Hallo in die Runde!
Ich hatte vor Kurzem ein Gespräch mit meinem Psychiater, in dem ich meine Kritik daran äußerte, dass ich keine klare Diagnostik erhalte, und noch einmal darauf aufmerksam gemacht habe, dass der Grund für mein Aufschlagen bei ihm primär der Wunsch nach einer ADHS–Diagnostik war. Ich möchte verstehen, welche Ursachen meine Beschwerden haben, und wie ich diese am besten adressieren sollte.
Sein Kommentar dazu war, dass man in der Psychiatrie nicht, wie in der somatischen Medizin, mit abgegrenzten Diagnosen arbeitet, sondern mit Störungsbildern – also eher der symptomatische Gesamteindruck ausschlaggebend für die Behandlung sei.
Er meinte etwas genervt, er könne mir sofort die Diagnose stellen. Es gäbe standadisierte Fragebögen, die man im Internet findet. Wenn ich drei Kernsymptome erfülle hätte ich entweder ADHS oder ADS, falls die Hyperaktivität nicht zutrifft. Auf meinen Einwand, ich fände die Frage nach Konzentrationsschwierigkeiten schon schwierig, da das viele Ursachen haben kann – ich dachte die Diagnostik wäre ein wenig komplexer, als nur mal eben ein paar Fragen zu beantworten, schüttelte er den Kopf, und meinte, ich denke zu kompliziert. Insgesamt scheint er etwas genervt von Patient:innen zu sein, die sich auf ADHS testen lassen möchten. Beim ersten Termin hatte er kommentiert, er frage Diese dann, ob sie gerne auch die Diagnose ASS dazu hätten.
Er ist aus meiner Sicht nicht unbedingt das einfühlsamste und kompetenteste Exemplar eines Facharztes, aber ich habe wirklich die Schnauze voll vom Ärzte– und Therapeuten–Hopping, und jetzt bin ich da schon in Behandlung, also möchte ich da irgendwie einen gemeinsamen Nenner finden, mit dem wir arbeiten können. Daher meine Frage: wie läuft eine ADHS–Diagnostik üblicherweise ab? Gibt es „Qualitätskriterien“, auf die ich achten, oder etwas, das ich bei der Beantwortung der Fragebögen berücksichtigen sollte?
Der Psychiater hat außerdem angeboten, mir Methylphenidat zu verschreiben, um zu testen, wie es bei mir wirkt. Womit müsste ich denn rechnen, falls ich das nehme, aber kein ADHS habe? Wäre das problematisch und kann ich evtl. anhand der Wirkung schon abschätzen, ob ein ADHs vorliegt? Grundsätzlich bin ich ein bisschen zurückhaltend, was die Vorschläge des Psychiaters angeht. Er hatte gesagt, Promethazin würde auch in einer Dosis über 100mg keine motorischen Störungen verursachen – ich solle die Angaben in der Packungsbeilage ignorieren und er habe da schon jahrelange Erfahrung. Bei Escitalopram (Höchstdosis 20mg) hatte er gesagt, wir könnten auch bis zu 30mg pro Tag gehen. Da hat sogar mein Hausarzt die Augenbraue hochgezogen, als ich es ihm erzählt habe.
Soll heißen: ich möchte mich nicht auf die Aussagen meines Behandlers verlassen, bin aber geneigt, sein Angebot des „wir probieren mal auf gut Glück Methylphenidat aus“ anzunehmen, und möchte mich vorab entsprechend informieren.