Zusammenhänge erkennen

Unmedikamentiert ist für mich alles Zusammenhängend. Also so eher ein Vorteil, aber bei mir führt es dazu, dass ich die Themen nicht trennen kann.

Das ist typisch ADHS wegen der Assoziationen?
Vom 100sten ins Tausendste kommen… Das ist es wohl

Ist das für euch Nachteil oder Vorteil?

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Ich weiß nicht, ob es typisch ist, aber mir ging es auch immer so - sehr viel assoziatives Denken, Erkennen und manchmal auch Herstellen von Zusammenhängen, aber auch ein wunderbarer Unsinn-Detektor, wenn jemand etwas „logisch“ nennt und der Zusammenhang ist nicht logisch, sondern im Grunde willkürlich. Das hat eine Menge Vorteile, aber nicht nur.

Vorteile:
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  • [*]Wunderbare Kreativ-Schleuder - genau so produziert man Ideen.
  • [*]Es hat mich gut (wenn auch sehr, sehr langsam) durch's Soziologie-Studium gebracht, mit Schwerpunkten auf theoretische Gebilde und Wissenssoziologie.
  • [*]Meine Kommilitonen sagten immer halb bewundernd, halb erschrocken, ich hätte so interessante und komplexe Aufsatzthemen - aber ich kann's auch einfach nicht kleiner!
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    Nachteile:
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  • [*]Ich will eine komplexe Aufgabe angehen und kann nicht, weil ich keinen Teilaspekt herausgreifen kann, den ich erledigen kann, ohne vorher zumindest ein paar Vorentscheidungen in mindestens drei anderen Teilaspekten zu treffen, die wiederum von jeweils drei weiteren Entscheidungen abhängen, die wiederum von einigen abhängen, die teilweise schon zu den ersten Teilaspekten gehören. Kurz: Ich sehe manchmal die Bäume vor lauter Wald nicht.
  • [*]Siehe oben: Ich kann kein Klein-Klein. Auch wenn es angebracht wäre.
  • [*]Ich versuche, anderen einen Zusammenhang zu erklären, der mir komplett selbstverständlich vorkommt, aber mir fallen die richtigen allgemeinverständlichen Worte dazu nicht ein.
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    Ich merke gerade die Vor- und Nachteile, dadurch dass durch meine Medikation genau das Über-Assoziieren und Grübeln nachlässt. Ich kann mich also mehr auf bestimmte Sachen konzentrieren, andere Sachen ausblenden.
    Die sind dann aber auch wirklich weg.
    Lustiges Beispiel: Ich kann auf einmal nicht mehr kochen. Da kriege ich meinen Kopf nicht mehr dahinter.

    Also, klare Vorteile: weniger Dinge, um die ich mir gleichzeitig Sorgen mache. Ich kann mich besser mit einzelnen Dingen beschäftigen und denen die nötige Aufmerksamkeit widmen.
    Ich erkenne auch auf der Arbeit, dass ich spezielle Stärken und Schwächen habe und stelle fest, dass das ein Vorteil ist. Vorher dachte ich ich müsse alles können, was mir selbst Druck gemacht hat.
    Nachteil: manche Dinge sind nicht mehr in meinem Fokus, sind mir sozusagen egal.
    U.a. einige soziale Kontakte(vorher die Sorge: bei denen muss ich mich ja nochmal melden)

    [*]Ich versuche, anderen einen Zusammenhang zu erklären, der mir komplett selbstverständlich vorkommt, aber mir fallen die richtigen allgemeinverständlichen Worte dazu nicht ein.[/list]
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    Oh ja, das kenne ich nur gut, oft krame ich mir aus den hintersten Ecken meines ohnehin unstrukturierten Gehirns Wörter und (Teil)-Zusammenhänge zusammen, um dann daraus ein „geniales“ Konstrukt zu bilden, um meine Gedanken klarzumachen, dabei verstehe ich mich in dem Moment wohl eher selbst nicht ganz und den Faden hab ich schon vor einer halben Ewigkeit verloren.

    Bei mir ist eher die Frage wie bereit ist mein Umfeld und der Arbeitgeber auf mich ohne Medikamente. Da das leider immer mehr nach hinten los gegangen ist in der Vergangenheit sehe ich es eher positiv vielleicht einiges davon erst mal los zu werden.
    Stehe zum Thema ADHS und Medikamente Noch am Anfang und sehe es als Chance. Wenn sich das drum herum ändert und auch ich vieles dazu gelernt habe gerne wieder ohne! Aktuell möchte ich einfach nur angepasster sein. Weniger anecken und dadurch entstehenden Stress los werden. Nicht immer Sachen sehen die andere nicht sehen oder sehen wollen und daran verzweifeln.
    Bei 100 aussteigen bevor das Hamsterrad sich wieder auf 1000 oder mehr dreht…

    Das mit den Zusammenhänge sehen, der unmedikamentierte bzw. der unbehandelte bzw. der über sich selbst unaufgeklärte und undiagnostizierte ADHS-Betroffene wandelt sehr oft im emotionalen Nebel durch die Gegend. Und in diesem Zustand sieht man dann auch des öfteren Zusammenhänge, die keine sind, Stichwort Verschwörungstheorien… demnach hängt ja bei Corona alles miteinander zusammen, Bill Gates hat in einem diabolischen Komplott in Kooperation mit den finsteren Regierungen dieser Welt das Virus in einem Labor entwickeln lassen, um die Demokratie abzuschaffen und um China und dessen autoritärem System zur Vorherrschaft in der Welt zu verhelfen. Und die Eliten dieser Welt, die stecken sowieso unter einer Decke, es hängt alles miteinander zusammen und ergibt alles einen Sinn… in Wahrheit ergeben all diese bizarren Verschwörungstheorien überhaupt keinen Sinn und Merkmal dieser Denke im Sinne dieser sogenannten Zusammenhänge sehen bei Querdenker und Konsorten ist, dass man alternative Erklärungen und gegensätzliche Zusammenhänge gar nicht erst in Erwägung zieht weil man so von der Stimmigkeit der Zusammenhänge und auch des eigenen Weltbildes überzeugt ist, dass es anders ja gar nicht sein kann. Es kann ja nur so gewesen sein, in der Realität war es dann doch meistens ganz anders…

    Bei ADHS würde ich sagen, tendenziell fühlt man bei ADHS feiner, man erspürt Ungerechtigkeiten und Unehrlichkeit zum Beispiel von Regierungen stärker als Menschen ohne ADHS bzw. gänzlich ohne ADHS, aber man denkt mit ADHS tendenziell unklarer und verfehlter als Menschen ohne ADHS.

    Der Satz: „Das Volk denkt falsch, aber fühlt richtig.“ bei ADHS gilt das erst recht…

    Also ich bin keiner dieser Verschwörungtheoretiker der aktuellen Querdenker Bewegung und finde das meine Gedanken gerade im beruflichen eher klar sind. Viele Sachen die ich in der Vergangenheit gesagt habe sind dann auch so eingetreten. Dann möchte sich aber niemand daran erinnern das ich das gesagt hatte oder still schweigen :sweat_smile:
    Bin der sachliche Typ der nur glaubt was er sieht oder beweisen kann und dass mache ich dann auch mit Sehr viel Nachdruck. :dizzy_face:

    Glaube eher nicht das man Querdenkerund ADHSler so unter Einen Hut packen darf! ! ! Ganz im Gegenteil! ! !


    Ja, das kann ich voll nachvollziehen. Diese hustenden Flöhe und das laut vor sich hinwachsende Gras nerven mitunter


    Das denke ich einerseits auch - andererseits gibt es bestimmt mindestens ebensoviele Sachen, die nicht eingetreten sind (aber das verdrängt man dann selbstwertdienlich).

    Wir haben da vielleicht mehr Aufmerksamkeit und eine erhöhte Wahrnehmung - aber nicht immer die Fähigkeit oder Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen oder den Wald unter den Bäumen zu sehen.

    Von daher ist die ganze Aufmerksamkeit eigentlich ziemlich für den Popo und stresst nur.

    Das trifft den Nagel auf den Kopf :rofl:

    Wäre das auch so bei gutem Teamwork?

    Einer, der viel sieht… zu viel, um seine Beobachtungen adäquat umzusetzen. Andere, die ihre Stärken woanders haben, und einige der Ideen aufnehmen? Bei gegenseitiger Augenhöhe?

    Scheint mir eine sinnvolle Überlegung. ich glaube nicht, dass allzuviel wirklich für den Arsch ist im Leben.

    Und eine arbeitsteilige Nachverfolgung würde auch eine Messung erlauben, wie gut die Ideen und Beobachtungen sind und unter welchen Umständen. Und eine zukünftige Ausrichtung daran.

    So etwas kann man sicher in äußeren Teams etablieren, aber vielleicht sogar in inneren?

    Ja, sowohl als auch denke ich.
    Also - sowohl ein wenig mehr Ignoranz, was die hustenden Flöhe betrifft - das schafft dann Kapazitäten um den Wald zu sehen.
    Wenn die Umgebung auf die hustenden Flöhe nicht reagiert, könnte man sie ignorieren.
    Wenn die Umgebung instinktiv unbewusst und reagiert, dann könnte man mal genauer hinsehen.
    Wenn die Umgebung bewusst reagiert, könnte man ihr auch die Aktion überlassen.

    Letztlich ist diese Reizfilterschwäche und überhöhte Aufmerksamkeit mit der damit verbundenen Zuweisung von Bedeutung ein Symptom.
    Und wie das bei diesen so ist muss man / muss ich lernen damit umzugehen. Dazu gehört eine gewisse Selbstreflektion und ich merke, dass es mir schwer fällt, da nicht von einem Extrem ins andere zu fallen und mir komplett selbst zu misstrauen.
    Ist ein bisschen wie ein neues Betriebssystem oder so.

    Sorry, in Bezug auf meinen gelöschten Thread, der annährungsweise hierrein gepasst hätte
    ich bin als digitaler Forumsneuling nicht so mit SUchfunktion vertraut :oops: Hab einige Verweise in diesem Thread gesehen, meinte aber, warum nicht ein eigener Corona-Thread…
    Dank der aufrichtigen Zurechtweisung von Hibbelanna muss ich mir aber eingestehen, dass ich - wieder mit Neuling-„Bonus“ - nicht genügend sensibilisiert bin was das Triggern angeht, und habe mich einfach ganz unvoreingenommen dafür interessiert, ob andere mit den Einschränkungen mehr oder weniger einverstanden sind und wie sie damit „Unter chaotischen Bedingungen“ zurechtkommen.
    Sicher hab ich dabei meine eigene gebildete Meinung, und habe diese wohl leider zu polemisch in Worte gefasst, selbst im Bewusstsein, dass sie, wie jede, einschränkbar, wandelbar und vorläufig ist, unter Einbezug anderer Erfahrungen und Gedanken.

    Mein „motivierender Ratschlag“ dabei sollte sich lediglich in der Einladung kundtun, sich zumindest inwendig nicht von Ängstlichkeit anstecken zu lassen - und das gilt auch für Kindererziehung.

    Aus der Schule musste ich leider wegen meinem Chaos aussteigen, aus der Erfahrung kann ich nur sagen, dass Home Office trotz digitalem Fortschritt kein Ersatz ist für den Raum, den die Schule bietet als eigenständiger, von der Zerstreeung des Alltags abgegrenzter Lebenskosmos. Häusliche Eziehung kann viel erreichen und sich über einiges hinwegsetzen, aber Heranwachsende brauchen unbedingt diese andere Art von Gemeinschaft. Damit diese aber nicht ihren Sinn als Handlungsfeld verliert, muss auch hier das Diktat der Gesundheitsstatistik in Grenzen gehalten werden, um Interaktionen auf einer angstfreien Basis zu gewährleisten, und nicht das Vertrauen der Gesellschaft an System zu kappen und zu Massenreaktanz zu führen, nur um wenige Prozent mehr Sicherheit zu gewinnen; am Anfang der Coronazeit schien das ja auch noch relativ gut zu funktionieren, und die Leute machten mit.

    ABer ok, der Triggeraspekt leuchtet mir an, es schadet nicht, sich in andere reinzuversetzen, insbesondere unter Rücksicht darauf, wo man schreibt. Meine Entschuldigung dafür, und ich drücke allen die Daumen, für die die Situation sich schwer zu ertragen anfühlt. Aber man kann sich eben nicht selbst die Lösung aller zusätzlichen Alltagsprobleme aufbürden, wo ein grosses Mass von EInschränkungen von der Politk und dem öffentlichen DIskurs stammen, deswegen ist auch der politische Widerstand, ebenso wenig der innere, nicht sinnlos oder abwegig, als ADHSler bietet man im Kampf auf verlorenem Posten ja ein ordentliches Kontingent an Resistenz und EInsicht jenseits der Einsicht. Und das bestärkt doch einen wiederum schon wieder ein Bisschen :wink:
    (und damit ist der Zusammenhang für diesen THread „Zusammenhänge“, hoffe ich gewährleistet( :? Aber lasse es gerne damit auf sich beruhn.

    @morpho dein thread wurde nicht gelöscht, er wurde in das nicht öffentliche forum verschoben, du findest den unter „alles andere“.
    Bin kein admin aber denke er wurde verschoben, da das Thema eher politisch ist, als das es zu adhs gehört.

    Lol, jetzt könnt ihr euch vorstellen, was für ein CHaos für mich die Welt ist, wo ich mich nichtmals in einem Internet-Forum zurechtfinde :neiiin
    Und jetzt weiss ich auch nicht, wie ich den Post lösche, um ihn in den anderen Thread zu packen, wenn ich auf blaues Häckchen „Löschen“ gehe sagt er, „sie können nicht ein unbeantwortetes Thema löschen“ oder so ähnlich.
    Aber wenn es einigermassen hier noch hinpasst, soll es bleiben, ansonsten, Admins zur Hülf!


    Ja, das ist so. Ich habe ja komplett „distance“ studiert - das war echt hart, selbst für mich als „Erwachsene“ - und habe auch zu dem Thema in meiner BA „geforscht“… Gerade für Personen mit ADHS nochmal herausfordernder. Zumal hier in Deutschland, wo wir ja ADHStechnisch hinter dem Mond leben. Wenn ich mir überlege, dass in den USA über das Thema „UDL“ (Universal Design for Learning) die Bedürfnisse von „Benachteiligung“ per Dekret in digitalen Lernumwelt berücksichtigt werden müssen - da können wir hier nur von träumen.


    na das hättste mal so formuliert… :neiiin
    Ich habe da sicherlich jetzt auch sehr heftig reagiert, aber ich fands schon beim ersten Lockdown sehr nervtötend und ineffektiv, eher angstmachend.
    Aber selbst wenn Du nicht unterrichtest - Du hast sicherlich viel wichtiges beizutragen!

    bei mir ist adhs ist dem zusammenhang fluch und segen zugleich: ich kann zwar ein problem sehen, zusammenhänge sind auf einmal völlig klar und so offensichtlich, und ich ärgere mich dann teilweise über leute, die mir dann in dem moment nicht folgen können, ich werde ungeguldig. aber auf der anderen seite sitze ich dann nach dem gespräch da und denke: moment, wie war das noch gleich? ah ja jetzt, ich muss es ja nur kurz runterschreiben, aber wie… und das zieht sich dann ewig, am ende wird dann irgendwas schnell runtergeschrieben und man ist selber mit dem ergebnis nicht zufrieden und denkt sich: im kopf war es anders und viel besser!

    edit:

    für mich ist der einzige vorteil an der pandemie das home office… ich bin im ho durchweg produktiver, lasse mich weniger vom großraumbüro ablenken.