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@Elementary
Gute Idee mit dem Thread.
Der wird nur bei uns so schnell unübersichtlich :scream:

Ich habe zu Hause ein Buch, komme grad nicht auf den Titel, wenn ich mich richtig erinnere hängt es mit dem Buch ‚Hühnersuppe für die Seele‘ zusammen.

Das Buch ist ein Sammelsurium von Tipps für‘s Leben, die Seele etc.

In der schlimmen Phase meiner Scheidung, gefühlt immer kurz vor der Selbsteinweisung, habe ich immer einzelne Kapitel querbeet aus dem Buch gelesen und Kleinigkeiten in meinem Leben verändert bzw. meine Einstellung.

Analog kann ich mir vorstellen, dass eine lose Sammlung von Lerntechniken und Ent-Prokrastinations-Tricks hilfreich sein könnte. Ich liebe solche Wekzeugkästen, die ich kreuz und quer lesen kann.

Ich starte mal den Thread.

In jedem Fall ist die Minutenmethode sicherlich super für Sachen geeignet, die einem aus der Tätigkeit heraus gewaltig stinken.
Ich sag nur Steuererkbrech

Oh mein Gott :exploding_head: ich kann dir garnicht sagen in wievielen Punkten mich dein Beitrag grade enorm bereichert und einen Riesen Schritt nach vorne gebracht hat :slight_smile: vielen Dank für diesen tollen Beitrag :slight_smile: supi

Dankeschön - das freut mich sehr!
Hat mich auch Jahre gekostet, diese Ansätze für mich zu finden und „fruchtbar“ zu machen…

Ich habe da mal ein Seminar zu dem Thema gehalten - und mir selbst erarbeitet, weil mir vieles von dem, was üblicherweise so „gecoacht“ wird, zu sehr in Richtung Zwang und Selbstkontrolle und zu wenig in Richtung Emotionsregulation und Selbststeuerung geht… Das wollte ich immer mal hier vorstellen.
Leider schaffe ich es zeitlich gerade nicht, das entsprechend vorzubereiten - aber so gegen Jahresende müsste das mal möglich sein.
Aber ein paar Methoden kann ich schon noch beisteuern.

Das Problem beim Prokrastinieren ist, dass man nicht einfach so aufschiebt und nur „einfach mal machen“ muss.
Wir aber schießen meist mit sehr großen Kanonen auf sehr kleine Spatzen, verbrauchen ungezielt Energie um uns im Nachhinein wieder massiv zu beschimpfen…

Meist sind das ein paar kleine Stellschrauben, die man drehen muss damit es viel leichter geht.
Dazu muss man aber ein wenig Vorabanalyse betreiben, denn das Problem ist bei jedem woanders gelagert.

Spannend! So ein Blick in den Werkzeugkasten wäre doch vielleicht wirklich lohnenswert für ein Videokonferenz-Experiment? Kann ja jede/r selbst entscheiden, ob mit Kamera oder mit geteiltem Bildschirm für eine Übersicht o.ä. Dann hätte so ein Call auch einen einhegenden Rahmen.

Was für mich eine Herausforderung ist: „Nach einer länger andauernden Prokrastinationsphase kann man sich das Arbeiten auch mal eine Woche verbieten.“ Triffst Du da Vorkehrungen und gibst die Unterlagen o.ä. Deinem Mann? Oder blockst Zugriffe in der IT?

Der Vertrauensbruch mit sich selbst, solche „Abmachungen“ einzuhalten, findet sich ja häufig gerade an der Wurzel des Prokrasti-Problems.

Geh mal davon aus, dass Du in einer Phase harter Prokrastination (sowas wie Schreibblockade) feststeckst. Und sich die Restriktion nicht nicht auf alle Arbeiten, sondern auf die, die Du prokrastinierst, bezieht.
Man wird das natürlich nicht in der Endphase einer Hausarbeit oder kurz vor Deadline machen, weil da haben wir ja unseren Turbo. Wäre ja doof, den nicht zu nutzen.

Dh. das Problem ist ja eben, dass Du diese Tätigkeit, die ansteht, ohnehin nicht tust. Aber Du beschäftigst Dich untentwegt damit, fühlst Dich super schlecht weil Du es nicht tust, sitzt am Schreibtisch und daddelst dumm rum … Deine Selbstwirksamkeit rutscht in den Keller. Meist hat man sich völlig überflüssigerweise noch Dinge für „danach“ vorgenommen. Meist stagniert mehr als nur die Steuererklärung, die Studienarbeit, die Bügelwäsche… die Folge ist eine gedankliche Abwärtsspirale, die sich dann gerne mal verselbstständigt.

Das Verbot bewirkt dann ersteinmal eine Entlastung.

Wenn auf das Verbot dann die zeitliche Restriktion folgt, kommt man auch in diesen Tunnel nicht mehr rein, sondern lernt, sich genau in der Zeit mit der ungeliebten Aufgabe zu beschäftigen, in der sie ansteht.
Wenn man dann noch bei der Durchführung ein paar Dinge beachtet, z.B. eben am Ende eine schriftliche! Bilanz zieht, dann ist der Einstieg am nächsten Tag einfacher.

Beim prokrastinieren ist mir auch schon aufgefallen, dass es eher aversionen auslöst, was sich häufig als kein bock manifestiert. Dieser kein bock Vorhang beschönigt diese Situation auch noch, weil kein Bock zu haben ist nochmal etwas anderes als mit der Situation und mit einem selbst überfordert zu sein.
Was ich als kein bock definiere ist eigentlich eine überforderung.

Danke auch dir @Hibbelanna, für den Gedanken Anstoß.

Da wäre dann sinnvoll zu hinterfragen, woher die Überforderung kommt und wie die sich genau darstellt.
Da kommen ja mehrere Dinge in Frage:

  • die Aufgabe ist schlecht geplant, also unzureichend umrissen und abgesteckt.
  • es fehlen Werkzeuge, und bis Du die beschafft und gerichtet hast, bist Du wieder abgelenkt oder es kommt wieder was dazwischen…
  • du fängst zum Xten mal an der selben Stelle an, weil Du z.B. immer unterbrochen wurdest oder aufgegeben hattest.
  • äußere Umstände hauen Dich jedesmal raus
  • die Aufgabe ist eigentlich eine Vielzahl verschiedener Aufgaben, für die Du unterschiedliche Herangehensweisen brauchst.
  • Du brauchst immer mehr Zeit als gedacht
  • Du brauchst Zeitdruck um überhaupt zu beginnen.


also: wo genau hakt es?

Ich bin z.B. von Unordnung absolut überfordert.
Da ich aufgrund von ADHS immer als „Schlampe“ galt und mir den Schuh auch angezogen habe, hat es Jahrzehnte gebraucht bis ich festgestellt habe, dass ich ein außerordentlich ordentlicher Mensch bin, der aber sehr empfindlich auf Unordnung, Unwägbarkeiten und Chaos reagiert und dann blockiert.

Leg Dir mal einen Zettel hin oder Dein Smartphone bereit, beobachte Dich bei der ungeliebten Tätigkeit und dokumentiere das mal über ein paar Tage.
Was genau ist Dein Problem?

Übrigens hast Du mir jetzt auch weitergeholfen. Ich werde jetzt aufräumen, dann die Steuer sortieren und mir so den Rücken freischaffen. Dann mache ich mir einen Plan, wo ich morgen beginne und bereite alles dafür vor.

… unnötig zu sagen, dass ich gerade heftigst prokrastiniere!!!

Und ich lerne die nächsten 2x 25 Minuten und räume dann mal auf und koche! Als Studentin habe ich immer zuerst alles aufgeräumt (14m^2) und dann gelernt. Hat damals höchstens 30 min gedauert. Heute bräuchte ich Tage…

Ich nutze übrigens die App ‚Forest‘.

Ja, die ist auch nett… kann man auch kollaborativ verwenden, oder?

Apropos:
Es ist lustig oder eigentümlich, dass das Thema jetzt so intensiv aufploppt…
Ist das der Herbst?
Spürt Ihr auch so eine Anspannung und vermehrte Unruhe?

Genau so eine Differenzierung lege ich mir gerade an. Ein Abfrage-Merkposten in der Außenwelt, aktiv nach so einer kurzen Checkliste abzuprüfen, woran ich gerade bin.

So eine Klärung ist aus meiner Sicht schon mal die halbe Miete, um sich aus der üblichen Abwärtsspirale unbewusster Selbstvorwürfe zu ziehen. Dass es gelingt, die eigenen Motive und Blockaden aufrichtig und richtig zu beurteilen, erfordert aber auch Übung, Ehrlichkeit, Vergebung, Selbsterkenntnis, das Stellen guter Fragen, etc.

Ganz delikat und zerbrechlich ist ja auch immer der Moment, wenn lange Prokrastiniertes auf einmal wahnsinnig viel Spaß macht und man sich dabei ertappt. :nothere Ist mir sogar mir selbst gegenüber peinlich. So wie früher, als Rosenkohl doch überraschend gut schmeckte und man aus der unbekannterweise erfolgten Verschmähung irgendwie gesichtswahrend rauskommen musste.

Übrigens scheint es mir ein Hinweis auf gute Dosierung/Wirkung/Leistungspeak, wenn der (von mir sicher überstrapazierte) Innere Kritiker mit diesen neurotypischen Floskeln spricht „Geht doch. Was war denn DARAN jetzt bitte so schlimm? Ich fasse es ja nicht…“

Könnte auch sinnvoll sein, das mitzukriegen: 3 h nach Einnahme bin ich von mir genervt wie eine Altklugscheißerin im Angesicht von ADxS, also wohl „quasi-neurotypisch“. Als heute alles abgespült war und ich das Becken trockengewischt habe, dachte ich das z.B.

:aufsmaul Wer bist du? Und wer hat dir meine Baustellen verraten?

Jap, ich fühle mich wie ein Perfektionist in den Verhaltensweisen eines totalen Chaoten.

:shock: hab eben mal deine Fragen abgearbeitet weil ich wieder an diesen punkt kam.
Also ich hab zurzeit eine riesen datei, die ich bearbeiten muss und die ich gestern falsch angepackt habe, heute nochmal neu angefangen und es muss morgen abend fertig sein.
Das habe ich jetzt in 5 Arbeitsschritte gepackt. Die Arbeitsschritte sind auch gar nicht das Problem sondern die immense Fülle an Daten hat mich etwas ohnmächtig gemacht. Aber vorher habe ich immer ein Arbeitsschritt gemacht. Ich hab heute mittag damit angefangen, und sei dank der Arbeitsschritte sehe ich es sogar sehr realistisch, bis morgen abend fertig zu werden, ohne Überstunden.

Ich hab unter den Arbeitsschritten noch das Gefühl erklärt, wo es genau sitzt.
Notiz: Die Unlust sitzt im schulter und oberen Wirbelsäulenbereich.

Klar ich habe noch ein paar Ausflüge ins forum gemacht, aber ich konnte ohne sonderliche Überwindung weiter dort anknüpfen, wo ich aufgehört habe, wobei ich normalerweise richtig Probleme habe weiter zu machen und dann auch häufig den Rest des Tages nichts mehr erledigt bekomme.

Normalerweise ist mein Arbeitsschritt immer, fertig werden. Das werde ich mir dann wohl jetzt mal abgewöhnen und mir gleichzeitig Zielsetzung aneignen mit Zeit vorgabe.

Ach da ist noch so viel mehr, was ich gerade noch nicht erwähnt habe. Aber die Punkte oben, von dir formuliert, treffen ins Schwarze.

Fein! Das freut doch immer!
Das ist halt der Unterschied, ob man versucht sich selbst zu kontrollieren (Tritt in den eigenen Hintern) oder ob man sich selbst die Hürden so weit abbaut, dass man einigermaßen elegant drübersteigen kann.
Selbstkontrolle - das hält man nicht durch. Ich bin auch der Ansicht, dass einem das nicht guttut. Das ist das Gegenteil von Selbstsorge.
Das hat nichts damit zu tun, dass man sich mal ein wenig zusammenreißt. Ohne das geht es nicht. Aber eben nicht dauernd, als Lebenshaltung…

Toll, dass Du auch gleich körperlich achtsam sein konntest!
Ich seh schon, ich sollte meine Ratschläge auch mal wieder beherzigen …

Ja, dazu kommt bei mir auch die Angst, die mich enorm lähmt.

Meine Zwänge haben sich super Strategien gegen die Prokrastination ausgedacht. Z.B. „darf“ ich an bestimmten Wochentagen oder um bestimmte „Uhrzeiten“ bestimmte Sachen nicht machen. Besonders schlimm, wenn ich genau dann Lust/Kraft habe, Sachen zu erledigen. Dann kommt aber die Angts/ die Lähmung und ich lasse es. Dann kommen aber natürlich die Schuldgefühle und die Selbstschimpferei.

Irgendwie lasse ich es so weitergehen, dagegen kämpfen bringt mich noch mehr in den Wahnsinn :fischglas

Das kenne ich auch und ich frage mich ob es nicht dies Dauertraining aus der Kindheit ist.

Denn egal was man wann und wie tat es war nie gut oder passend. Es gab immer was zu kristisieren und wenn einem auch noch was mit Leichtigkeit und Freude gelang das ging noch weniger und bedurfte noch mehr Kritik.
Und wenn es nichts zu kritisieren gab, da fand man trotzdem noch was.
Ich glaube neben der ADHS-Blockade die einen da hemmt kommt dazu sich unbewusst davor zu schützen dass dieses Traurige Gefühl gar nicht erst wieder entsteht wenn einem die Leichtigkeit und Freude unbegründet abruppt genommen wird.

Es spielt womöglich auch eine Rolle. Wenn ich was falsches gemacht habe, wurde ich beschimpft. Wenn ich etwas gut gemacht habe, wurde es einfach ignoriert.