Naja, es ist ja ein Unterschied, ob ich z.B. wie bei Autismus unfähig bin, Gefühle überhaupt wahrzunehmen, oder ob die Fähigkeit grundsätzlich vorhanden, aber gestört ist. Von mir weiß ich, dass ich das grundsätzlich kann, aber eben nicht durchgängig. Vieles wird mir erst im Nachhinein klar…
Hat jemand mal was von nem Selbstaufmerksamkeitshyperfokus gehört?
@Addy_Haller Hm, bei Alexithymie ist mir auch aufgefallen, dass meine Definition nicht so ganz der entspricht, die ich z.B. in einem Alexithymie-Fragebogen wiederfinde (weiß gerade nicht, welcher das war). Ich schreibe ja auch, dass ich meine eigene Definition verwende Vielleicht ist das auch nur verwirrend und deshalb nicht so ganz richtig. Aber andererseits, wenn ich Probleme habe, meine Gefühle zu erkennen, weiß ich auch kein Wort, das besser passt, als „Alexithymie“.
Ich bin mir da auch nicht sicher, welcher Mechanismus bei mir dahintersteckt. Dass der Grund fehlende Aufmerksamkeit per se ist, kann ich mir nicht vorstellen, weil ich mich ständig beobachte und mein Gehirn analysiere, wie es sich gerade verhält. Oft scheint mir eher, dass ich nicht richtig interpretiere, dass eine bestimmte Situation gerade zu einem bestimmten Gefühl bei mir führt. Es ist vermutlich ein komplexerer Mechanismus „emotionaler Intelligenz“ als einfach nur fehlende Aufmerksamkeit. Außerdem ist es anscheinend auch etwas besser geworden.
@UlBre müsste man echt mal in der Psychologie-Fachliteratur nachschlagen, sofern sie sich überhaupt über die Bedeutung des Wortes einig sind Ich habe das Wort zum ersten Mal in dem Buch von Ludger Tebarzt van Elst gelesen, der es auch in Zusammenhang mit Autismus genannt hat. Daraus folgerte ich, es ist so ne Art mangelnde Theory of Mind sich selbst gegenüber. Autisten können ja durchaus intensive Emotionen empfinden, aber zumindest habe ich schon erlebt, dass ein Autist seine Gefühle überhaupt nicht interpretieren konnte.
@julai
Klar, Autismus / Asperger ist von einer „Schwäche, Gefühle anderer zu lesen können“ gekennzeichnet.
Bei AD(H)S ist es eher eine Schwäche des Fühlens der eigenen Gefühle.
Wenn alle Gefühle abgeflacht sind, geht das in Richtung Alexithymie.
Oft sind nur die positiven Gefühle abhanden gekommen oder werden schwächer wahrgenommen - dann nennt sich das Anhedonie.
LG
UlBre
Die Psychoanalyse bzw. Tiefernpsychologie hält mit dem Begriff Mentalisierungsschwäche bzw. -störung eine für meine Begriff sehr schlüssige Erklärung für dieses Phänomen bereit. Sehr kurz gefasst: Kinder lernen, Emotionen wahrzunehmen, indem sie ihnen von den Eltern gespiegelt werden. Eltern, die selbst wenig einfühlsam sind, bringen ihren Kindern demnach einfach nicht bei, wie man richtig fühlt, und sie lernen es später auch nicht von selbst. Hilfreich könne hier aber eine Psychotherapie sei, um das nachzuholen.
Ich habe mich gefragt, ob ein ähnlicher Effekt auch bei Eltern eintreten kann, die selbst ADHS haben. Wenn sie selbst ein Problem mit dem Wahrnehmen von Emotionen haben, dürfte es naheliegen, dass sie dies auch auf die Kinder übertragen.
Hinzu kommt aber auch noch, dass Menschen mit ADHS tendenziell egozentrisch sind und schlecht den Perspektivwechsel vollziehen können, wodurch es natürlich problematisch mit dem Spiegeln der Gefühle der eigenen Kinder wird. Mal ganz abgesehen von der Ungeduld, die es eben schwierig macht, geduldig auf das Kind in seiner emotionaler Not einzugehen.
Was denkt ihr darüber?
Puh, ganz schön anstrengend mit dieser Achtsamkeit. Es ist zwar schön, dass ich Fortschritte mache, aber dieser ständige Versuch, die Aufmerksamkeit ganz auf mich und den Moment zu lenken, hat gestern extrem geschlaucht. Ist das bei euch mit Medis weniger anstregend? Wäre für mich zumindest logisch…
Hey, Addy Haller,
niemand hat etwas von „ständig“ gesagt
noch nicht mal ich in meinem Beitrag als Achtsamkeitsapostel
Nimm mal ganz achtsam wahr, wann es zu anstrengend wird, und dann sei volle Lotte achtsamst unachtsam
Cave: Overdose Achtsamkeit
Cassiopeia
Ich habe aus dem Kurs in Erinnerung, dass man über den Tag verteilt sich irgendetwas zur Erinnerung hinstellt oder einen Wecker stellt und dann in diesen Situationen eine kleine Weile lang versucht, achtsam zu sein. Das muss man ja auch erst trainieren…
Gut, dass Du mich noch mal wieder an diese Alltags-Achtsamkeit erinnerst… die gibt es bei mir schon lange nicht mehr… ich übe einfach diese Übungen, um mich aufzutanken…
Mein Alltag ist sowieso nicht von mir bestimmt, ich mache immer irgendein Multitasking, als Mutter mit zwei Kindern mit Alltags- und Schulproblemen und extrem vielen Terminen ist das auch anders kaum denkbar. Und doch… kann und sollte ich immer mal versuchen, ob es nicht im einen oder andern Moment doch mal kurz möglich wäre
Danke! Guter Plan!
Ehrlich gesagt kam es ziemlich plötzlich, habe es ja unten schon geschrieben: Achtsamkeit scheint hyperfokusfähig zu sein. Nicht, dass da noch ne Sucht draus wird
@Cassiopeia Danke für deinen ermutigenden Beitrag, der auch noch genau den richtigen Humor hat, wie er mir zusagt - ich hadere sehr oft mit meinen ADS-Symptomen und neige dazu, alles schwarz zu sehen, so ein Witz wie der zitierte lässt mein Herz erleichtert auflachen
Hallo Cassiopeia,
danke nochmal für folgende Anregung:
Ohne diese Erkenntnis hätte ich wohl schon aufgegeben. Ist aber auch irgendwie schwierig: Dummerweise ist innere Ruhe und Konzentrationsfähigkeit ja nicht nur Effekt, sondern auch Voraussetzung für Achtsamkeit. :?
Morgen gehts mit Strattera los, mal sehen, ob sich der fein gewebte Grundteppich aus Unruhe, Langeweile, Getrieben-, Gereizt- und Unzufriedenheit irgendwann mal in Wohlgefallen auflösen wird. An Sonntagen wie heute, wenn nicht viel läuft, ist es besonders unangenehm… :x
Könnte man mit Radfahren lernen vergleichen. Um das Gleichgewicht zu halten, brauchst Du beim Radfahren ne gewisse Geschwindigkeit (ab 6 m / Sekunde), damit die Kreiselkräfte der Räder das Gleichgewicht herstellt. Um die leicht zu bekommen, müsste man es eigentlich schon können.
Achtsamkeit ist bei AD(H)S wie hohem Stress aversiv. Der Stress sagt: kümmere Dich um den Stressor, Du darfst nicht entspannen, Du darfst nicht genießen.
Was leider auch zur Folge hat: Du kannst Dich nicht erholen - was wiederum (insbesondere bei ADHS) einen ganz schönen Teufelskreis auslöst.
Den muss man durchbrechen, wie beim Radfahren lernen: am Anfang mit Stützrädern, bis man es gut genug kann, um die Stressreaktion der Achtsamkeitsaversion dadurch zu unterlaufen, dass man so viel und gut achtsam ist, dass es den Stresspegel senkt und das Stresssymptom der Achtsamkeitsaversion wegfällt.
Danke für die Analogie, sehe ich auch so.
Der Ausstieg aus dem Teufelskreis ist nach zwei Zusammenbrüchen alternativlos, sonst würde ich mich der Tortur wohl kaum aussetzen.
Ohne Medikamente habe ich starke Probleme achtsam zu sein bzw mich lange mit einer gewissen oder vorgegebenen Thematik auseinander zu setzen. Trotz der Medikinet Medikation fange ich nicht immer sofort mit den vorgenommenen Dingen an, aber wenn ich einmal angefangen habe, kann ich schlecht aufhören, weil ich mich so in das Thema „hineinsteigere“ im Sinne des hintergründigen Erforschens, so dass ich stundenlang Achtsamkeit auf einen Themenkomplex lege.
Gelegentlich klappt das selektieren nicht oder ich stelle den Wissensdurst über Erholungsphasen…
Kennt das jemand noch so?
Eventuell mit Zeitmanagement zu bewältigen bzw in die richtige Ordnung zu bekommen?
Das kenne ich. Mit Medikinet fällt mir das Aufhören schwerer. Ich überlaste dann teilweise mein Gehirn, weil ich zu einem Thema immer mehr lesen will, lese dann schneller, suche noch was zu dem Thema raus und es fühlt sich an, als ob mein Gehirn immer schneller rast - ich merke es dann währenddessen, was da passiert, kann aber nicht aufhören, bis ich völlig erschöpft bin. Einer der Gründe, warum ich zwischendurch unsicher bin, ob das Medikament wirklich das Richtige für mich ist.
Fokussieren kann ich nämlich auch ohne gut, wenn mich etwas interessiert, und Lesen geht bei mir ohne Medikinet sogar besser (bin unaufmerksamer Typus, ohne Hyperaktivität).
Vielleicht genügt es ja, wenn du am Wochenende mit der Medikation pausierst und stattdessen Sport treibst.
@texel Wieso Sport? Was soll der bewirken?
Ja ich kenne das auch… auch bei Attentin bekomme ich Nebenwirkungen, bevor das Wirk-Optimum erreicht ist… ich bin nicht so sehr stark fokussiert wie bei MPH… bei MPH hatte ich Probleme beim Multitasking bid hin zum Hyperfokus… und jetzt könnte ich noch mehr Beherrschung brauchen…
Attentin oder LDX ist dann mehr für die geteilte Aufmerksamkeit?
Sport soll mittelfristig eine Effektstärke von ca 0,6 haben. (Also ungefähr so viel wie Strattera und Guanfacin)
Dafür sollte man aber 4 bis 5 mal zu je 45 Minuten joggen gehen.
@UlBre kann die dazu mehr sagen. Ich habe die Infos jetzt so übernommen. =)