ADHS, ASS was ist hier los?

Gleich ist der offene Stammtisch, komm doch dazu

Offener👩‍💻 ADHS online Stammtisch Dienstag - 14.11.23 um 19 Uhr

Alle Forenuser die Lust haben sich beim offenen Stammtisch per Videokonferenz auszutauschen sind herzlich eingeladen.

Es wird jede Woche ein Termin angeboten, die Wochentage wechseln.

Klingt verlockend, aber ich bin Unsicher und auch gerade nicht so gewillt. Vielleicht beim nächsten mal.

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Soeben auch gemacht. Resultat: kräftiger Hinweis. Einige Fragen habe ich un-ass beantworten müssen, da einen Aspie im allgemeinen einen relativ guten Kommunikation führen kann. Adhs is schon in 1995 festgestellt worden. L.G. aus :sierra_leone::sierra_leone:

Hallo Schlingelprinz,
also ich bin von meinem Therapeuten darauf hingewiesen worden.
Ich war völlig überrumpelt, ich war ja schließlich froh, dass ich endlich Klarheit mit der Diagnose ADHS bekam.

Mein Gegenargument ist meine ausgeprägte Empathie.
Nun, ich wollte es aber genau wissen und habe mich mit dem Thema ASS auseinander gesetzt.
Die Hochsensibilität, die viele Adhsler haben, gibt es bei ASS auch! Sie wird Hyperempathie genannt.

Und Autisten haben Spezialinteressen statt den Hyperfokus.
Tom Harrendorf unterscheidet diese beiden Punkte vehement, wobei ich für mich festgestellt habe, dass ich den Hyperfokus immer wieder bei den gleichen Themen habe…ist es dann doch das Spezialinteresse🤷🏼‍♀️!?

Genau, wie du beschrieben hast, haben 80% der ASS Betroffenen ein ADHS.
Bin immernoch dabei zu recherchieren…ich bin eine Frau…da zeigen sich die Symptome versteckter.
Das Masking wird bei ASS Camouflage genannt…tut mir leid, da gibt man dem Kind doch nur einen anderen Namen für dasselbe Symptom.

Das sind jetzt nur ein paar Punkte, es lohnt sich auf jeden Fall sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Dr.med.Miriam Bachmann wird zum Thema ADHS und ASS von Tom Harrendorf auf YouTube interviewt…ist interessant.
Dort wird auch erklärt, dass Adhsler mit ASS eine geringere Dosis an Stimulanzien benötigen.

Meine Einstellung mit Elvanse gestaltet sich problematisch…daher äußerte mein Therapeut auch den Verdacht.
Zum anderen arbeite ich seit 27 Jahren durchgehend… inklusive 2 Burnouts / Dekompensation.
Da hat mein Körper die Notbremse gezogen.

Er meinte, es sei untypisch für Adhsler so lange durchzuhalten.:woman_shrugging:t3:

VG Flow

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Hi, ich habe Neurowissenschaften als Spezialinteresse. ^^

Die Empathieprobleme führen - nach dem was ich gelesen habe - häufig auf Alexithymie zurück. Das ist eine sogenannte Gefühlsblindheit, bei der ich meine internen Zustände selbst schlecht wahrnehmen/benennen kann. Da kommen auch Probleme wie fehlendes (mal auch dauerhaftes) Durstgefühl o.ä. dazu.

Die Empathietheorie kommt von dem krampfhaften Versuch, endlich eine Autismustheorie zu entwickeln. Die meisten beschreiben m. M. nach nur die Extremfälle, wenn überhaupt. Die Beschreibungen, die man auf die schnelle bekommt, sind schlecht, da ASS sich frei entwickeln kann und auch nach einiger Zeit wieder komplett anders aussiehen kann. Ich sehe ASS als eine extreme Schwankung in dem eigenen können, durch eine besondere Denkweise und dessen Herausforderungen befeuert.

Ich persönlich habe in meiner Pubertät einen Flexibilitätskomplex aufgebaut, weshalb ich heute relativ gut mit Veränderungen klar komme. Ein anderer könnte aber eine Abneigung dagegen entwickelt haben.

Versuche dich auf deine Kompensationsstrategien zu konzentrieren und nicht auf Symptome, die sind schwer zu erkennen und immer absolut verschieden! Ein Autist kann keine oder extrem viele Spezialinteressen haben. Mal ist er ultra sozial, mal komplett ungeschickt. Mal nimmt er niemals Drogen, ein anderer betäubt sich täglich. Mal liebt er die Wahrheit, mal einer richtig Manipulativ. Einer kann sehr gut mit Zahlen, ein anderer garnicht.

Außerdem sind die eigenen Denkweisen - wie ich finde - sehr interessant! Ich beschreibe das wie ein „klebriges Gehirn“, manchmal bleibe ich an einem Gedanken oder einer Tätigkeit kleben - mit MPH umso mehr - das fühlt sich aber richtig gut an! Ein Arzt könnte das schnell für Zwanghaft sehen, allerdings leide ich nicht darunter - im Gegenteil.

Es kann passieren, dass ich spontan auf einer Wiese für 2 Stunden Klee pflücke, oder gestern habe ich 3 Stunden lang einen Kopfrechentrick für Aufgaben wie 46x25 ausgearbeitet, oder ein 1000 Teile Puzzle starte und nach 7h(nur mit Trink und Toilettenpausen) auch schon wieder fertig bin. ^^

Exkurs - für interessierte:


[Nur für 2-Stellige Aufgaben. Az;Bz Zehnerstelle/ Ae;Be Einerstelle]
Rechnung:

Es heißt soweit ich weiß immernoch Masking. Es wird ja immer von „Unmasking Autism“ gesprochen (PS. ein gutes Buch! : P)

Da wäre ich sehr vorsichtig, meine Info ist 22-83% ASS+ADHS und 30-65% ADHS+ASS (Sokolova et al.,2017). Das waren ca. 1200 Teilnehmer(- ca. 400 Kontrollgruppe)

Respekt! Ich hatte relativ schnell aufgegeben, da sich meine Realität nicht - wie ich es erwartet habe - gebessert hat. Also ca. 6 Jahre Arbeit bis ich mir mal eine geschlossene von innen angesehen habe. ^^

Ich trage aktuell mein Wissen zu ASS in einem Word Dokument zusammen, um damit bald einen kleinen Hilfsbeitrag hier im Forum zu posten.

LG

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Das kann gar nicht oft genug erwähnt werden. :slight_smile: Fand es auch klasse.

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Ich selber habe sehr viel „Empathie“, denke ich, vor allem wenn ich die Situation des anderen selbst, in ähnlicher weise, schon einmal erlebt habe, ansonsten muss ich mir das Logisch herleiten und auf meine Erfahrung und Wissen zurück greifen. Der Zusammenhang mit Alexithymie ist mir ebenfalls bekannt. Man ist ein Mensch und kein Roboter.

Ich glaube mit „Camouflaging“ ist das unterdrücken von Stereotypien gemeint und mit Masking das allgemeine, ich nenne es mal, Schauspielern um nicht anzuecken. Bin mir bei diesen Begrifflichkeiten aber nicht sicher, denke aber die Aussage, „nicht sich selbst sein zu dürfen um dazu zu gehören“ beschreibt es ganz gut. Soll wohl, wie ich gelesen habe, ein Überlebensinstinkt, in einer ach so Lebensfeindlichen Umgebung, für jemanden der nicht „Normal“ ist, was auch immer dieses „Normal“ sein sollte, sein.

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MEGA interessant.
Der erste Punkt hat mich schon gepackt…ich vergesse zu trinken.

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Du hast gemeint,ich solle mich auf meine Kompensationsstrategien konzentrieren.
Die fliegen mir aber gerade um die Ohren.
Hab Angst in die Überidentität der Diagnose zu rutschen.
Ich funktioniere zwar, aber nicht wie gewohnt.

Sorry viel Text - don’t tickle my special interest :stuck_out_tongue:

Damit wärst du mehr bei dir und deinen konkreten Problemen. Mit unter sind die Strategien veraltet (aus der Kindheit) oder keine Langzeitlösung. Ich persönlich denke viel in (Teil-)Systemen die einzelne Lebensbereiche/Tätigkeiten abdecken.

Ich betreibe je nach Situation krasses „Fawning“ (People_Pleasing), je nach Dauer geht es mir dann ziemlich schlecht, nur ist die Strategie dahinter eine Art Vermeidung von negativen Feedback. Da muss ich dieses Teilsystem „umbauen“, um dann damit richtig umgehen zu können. Mein Lösungsansatz ist hier bspw. herauszufinden, was ein anderer von mir erwartet und was ich denke, was er erwarten wird. (Stichwort kollektives Unterbewusstsein)

Wenn eine Diagnose nicht wirklich passt, dann mache ich mir nicht wirklich Sorgen. Das Ding mit ASS ist aber irgendwie besonders, da die Beschreibung sehr vielfältig ausfällt. ADHS → Probleme bei Aufmerksamkeit/Hyperaktivität/Impulsivität damit kann man arbeiten.
ASS? Schwierig - die Probleme sind oft „kann“ oder sind absolut unterschiedlich ausgeprägt. Häufig kann man die Erfahrung (noch) nicht in Worte fassen. Die Kernthemen ich rauslesen konnte - ggf. - eine Denkträgheit(starten/wechseln/beenden von Aufgaben) - „Autistic Inertia“; besondere Verarbeitung von Sensorischen Reizen(ein Thema für sich ^^); Soziale Unterschiede(z.B. durch Trägheit und/oder sensorische Eigenheiten); Besondere Art, sich zu konzentrieren - Spezialinteressen; Bedürnis nach Stabilität.

Wie sich sowas äußert hängt stark von der Entwicklung und eigenen Erfahrungen ab.

Vielleicht ist es nicht schlimm, sich mit einer Diagnose zu identifizieren. Ich tue das, damit ich meine Probleme akzeptieren kann und mich um die Sachen kümmere, die mir etwas bedeuten. Wenn ich eben langsam bin, dann bin das ich. Ich versuche mich nur um die Probleme zu kümmern, die ich auch ändern kann.

ADHSler? That’s me. Autist(selfdiagnosed)? That’s me!? Ich lache darüber, wenn ich ohne Hausschlüssel zuhause ankomme. Ich sage häufig zu mir selbst: „Was versucht du gerade zu machen?“ oder ich gebe den Fehlern Namen und mache - ohne Wertung - weiter. Oder wenn ich mein Gegenüber im sozialen Kontakt absolut missverstehe.

Das ist ganze ein Prozess. Die Selbsterkenntnis braucht Zeit, die richtige Form Selbstmitleid, und vllt. eine kleine Portion schlechte Kompensation - bei mir Chips.

Ich musste mich in den letzten Monaten auch einmal richtig kennenlernen - Stichwort Überstimulation/Überforderung. In den letzten Wochen habe ich mich bewusst um Bedürfnisse gekümmert, die ich zuvor nur unbewusst behandelt habe - Arten der Erholung (Achtung das gleichnamige Buch von D. Smith ist Müll, da Gott die Lösung für alles ist. ^^)

Das eigene System wird angepasst und es geht weiter. Hier eines meiner Lieblingszitate.

“You always have to realize that you’re constantly in a state of becoming. And, as long as you can stay in that realm you’ll sort of be alright.”
Bob Dylan

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Ich glaube der Zustand des „Werdens“ ist bei mir ein Dauerzustand.
Ich analysiere ständig, bin dauernd in der Selbstreflexion.
Es ist mega spannend sich kennen zu lernen.
Auf der anderen Seite bin ich dann overload, diese ganzen Informationen muss ich erstmal verarbeiten und sacken lassen.
Mein Coach meinte, Autisten müssen lernen zu relativieren…du hast es ganz schön beschrieben, wenn du mal wieder ohne Schlüssel vor der Haustür stehst, nimmst du es mit Humor.
So weit bin ich noch nicht. Ich gehe mir irgendwann selbst auf den Keks, weil es soviel Energie raubt.
Ich verstehe nicht, dass ich für ziemlich viele Menschen Verständnis und Mitgefühl zeige und selbst mit mir so hart ins Gericht gehe.
Ich danke dir für deine ausführlichen Informationen.

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Man kann zwischen kognitiver und emotionaler Empathie unterscheiden: Während die kognitive Empathie beispielsweise dazu führt, dass ein trauriges Gesicht als solches erkannt wird, führt die emotionale Empathie dazu, dass daraufhin Mitleid mit dem traurigen Menschen entwickelt wird. Menschen im Autismus-Spektrum haben ausschließlich Schwierigkeiten mit der kognitiven Empathie, also mit dem Erkennen von Emotionen, nicht aber mit der emotionalen Empathie per se. Wird eine Emotion aufgrund der eingeschränkten kognitiven Empathie jedoch nicht adäquat erkannt, dann entwickelt sich als logische Konsequenz daraus in dem Moment auch keine emotionale Empathie. Wird eine Emotion jedoch korrekt erkannt, so sind Autist:innen durchaus zu emotionaler Empathie fähig.
Aufgrund der mangelnden Theory-of-mind kann also das erkannt werden, was einem selbst bekannt ist. Dafür muss ja nicht zunächst die Perspektive einer anderen Person eingenommen werden.

(Quelle: Tebartz van Elst 2018, S. 75)

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Habe die Bestätigung der V.a. ASS ja noch nicht, deswegen bin ich immer ein wenig Vorsichtig. Gelesen habe ich es aber schon im schlauen Büchlein vom Elst. Habe aber die 2023 Auflage mit Tics zusätzlich, ist sehr aufschlussreich. Sowieso schon Irrsinn das ich sowas Lese und in Teilen verstehe, als Schulabbrecher mit vergleichbaren Hauptschulabschluss, wollte ich mal nebenbei anmerken.

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Genau das ist der Punkt! Wenn ich mir andere ansehe, wirken sie wie Menschen, die ihr Leben bereits gelöst haben und nun ihre Zeit für immer glücklich verbringen. Das ist aber eine Momentaufnahme. Die Todo-Liste wird niemals aufhören, die Selbstreflexion hört niemals auf, wir lernen uns jeden Tag ein bisschen besser kennen.

Kennst du den Mythos des Sisyphus? Albert Camus brachte das Gegenargument: Was wenn Sisyphus glücklich ist? Was wenn er seine Reise genießt, denn er hat alle Zeit der Welt den Stein auf den Berg zu bringen, und danach macht er es eben nocheinmal.

ADHS oder ASS ist der Beginn einer Reise zu dir Selbst. Wir erkennen unsere wahren Schwächen und auch Stärken. Kümmere dich um deine Bedürfnisse, vielleicht kennst du sie noch nicht alle. Probiere vllt. ein verschollenes Hobby oder eine „unerlaubte“ Lieblingstätigkeit mal wieder aus. Bei mir wäre es das Schaukeln, früher habe ich teilweise ganze Tage lang geschaukelt, das waren freie Gedanken - ohne jede Verantwortung.

Das geht mir auch so. :slight_smile:

„Gnothi seauton“ Erkenne dich selbst!

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