3 Defining Features of ADHD: Rejection Sensitive Dysphoria, Hyperfocus

Find ich persönlich nen super Artikel. Mich nervt, dass ADHS häufig nur auf Hibbeligkeit oder Verpeiltheit reduziert wird. Was meint Ihr denn so?

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Ja stiimmt, guter Artikel!
Ergänzend dazu finde ich diesen Link immer top:

Schönes Wochenende wünsche ich dir :sparkles:

Dem Begriff „rejection sensitivity“ bin ich erst mit meiner Anmeldung hier begegnet. So ganz klar ist mir das Phänomen aber auch nach ein paar Recherchen nicht:
Bezieht sich „rejection“ auf Ablehnung im Sinne von „keiner mag mich“, oder ist damit auch gemeint, dass man übermäßig traurig oder wütend wird, wenn man sich nicht genügend Gehör verschaffen und durchsetzen kann, oder sich nicht respektiert fühlt, ohne dass dahinter der Wunsch nach freundschaftlicher Zuneigung steht? Und handelt es sich auch um eine rs, wenn die Empfindlichkeit erst im jungen Erwachsenenalter so richtig „ausbricht“?

Ich hatte als Kind keine Ahnung, wie ich mit Anderen in Kontakt treten sollte, vermutlich bedingt durch die mangelnde Vermittlung sozialer Kompetenz durch meine Bezugspersonen. Dementsprechend war ich still und schüchtern, später an der Uni wunderbar angepasst, und habe mich nie darüber aufgeregt, dass ich mich nach den Wünschen und Plänen anderer Leute gerichtet habe. Es war mir sogar recht genehm – bin nicht so der initiative Typ Mensch :roll_eyes:.

Irgendwann wurde mir dann vermittelt, ich würde „alles immer so persönlich nehmen“ und ich sei dogmatisch. Mit Autoritäten und dem Erhalt von Arbeitsanweisungen auf der Arbeit bin ich gar nicht klargekommen. Selbiges gilt, wenn ich beim Reden häufig unterbrochen werde oder in Diskussionen nur schwer zu Wort komme, oder wenn meine Leistungen nicht gewürdigt werden. Das alles treibt mich über kurz oder lang zur Weißglut – ich habe das Gefühl bevormundet und weder verstanden, noch „gesehen“ zu werden.

Auch habe ich heute mal wieder wie ein Kleinkind auf der Arbeit herumgeheult, weil ein Kollege einer Geschäftspartnerin gemailt hat und prompt eine Antwort erhielt, ich aber seit Wochen von Selbiger noch keine Rückmeldung bekommen habe. Dabei ist mir die „Zuneigung“ der Geschäftspartnerin eigentlich gar nicht wichtig. Ich habe persönlich sogar recht wenig für sie übrig. Und mir ist bewusst, dass das Geheule völlig übertrieben ist.

Im Straßenverkehr werde ich zur Furie, wenn es jemand „wagt“, mir die Vorfahrt zu nehmen oder zu dicht aufzufahren – wohl wissend, dass das eigentlich nichts mit mir persönlich zu tun hat.

Manchmal merke ich sogar, wie ich nach einer negativen Interpretationsmöglichkeit suche, wenn Jemand sich auf eine bestimmte Art verhält – nur um dem Gegenüber Vorwürfe machen zu können – obwohl mir eigentlich rational klar ist, dass das a) Blödsinn, und b) nicht hilfreich ist.

–> rejection sensitivity oder „da gibt es etwas aufzuarbeiten“?

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RS in Reinform.
Sich nicht gesehen, wertgeschätzt, gehört, gleichzeitig herabgesetzt zu fühlen ist der Kern von RS, basierend auf einem Leben voller Zurückweisung der eigenen Person, welche aufgrund Adhs typischem Verhalten wiederum geschieht.
Immer das Gefühl zu haben falsch zu sein, löst einen massiven Schaden des Selbstwertgefühls aus, welches die „überempfindlichkeit“ forciert.

Im oben erwähnten Artikel ist es sehr transparent erklärt:
„… Bei Rejection Sensitivity ist nicht die objektive Ablehnung durch andere kennzeichnend, sondern die Verletzlichkeit gegenüber subjektiv empfundener Ablehnung. Es geht um die Empfindlichkeit gegenüber tatsächlicher Ablehnung einerseits und die Wahrnehmung vermeintlicher Ablehnung und Zurückweisung andererseit…“

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Hat mit Selbstschutz zu tun, du machst jemanden Vorwürfe, um dich besser zu fühlen, das wertet das "Selbst’ auf. Die Alternative wäre ein Abrutschen in eine Depression, wenn das „Selbsr“ schutz-und wehrlos attackiert wird und man es zulässt.
Unterm Strich mMn also auch wieder ein Teil von RS

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Wieviel Narzissmus kann man sich hier aneignen?
Bei der letzten Sitzung hat mein Therapeut viele meiner Verhaltens- und Denkweisen als narzisstisch bezeichnet. Aber ich hätte diese aus Selbstschutz entwickelt.

Fühlst du dich angegriffen oder stört es dich, dass sie gegen die Regeln verstoßen? Das zweite kenne ich von meinem Mann und meinem Sohn. Da frage ich mich, ob es ADHS ist oder was autistisches ist.

Ich denke dass passiert alles unbewusst.
D.h. du machst das nix extra, sondern kannst in der Situation vermutlich nicht anders reagieren. Das „ich“ schützt sich selbst. So interpretiere ich das

Interessanter Artikel. Ich sehe mich definitiv sehr stark im Rejection Sensitivity Bereich und würde auch sagen, dass das eines der Symptome ist, die mich im Alltag am ehesten Einschränken bzw. das die meisten Probleme mit sich bringt. Ich wusste tatsächlich nicht, dass man das auch mit Medikation angehen kann, bisher ist mein Ansatz Verbesserung durch neue, positive Erlebnisse und verarbeiten der alten, negativen Ereignisse (weil sich sowas natürlich verstärkt, wenn man oft genug die Erfahrung macht, dass sich eigene Ängste bestätigen). Hat jemand Erfahrung mit Medikamenten?

Danke für Deine Einschätzung!

Der Punkt, an dem ich mich aufgehangen habe ist, dass ich oft gar nicht ernsthaft denke, dass ich als Person abgelehnt werde. Ich schätze aber, dass das häufige Gefühl, überhört und nicht ernst genommen zu werden dazu geführt hat, dass ich unbeachsichtigt benachteiligt, oder meine Bedürfnisse nicht respektiert wurden. Jetzt tut sich in einer solchen Situation schnell Wut auf, die mir signalisiert „du musst dich durchsetzen und auf deine Bedürfnisse und Rechte aufmerksam machen“. Da kommt dann der Pitbull in mir zum Vorschein und im Nachgang, wenn ich mich „durchgesetzt“ habe, bin ich hundsmüde :roll_eyes:. Oder ich fange von vornherein an, zu heulen, weil Bellen und Beißen zu anstrengend ist :dotted_line_face:. Dann wäre rejection sensitivity im Grunde auch eine Empfindlichkeit gegenüber der Ablehnung meiner Bedürfnisse…

Denke ich auch. Ist aber eigentlich kontraproduktiv für beide Seiten. Wenn ein verpeilter Freund eine Verabredung vergisst, auf die ich mich gefreut habe, und ich den Umstand akzeptiere, dass er einfach unorganisiert ist und ich enttäuscht, er mich aber trotzdem mag und schätzt, hätte mein Selbstwert vermutlich mehr davon, als wenn ich mir einrede, dass er mich nicht respektiert, obwohl ich weiß, dass das nicht stimmt :face_with_peeking_eye:. In letzterem Falle trainiere ich auf die Dauer ja sogar, in sozialen Stresssituationen überzureagieren.

In dem Fall fühle ich mich angegriffen, im Sinne von „nicht respektiert“. Sich übermäßig daran zu stören, dass jemand gegen Regeln verstößt kenne ich aber auch. Ich habe das Gefühl, dass für mich dann drei Faktoren eine Rolle spielen:

  1. Wenn sich mein Umfeld an Regeln hält, wird es berechenbarer, und ich fühle mich sicherer, weil ich weiß, was auf mich zukommen kann oder nicht. Umgekehrt bin ich in ständiger Alarmbereitschaft, wenn mein Umfeld sich nicht an Regeln hält, weil ich evtl. mit unvorhergesehenen Situationen konfrontiert werde und versuche, diese frühzeitig zu erkennen.
  2. Viele Regeln sind zum Schutz von Bedürfnissen gedacht. Die gesetzliche Nachtruhe schützt mein Bedürfnis nach Schlaf, Verkehrsregeln schützen mich vor Unfällen, und das Anstellen an der Supermarktkasse stellt sicher, dass jeder zu gegebener Zeit drankommt.
  3. Ich halte mich selbst üblicherweise an Regeln, und empfinde es als ungerecht, wenn Andere das nicht tun, weil ich dann „benachteiligt“ werde. Auf die Dauer stellt sich dann das Grundgefühl ein, zu kurz zu kommen, und nicht respektiert oder sogar ausgenutzt zu werden. In der Folge poche ich dogmatisch darauf, dass Regeln gefälligst eingehalten werden sollen, und dass meine Wertvorstellungen gelebt werden sollen, selbst wenn diese nicht den Wertvorstellungen meiner Mitmenschen entsprechen.

Ich denke, sowohl viele ADHSler als auch Autisten sind schneller überfordert, wenn ihre Sinne überreizt sind, oder soziale Stressituationen aufkommen. Insofern könnte das Bestehen auf die Einhaltung von Regeln Ausdruck eines Wunsches nach Sicherheit, Schutz und Gerechtigkeit sein? Ist aber nur meine persönliche Interpretation.

Ich glaube eine gewisse Empfindlichkeit ist angeboren. Mimosen halt.
Dann dazu die vielen realen Fehlleistungen plus hohe Selbstreflexion bei (zu?) hohem Selbstanspruch durch das viele Scheitern und Missverständnisse.

Das kann schon ein komplexes Trauma auslösen.

Aus dem Link:

Scham kann bis ins Erwachsenenalter zu einer dominierenden Emotion werden, wenn harte interne Dialoge oder Kritik von anderen tief verwurzelt werden.

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Danke Dir. Die Verlinkung scheint nicht ganz geklappt zu haben. Magst Du kurz schreiben, wo ich das finden kann?

Von Additude:

Sehr interessant.

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Dankeschön :blossom:!