Hallo zusammen,
Ich weiß eigentlich schon seit 10 Jahren, dass ich ein ziemlich ausgeprägtes ADS habe, 2 Besuche bei Selbsthilfegruppen waren die Eyeopener, auch in den Foren war ich immer wieder. Ich bin mein Leben lang schon irre vergesslich, komme grundsätzlich und meist unnötig zu spät und bin unfassbar unordentlich, mache alle wahnsinnig damit und habe mich daher zurückgezogen. Ich habe meine Schulzeit verträumt und auch einen nicht geringen Teil meines Erwachsenenlebens. Partnerschaften waren immer vorläufig, ich bin absolut unfähig zu planen und dass ich ein (schusseliges, aber bei Schulnoten und Sozialkompetenz gesegnetes) Kind habe, liegt im Wesentlichen daran, dass ich mir bei den wenigsten meiner Handlungen über Konsequenzen bewusst bin. Ich bin beruflich ziemlich erfolgreich, verdiene viel Geld - aber ich mache nichts damit, im Gegenteil, gelbe Briefe und Schufa wegen verdrängten Steuererklärungen und Rechnungen.
Ich überlaste mich unaufhörlich, und jetzt, mit Ü50, hat das langsam gesundheitliche Konsequenzen, während der Pandemie wurde alles wirklich schlimm. Ich habe schwere Schlafstörungen seit ich denken kann und deswegen von Amitriptylin bis Zopiclon das komplette Arsenal durchprobiert.
Da Arztbesuche auch so eine Sache sind, die ich nicht hinbekomme, habe ich nun beim Sohn meiner besten Freundin 10 Stück Medikinet retard geschnorrt, weil ich nicht mehr weiterwusste und auch nicht mehr konnte. Irgendwas musste passieren.
Und jetzt brauche ich einen Arzt, der mich offiziell diagnostiziert, das richtige Medikament und die richtige Dosierung für mich findet, denn das was die letzten beiden Tage passiert ist, gab es in meinem ganz Leben noch nie: die Wohnung ist bis in die letzte Ecke tiptop und ich habe schöne Ausflüge gemacht - und es ging fast völlig mühelos. Bei der ersten Kapsel hatte ich nach 1h eine leichte Euphorie (1h?) und nach etwa 4h ein Down, das aber von selbst verschwand und danach war ich ausgeglichen. Vor dem Schlafengehen kamen wieder die nagendenen Selbstzweifel, aber ich konnte schlafen.
Am zweiten Tag (heute) keine Euphorie, aber dieselbe Mühelosigkeit bei Erledigungen und Entscheidungen.
Wie würdet ihr vorgehen? Ich müsste in Berlin und München suchen. Per Privatrezept könnte ich sicher Strattera bekommen, aber eigentlich will ich nicht mehr selbst rumdoktern. Allerdings ist die Vorstellung, nach der Erfahrung ein halbes Jahr auf Termine zu warten und x Phasen zu durchlaufen ein scheußlicher Gedanke.
Danke für die Geduld beim Lesen, bin dankbar für jeden Tipp!