Zusammenhang ADHS und Reizdarm

Gibt es einen Zusammenhang zwischen ADHS und dem Reizdarmsyndrom? Wie erklärt sich das?

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Hallo Justine,
Das kannst Du eigentlich alles mit ein bisschen Recherche im Internet nachlesen, aber ich antworte Dir trotzdem gerne, da ich seit meiner frühen Kindheit - mal mehr, mal weniger - akut mit dem RDS (Reizdarmsyndrom) geplagt bin und ich mich genug mit Ärzten und Fachliteratur befassen musste.

Ein RDS lässt sich z.b. mit einer Dysbalance der Monoamine erklären, z.b. Serotonin.

Dieser Botenstoff KANN (nicht muss) auch bei AD(H)S - neben Dopamin - an den Symptomen, beteiligt sein. Es ist eine akute Störung der Darmbarriere und beeinflusst sich „wechselseitig“ (bedeutet: Die Ursache ist oft nicht direkt klar und muss vielfach von allen Seiten abgeklärt werden.)

Wissenschaftlich hat man sogenannte „Mikroläsionen“ erkannt, das sind feine Verletzungen in der Darmbarriere, die mikroskopisch klein sind und Bakterien und Viren durchlassen. Oft ist dadurch auch so stark das Immunsystem betroffen, dass man - vor allem im Winter - eine erhöhte Infektanfälligkeit hat (war/bin auch oft krank, u.a. mit Multinfekten).

Ist aber gut und gerne auch ein idealer Nährboden für weitere komorbide Störungen wie Allergien oder endokrinologische Erkrankungen - und nach Jahren oder Jahrzehnten weiß oft niemand mehr was „Ursache“ oder „Wirkung“ war…

Man sagt grob das ca. 90-95% des Serotonin im Darm gebildet wird und sich davon ca. 10% nur im ZNS (Zentralnervensystem) befinden. So viel grob zur Information.

Meine ganze Geschichte habe ich NICHT komplett hier veröffentlicht, aber ich kann Dir - aus Erfahrung - sagen, dass die These - subjektiv - jedoch bei mir absolut zutreffend ist.

Bei RDS-Patienten werden oft Antidepressiva (SSRI) eingesetzt, unabhängig davon, ob diese depressiv waren oder nicht. Bei mir war dadurch nahezu eine Symptomreduktion bis zu 80-90% zu erreichen.

Durch SSRI gab es keine verstärkte Wahrnehmung mehr auf den Magen/Darmbereich. Motialität/Darmbewegung wird verlangsamt und der Stuhl „festigt“ sich langsam. Es können wieder mehr „Elektrolyte“ aufgenommen werden und man ist/war weniger krank.

Bei mir hat das bereits in der Kindheit - vor allem in der Schulzeit stark angefangen. Jeden Morgen Magenschmerzen, Durchfall, Blähungen usw.

Wenn ich unter Stress stand, z.b. in die Schule musste, war es besonders schlimm, weshalb ich keine schöne Erinnerung an meine Schulzeit habe. Ich habe mich durchgequält, obwohl ich lieber zuhause geblieben wäre, aber Ich schweife ab.

Gewissermaßen für mich „traumatische“ Erlebnisse, gepaart mit oftmals mangelndem Verständnis der Eltern und Ärzte für die Zusammenhänge. Habe hier gelesen, dass einige Töchter oder Söhne scheinbar betroffen sind, kann nur allen Eltern an’s Herz legen, dass Sie versuchen, Ihrem Kind so viel Verständnis wie möglich, entgegen zu bringen.

Irgendwann resigniert man so stark und hat auch keine Kraft mehr, dass man sich irgendwann hängen lässt, weil „sowieso nichts hilft“ - wenn die Eltern dann auch noch „drauf hauen“ dann ist eine folgeschwere, traumatische Störung die Folge, die später als Erwachsener nur schwer, bis gar nicht aufzuarbeiten ist.

P.S: Der Reizdarm war zuerst da, und wahrscheinlich auch mein ADS, später mit 14-15 kamen die Depressionen. Bis ich die „Zusammenhänge“ richtig verstanden und „interpretiert“ habe ist viel zu viel Zeit vergangen.

Liebe Grüße,
empathy

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Vielen Dank, für die ausführliche Antwort! Interessant und hilfreich.