Zusatzstoffe in Süßigkeiten

Liebe Leute,
meine Tochter 10J. hat ADHS und wird seit 3 Jahren mit Medikinet behandelt. Wirkung gut, schulisch alles top. So jetzt zu unserem Problem:
Wir habe schon immer beobachtet, dass die phasenweise trotz Medikation sehr impulsiv ist, ich beobachte viel, habe erstmal gedacht Sport/Ruhephasen ein wenig konsequenter durchzuführen und so weiter, es hat sehr unregelmäßig was gebracht. Aktuell aber bin ich mir hundertprozentig sicher, dass diese Phasen mit bestimmten Nahrungsmitteln zu tun haben, konkret: Haribo , Maoam also alles was Farbe hat und gummiartig ist, auch Kaugummis sind definitiv ein Auslöser. Kuchen, Schokolade oder Kekse haben bei ihr keine verschlimmernde Wirkung.
Man könnte jetzt ganz einfach sagen, also soll sie es nicht essen und alles wird gut, aber es funktioniert nicht……
Sie merkt es selber, dass es ihr nicht gut tut, aber kann es nicht sein lassen, überall werden diese blöden Bären und Co angeboten, wir verzweifeln, weil unser Hausfrieden schief hängt, weil sie so aggressiv ist, vor allem in der Früh, bis die Medis wirken und dann am Abend - Katastrophe…. Aber ich und mein Mann, wir schaffen es irgendwie nicht, sie dazu zu bringen die Verantwortung zu übernehmen und sich nicht durch die Chemie zu schaden.
Probiert haben wir: Tausch für Süßes, was keine Nebenwirkungen hat, Belohnung durch Bücher, Spiele, Erklärung der Situation hoch und runter, Aufklärungsfilme….
Ich brauche eure Erfahrung, ein Durchbruch, wir sind wirklich fix und alle….
LG Tereza

Das ist ja interessant.
Mein Sohn hat auch immer wieder sehr aggressive Phasen. Ich habe schon an alles Mögliche gedacht, aber nicht an Haribo. Jetzt achte ich mal verstärkt drauf.

…ich wäre super froh, wenn du mir dann eine Rückmeldung gibst.
es ist wissenschaftlich gut zu begründen, dass solcher Zusammenhang existiert - die Stoffe sind Dopamin-wirksam…… und das wird auch eben das Problem sein, warum es für unsere Tochter so schwer ist.

Mache ich, wird aber dauern. Im Moment geht es, haben aber auch aktuell kaum Haribo zuhause, könnte hinkommen…
Hier gehen auch Kekse und so.

Kaugummi nimmt mein Sohn, wenn MPH aufhört zu wirken. Hatte er seit ca einer Woche auch nicht.

@Terezchen das ist ja wirklich sehr interessant was Du hier schreibst, habe tatsächlich noch nie etwas davon gehört das Gummibärchen eine Auswirkung auf die Impulsivität haben.
Das zuviel Zucker im allgemeinen ungesund ist weiss ja eigentlich jeder, nicht nur das man davon übergewichtig wird und Zucker die Zähne ruiniert, ist auch bekannt das Kinder durch zuviel Zucker Konsum „aufgedreht“ werden, insofern nichts neues, aber das da jetzt speziell Gummibärchen besonders hervorstechen sollen, dass höre ich jetzt wirklich zum ersten mal.
Ich persönlich habe meinen Kindern sowieso nie einen Vorrat an Süssigkeiten gekauft, habe ihnen auch nie erlaubt sich aus den Regalen die sich direkt bei den Kassen befinden irgendwelchen Ramsch und Süsskram auszusuchen.

Mit Kindern muss man in Punkto Süssigkeiten von Anfang an Konsequent sein, Regeln aufstellen und Grenzen setzen, ansonsten hat man für sehr lange Zeit immer wieder Galama und Stress wegen solchen ungesunden Süssigkeiten oder billigen Plastik Schrott Spielzeugen und solchen Sachen.
Ich habe meinen Kindern auch nie sogenannte Softdrinks gekauft, nicht nur das dort massenhaft Zucker oder Süssstoff drinnen ist, wo es zum Beispiel über Süssstoff heisst das dieser Krebserregend sei, sind auch noch Farbstoffe, Aromastoffe und was weiss ich was alles noch dort drin, da sagt einem ja eigentlich schon der gesunde Menschenverstand das dass nicht gesund sein kann.

Wie auch immer, muss ja jeder selbst wissen wie er sich ernähren will, aber Kinder mit Süssigkeiten vollzustopfen ist auf keinen Fall eine gute Idee.
Mit Deiner Tochter würde ich offen und ehrlich über Deine Bedenken sprechen, ein Kind im Alter von 10 sollte das eigentlich gut verstehen, und dann den Konsum der Süssigkeiten drastisch drosseln, schon garnicht einen Süssigkeiten „Vorrat“ anlegen.
Gummibärchen in dem Fall Deiner Tochter jetzt vielleicht nicht „sofort“ und „ganz verbieten“, da es ansonsten wahrscheinlich zuviel Stress und Theater gibt, aber wie gesagt die Menge ab sofort „einschränken“ und nur an bestimmten Tagen erlauben, wäre sicher keine schlechte Massnahme.

Oh krass! Sehr interssant, auch für die Erwachsenen.
Ich kann bei meinen zuckerfreien Extra kaugummis auch 5 auf einmal futtern, da gibts kein halten mehr.
Einen „Entzug“ von diesen Sweets kann ein Kind nicht kontrollieren, wenn es schon ein Erwachsener nicht kann. Ich bin tatsächlich ratlos :roll_eyes:

Soweit dieses Phänomen objektivierbar besteht, muss das nicht von irgendwelchen Zusatzstoffen kommen. Genausogut - und nach meiner Vermutung sogar wahrscheinlicher - könnte es der Umstand bewirken, dass man das Zeug eben intensiv kauen muss.

Dabei denke ich vorrangig an eine Art Frust, der dadurch entsteht dass man zur Erlangung der Belohnung d. h. des Wohlgefühls (Süße und Geschmack) kauen muss, was anstrengend ist und dauert.

Biochemische Prozesse wie die Resorption über die Schleimhäute könnten evtl. auch noch eine Rolle spielen.

Um die Theorie mit den Zusatzstoffen auszuschließen, könnte man eine Versuchsreihe machen in der man z. B. andere Süßigkeiten verfüttert, z. B. so biologische / mit natürlichen Zutaten hergestellte Gummibärchen. Aber da muss man aufpassen ob wirklich keine Zusatzstoffe drin sind. Nicht alle Zusatzstoffe werden von den Herstellern deklariert.

Allgemein sind ja Süßigkeiten wirklich eine Plage. Deshalb halte ich auch die Planungen für ein Werbeverbot für Süßigkeiten eine der wenigen sinnvollen Dinge, welche unsere aktuelle Regierung in Planung hat.

Die Süßigkeitenhersteller und deren Werbestrategen kämpfen jeweils mit einem Battalion an Fachleuten, darunter Psychologen, Verhaltensforscher etc. Unterstützt werden sie von Schleichwerbung und Werbern, die heute Influencer genannt werden aber es schon früher gab. Z. B. den Gottschalk mit seinen Gummibären. Auch in Kindersendungen der öffentlich-rechtlichen Sender werden Gummibären, Bonbons, Schokolade etc. dadurch beworben, dass sie als Belohnung gereicht werden.

F.

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Liebe Lea, danke Dir! Das ist ein besonders guter Einwand!
Als ich es geschrieben habe, habe ich wirklich hin und her überlegt, ob mein Anspruch auch nicht zu hoch gesetzt wird, aber jetzt denke ich eher, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie es sich wirklich anfühlt. Und dann habe ich noch einen zweiten Gedanken gehabt, ob wir sie nicht zu niedrig von den Medikamenten haben. Unsere Psychiaterin ist wirklich sehr gut, aber wir besprechen oft nur schulische Leistungen und wenn sie hört, dass meine Tochter locker den Übertritt aufs Gymnasium schafft, dann kommen wir nie auf das Thema „höher zu dosieren“. Sie wurde immer auf der niedrigsten Dosis gehalten, wir haben dieses „Step up“ Konzept nie versucht.
Jedenfalls vielen Dank, ich komme hier langsam aus meiner ursprünglichen Hilflosigkeit raus.
LG Tereza

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Liebes Faultier,
danke schön. Ich bin absolut Deiner Meinung, würde aber irgendwie gerne für meine Tochter eine Lösung finden.
Im Pubmed stehen schon sehr viele Untersuchungen, was die Ernährung bei adhs betrifft, ich finde es sehr spannend, wobei ich mir sicher bin, dass keine reine Ernährungstherapie ohne Medikation, Beratung und Psychotherapie sinnvoll ist, aber es hat mit Sicherheit einen Einfluss.

Um eine Lösung zu finden muss man die Ursachen versuchen zu finden, zumindest eingrenzen und versuchen, möglichst viele mögliche Ursachen auszuschließen.

Wie gesagt kann man versuchen die Theorie mit den Zusatzstoffen auszuschließen, in der man dem Kind statt Haribo, Katjes, Maoam etc. entsprechende Produkte verfüttert, die nur mit natürlichen Zutaten hergestellt sind. Die kann man offenbar auch selber machen:

Für den Versuch bzw. als erste Versuchsreihe würde ich drauf achten, dass die alternativen Süßigkeiten vom Zuckergehalt ähnlich sind wie die Industrieprodukte, um gleiche Voraussetzungen zu haben.

Wenn sich die Tochter nach dem Konsum von Süßigkeiten ohne Zusatzstoffe genauso verhält wie nach dem Konsum der Industriesüßigkeiten, kann es schon mal nicht an den Zusatzstoffen liegen.

F.

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Wir haben heute wieder einen schwierigen Tag, und heute liegt es nicht an Haribo und Co.
Ich beobachte aber trotzdem weiter.

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Hallo,
ich bin neu hier im Forum und bin eher durch einen Zufall drauf gestoßen. Es ist echt interessant, von Euch zu lesen.
Mein Sohn ist fast 14, nimmt Intuniv 1 mg und wir sind Recht zufrieden. Wir hatten schlimme Zeiten, sie fingen an, als er 6 Monate alt war und dauerten bis er 12 war. Es war Mal besser und mal schlechter, jedoch nie wirklich gut. Ein Forum wie dieses hätte ich mir in den schlechten Zeiten sehr gewünscht, damals aber nicht gefunden. Da fühlt man sich oft ganz schön allein.
Meinem Sohn und der ganzen Familie geht es nun besser, die guten ADHS-Seiten wie Kreativität und Neugier kommen mehr raus, die schlechten sind zwar noch da, stehen aber nicht mehr so sehr im Fokus bzw. werden schwächer.

Die Beobachtung mit den Gummibärchen & Co. habe ich auch gemacht. Ich bin der Meinung, dass es bei meinem Sohn am Blutzucker liegt. Isst er die zuckerhaltigen Sachen ohne langsame Kohlenhydrate, schießt der Blutzucker hoch und dann durchs Insulin wieder runter. Die Folge waren sehr miese Laune und Wutausbrüche. Isst er Gummibärchen zum Nachtisch oder mit langsameren Kohlenhydraten in kleinen Mengen, ist es ok. Viel schlimmer waren künstliche Süssstoffe. Danach hat er nachts ganz komisch und viel häufiger als normal gezuckt.

Es ist schon Wahnsinn, wie intensiv man sein Kind kennenlernt. Muss man ja auch, denn solche Dinge sagt einem sicher kein Arzt

Süssigkeiten können echt die Pest sein, genauso wie die Handynutzung. Kinder können ja recht kreativ werden, wenn sie was unbedingt wollen :roll_eyes:

Guten Abend, ich danke Dir für Deine Erfahrung.
Wir sind jetzt definitiv weiter, denn wir hatten ein gutes Gespräch mit unserer Ärztin, die unsere Vermutung bestätigen konnte.
Sie hat gesagt, dass es sehr wichtig ist herauszufinden, auf was unsere Tochter reagiert, damit sie möglichst wenig eingeschränkt ist aber auch wenig Schwierigkeiten durch die Reaktion auf Farbstoffe Aromen Zucker Co. hat.
Sie hat uns einige Tipps gegeben und Medikation unserer Tochter verändert.
Spannend ist, dass durch das konsequente weglassen der „Probleminhaltstoffe“ auch unsere Tochter diese Wirkung bestätigen kann und meidet vieles selbständig. Heute hat sie die Zutaten von Milkaschoko durchgelesen und hat gemeint: Weizen, Soja, Zucker mehr als 50%, Farbe und Aroma…das nehme ich nicht, sonst habe ich morgen von dem Tag nichts.
Ich fand es super spannend….
Viele Grüße, ich freue mich immer über weitere Erfahrungen.

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Ah und noch einen Link habe ich zum Dopamin und Ernährung:

Das sehe ich auch so.

Hilfreiche Tipps habe ich leider keine, da kinderlos. Aber interessant, dass ihr da so einen klaren Zusammenhang feststellen könnt.

Wow, super, dass Deine Tochter das so für sich entscheiden kann.

Viele reagieren ja auch auf Zucker.

Wenn man es genau wissen möchte würde ich mal die oligoantigene Diät machen. Da jeder auch auf andere Dinge reagiert.

Hallo Ulschke, hallo Justine
ja es ist sehr spannend, dass es funktioniert, wenn man den Entzug geschafft hat, merkt man die massiven Auswirkungen der Farb- und Aromastoffe noch deutlicher.
Ich weiß, dass solche Effekte auch durch Zucker beschrieben wurden, wir konnten es aber nicht beobachten. Selbstgemachte Kuchen oder Kekse oder Marmelade machen nämlich gar nichts bei unserer Tochter.
Hier auf der Webseite gibt es ein Infoteil, da sind auch gAnz viele Infos zu diesem Thema, es ist offensichtlich allgemein bekannt, ich wusste es aber nicht, als ich diesen Chat damals gestartet habe.
LG und vielen Dank für eure Antworten!