebrochen. Zweites Studium angefangen, im ersten Semester abgebrochen und dann drittes Studium angefangen und ebenfalls abgebrochen.
Jetzt Studiere ich wieder und bin gerade zum vierten mal im ersten Semester. Das Interesse ist am Anfang immer sehr groß aber lässt dann sehr stark nach und ich bekomme mich einfach nicht dazu mehr für das Studium zu tun. Ich habe jetzt auch schon wieder das Problem das ich viel mehr machen sollte.
Auch ein sehr großes Problem ist das ich sehr stark Prokrastiniere. Ich schiebe Dinge immer so lange vor mir her bis es schon fast zu spät ist, oder manchmal mach ich es dann auch einfach gar nicht obwohl es wichtig wäre (z.B. im Studium), was natürlich immer mehr Probleme bringt. Wenn ich mehr als eine Sache machen muss und eine Sache dringend ist weil ich sie mal wieder zu lange aufgeschoben habe bin ich auch schnell überfordert, was oft dazu führt das ich einfach gar nichts mehr mache. Ich muss dazu sagen das ich allgemein eher schnell überfordert und gestresst bin.
Was auch ein großes Problem ist, ist die Tatsache das ich leider sehr oft sehr schnell das Interesse an einer Sache verliere und mich auch nie bei etwas entscheiden kann.
In meinem Kopf herrscht eigentlich immer Chaos weil mir immer tausend Gedanken durch den Kopf gehen.
Hyperaktiv wie als Kind bin ich heute nicht mehr, das einzige was man noch merkt ist das ich nicht ruhig sitzen kann. Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze Wippe ich ständig mit beiden Beinen und das ziemlich schnell und ich muss auch ständig meine Sitzposition wechseln. Innerlich könnte man mich noch als Hyperaktiv bezeichnen da ich immer diese innere Unruhe habe.
Auch mein Sozialleben hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob das mit AD(H)S zusammenhängen kann, jedenfalls habe ich eigentlich fast kein Sozialleben mehr. Ich habe mich in den letzten Jahren so Stark zurückgezogen das ich kaum noch Kontakt zu Freunden habe. Eigentlich die einzigen Personen mit denen ich Kontakt habe sind meine Freundin und mit einem Freund treffe ich mich manchmal. Die anderen bekommen von mir meistens nicht mal eine Antwort zurück wenn man mir schreibt. Obwohl ich gerne mehr Kontakt zu meinen anderen Freunden hätte, denke ich jedes mal wenn mir jemand schreibt „Da antworte ich später drauf“ und das denke ich eine Woche lang bis ich irgendwann denke, ok jetzt muss ich auch nicht mehr antworten. Und von mir aus melde ich mich sowieso nie bei jemanden.
Es ist alles wirklich sehr belastend für mich und es gibt noch mehr Sachen aber ich will nicht auf alles so genau eingehen, der Text ist jetzt schon lange genug.
Ich überlege mal zu meinem Hausarzt zu gehen und schauen was er sagt. Das schiebe ich auch schon seit einer Weile vor mir her. Ich hab allerdings Angst das er das ganze kleinredet oder das er sagt wenn ich was hätte, hätte man damals schon mehr unternommen.
Was würdet ihr sagen, soll ich einfach mal hingehen?
Ich hoffe ich konnte mein Problem einigermaßen verständlich rüber bringen und hab nicht alles zu durcheinander geschrieben. Ich vermeide es eigentlich sonst immer über solche unangenehmen Sachen zu reden.
Danke schon mal an diejenigen die sich alles durchgelesen haben und vielleicht einen Rat haben.