Achtsamkeit?

Nein, so meine ich das nicht. Ganz im Gegenteil! Ich habe mit dem Fühlen kein Problem. Ich kann im Weinberg sitzen, in die Rheinebene schauen, den leichten Wind oder die Sonnenstrahlen spüren und dabei sehr intensiv in mich hineinfühlen.

Als Hypo habe ich im Gegenteil ein großes Problem damit, mich nach Anleitung zu entspannen und erst komplexe Bewegungsabläufe einzuüben. Ich kann mich ohne diesen „Kram“ sehr viel besser fühlen. Wenn es nach Anleitung gehen soll, dann bitte nur Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Diese beiden Methoden helfen mir sehr gut.


@Nono Wenn ich mich recht erinnere, war das ‚Elwirra‘… (die wohl leider noch nicht den Weg zu uns gefunden hat) und die Methode nennt sich Chronodex :geek: Die gibt es in verschiedenen Variationen- guck mal hier rein:
<LINK_TEXT text=„Weiterleitungshinweis … _QhOQFotEr“>https://www.google.de/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://timemanagement-expedition.de/2017/04/10/chronodex-anleitung-variationen/&ved=2ahUKEwjwxtWst_TmAhVkoFwKHQJzBjgQFjAAegQIARAB&usg=AOvVaw0xP7DUdVJTEA_QhOQFotEr</LINK_TEXT>

LG =)

@Addy_Haller

Ich würde dir gerne einen Tipp geben, nur gibt es leider keine Patentlösung. Jeder muss seine eigene Methode finden. Da muss man eben mehrere Methoden testen. Aber einen Rat kann ich dir geben: Eine Methode, die dich zusätzlich stresst, kann nicht die richtige sein! Achtsamkeit ist auch nicht nur eine Entspannungsmethode, sondern eine Lebenseinstellung, die sich von selbst einstelle kann, wenn du den für dich passenden Weg gefunden und deine Einstellung zu den Dingen/deinen Stressoren geändert hast.

Hört sich jetzt etwas esoterisch an, ist aber so.:wink:

Mir helfen übrigens Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sehr gut. Das ist sehr viel leichter und schneller zu lernen als Yoga oder Tai Chi.

Hallo Andromache,

vielen Dank für deine Unterstützung! :slight_smile:

Allerdings habe ich das Gefühl, dass du offenbar ganz andere Probleme hast als ich und deshalb auch nicht recht nachvollziehen kannst, worum es mir geht.

Ich sehe Achtsamkeit nicht als Entspanungstechnik, sondern als Weg, mich überhaupt wahrzunehmen, insbesondere in Bezug auf Gefühle. Auf die Frage, wie es mir geht, kann ich z.B. in der Regel keine Auskunft geben, weil ich da nur ein diffuses Gefühl habe: gut/mittel/schlecht… Richtige Gefühle sind das natürlich gar nicht. Ich merke auch nicht, wann ich mich überfordere, wann etwas grundsätzlich falsch läuft usw. Ich merke das meist erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Mein Aufmerksamkeitsdefizit bezieht sich auch auf mich selbst, d.h. was um mich herum passiert nehme ich wahr, das in mir selbst nicht. Das liegt insbesondere an dem Gedankenkreisel, der mich immer wieder daran hindert, mich auf mich selbst zu fokussieren, mal von den Impulsen von außen ganz zu schweigen.

Das Selbstwahrnehmung soll nach meiner Vorstellung durch Achtsamkeit besser werden. Möglicherweise hast du damit ja gar kein Problem?

Ich habe übrigens heute eine erfolgversprechende Erfahrung gemacht: Heute morgen war Sport und ich habe mich richtig ausgepowert. Danach war das mit der Selbstwahrnehmnung schon deutlich einfacher, da der Kreisel dezenter war…

haha cool! Überhaupt sehr schöner Beitrag von dir, danke :slight_smile:

Ich mache Achtsamkeitstraining seit 4½ Jahren. Hat mich vermutlich vor der Psychiatrie bewahrt? Auf jeden Fall finde ich es extrem hilfreich. Ich habe dazu zwei Blogbeiträge geschrieben: diesen und diesen.

Ich habe am Anfang tatsächlich das MBSR-Programm mit 45min täglich durchgezogen, mir ging es auch so mies und ich war so begeistert von der Thematik, dass es irgendwie ging. Heute allerdings klappt es nicht mehr so gut… 20min täglich versuche ich trotzdem, oder auch hin und wieder länger, wenn angeleitet.
Mir hilft auch die Philosophie dahinter. Ja, ich finde auch, dass ich Achtsamkeits-Disabled bin, das trifft es… manche Leute denken vielleicht, wenn man es schon so lange macht, ist man irgendwie besonders gut darin, aber ich bin auch ein viel zu oft unruhiger, unaufmerksamker, ungeduldiger Mensch mit geringer Impulskontrolle.

Mir hilft die Technik ganz gut, zu beobachten, ob Gedanken auftauchen, denn sobald ich mich darauf konzentriere, kommen fast gar keine Gedanken mehr, was ich jedes Mal ganz witzig finde. Ansonsten mache ich die übliche Atembeobachtung oder den Body-Scan. Mit Mph geht es sehr viel besser, aber meine Momentanen Meditations-Schwierigkeiten habe ich sehr wahrscheinlich vor allem dem Amisulprid zu verdanken, das mich unruhig und unkonzentriert macht, wenn ich nicht mit Mph gegensteuere.

Nach manchen Meditationstrainings habe ich das Gefühl, ich bin so gechillt, die Zeit scheint langsamer zu vergehen, es wirkt, als hätte ich für alles Zeit und könnte alles wahrnehmen. Das ist schon toll. Ich mache es vor allem auch, weil es bestimmte Gehirnbereiche trainiert (frontoparietales Aufmerksamkeitsnetzwerk), die bei ADS betroffen sind. Zu den Neurowissenschaftlichen Hintergründen kann ich das Buch „Meditation für Skeptiker“ von Ulrich Ott empfehlen.

Dazu fällt mir das Stichwort „Alexithymie“ ein. Manche Menschen haben Schwierigkeiten damit, ihre eigenen Gefühle zu benennen oder zu interpretieren. Sorry, dass ich so viel Werbung für meinen Blog mache (sagt bescheid wenn es nervt), aber ich habe auch dazu was geschrieben: hier.

Vielleicht ist es bei dir aber auch eher aufmerksamkeitsbedingt. Da könnte Achtsamkeit schon helfen - beim Meditieren merke ich manchmal erst richtig, wie ich an diesem Tag überhaupt drauf bin und wie es mir geht. Da wird mir manchmal schon ziemlich deutlich, wie abgelenkt ich eigentlich durch den Alltag taumle.


Dieses Gefühl habe ich in der Tat auch. Unsere Wahrnehmung scheint in vollkommen verschiedene Richtungen zu gehen. Das habe ich auch bereits bei deinen Äußerungen im Rahmen unseres Disputs gemerkt. :wink:

Ja, eben. Es geht hier lediglich um DEINE VORSTELLUNG, die du dann scheinbar „durchziehen willst“, selbst wenn deine Vorstellung von einer Lösung dir eher schadet als hilft. Es ist ja schon mal gut, dass du wenigstens fühlst, dass dich Achtsamkeitsübungen noch mehr stressen. Was sagt denn dein Psychiater dazu? Mir scheint, dass ADHS gar nicht nicht so sehr ursächlich für dein Problem ist, sondern eher eine Komorbidität vorliegt.

Und nein, ich habe kein Problem mit meiner Selbstwahrnehmung. Die ist manchmal eher zu intensiv. :wink:


Ok, ich drücke es anders aus: MEIN PLAN ist, durch Achtsamkeit mehr Selbstwahrnehmung zu erreichen. Ich habe auch nicht gesagt, dass mir Achtsamkeitsübungen schaden, sondern dass sie mir sehr schwer fallen und ich mich deshalb mit dem Gedanken trage, zur Unterstützung wieder Medis zu nehmen. Ich sehe dennoch keinen Anlass, mich dadurch entmutigen zu lassen.

Zu deiner Mutmaßung in Sachen Komorbidität: Mit scheint, dir ist völlig unbekannt, dass mangelnde Selbstwahrnehmung ein typisches ADHS-Symptom und häufig der Grund für Burn-Out und Klinikaufenthalte bei Menschen mit ADHS ist.

Nicht zuletzt bin ich auf dieses Forum gestoßen, weil hier Achtsamkeitstraining als bestwirksame Behandlungsmethode bei ADHS neben Medikation propagiert wird.

Hast du schon die App Die Achtsamkeit ausprobiert?

Damit habe ich den Wiedereinstieg in das „Üben“ gefunden…

Sie ist von Profis gemacht. Der deutsche Sprecher Marc Loewer ist Psychiater und leitet eine Klinik in Südwestdeutschland. Ich finde ihn extrem angenehm zu hören, er macht für mich die richtigen Pausen in der richtigen Länge. Die englischen Übungen sind von namhaften amerikanischen MBSR Promis gesprochen, auch von Jon Kabat Zinn, dem Erfinder des MBSR.

Zum Einstieg gibt es unter „Start“ 6 gesprochene Sequenzen, die so ca. 10 Minuten lang sind. Die kann man ruhig zwei Wochen lang abwechselnd anhören und mitüben. Dann kann man mit den Meditationen weiter machen…

In den ersten vier Wochen sollte man sich mal alles andere anhören, um so einen Eindruck zu bekommen, ob man später damit was anfangen könnte, denn nach vier Wochen wird dieser Bereich kostenpflichtig, nur Start und Meditationen bleiben kostenlos.

Man könnte mit dieser Grundlage dann auch gut zum Insight Timer wechseln. Dort finden sich unzählige Übungen ab einer Minute aufwärts. Es ist kostenlos, jedoch dann nicht offline zu hören. Dafür müsste man dann wieder bezahlen.

Danke für den Tipp! :smiley:

Die Homepage von Marc Loewer ist auch sehr interessant, dort gibt es einige Interviews, die er mit den Promis der MBSR Szene geführt hat, wenn ich mich recht erinnere, wurden sie in irgendeiner Zeitschrift auf Deutsch veröffentlicht…

Ich sehe dass so wie Julai und hab auch was dazu geschrieben:
2.2.2.2. Alexithymie im Beitrag Emotionale Dysregulation…

Alexithymie kann körperlich entstehen (hier nicht der Fall) oder psychisch. Rationalisierung ist ein Abwehrmechanismus, der von Gefühlen ablenkt. Letztendlich ist das bei ADHS so was ähnliches, nur kein Abwehrmechanismus gegen Gefühle, die unangenehm oder bedrohlich sind, sondern ein originäres Stresssymptom (fühlen nix gut solange überlebensbedrohliche Gefahr da draussen).
Würde man AD(H)S mit nem Auto vergleichen, könnte man sagen, dass der Sensor kaputt ist, ob was gefährlich ist. Und deshalb gurkt man bei AD(H)SD mit krass angezogenem Sicherheitsgurt, angelegten Bremsen, auf maximalen Grip (statt auf Komfort) geschaltetes Fahrwerk und hochgeschaltetem gand durch die Gegend. Um runterzuschalten, muss man das Signal vom Sensor bewusst ignorieren.
Soll heissen: Achtsamkeit trotz der Aversion.
Dann klappts auch mit dem Fühlen.


Hi julai!

Habe mir deinen Text mal durchgelesen. Ehrlich gesagt klingt das bei dir (genau wie bei mir) nicht nach Alexithymie im eigentlichen Sinne, sondern - wie du auch schreibst - nach einem gefühlsmäßigen „Neben-sich-Stehen“ in Gefühlsdingen, das bei ADHS eben durch fehlende Aufmerksamkeit verursacht wird. Du schreibst ja auch, dass du - wenn du dich drauf konzentrierst - auf das richtige Gefühl kommst, das heißt, du bist nicht gefühlsblind, sondern kannst es erst mittelbar wahrnehmen.

Genau dieses Problem beschreibt übrigens Beerwerth in seinem Buch „ADS- das kreative Chaos“: Gefühle werden als Knäuel wahrgenommen und können nicht differenziert werden. Er fragt dann einfach seine Frau, wie es ihm geht, und sie sagt es ihm dann. :wink:

Leider malt er ein sehr negatives Bild davon, was man dagegen tun kann: wenig. Ich hoffe, das trifft nicht zu und Achtsamkeit ist eine Möglichkeit.

@julai
Du schreibst in Deinem Blog „Alexithymie heißt „die Unfähigkeit, Gefühle zu lesen“.“
Bist Du sicher ? Ist es nicht eher die Unfähigkeit, Gefühle zu spüren ? Gefühle lesen klingt für mich so nach Wahrnehmung der Gefühle anderer, also Richtung Asperger ? Lieg ich falsch ?

LG, UlBre

Kenne ich auch so. Auch als „Mentalisierungsstörung“ aus der Tiefenpsychologie…

Diese hier meine ich - http://www.marcloewer.com/

Danke. Macht einen guten Eindruck auf den ersten Blick. Schaue ich mir morgen mal in Ruhe an…


Bei Wikipedia wird es mit ‚lesen‘ übersetzt:

Alexithymie ist ein Kunstwort, gebildet aus den griechischen Wortstämmen α- (a-) „nicht“, ἡ λέξις (he léxis) „Rede/Wort“[2] und ὁ θυμός (ho thymós) „Gemüt“;[2] ἡ λέξις wiederum kommt von λέγω, was auch „lesen“ heißt; Alexithymie ließe sich also übersetzen mit: „Unfähigkeit, Gefühle zu ‚lesen‘ und auszudrücken“.

‚Gefühlslegasthenie‘ stand da auch irgendwo, wobei ich mir nicht sicher bin ob es dabei auch darum geht, Gefühle gar nicht wahrzunehmen… oder nur darum, das Gefühlte nicht in Worte fassen bzw verstehen zu können!? Kommt wahrscheinlich drauf an, wen man fragt… :wink:

„Da steh ich nun…und bin so klug als wie zuvor“ :roll:


1 zu 1 kann ich das auch von mir behaupten.
Mit den Medis habe ich zudem auch mehr Lust was zu schaffen/zu lernen. Da diese Bewegungen ruhig sind und es nicht in Hastigkeit ausartet, ist sowas auch schon Erholung pur für mich. :slight_smile:
Wie gesagt Tai Chi fand ich auch nicht so super.

D.h. ich merke einige Parallelen bei uns. :smiley:

@UlBre
Ich fühle mich mit den Medis defintiv sehr klar und wie mich selbst.
Ich habe über die Weihnachtstage 2 Tage die Medis ausgesetzt.
Das war überhaupt nicht gut. Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass mir sowas nicht gut bekommt.